Nach der Veröffentlichung von „The Alters“ war die Aufmerksamkeit vieler Spieler weniger auf Gameplay-Mechaniken gerichtet: 11 Bit Studios, bekannt für Titel wie „Frostpunk“ und „This War of Mine“, sah sich zuletzt mit reichlich Kritik konfrontiert, nachdem Spieler Hinweise auf KI-generierte Assets entdeckt hatten.
In sozialen Medien machte unter anderem ein auffälliger Screenshot die Runde. Er zeigte ein textbasiertes Kapitänslogbuch, in dem der Satz zu lesen war: „Klar, hier ist eine überarbeitete Version, die sich ausschließlich auf wissenschaftliche und astronomische Daten konzentriert.“ Eine Formulierung, wie sie typischerweise von ChatGPT oder ähnlichen KI-Tools stammen könnte.
Entwickler melden sich zu Wort
Inzwischen hat sich das Studio hinter „The Alters“ in einer Stellungnahme geäußert. Darin heißt es zunächst: „Wir haben eine Vielzahl von Anschuldigungen bezüglich der Verwendung von KI-generierten Inhalten in The Alters gesehen. Und wir halten es für wichtig, unseren Ansatz klarzustellen und mehr Kontext zu liefern.“
Nach eigenen Angaben habe man generative KI „ausschließlich als temporäre [Work-in-Progress] Elemente und in sehr begrenztem Umfang“ genutzt. Ein Beispiel sei ein einzelner KI-generierter Text, der für eine Grafik-Textur gedacht war und ursprünglich als Platzhalter diente. „Dies war nie als Teil der endgültigen Version vorgesehen. Leider wurde dieser einzelne Platzhaltertext aufgrund eines internen Versehens versehentlich im Spiel belassen.“
Das betreffende Asset von „The Alters“ sei inzwischen geprüft worden und werde aktualisiert, erklärte das Studio: „Wir möchten die Situation zwar nicht herunterspielen, aber auch deutlich machen, dass sie nur begrenzte Auswirkungen auf Ihr Spielerlebnis hat.“
Übersetzungen betrafen externe Inhalte
Zusätzliche Kritik zog eine fehlerhafte Lokalisierung in der portugiesischen Übersetzung von „The Alters“ auf sich. Hier begann ein Untertiteltext mit dem auffälligen Satz: „Klar! Hier ist der übersetzte Text in brasilianisches Portugiesisch.“
Laut 11 Bit Studios betraf dies ausschließlich „einige lizenzierte Filme“, die innerhalb des Spiels in bestimmten sozialen Bereichen abgespielt werden. Diese Inhalte seien „extern produziert“ und erst „in der letzten Entwicklungsphase hinzugefügt“ worden.
Aufgrund „extremer Zeitbeschränkungen“ habe man darauf verzichtet, die üblichen Übersetzungspartner einzuschalten. Stattdessen seien bestimmte Video-Texte kurzfristig durch KI-Tools lokalisiert worden. Das Studio betont, dass diese Texte lediglich „0,3 Prozent“ – bzw. 10.000 Wörter von insgesamt 3,4 Millionen Wörtern – des gesamten Spieltextes ausmachten.
„Es war immer unsere Absicht, nach der Veröffentlichung im Rahmen unseres Lokalisierungs-Hotfixes unsere vertrauenswürdigen Übersetzungsagenturen einzubeziehen, damit diese Texte mit derselben Sorgfalt und Qualität bearbeitet werden wie der Rest des Spiels“, erklärte 11 Bit. Dieser Prozess sei derzeit im Gange.
Das Studio räumte ein, dass die Entscheidung hätte anders getroffen werden können. „Die Alternative wäre gewesen, diese spezifischen Dialoge nur auf Englisch zu veröffentlichen, was unserer Ansicht nach für Nicht-Englischsprachige ein schlechteres Spielerlebnis bedeutet hätte. Rückblickend erkennen wir an, dass dies die falsche Entscheidung war. Mehr noch: Ganz gleich, wie wir uns entschieden hätten, wir hätten euch einfach darüber informieren sollen.“
Keine Klarheit über Steam-Angaben
Ungeklärt bleibt bislang, warum 11 Bit Studios die Nutzung von KI-generierten Inhalten in „The Alters“ nicht wie vom Plattformbetreiber Valve vorgeschrieben auf der Steam-Seite von „The Alters“ deklariert. Auch nach der öffentlichen Kritik wurde diese Angabe bislang nicht ergänzt.
Die Entwickler von „The Alters“ abschließend: „Mit der Weiterentwicklung von KI-Tools entstehen neue Herausforderungen und Chancen in der Spieleentwicklung. Wir passen unsere internen Prozesse aktiv an diese Realität an. Doch vor allem bleiben wir unserem Grundsatz der Transparenz treu, wie wir unsere Spiele entwickeln. Wir schätzen euer Verständnis und eure anhaltende Unterstützung, während wir dieses Ziel weiterverfolgen.“
Während sich 11 Bit Studios nun um Transparenz bemüht, bleibt das Thema generative KI weiter ein wichtiges Thema der Branche. Auch andere Studios und Publisher wie Frontier Developments, Activision oder Microsoft mussten sich zuletzt für den Einsatz KI-generierter Inhalte rechtfertigen, etwa in Werbegrafiken oder spielbaren Demos.
Was haltet ihr vom Einsatz generativer KI? Ist es eine Chance oder eher ein Risiko innerhalb der Spielebranche.
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Kommentare
RegM1
01. Juli 2025 um 10:33 UhrKlar, deklarieren sollte man es, stört mich aber 0.
Ich kann es gar nicht abwarten, dass die ganzen voice actor auch mit AI ersetzt werden, dauert höchstens noch 1-2 Jahre, bis die AI auf einem höheren Niveau ist.
Und die alten Stimmen kann man einfach weiterverwenden, selbst wenn die Darsteller längst tot oder zu teuer sind, <3 it.
Mesto
01. Juli 2025 um 11:33 UhrAI ist die Zukunft da können die Leute noch soviel auf die Barrikaden gehen. Mich persönlich stört es überhaupt nicht.
Son-Gohan
01. Juli 2025 um 20:05 UhrAI ist in erster Linie eine von Techfirmen im Moment stark gehypte Technologie, um ihre Produkte an Kunden (Firmen und Privatpersonen) verkaufen zu können. Wie alle Technologien hat sie Vor- und Nachteile und ihr Nutzen hängt vom Einsatzgebiet ab. Für mich überwiegen, wenn ich an den Massenmarkt und Gesellschaften denke, eher die Nachteile. Sie kann missbraucht werden, um Kunden auf verschiedene Weisen zu schaden. Sie sorgt für Copyright issues. Sie macht uns unselbstständiger. Und der Mehrwert ist nicht überall gegeben. Ich sehe gute Einsatzzwecke im Bereich Medizin sowie überall dort, wo mit klaren Gegebenheiten gearbeitet wird. Sie ersetzt aber weder menschliche Intuition, fachmännische Einschätzung, noch künstlerische Leistungen. Es braucht eindeutig Regulierungen, zum Schutz der Gesellschaft und von natürlichen wie juristischen Personen. Persönlich werde ich AI, wann immer möglich meiden. Sie verbessert mein Leben nicht, ich brauche sie nicht, um ein schönes Leben führen zu können.