Als das noch unbekannte französische Indie-Studio Sandfall Interactive „Clair Obscur: Expedition 33“ im Juni des vergangenen Jahres angekündigte und im August den ersten Gameplay-Trailer präsentierte, ahnte wohl niemand, welche Wellen das von JRPG-Klassikern inspirierte Rollenspiel im Nachhinein schlagen wird.
Mittlerweile gilt das Spiel als einer der größten Überraschungshits und bislang bestbewerteten Titel des Jahres und verkaufte sich hervorragend – so gut, dass sogar die physische Version vielerorts vergriffen ist. Der Hype um „Clair Obscur: Expedition 33“ wurde so groß, dass selbst der französische Präsident lobende Worte fand. Und dafür verantwortlich ist die Langeweile von Guillaume Broche.
Langeweile bei Ubisoft und Rekrutierung über Reddit
Bevor Broche im Jahr 2020 Sandfall Interactive gründete, war er als Associate Producer und Narrative Lead für Ubisoft tätig. Doch seine Arbeit dort habe ihn „gelangweilt“, wie er jetzt im Gespräch mit der BBC verraten hat. Stattdessen hatte er Ideen für ein eigenes Projekt, ausgelöst durch einige seiner Lieblingsspiele aus seiner Kindheit: der „Final Fantasy“-Reihe von Square Enix. Allerdings stieß sein Vorhabe auf wenig Zustimmung. Stattdessen herrschte die Meinung, dass die Spieler so etwas nicht wollten.
Aus diesem Grund entschloss er selbst, Leute für sein Herzensprojekt zu rekrutieren – und das auf relativ ungewöhnliche Weise. Er verschickte Nachrichten auf Reddit und in Online-Foren. Eine der Antworten, die er erhielt, war von Jennifer Svedberg-Yen aus Australien. „Ich habe auf Reddit einen Beitrag von Guillaume gesehen, in dem er nach Synchronsprechern fragte, die kostenlos etwas für eine Demo aufnehmen“, sagte sie.
„Ich dachte mir: Das habe ich noch nie gemacht, aber es klingt irgendwie cool, also schickte ich ihm eine Einladung zum Vorsprechen.“ Doch nachdem sie eigentlich als eine der Hauptfiguren in einer frühen Version von „Clair Obscur: Expedition 33“ vorgesehen war, übernahm sie schlussendlich die Rolle als leitende Autorin.
Ein Team auf einer Wellenlänge
Broche fasste den Entschluss, Ubisoft zu verlassen, gründete Sandfall Interactive und begann in Vollzeit an „Clair Obscur: Expedition 33“ zu arbeiten. Später konnte man Kepler Interactive als Publisher gewinnen, die bereits nach einem zweiten Pitch ihre Zusage erteilten und die Finanzierung sicherstellten, sodass das Team auf rund 30 Personen anwuchs. Und auch die anderen Mitarbeiter wurden auf eher ungewöhnliche Art und Weise zusammengetrommelt.

Bestes Beispiel: Komponistin Lorien Testard, die noch nie zuvor an einem Videospiel gearbeitet hatte und über Soundcloud entdeckt wurde. „Ich nenne das den Guillaume-Effekt. Er ist sehr gut darin, wirklich coole Leute zu finden“, so Svedberg-Yen. Broche macht für sein „riesiges Glück“ vor allem die Covid-Pandemie verantwortlich, die dafür sorgte, dass Menschen nach einem kreativen Ventil suchen.
Die treibende Kraft hinter dem Spiel verriet, dass er eine Liste mit 15 Leuten hatte, die er kontaktieren wollte, er sich jedoch dachte: „Okay, wahrscheinlich erreiche ich niemanden. Und jedes Mal sagt der Erste: Ja, lass es uns tun.“ Broche erzählte aber auch, dass er mit all den Leuten stets „auf einer Linie“ war: „Wir mochten dasselbe. Wir sahen dasselbe. Die Diskussion verlief reibungslos.“
Der Schlüssel zum Erfolg: Moderne Tools und engagierte Mitarbeiter
Doch wie konnte ein so kleines Team ein so qualitativ hochwertiges und erfolgreiches Spiel wie „Clair Obscur: Expedition 33“ abliefern, das problemlos mit millionenschweren Triple-A-Produktionen mithalten oder in mancher Hinsicht sogar übertreffen konnte? Laut Broche seien dafür vor allem die jüngsten Fortschritte bei den Tools zur Spieleentwicklung verantwortlich, die es ermöglichten, besonders effizient zu arbeiten.
Zudem griff das Team auch auf die Hilfe von Support-Studios, Musikern und anderen Spezialisten zurück, doch letztendlich habe das Kernteam einfach „viele verschiedene Aufgaben“ übernommen und sei – obwohl es „größtenteils aus Nachwuchskräften besteht“ – „unglaublich engagiert und talentiert in das Projekt eingebunden“ gewesen.
Darüber hinaus konnte man durch die Unterstützung von Publisher Kepler auch namhafte Schauspieler wie Andy Serkis („Der Herr der Ringe“) und Charlie Cox („Daredevil“) sowie bekannte Sprecher wie Jennifer English und Ben Starr für das Projekt begeistern. Broche abschließend: „Irgendwie hat es funktioniert, was mir nach all den Jahren immer noch keinen Sinn ergibt.“
Weitere Meldungen zu Clair Obscur: Expedition 33.
