Review

TEST: Murdered

play3 Review: TEST: Murdered: Soul Suspect

6.0

Detektiv Ronan O’Connors Tag hätte schlechter nicht laufen können. In einem Moment sprintet er bewaffnet einem vermummten Verbrecher hinterher, im nächsten schleudert der ihn durch ein Fenster im vierten Stock eines Wohnhauses in Salem, Massachuttes. Doch der tätowierte Cop hat Glück im Unglück, wacht nach kurzer Zeit wieder auf und marschiert humpelnd zurück zum Gebäude.

Murdered Soul Suspect PS4 Screenshot

„Wie zum Teufel hab ich das überlebt?“ fragt sich der Kettenraucher, als ihm so langsam dämmert, was hier eigentlich passiert ist. Den ersten Hinweis gibt eine sich nicht öffnende Türe, den zweiten der Anblick des eigenen Körpers auf der nasskalten Straße. Spätestens jetzt weiß man: Ronans Seele wandelt bereits als eine Art Geist zwischen den Welten. Schlimmer noch: Plötzlich taucht derjenige auf, der ihn in diese missliche Lage gebracht hat und beendet sein Werk mit sieben Kugeln direkt in den Oberkörper des Polizisten – Exitus!

Zumindest für Ronans physisches Ich. Als Geist nämlich existiert er weiter. Was dann folgt, ist ein auf Mystery getrimmter Third-Person-Detektiv-Thriller mit zahlreichen Höhen, aber leider auch sehr vielen Tiefen…

Was wir cool finden

Entdeckerdrang
Soviel muss man „Murdered“ lassen: Das Intro funktioniert prima und macht sofort neugierig. Man will gleich wissen, was hier eigentlich vor sich geht und beginnt voller Tatendrang, die Umwelt nach Hinweisen abzusuchen. Wer hat mich da eben umgebracht? Was hat das kleine Geistermädchen im Hinterhof damit zu tun? Und wie zum Henker kann ich diese Zwischenwelt eigentlich verlassen? Zumindest letztgenannte Frage klärt sich binnen Minuten in einem der unzähligen, auch in der deutschen Version sehr gut vertonen Dialoge.

Murdered Soul Suspect PS4 Screenshot

Schnell stößt Ronan auf den Geist seiner längst verstorbenen Frau Julia. Nicht immer lippensynchron aber doch bestimmt versichert sie ihm, dass seine geschundene Seele erst dann ihren Frieden findet und zu ihr ins Jenseits entschwinden kann, wenn er den Mord an seiner Person restlos aufklärt. Bis es allerdings soweit ist, sind angehende Sherlocks acht bis zehn Stunden beschäftigt.

Ein Großteil der Zeit vergeht mit dem Absuchen von optisch recht hübsch ausstaffierten Tatorten sowie dem Deduzieren der dort stattgefundenen Verbrechen. Denn in Salem – weltweit durch seine sogenannten Hexenprozesse von 1692 bekannt – liegt so einiges im Argen. Regelmäßig stoßt ihr auf immer neue Geister, die euch ihr Leid klagen und selbst gerne die Zwischenwelt verlassen würden. Ihre Geschichten oft schaurigen Geschichten sind in der Regel glaubhaft erzählt und sorgen für eine Fülle an Nebenmission.

Verdächtige wohin man geht
Die eigentliche Motivation am Ball zu bleiben, bezieht „Murdered“ jedoch aus der Tatsache, dass man bis kurz vor Spielende noch immer nicht weiß, wer nun eigentlich Ronan auf dem Gewissen hat. Der ihn verachtende Cop aus Kapitel eins? Oder doch der mysteriöse Serienkiller, der in Salem für Panik sorgt? Oder ist das womöglich ein und dieselbe Person? Man rätselt, sammelt neue Erinnerungsfragmente, kombiniert Aussagen und Hinweise und wird von der sich entfaltenden Story vorangetrieben.

murdered - bild 2

Was wir weniger cool finden

Zu seicht, zu geradlinig
Das Problem dabei: Das gesamte Spielgeschehen läuft viel zu linear ab. Scheitern kann man eigentlich nur an den widerspenstigen Dämonen, die Ronan in zahlreichen Passagen nach der Seele trachten und erst hinterrücks angegriffen das Zeitliche segnen. Rätsel bei denen Hinweise kombiniert werden müssen, lassen sich dagegen – genügend in der Umgebung gesammelte Hinweise vorausgesetzt – mit der Versuch/Irrtum-Methode schnell knacken. Negative Konsequenzen bei zu häufig falschem Herleiten eines Verbrechens muss der Spieler nicht fürchten. Alternative Ende und sich mehr und mehr verästelnde Storyzweige sind nicht vorgesehen.

Richtig gefordert wird bei „Murdered“ eigentlich nur des Spielers Orientierungssinn. Als Geist in recht offenen Arealen durch Wände gehen zu können, ist eine prima Idee, kann aber anfangs auch verwirren. Insbesondere weil eine klassische Automap fehlt. Viel schwerwiegender wiegt allerdings die Tatsache, dass sich die Welt zu trist und leblos anfühlt. Für Nichtspieler-Charaktere scheint es nicht mehr als drei bis vier Grunddesigns zu geben, die zu allem Übel kaum variiert werden.

Murdered Soul Suspect PS4 Screenshot

Auch fad und wenig detailverliebt: Dringt man in die Gedanken von weniger wichtigen NPCs ein, um Hinweise zu sammeln, plappert jeder seine zwei Aussagen runter und wiederholt sich dann – ständig. Dazu gesellt sich diverser Technik-Schluckauf: störende Ladezeiten, teils flackernde Texturen und einige extrem nervige Bugs. Etwa nicht rechtzeitig eingeblendete Objektbeschreibungen. Einmal kam es gar zu einem fiesen Programmfehler, der nur durch Laden des letzten Spielstands umschifft werden konnte.

System: PS3, PS4
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: Airtight Games
Releasedatum: 6.6.2014
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://eu.square-enix.com/en/games/murdered

6.0

Wertung und Fazit

TEST: Murdered: Soul Suspect

Trotz lebloser Spielwelt, ständigem NPCs-Recycling, sehr linearer Gameplay-Struktur und wie Lückenfüller anmutender Kämpfe gegen garstige Dämonen hat mich „Murdered: Soul Suspect“ irgendwie stets noch ein Kapitel weitergeschleift. Mal wollte ich mehr herausfinden, über die von Schicksalsschlägen geprägte, aber vielleicht gerade deswegen so innige Beziehungen zwischen Ronan und Julia. Ein anderes Mal ließ mich die Neugierde nach dem rätselhaften Tod einer Ertrunkenen nicht mehr los, der ich schließlich sogar mitteilen konnte, dass ihr Ableben nicht umsonst war. Momente wie diese sind es, die die spezielle Anziehungskraft von „Murdered“ ausmachen und seltsamerweise über so viele Unzulänglichkeiten hinwegsehen lassen. Um in einer Liga mit „L.A. Noire“ oder „Heavy Rain“ zu spielen, hat’s jedoch zu keiner Zeit gereicht.

Hotlist

Kommentare

Obi-Wan Nikobi

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