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Test: God of War III

play3 Review: Test: God of War III

9.0

Vor fünf Jahren erschien „God of War“ für die Playstation 2. Zwei Jahre später kam „God of War II“. Beide Spiele setzten neue Standards auf Sonys damaliger Konsolengeneration. Nie zuvor waren Schlachten in derartiger Intensität dargestellt worden. Noch heute gelten beide Titel als absolut wegweisend. Kein Wunder, dass Sony vor wenigen Monaten die „God of War: Collection“ für die Playstation 3 heraus brachte – und das mit großem kommerziellem Erfolg.

Die Erwartungen an „God of War 3“ könnten also kaum größer sein. Jeder Playstation 3-Spieler wünscht sich ein sensationelles Actionerlebnis in HD-Optik mit dem Blood&Gore-Faktor der Vorgänger. Und wir möchten euch an dieser Stelle beruhigen: Genau das ist den Entwicklern der Santa Monica Studios auch gelungen!

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WAS WIR COOL FINDEN

Brachiale Schlachten
Wenn Spieler von „God of War 3“ sprechen, dann werden sie in aller Regel über die unglaubliche Inszenierung der Gefechte schwärmen. Das Action-Epos gehört neben „Modern Warfare 2“ und „Uncharted 2“ zweifellos zu den am besten inszenierten PS3-Spielen aller Zeiten. Selbst kleinere Kämpfe gegen 08/15-Skelettkrieger, Minotauren oder andere Handlanger trumpfen mit umher fliegenden Körperteilen und Orbs, sowie detailverliebten und stellenweise sogar witzigen Animationen ganz groß auf. Sobald Kratos einen Finishing-Move ansetzt, zoomt die Kamera ins Geschehen und zeigt das blutige Handwerk des Kriegsgottes in all seinen Einzelheiten – ein Graus für Pazifisten, aber technisch klasse gemacht.

Die ausschweifenden Bosskämpfe sind allerdings zweifellos das Highlight von „God of War 3“: Bereits die Anfangssequenz mit der Erdgöttin Gaya und Poseidon gibt den Takt für die folgenden Schlachten vor. In spektakulären Kamerafahrten fliegt Kratos durch die Lüfte, malträtiert seine Widersacher mit seinen Klingen. „God of War 3“ lebt von seiner bombastischen Inszenierung und macht – egal, ob beim Charakterdesign, dem Setting oder den Animationen – alles richtig. Genau so muss ein modernes HD-Action-Spektakel aussehen, wenn es sich vom Einheitsbrei absetzen will.

Monumentale Geschichte
Erneut dreht sich in „God of War 3“ alles um Verrat und Kratos‘ Rache an den Göttern des Olymp. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht den Inhalt der Geschichte vorweg nehmen, sondern auf die Qualität der Zwischensequenzen hinweisen. Wieder zeigen die Santa Monica Studios ihren Hang zu melodramatischen Momenten und übertriebenen Charakteren. Egal, ob nun der weichgespülte Götterbote Hermes oder der Muskel bepackte Herkules – Die Figurenzeichnung überzeugt auf ganzer Linie.

Die deutsche Sprachausgabe fällt während der häufigen Zwischensequenzen ordentlich, wenn auch nicht perfekt aus. Nur einen Wermutstropfen müsst ihr in Kauf nehmen – Das Ende von „God of War 3“. Hier nimmt die Moral der Geschichte nochmal einen hanebüchenen Twist, nur um euch mit einem guten Gefühl nach Hause zu schicken – unnötig.

Clevere Rätsel
So sehr sich „God of War 3“ auf die Pixel-Massaker konzentriert, so gelingt es dem Spiel auch immer wieder, die Geschwindigkeit mit Rätseln, Sprung- und Klettereinlagen gekonnt zu drosseln. Dadurch bekommt ihr die notwendigen Verschnaufpausen zwischen den Schlachten und der Adrenalinpegel sinkt langsam wieder auf ein angenehmes Niveau. Allerdings fährt „God of War 3“ auch einige wirklich clevere Rätsel auf: Besonders die Knobelei im Gartenlabyrinth hat es uns angetan.

