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TEST: Far Cry 3

play3 Review: TEST: Far Cry 3: Blood Dragon – Ein Shooter wie Chuck Norris!

7.5

„Far Cry 3“ war einer der erfolgreichsten und auch besten Shooter des vergangenen Jahres (TEST). Und wie es sich für ein modernes Produkt gehört, erwartet jeder auch anständigen Support mit DLCs: Neue Maps, vielleicht eine frische Nebenkampagne oder auch einfach nur aktualisierte Waffensysteme.

Dass Ubisoft allerdings etwas wie „Far Cry 3: Blood Dragon“ wagen würde … damit hätte sicherlich niemand gerechnet. Ein verrückter 80er-Shooter, der keine Klischees aus Actionfilmen und Popkultur aus lässt. Witzig, schräg und vollkommen verrückt. Aber steckt hinter den Laser-Drachen, Zombies und Atomkatastrophen auch ein wirklich gutes Spiel?

Was wir cool finden

Das große Trash-Festival
Nach dem Trailer hatte ich gedacht, ich wüsste, was mich in „Far Cry 3: Blood Dragon“ erwartet. Aber ich hatte ja keine Ahnung! Bereits das Tutorial gibt den Ton vor. Da wird Mark IV Commando Rex Power Colt – ja, er heißt wirklich so – durch eine nervige Kalibrierungsroutine gescheucht und beschwert sich lautstark darüber, dass er endlich jemanden umbringen will.
Als dann die Aufforderung „Drücken Sie X, um zu beweisen, dass Sie lesen können“ erscheint, war es endgültig um mich geschehen. „Blood Dragon“ ist ein Spiel gewordener feuchter Traum jedes Nerds und Trash-Junkies. Es lehnt sich liebevoll an die Actionfilme der 80er und 90er an. Ganz egal, ob „Terminator“, „Universal Soldier“, „Rambo“ oder „Invasion U.S.A.“. Das Spiel sprüht vor Witz, Klischees und Onelinern.

Beim Ausräuchern eines Drachengeleges raunt Rex mit jedem Stoß seines Flammenwerfers einen weiteren dümmlichen Spruch raus – „Ich mag meine Eier lieber … knusprig.“ Und als sein Kumpel Spyder zu Beginn des Spiels draufgeht, verspricht ihm Rex, dass er den Hinterbliebenen erzählt, Spyder sei als Amerikaner gestorben. „Blood Dragon“ verquirlt die typischen Motive der vergangenen Actionepoche zu einem gewaltigen, zum Schreien witzigen Shooter-Brei.

Die Geschichte lässt daher auch allerlei Platz für Interpretationen. Was hat die Welt 2007 wirklich in eine nukleare Einöde verwandelt? Was sind die Beweggründe für den Oberfiesling Colonel Ike Sloane? Und warum züchtet er überhaupt Drachen und Zombies? „Blood Dragon“ lässt viele Fragen offen. Aber nachdem ich den Shooter durch hatte, war ich trotzdem glücklich und mit dem zufrieden, was er mir als Geschichte schenkte. Denn wie schon bei besagten Filmvorlagen ist die Story hier Nebensache und sollte einfach gar nicht hinterfragt werden.

Passend dazu auch die Präsentation: Wurden euch in „Far Cry 3“ noch triumphale 3D-Zwischensequenzen serviert, gibt es hier lediglich 8-Bit-Zeichnungen mit Minimal-Animationen. So wie ich sie noch aus seligen Amiga- oder C64-Zeiten kenne. Im Hintergrund gleitet wiederum ein grandioser Synthesizer-Soundtrack dahin, der nicht von ungefähr an „Terminator“ oder auch „Tron“ erinnert. Ein kleiner Spoiler sei an dieser Stelle ebenfalls erlaubt. Selbstverständlich fehlt auch nicht die Trainingsmontage samt Motivationsmucke und Sexszene. „Rocky“ lässt grüßen!

