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Elden Ring im Test: Ist das die neue Open-World-Referenz?

Können „Horizon Forbidden West“ und „Assassin’s Creed: Valhalla“ einpacken? From Software kombiniert in „Elden Ring“ die „Souls“-Form mit Open-World-Gameplay. Der Test erklärt, ob dieser Mix auch funktioniert!

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9.5

From Software existiert bereits seit 1986 und machte sich früh durch Titel wie „King’s Field“ oder „Armored Core“ einen Namen. Der internationale Durchbruch aber gelang durch die „Souls“-Saga, mit der man ein Genre prägte und erschuf. Diesem folgte man zuletzt auch etwa in „Sekiro: Shadows Die Twice“ und wagt mit „Elden Ring“ die Etablierung einer neuen, eigenständigen Marke.

Bereits im Vorfeld bezeichneten viele „Elden Ring“ als „Dark Souls“ in einer offenen Spielwelt. Denn die Verwandtschaft zu den frühen „Souls“-Games ist unverkennbar. Nach einer Woche im Zwischenland aber können wir sagen: Diese Formulierung wird „Elden Ring“ nicht gerecht.

Denn wie stark sich klassische Open-World-Elemente auf die bewährte „Souls“-Mechanik auswirken würden, überrascht. „Elden Ring“ überzeugt und begeistert – vor allem aber emotionalisiert es mit tollen Augenblicken, die ohne das Zwischenland wohl nicht möglich gewesen wären.

Vom Befleckten zum Elden-Lord?

Die Geschichte hinter „Elden Ring“ könnte derweil beklemmender kaum sein. Das Zwischenland versinkt im Chaos: Seuchen, Krieg und Verrat sind über dem Reich hereingebrochen. Eure Aufgabe besteht nun darin, als Befleckter die Lords zu besiegen, den „Elden Ring“ zu einen und das Zwischenland zu retten. Das klingt wie ein typisches Fantasy-Märchen, wird aber düster und bedrückend präsentiert.

Euren Spielcharakter wählt ihr aus zehn vorgefertigten Klassen mit individuellen Statistiken, Waffen und Hintergründen. Zudem legen wir auch optionale Talismane fest, die euch einen kleinen Startbonus verpassen. Die Auswahl an Klassen reicht von Nahkämpfern wie dem Krieger oder dem Helden bis zu magisch versierten Distanzschützen wie dem Astrologen. Hinzu kommen Hybridklassen wie der Gefangene oder auch der Samurai.

Letztlich ist die Wahl der Klasse aber nur eine Momentaufnahme. Sobald ihr euren Fuß in das Zwischenland setzt, stehen euch alle Wege offen und ihr entscheidet mit dem Verteilen von Charakterwerten nach Stufenaufstiegen, welche Waffen und Fertigkeiten euer Befleckter tatsächlich verwenden kann.

Erste Schritt im Zwischenland

Nach einem kurzen Vorspiel und einem überschaubaren Tutorial entlässt euch „Elden Ring“ schließlich in seine offene Welt. Das Zwischenland ist unterteilt in verschiedene Regionen wie Limgrave oder die Seenlandschaft samt Akademie. Ladezeiten oder dergleichen gibt es aber nur nach Bildschirmtoden. Das Startgebiet Limgrave ist ein vergleichsweise freundlicher Ort: Dichte Wälder und saftige Wiesen zeigen, wie schön es im Reich mal gewesen sein muss. Doch spätestens, wenn euch am See ein riesiger Drache braun und kross brutzelt, wisst ihr, dass hier etwas nicht stimmt.

From Software greift bekannte „Souls“-Gameplay-Elemente auf und münzt sie auf die Welt von „Elden Ring“ um. Im Kampf erbeutete Runen investiert ihr in Stufenaufstiege, neue Ausrüstung beim Händler oder für Waffen-Upgrades. An so genannten Orten der Gnade rastet ihr und greift auf eine Reihe von Inventar- und Charakterfunktionen zurück. Solltet ihr aber zwischendurch drauf gehen, verliert ihr eure gesammelten Runen und habt eine Chance euch diese wiederzuholen. Sterbt ihr erneut, ist der erste Batzen weg. Der Verlust des eigenen Spielfortschritts und damit einer möglichen Weiterentwicklung spielt eine gewohnt große Rolle und erzeugt einen kleinen Nervenkitzel.

Zugleich aber passt From Software „Elden Ring“ auch an die gewaltige Spielwelt an: Entdeckte Orte der Gnade dienen als Schnellreisepunkte. In der Nähe eures Startpunkts macht ihr nicht nur Bekanntschaft mit dem Händler, sondern schaltet kurze Zeit später auch euer Reittier Sturmwind frei. Dieses leistet euch sowohl im Kampf als auch bei der Erkundung der Ländereien treue Dienste. Beispielsweise springt ihr mit Sturmwind in Wirbel und katapultiert euch so auf höhere Ebenen.