Hier arbeitet das Spiel geschickt mit der Perspektive – nur wer logisch nachdenkt und über ein wenig räumliche Vorstellungskraft verfügt, kommt hier zum Ziel. Daneben gibt es natürlich die übliche Ansammlung an Schalter- und Hebelrätseln. Insgesamt aber spielt sich „God of War 3“ gerade aufgrund dieser scheinbaren Stilbrüche ganz hervorragend und wird eigentlich zu keinem Zeitpunkt langweilig. Schließlich werden auch gefundene Extras wie etwa Hermes „Super-Turnschuhe“ geschickt in den Spielzusammenhang eingebunden.

Geniale Spielbarkeit
Kaum ein Spiel steuert sich derart intuitiv wie „God of War 3“. Selbst Neueinsteiger verarbeiten nach wenigen Minuten Spielzeit ihre Widersacher gekonnt zu Hackfleisch. Obwohl das Actionspiel auf den ersten Blick hektisch und geradezu chaotisch anmutet, bleibt es zu jedem Zeitpunkt absolut kontrollierbar. Die eingestreuten Quicktime-Events während der Finishing-Moves und Boss-Kämpfe sind allein schon aufgrund ihrer Inszenierung eine schöne Abwechslung. Spielerisch lockern sie das dauernde Hack’n Slay merklich auf.

Ein Ohrenschmaus
Nachdem wir uns jetzt lang und breit über die tolle Grafik ausgelassen haben, wollen wir der Klangkulisse unseren Tribut zollen. Denn besonders der Soundtrack mit seinem wuchtigen Orchesterklang und den sensiblen Chören trägt maßgeblich zur Atmosphäre der Geschichte bei. Die Musik wird stets dynamisch zum Geschehen einblendet. Während der Schlachten etwa dröhnen lautstarken „Oden an die Gewalt“ durch die Lautsprecher. In ruhigeren Sequenzen ist es dagegen ganz still oder lediglich ein leiser Kammerchor stimmt ein. Die Kampfeffekte wussten ebenfalls zu gefallen, wirken aber nicht ganz so Kraft strotzend wie der Soundtrack selbst. Hier hätten wir uns noch mehr „Wumms“ gewünscht. Im übrigen empfehlen wir für „God of War 3“ eine 5.1-Anlage mit ordentlich Power. Denn nur dann entfaltet die antike Schlachtplatte ihr ganzes Potenzial.

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WAS WIR DOOF FINDEN

Zelebrierung der Gewalt
Natürlich ist „God of War 3“ kein Kinderspiel. Und natürlich ist Kratos‘ Skrupellosigkeit ein Markenzeichen der Actionserie. Trotzdem durchbricht „God of War 3“ an einigen Stellen die Grenzen des guten Geschmacks. Damit meinen wir nicht etwa das gnadenlose Abfertigen von irgendwelchen Sagengestalten. Vielmehr stößt uns das pure Misshandeln wehrloser Gegner und das Abfeiern dieser Gewaltakte in hochauflösender Grafik übel auf.

Da reißt Kratos Helios den Kopf ab und wir beobachten, wie Haut, Adern und Fleisch langsam reißen. In einer anderen Szene schneidet der Kriegsgott Götterbote Hermes die Beine ab. All diese Missetaten werden dank der grafischen Finesse des Spiels und der filmischen Aufmachung geradezu verherrlicht. Uns allerdings hat diese übertriebene Gewaltdarstellung nicht immer Spaß gemacht.

Wo bin ich?
Wie schon seine Vorgänger setzt „God of War 3“ auf eine Mischung aus der klassischen Third-Person-Perspektive und festen Kamerablickwinkeln. Leider habt ihr keine Möglichkeit, die Ansicht selbst zu verändern. Bei den Schlachten ist dies nicht weiter schlimm. Aber gerade während der Springsequenzen kommt es immer wieder zu Problemen. Mal filmt die Kamera zu flach und wir sehen einen Abgrund nicht. Mal kommt die Ansicht nicht rechtzeitig hinterher und wir rennen kurze Zeit blind durch die Gegend.