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Gewohnt gute Shooter-Mechanik
Doch auch wenn sich „Blood Dragon“ unter einer dicken Schicht aus radioaktivem Staub, Laser-Drachen und schwarzem Nerd-Humor versteckt. In seinem Herzen pocht noch immer „Far Cry 3“. So wurde beispielsweise das Erobern von Camps bzw. Garnisonen weiterhin beibehalten. Hier erobert ihr Lager und aktiviert so Schnellreisepunkte, und Nebenmissionen. Dazu holt ihr euch notfalls Rückendeckung von mächtigen Drachen, indem ihr sie mit Cyber-Herzen in die Basis lockt. Eine optisch spektakuläre Idee, die aber leider im Spiel meist für Chaos und seltsame Momente sorgt. Mehr dazu weiter unten.

Die Mischung aus Anschleichen und kräftigen Shootouts wurde ebenfalls beibehalten und funktioniert trotz kleiner KI-Schwächen gut. Die Takedown-Mechanik ist weiterhin enorm befriedigend und auch wenn hier eher „Stealth light“ angesagt ist, fühlt es sich gut an, unentdeckt in feindliche Gebiete hinein zu schleichen. Denn die Steuerung gibt sich gewohnt flüssig, das Waffen-Feedback ist wuchtig und die Gegnertypen aggressiv und zahlreich genug, um einem kräftig einzuheizen.

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Genug Arbeit – für 15 Euro
„Far Cry 3: Blood Dragon“ ist wie ein guter Actionfilm. Kurz und knackig. Mit den sieben Missionen der Kampagne seid ihr in drei bis vier Stunden durch. Die Aufträge schwanken qualitativ stark. Ist die Sprengung eines Damms am Anfang noch eine sehr humorige Angelegenheit, verliert sich das Spiel gelegentlich aber auch in Arenakämpfen in langweiligen Laboren. Trotzdem ist die Kampagne über weite Strecken sehr unterhaltsam, wartet sie nicht zuletzt mit einem wirklich fulminanten, wenn auch spielerisch simplen Finale auf.

Abseits der Story vertreibt ihr euch in Sidequests die Zeit. In „Geiselnahmen“ befreit ihr (möglichst leise) einen Cyber-Nerd aus den Fängen von Kidnappern. Oder ihr räuchert das Camp irgendwelcher Banditen aus. Das alles ist sehr einfach gehalten, aber zumindest unterhaltsamer als die etwas dümmlichen Sammelaufgaben. Man merkt hier, dass Ubisoft ganz offensichtlich ein wenig Zeit schinden wollte, aber letztlich ist „Far Cry 3: Blood Dragon“ – abhängig von eurer Spielweise – fünf bis maximal zehn Stunden gute Unterhaltung mit wenigen Längen in den Nebenmissionen. Das ist für einen reinen Download-Shooter, der noch dazu Stand-Alone daher kommt, sicherlich eine gute Marke. Einen Mehrspieler-Modus gibt es übrigens nicht!

Was wir weniger cool finden

Verdammt, ist das dunkel!
Wie im Intro erklärt wird, spielt „Blood Dragon“ im Jahr 2007 nach einem Atomkrieg. Die Sonne ist verdunkelt. Normales Leben existiert nicht mehr. Das Szenario ist zwar in sich spannend und hübsch geraten, allerdings ist die aus „Far Cry 3“ bekannte bunte Inselwelt derart spärlich ausgeleuchtet, dass viele Details einfach untergehen. Die Spielwelt ist dunkel und finster. So schwarz, dass ich an meiner Glotze tagsüber die Helligkeit herauf regeln musste, um mich überhaupt irgendwie orientieren zu können. Die einzigen Lichtstrahlen sind gleißend hellen Laser, die Sloanes Garnisonen in den Himmel pusten oder die gewaltig leuchtenden Drachen, die über das Eiland ziehen.

Dieser Kontrast ist ausgesprochen schön, ändert aber nichts daran, dass das Szenario an sich zu dunkel und eintönig ausfällt. Mir jedenfalls raubte die Finsternis jegliche Lust, die Insel ausgiebig zu erkunden. Denn gerade in Katakomben oder Tälern verliert man schnell den Überblick und muss sich mühsam mit der Karte orientieren. Eine Taschenlampe oder wenigstens ein vernünftiges Nachtsichtgerät wären hier Gold wert gewesen.