Außerdem ist das gehörnte Pferd dank seiner Doppelsprünge ideal für Klettertouren in den Bergen. Im Kampf ist Sturmwind ebenfalls extrem nützlich. Nicht nur, weil es eine eigene Energieleiste besitzt und somit Treffer aus- und abhält, sondern auch weil das Umrunden von Gegnern ein mehr als probates Mittel zum Sieg darstellt. Für unseren Geschmack muss From Software aber noch an der Steuerung, der Kamera und an der Spielbalance schrauben. Sturmwind ist eine tolle Ergänzung, aber noch nicht perfekt.

„Elden Ring“ ist ein einziges, gewaltiges Abenteuer

Wie schon aus der „Souls“-Reihe bekannt, nimmt euch auch „Elden Ring“ nicht sonderlich in die Hand oder stößt euch gar mit der Nase auf die nächste Story-Mission. Das zeigt sich auch bei einem Blick auf die Karte, die neben dem Terrain nur Orte der Gnade automatisch einzeichnet. Andere Orte wie etwa Dungeons müsst ihr händisch mit Stempel nachtragen. Zur Vervollständigung der Karte benötigt ihr zudem Fragmente, die ihr in der Spielwelt selbst vorfindet.

Die ersten Stunden seid ihr daher mit dem Zurechtfinden im Zwischenland und vermutlich mit der Jagd nach dem ersten Boss namens Margit das grausame Mal beschäftigt. Doch „Elden Ring“ möchte, dass ihr euch Zeit nehmt und entsprechend knackig ist der Bursche. Das Schöne: Dank der Open-World-Mechanik gibt es mehr als genügend Möglichkeiten, mehr Erfahrung zu sammeln und den Charakter aufzurüsten. Beispielsweise könnt ihr Camps oder Konvois überfallen, Katakomben durchsuchen oder unter Siegeln nach Mini-Bossen Ausschau halten. Die offene Spielwelt setzt euch keine Grenzen. Theoretisch könnt ihr bereits zu Beginn (fast) überall hin.

Dass das keine gute Idee ist, werdet ihr aber spätestens dann feststellen, wenn euch in späteren Gebieten Feinde mit einer Attacke ins Jenseits befördern. „Elden Ring“ ist fein ausbalanciert und macht überdeutlich klar, falls ihr mehr Zeit mit dem Entdecken und Aufleveln zubringen müsst. Das klassische Grinding spielt aber eine nicht ganz so dominante Rolle, da ihr nur selten alte Bereiche mehrfach durchlaufen müsst. Vielmehr sind die Gebiete so groß, dass ihr nebenbei Spielfortschritt erzielt und genau dadurch auch noch Entdeckungen macht.

Auf diesem Weg trefft ihr auch immer wieder Figuren, die euch im Spielverlauf begleiten und an der Tafel der Gnade – dem HUB-Level – zu finden sind. Dort könnt ihr etwa auch beim Schmied Waffen verstärken oder weiterführende Upgrades vornehmen. Nur, wenn ihr euch auch von dem Hauptpfad löst, werdet ihr weitere Fortschritte erzielen und Funktionen freischalten. Diese Verbindung aus Erkundung, Story und Gameplay motiviert enorm und unterstreicht die Bedeutung der Welt.

Mehr Magie

Aber egal, ob ihr das Zwischenland frei erkundet oder dem vermeintlichen roten Faden folgt – Der Kampf steht im Mittelpunkt. From Software spielt hier die Erfahrung aus den letzten Jahren souverän aus und präsentiert stark ausbalancierte Schlachten mit größerem Magie-Fokus als bislang. Man präsentiert mit Zauberei und Anrufungen gleich zwei mögliche Bereiche, mit denen ihr teils spektakuläre Aktionen wirken könnt.

Als zusätzliche Helfer erhaltet ihre eine geisterrufende Glocke, mit der ihr Erscheinungen wie Wölfe oder Skelettkrieger herbeirufen könnt. Sie kämpfen in vorgegebenen Bereichen an eurer Seite und sind gerade in Boss-Kämpfen eine gute Ablenkung.

Kommt ihr trotzdem nicht weiter, könnt ihr auch Koop-Partner zu Hilfe holen oder an bestimmten Punkten einen zusätzlichen NPC als Mitstreiter beschwören. Kurzum: Auf dem Schlachtfeld geht es turbulent zu und besonders die Bosse haben es einmal mehr in sich. Hier kommt es darauf an, Bewegungsabläufe zu erkennen und zu kontern, um so die richtigen Gegenattacken zu setzen.

