Im vergangenen Herbst veröffentlichten Activision und Treyarch „Call of Duty: Black Ops 6“. Mit dem neuesten Ableger gelang es den Entwicklern, die Reihe nach dem enttäuschenden „Modern Warfare 3“ (2023) zumindest spielerisch wieder auf Kurs zu bringen.
Abgesehen von dem Omni-Movement-System gab es in „Black Ops 6“ allerdings genau wie in den diversen Vorgängern im Prinzip keine großen Innovationen zu vermelden. Eine Begebenheit, die Chance Glasco im Interview mit „News 9“ mit deutlichen Worten kritisierte. Glasco war mehrere Jahre bei Infinity Ward beschäftigt und arbeitete unter anderem am ersten „Call of Duty“, das 2003 erschien.
Im Gespräch mit „News 9“ attestierte der Veteran den für „Call of Duty“ verantwortlichen Entwicklerteams Infinity Ward, Treyarch und Sledgehammer Games Ideenlosigkeit und einen fehlenden Mut zum kreativen Risiko.
Der Entwickler blickt zurück und übt Kritik
Zunächst blickte Glasco auf seine Zeit bei Activision zurück. Wie er einräumte, entwickelte sich „Call of Duty“ erst einmal nicht zu dem Massenphänomen, das wir heute kennen. Erst der Multiplayer zog die Spieler an und sorgte dafür, dass die Reihe in den Folgejahren kontinuierlich wuchs.
„Wir wussten, dass wir ein richtig gutes Spiel machen konnten. Activision gab uns die Freiheit, Dinge zu tun, die wir bei Medal of Honor nicht konnten. Dennoch war es eine neue Marke. Es gab nicht sofort einen großen Verkaufsanstieg. Stattdessen stiegen die Verkaufszahlen allmählich, als sich das Spiel herumsprach. Der Mehrspielermodus hat die Leute wirklich gepackt, und mit der Zeit wurde es riesig“ sagte Glasco.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs ging er auf die seiner Meinung offensichtliche Ideenarmut der aktuellen „Call of Duty“-Teams ein und zog in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit einer Kultserie: „Es ist fast wie bei den Simpsons. Es gibt die Reihe schon so lange, dass es manchmal so wirkt, als wären ihnen die Ideen ausgegangen. Es hat sich irgendwie ins Abseits verirrt, aber ich spiele Warzone trotzdem noch gern.“
Glasco weiter: „Ich habe mehr Zeit damit verbracht, Spiele über den Zweiten Weltkrieg zu machen, als Amerika tatsächlich im Zweiten Weltkrieg war. Daher fühlte sich der Wechsel zu modernen Settings erfrischend an. Ich würde nicht sagen, dass Call of Duty mit Modern Warfare 2 seinen Höhepunkt erreicht hat. Aber das war wahrscheinlich das beste Spiel, das wir gemacht haben.“
Auch ein Ex-Producer kritisierte die Reihe zuletzt
Mit seiner Kritik steht Glasco nicht alleine da. Erst kürzlich sprach mit Mark Rubin der ehemalige leitende Produzent der „Call of Duty“-Reihe über die Entwicklung der Marke. Laut Rubin sollte es Activision und den Entwicklern wieder mehr darum gehen, die Spieler mit der Qualität der Shooter zu überzeugen, anstatt sich vor allem auf ein Bombast-Marketing zu verlassen.
„Sie setzen stark auf FOMO-Marketing (Angst, etwas zu verpassen) und EOMM-Matches. Aber ich habe das Gefühl, früher ging es mehr um die Qualität des Spiels selbst“, erklärte Rubin.
„Und genau das hat die Spieler dazu gebracht, es zu spielen. Das bedeutet: Es braucht einen spielerzentrierten Ansatz. Also weniger auf Engagement-Strategien fokussiert und stattdessen qualitativ hochwertige Spielerlebnisse. Bessere Maps, bessere Modi und so weiter.“
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Kommentare
RegM1
15. Mai 2025 um 09:51 UhrSolange das Geschäft funktioniert und neue Leute die Lücken füllen wird auch nichts geändert, war selbst über Jahre ein Spieler der Reihe, mit Ghosts war ich dann raus und bin nie zurückgekehrt.
Für mich ist die Aussage von Mark Rubin relevanter, denn FOMO und EOMM verderben mir tatsächlich jeglichen Spaß, da es nicht mehr um Skill geht.