Geblockt und abgestürzt
„God of War 3“ ist ein streng lineares Action-Spektakel. Hier und da findet ihr Gorgonenaugen oder eine Phönixfeder abseits der eigentlichen Route. Im Prinzip aber gibt es lediglich einen Weg. Diese Linearität funktioniert für das Story-Telling hervorragend, spielerisch allerdings sorgt sie für einige Probleme. Gerade während der häufigen Sprungübungen ist es eure Hauptaufgabe, den richtigen – und einzigen – Weg zu finden.

So ist es etwa an vielen Stellen nicht möglich auf tiefere Ebenen zu springen, obwohl diese offensichtlich problemlos zu erreichen wären. Stattdessen gleitet Kratos an unsichtbaren Wänden entlang und stürzt im Zweifelsfall sogar ab. Was sich in der Theorie recht belanglos anhört, mutiert in der Praxis zu einem durchaus gewichtigen Spielfaktor. So stört die Begrenzung der Möglichkeiten oftmals doch merklich und lässt die schöne Fassade von „God of War 3“ ein wenig bröckeln.

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Gestreckt!
„God of War 3“ dauert rund zehn bis fünfzehn Stunden – abhängig vom Schwierigkeitsgrad. Daran gibt es nichts zu meckern. Allerdings wirken einige Abschnitte zum Ende des Spiels unnötig in die Länge gezogen. Da prügeln wir uns in einem Aufzug mit gleich vier oder fünf wachsenden Gegnerwelllen in Folge. Oder wir bekommen im Labyrinth des Daedalus gleich zehn Zwischenbossen hintereinander vorgesetzt. Auch eine Methode, um die Spielzeit nach oben zu treiben!

Wenig Neues
Ja, „God of War 3“ ist ein wirklich hervorragendes Spiel. Aber eigentlich verfeinert es lediglich die Rezeptur seiner Vorgänger – ganz ähnlich wie es „Uncharted 2“ auch gemacht hat. Die Steuerung ist nahezu identisch, das Upgrade-System der Waffen läuft nach dem gleich Prinzip wie im zweiten Teil ab. Letztlich wurde hier das Geschehen nur mit HD-Grafik, neuen Gegnern und einigen Kleinigkeiten aufgebohrt. Das ist zwar nicht verkehrt, aber ein paar neue Ideen wären auch schön gewesen.

System: Playstation 3
Vertrieb: Sony
Entwickler: Santa Monica Studio
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: www.godofwar.com

9.0

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

Test: God of War III

Der König ist tot, es lebe Kratos! „God of War 3“ ist der erhoffte große Wurf – trotz fehlender Innovationen und einiger kleinerer Schönheitsfehler. So überflügelt Sonys Kriegsgott beinahe die gesamte Konkurrenz geradezu mühelos. Derzeit gibt es neben „God of War 3“ nur wenige Titel, die eine ähnliche technische Perfektion und unbarmherzige Action bieten. Daher liegt Kratos auch Kopf an Kopf mit seinen Genre-Kollegen Krieg und Bayonetta. „God of War 3“ ist ein großartiges Spiel und erhält deshalb auch eine klare Kaufempfehlung – auch wenn es nicht ganz so wegweisend wie seine Vorgänger ist.

Hotlist

Kommentare

Richie13Crespo

Richie13Crespo

09. März 2010 um 10:09 Uhr
Richie13Crespo

Richie13Crespo

09. März 2010 um 10:27 Uhr
JonnyBravo001

JonnyBravo001

09. März 2010 um 11:18 Uhr
klauskaush

klauskaush

09. März 2010 um 11:28 Uhr
Killzonepsy

Killzonepsy

09. März 2010 um 13:59 Uhr
schlammpudding

schlammpudding

09. März 2010 um 15:23 Uhr
Forrest Gump95

Forrest Gump95

09. März 2010 um 17:08 Uhr
God_of_Beer

God_of_Beer

09. März 2010 um 20:59 Uhr
Uchiha Itachi

Uchiha Itachi

27. März 2010 um 21:03 Uhr