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Charakterentwicklung ohne Fortschritt
Erinnert ihr euch noch an den Pfad des Kriegers aus „Far Cry 3“? Da rüstet ihr Jason mit immer neuen Fähigkeiten auf drei Technik-Bäumchen aus, bekommt dazu Filme und Hilfen. Das alles gibt es leider in „Blood Dragon“ nicht. Hier entwickelt sich der gute Rex zwar auch weiter, allerdings nur in Textform und vollautomatisch. Im Pausenmenü sind die neuen Funktionen wie in einer erweiterten Excel-Tabelle aufgelistet. Bei einem Level-Aufstieg erscheint eine kurze Einblendung auf dem Bildschirm mit dem Hinweis, dass ihr eure erlernten Fertigkeiten jetzt im Menü anschauen dürft.

Inmitten der Schlachtwirren gehen so entscheidende Upgrades – etwa bei neuen Takedown-Techniken – geradezu unter. Lediglich den erweiterten Health-Balken nahm ich immer wieder wahr. Ansonsten aber findet in „Far Cry 3: Blood Dragon“ eine Charakter-Entwicklung ohne echte Eingriffsmöglichkeiten statt. Hier verschenken die Entwickler wertvolles Potenzial, welches dem Tiefgang des Spiels sicherlich gut getan hätte.

Ein ganz ähnliches Problem haftet den Waffensystemen an. Zwar könnt ihr die Knarren – mit klangvollen Namen wie Terror 4000 – aufrüsten, allerdings müsst ihr dafür langweilige Sammel- und Entdeckungsaufgaben meistern. „Töte 9 verschiedene Tiere“ oder „Finde 6 versteckte TV-Geräte“ sind nur einige der spielerischen Lowlights von „Blood Dragon“. Und zu allem Überfluss sind die Waffen-Upgrades auch noch über weite Strecken absolut überflüssig und für die Bekämpfung der 08/15-Soldaten nicht notwendig.

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Wiederholungen und Bugs
Ich habe es oben ja bereits angedeutet: Langfristig langweilt „Far Cry 3: Blood Dragon“ mehr als dass es unterhält. Die Nebenmissionen sind über weite Strecken zu eintönig. Die Aufbereitung der Gegner insgesamt zu berechenbar. Und selbst die Missionen der Kampagne kranken an zu vielen Arenakämpfen und fehlenden kreativen Momenten. Dazu kommen noch kleinere Detailschwächen. So wiederholen sich einige Animationen einfach zu oft. Besonders das ständige Ausreißen der Cyber-Herzen samt Cyber-Glibber nervt spätestens nach dem zehnten Mal massiv. Und auch wenn die Metall-Pommes-Gabel nach einem Nahkampfkill mal eine nette Idee ist, nutzt sie sich irgendwann ab.

Hinzu kommen für Ubisoft ungewohnte KI-Schwächen. So sind die Drachen zwar ein cooles Hilfsmittel zum Erobern von Garnisonen. Aber spätestens mit drei Gegner sind sie vollkommen überfordert und zucken nur noch auf der Stelle, nicht wissend, wen sie als nächstes angreifen sollen. Meistens geht es bedeutend schneller, selbst zur Knarre zu greifen und die Burschen aus dem Weg zu räumen. Auch KI-Soldaten verhalten sich nicht immer clever. Seid ihr geduckt, rennen die Burschen allzu leichtfertig an euch vorbei und gelegentlich kommen sie beim Suchen nach Deckungsmöglichkeiten nicht mit Höhenunterschieden klar.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft
Releasedatum: 1. Mai 2013
USK: ab 18
Offizielle Homepage:http://fc3blooddragon.de.ubi.com/

7.5

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

TEST: Far Cry 3: Blood Dragon – Ein Shooter wie Chuck Norris!