Das Monster- und Gegnerdesign ist ausgezeichnet und reicht von Fußsoldaten und schweren Rittern bis hin zu Drachen und Baum-Wesen. Was in den High-Level-Regionen abgeht, lassen wir an dieser Stelle unkommentiert.

Die Tiefen des Action-Rollenspiels

Im Test von „Elden Ring“ vergingen die unzähligen Spielstunden wie im Fluge. Natürlich herrschte währenddessen nicht nur eitel Sonnenschein. Immer wieder blieben wir auch an Gegnern hängen, starben tausend Bildschirmtode und verloren dadurch unsere Runen. From Software setzt auf die hinterhältigsten Tricks und sorgt damit zwischendurch auch für Ärger und Frust. Auch wenn sich das Spiel insgesamt zugänglicher, offener und vor allem komfortabler gibt, ist es eben doch ein „Souls-like“ und damit wird es euch immer wieder an eure Grenzen bringen.

Zugleich aber betont es die schönen Seiten des Genres stärker. Der Charakterfortschritt bietet im Verlauf extrem viele Möglichkeiten zum Micromanagment: Wir mussten etwa mit Stufenaufstiege auf die Benutzung einer neuen Waffe hin arbeiten, suchten ewig lange nach einem stärkeren Stab für unseren Astrologen und tüftelten immer wieder an der Ausrüstung herum.

Mit Kriegsasche passen wir zudem Waffentalente an und verändern so den angerichteten Schaden. Auch das Crafting, welches ihr im Gegensatz zum Verstärken der Waffen unterwegs durchführt, fügt sich ausgezeichnet ein. Beim Erforschen sammelt ihr tonnenweise Ressourcen, die ihr entweder gegen Runen tauschen oder verbauen könnt. Die Masse an Helfer und Items ist immens und lädt zum Ausprobieren ein.

Meldungen zu Elden Ring: 

„Elden Ring“ präsentiert sich somit als Rollenspiel-Schwergewicht, das auch nach 20 und mehr Stunden neue Funktionen anbietet. In Kombination mit dem Entdecken einer sagenhaften Spielwelt ergibt sich eine explosive Mischung, die euch über viele Stunden vor den Bildschirm bannt. Dass ihr dem Spiel auch gerne zuschaut, liegt nicht zuletzt an der starken und atmosphärischen Präsentation.

„Elden Ring“ bietet auf der einen Seite immer wieder Postkartenmotive, kann aber auch zum Grusel-Abenteuer mutieren, wenn ihr durch abgelegene Dörfer voller Untoter schleicht. Sehr schön: From Software setzt den wuchtigen Soundtrack fast ausschließlich in den Boss-Kämpfen ein und macht sie so zu etwas Besonderem.

9.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Gewaltige und toll präsentierte Spielwelt
  • Extrem viel zu entdecken
  • Gut ausbalanciertes Charakter- und Kampfsystem
CONTRA
  • Fehlerhaftes Gegnerverhalten
  • Kleinere technische Schwächen
  • Kampf zu Pferd gewöhnungsbedürftig

Elden Ring im Test: Ist das die neue Open-World-Referenz?

„Elden Ring“ gehört zu dieser Sorte Videospiel, die einen nicht mehr loslässt. Selbst wenn die Konsole ausgeschaltet ist, denkt man darüber nach und überlegt, wie es wohl weitergeht. Der aus „Dark Souls“ berühmt-berüchtigte Schwierigkeitsgrad ist natürlich Teil des Erlebnisses, aber längst nicht mehr so dominant.

Im Test jedenfalls behielten wir vor allem die einzigartigen Augenblicke, die Kämpfe und das Entdecken und Erforschen der Spielwelt im Hinterkopf. Der Schritt hin zu einer offenen Welt mit monströsem Umfang tut From Software und der bewährten „Souls“-Formel ausgesprochen gut.

Zugleich öffnet man „Elden Ring“ durch die neuen Möglichkeiten einer neuen Spielerschaft. Mal von kleineren technischen Problemen abgesehen präsentiert sich „Elden Ring“ als absolutes Ausnahmespiel, an dem es im Jahr 2022 schwierig sein wird, vorbei zu kommen.

Hotlist

Kommentare

RikuValentine

RikuValentine

24. Februar 2022 um 10:49 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

24. Februar 2022 um 12:12 Uhr
RikuValentine

RikuValentine

24. Februar 2022 um 12:30 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

24. Februar 2022 um 13:17 Uhr
Schnäbedehämbrä

Schnäbedehämbrä

24. Februar 2022 um 14:02 Uhr
Schnäbedehämbrä

Schnäbedehämbrä

24. Februar 2022 um 14:20 Uhr
Jacksonaction

Jacksonaction

25. Februar 2022 um 07:13 Uhr