Der Namenlose
15. Mai 2025 um 09:51 UhrDie stecken lieber mehr Geld ins Marketing und Dlcs als in Qualität…
Barlow
15. Mai 2025 um 11:19 UhrUnd die zig Millionen geben ihnen dennoch recht, dass die „Qualität“ ausreichend ist.
HakunaTraumata
15. Mai 2025 um 11:59 UhrMan merkt aber halt schon das seit Vanguard irgendwie kein Studio mehr wirklich gute Maps bauen können.
Pro Reihe vlt mal 2-3 gute Maps, aber auch da öfters mal ganz viel unbenutzte Fläche die keinen Sinn ergibt
Fluessigmetall
15. Mai 2025 um 13:25 UhrIch hoffe es kommt mal wieder ein WW2 CoD .
Buzz1991
15. Mai 2025 um 13:52 UhrWofür steht EOMM?
xarjaz
15. Mai 2025 um 13:55 UhrDiese sehr „behutsame“ Weiterentwicklung ist typisch für diese Megafranchises. Siehe z.B. auch Pokemon, das entwickelt sich auch so schnell wie ein Gletscher. Ich denke, das ist sogar Teil des Erfolgsrezepts. Wer ein Pokemon oder Call of Duty kauft, will was Vertrautes spielen und nicht herausgefordert werden. Die sind quasi die Currywurst mit Pommes der Videospiele.
RegM1
15. Mai 2025 um 14:03 Uhr@Buzz1991
Engagement Oriented Match Making
statt SBMM (Skill Based Match Making).
Du wirst also vom System bewusst in Matches gesteckt, wo der Ausgang bereits geschätzt wurde, so entstehen einseitige Wins und Losses, sogenannte „Stomps“ und es werden weitere Informationen über deinen Account getrackt, wenn du beispielsweise 2x verlierst und dann das Spiel mit Alt+F4 verlässt, wird das vom System berücksichtigt und als „Ragequit“/Frustration erkannt, beim nächsten Start ist es sehr wahrscheinlich, dass du mit einer Winstreak (Gewinnserie) begrüßt wirst, damit du möglichst viel Zeit im Spiel verbringst.
Weitere Taktiken sind z.B. Leute ohne In-App-Purchases zusammen in ein Team zu stecken, was dann von Leuten mit In-App-Purchases plattgemacht wird, das ist halt unterschwelliges Marketing und erhöht die Chance, dass du Skins kaufst…
Ich hasse diese ganzen Taktiken, SBMM ist der einzige Weg.
RegM1
15. Mai 2025 um 14:09 Uhr@xarjaz
Bei Pokemon macht es durchaus auch Sinn, dass die Spiele sich kaum verändern, da man das eben auf Generationen ausgelegt hat.
Sprich die Eltern, die mit Pokemon Blau groß geworden sind, sollen sich in den neueren Spielen wie Pokemon Schwert/Schild sofort heimisch fühlen, so können sie es auch schneller ihrem Kind näherbringen und die Taktik funktioniert wunderbar, Pokemonkarten verkaufen sich bei jung und alt, die Spiele auch.
Call of Duty hingegen ist imho einfach eine EOMM/FOMO-Maschine zum Gelddrucken und wurde über die Jahre dahingehend optimiert.
Buzz1991
15. Mai 2025 um 14:18 Uhr@RegM1:
Danke!
Def
15. Mai 2025 um 15:14 Uhr„Mit dem neuesten Ableger gelang es den Entwicklern, die Reihe nach dem enttäuschenden „Modern Warfare 3“ (2023) zumindest spielerisch wieder auf Kurs zu bringen.“
Falsch. MW3 ist gerade spielerisch sehr beliebt. Der Umfang war das Problem.
Ich finde es etwas missverständlich, Chance Glasco als IW-Veteranen zu bezeichnen. Er ist ein Ex-Mitarbeiter und hat die Blütezeit nicht miterlebt. Die Aussagen von Mark Rubin sind von zweifelhafter Natur, ist er doch der Hauptverantwortliche für das Desaster XDefiant. Insgesamt hat diese „News“ wenig Substanz.
@RegM1
Du bist also nach dem schlechtesten Teil ausgestiegen und hast die moderne Ära noch nicht mal ausprobiert? Dafür redest du aber ganz schön viel darüber. Ich kann dir nur empfehlen diese „Wissenslücke“ zu schließen.