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Kommentare
FURZTROCKEN
05. Mai 2025 um 13:08 UhrSpiel gefällt mir nach wie vor sehr gut. Das Thema Verlust wird mir persönlich aber im Moment zu oft für kreierte emotionale Momente herangezogen.
Gam3r
05. Mai 2025 um 14:02 UhrVision, gute Leute, Fokus auf Gameplay und Story und dann kommt auch was gutes raus.
Erfreulich finde ich, dass das Game nicht unnötig gestreckt ist.
AndromedaAnthem
05. Mai 2025 um 14:24 UhrClair Obscur ~ Expedition 33 ist irgendwie gar nicht richtig in Worte zu fassen, finde ich.
Es fesselt mich extrem und ist sogar schon zu meinem aktuellen lieblings Game geworden… 🙂
Sam1510
05. Mai 2025 um 14:41 Uhr@Gam3r
Richtig! Clair Obscur Konzenstiert sich auf das wesentliche und liefert 1A ab.
Kein aufgeblähte Open World
Keine zig ????? auf der Map oder kack Funktürme.
45-50€
Und das von ein ca 30 Mann Team. Muss man sich mal auf der Zunge ergehen lassen wenn man das mit großen Studios vergleicht die zwar mehr Geld und deutlich mehr Mitarbeiter haben aber oft nur Fast Food Content abliefern. (Ausnahme gibt es logischwerweise)
Noch Verrückter wird es wenn man hört das einige Ex Ubisoft Mitarbeiter hier mitgearbeitet haben.
Horst
05. Mai 2025 um 14:42 UhrEin Spiel, das aus den richtigen Motiven heraus entstanden ist, von Leuten, die das Herz am richtigen Fleck tragen und sich gefunden haben, sich verstehen, und in erster Linie ein tolles Spiel machen wollten! Eine echt schöne Story! Ich hoffe, dass sie sich alle treu bleiben, und uns weiterhin so tolle Games bescheren. Ich muss mir Clair Obscure endlich auch mal holen. Eine Schande, dass ich das noch nicht getan habe!! Muss aber erst Indy beenden …
Khadgar1
05. Mai 2025 um 14:57 UhrDie bei Ubi sind sicherlich am weinen, wenn sie sich an ihre Aussage erinnern, das würde keiner wollen xD
StoneyWoney
05. Mai 2025 um 15:03 Uhr@AndromedaAnthem Heeey, hinten anstellen! MEIN Lieblingsgame!
SoulofLordran
05. Mai 2025 um 15:08 UhrUnd Rockstar braucht 13 Jahre für ein neues GTA. Die großen Studios sind wirklich nur noch langweilig geworden. Keine Kreativität, ewige Wartezeiten und den Spieler nur noch als Melkvieh sehen.
Freut mich sehr, dass Clair Obscure so durch die Decke geht.
Yaku
05. Mai 2025 um 15:13 Uhr@Khadgar1
„Die bei Ubi sind sicherlich am weinen, wenn sie sich an ihre Aussage erinnern, das würde keiner wollen xD“
Solche Aussagen kamen nicht selten auch von Gamer selbst, auch hier auf der Seite.
StoneyWoney
05. Mai 2025 um 15:15 UhrHab die Handlung jetzt durch (verdammt war das gut!), nun geht es an Nebenaufgaben. Macht immer noch zu viel Bock, um aufzuhören 😀
Und wenn das immer noch nicht reicht, gibt es ja New Game Plus 🙂
arcade_dweller
05. Mai 2025 um 15:52 UhrStattdessen herrschte die Meinung, dass die Spieler so etwas nicht wollten… *kotz*
Wenn der einzige sogenannte Kontakt zu den Spielern in Form von Zahlen und Statiken stattfindet, ist es klar, dass die Bonzen in ihren Büros nur auf Zielgruppe produzieren. Die Vision des Designers? Nicht relevant! Klassische aber dafür komplexe Mechaniken? Zu Aufwändig. Zu weit weg vom Massenmarkt. Schließlich müssen all die Millionen doppelt und dreifach wieder rein. Also alles auf schön Schick und aufgebläht, damit das dekadente Auge mitfrisst. Nennt man auch Augenwischerei. Dann möglichst eingängige Kampfsysteme. Am besten noch mithilfe von billigen Quicktime Events Gameplay nur vortäuschen. RPG Elemente auf ein Minimum reduzieren. Wir wollen die Gamer ja nicht überfordern. Viel DLC rein. 300 Editionen…. Pre-Order Wahn… sie sollen schließlich nur konsumieren.
Und wenn das noch nicht genug ist, muss man auch noch das Opfergeheule von recht-konservativen incels ertragen, die sich voll in ihrer Freiheit bedroht fühlen. *kotzx3000″
Gam3r
05. Mai 2025 um 16:00 UhrGrundsätzlich ist es mir egal, ob rundenbasiert oder nicht. Es muss halt nur gut sein und hier wurde das Kampfsystem sehr gut gemacht.
Mit nem FF16 Kampfsystem wäre jegliche Herausforderung und Taktik dahin gewesen 😉
Mtbp_
05. Mai 2025 um 16:46 Uhr@SoulofLordran
Besser hätte ich es echt nicht sagen können. Dieses ganze Triple AAA Aufgeilung und ohne Ende Geld verpulvern für Dinge, die in den jeweiligen Spielen dann auch noch echt scheisse sind. Gaming ist echt extrem seltsam geworden.
AndromedaAnthem
05. Mai 2025 um 23:21 Uhr@StoneyWoney
🙂