Gran Turismo Sport im Test: Wie gut ist die Rennsimulation?

„Gran Turismo Sport“ läutet das Ende des Rennspielwinters ein. Knüpfen Kazunori Yamauchi und Polyphony Digital an frühere Erfolge an oder fährt man der Konkurrenz hinterher?

„Gran Turismo“ und die Sony Playstation verbindet eine 20-jährige Geschichte. Doch während Sony mit seiner Playstation 4 besser dasteht als jemals zuvor, krankt es bei Polyphony Digital und „Gran Turismo“ spürbar.

Seit über vier Jahre warten Fans nun auf den siebten Teil der legendären Rennsimulation, doch gleich mehrere Release-Verschiebungen ließen Zweifel an dem Projekt aufkommen. Seit dem 18. Oktober steht „Gran Turismo Sport“ nun endlich in den Läden und spaltet die Gaming-Community. Für die einen ist es der beste Teil der Serie, für andere eine einzige Enttäuschung. Die Wahrheit liegt (wie immer) irgendwo dazwischen.

Was wir gut finden

Schöner fahren!

Beim ersten Start der virtuellen Motoren überzeugt „Gran Turismo Sport“ auf ganzer Linie. Nachdem ihr eure Grafik-Einstellungen getätigt habt, erhaltet ihr euren ersten Wagen und dann geht’s ab auf die Strecke. „Gran Turismo Sport“ sah ja bereits in der Beta und auf Bildern hervorragend aus, aber die Vollversion hat nichts von ihren Qualitäten eingebüßt.

Die Automodelle sehen einfach fantastisch aus und dank der herausragenden Lichteffekte kommt der auf Hochglanz polierte Lack besonders gut zum Vorschein. Das Spiel läuft dazu auf der Playstation 4 Pro bei hochskalierten 4K bei stabilen 60 Bildern die Sekunde. Kleinere Ruckler beobachteten wir lediglich in den Online-Rennen, wenn einmal die DSL-Leitung schwächelte. Ansonsten aber ist die Inszenierung erstklassig. Die 17 Schauplätze – jeweils mit verschiedenen Variationen – bieten eine gute Mischung an Kursen – von Ralley bis hin zu Klassikern wie dem Nürburgring. Auch abseits des Asphalts kann sich „Gran Turismo Sport“ absolut sehen lassen.

Schön, schnell und klasse spielbar.

Akustisch macht die Serie ebenfalls einen Schritt nach vorne. Die Motorensounds wirken diesmal wuchtiger und authentischer. Untermalt wird das Geschehen durch einen sehr gut passenden Soundtrack. Kurzum: „Gran Turismo Sport“ ist ein wirklich stimmungsvolles Rennspiel.

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Das alte „Gran Turismo“-Feeling

Und es fährt sich auch noch ausgezeichnet. Speziell mit Gamepad fühlt sich Polyphony Digitals Flitzer deutlich besser an als etwa „Project Cars 2“ in seinen Standardeinstellungen. Lenkbewegungen werden prompt übertragen, ohne dass das Spiel jedoch zu arcadig wird. Stattdessen gibt „Gran Turismo Sport“ ständig Feedback und so machen Kurvenfahrten besonders viel Spaß: Die Gewichtsverlagerung ist hier jederzeit spürbar und wenn es den Boliden dann doch mal aus der Kurve haut, dann war das sicherlich eure eigene Schuld. Soll heißen: „Gran Turismo Sport“ ist absolut nachvollziehbar und kontrollierbar. Natürlich gibt es auch diverse Hilfefunktionen, die Einsteigern den Start erleichtern. Die Fahrschule der Kampagne eignet sich ebenfalls perfekt, um sich eine Übersicht über das Spiel zu verschaffen.

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Clevere Ideen und große Ambitionen

„Gran Turismo Sport“ weicht stark von dem bekannten Konzept der Vorgänger ab. Der Karrieremodus ging auf Kosten des Online-Modus über Bord. Dieser klingt auch wirklich vielversprechend und die kurz nach dem Launch verfügbaren Events sind in sich solide. Die täglichen Rennen sind schön präsentiert, könnten aber noch mehr Abwechslung vertragen. Das Lobby-System ist in sich ein wenig kompliziert, funktioniert jedoch ordentlich. Trotzdem sind wir gespannt, wie sich „Gran Turismo Sport“ mit seinen Meisterschaften und dem starken Online-Fokus entwickeln wird.

Als schöne Dreingaben implementiert Polyphony Digital zudem mit Scapes einen Foto-Modus, bei dem ihr Aufnahmen eurer Fahrzeuge auf hübschen Hintergründen bastelt. Hinzu kommt die VR-Tour: Diese besteht aus Einzelrennen im Modus Eins-gegen-Eins und dem Showroom. Diese Playstation-VR-Variante mag zwar nicht ganz alltagstauglich sein, lohnt sich aber für zwischendurch. Und zu guter Letzt dürft ihr auch den Lack eurer Fahrzeuge verändern und nach euren Wünschen anpassen.

Was wir schlecht finden

Nur online so wirklich gut!

Nicht jeder mag den ständigen Wettbewerb mit anderen Spielern. Manchmal macht es auch Spaß, einfach nur für sich selbst zu zocken. „Gran Turismo Sport“ jedoch benötigt selbst für die Kampagnenmodi eine stehende Onlne-Verbindung. Funktioniert das PSN mal nicht oder euer WLAN streikt, habt ihr lediglich Zugriff auf den Arcade-Modus. Und obwohl inzwischen jeder ambitionierte Spieler im Netz sein sollte, ist eine Internet-Verbindung als Grundvoraussetzung für den Solo-Betrieb schon ein Wagnis.

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Schnöder Singleplayer

Der erste Schock ereilt einen gleich nach dem ersten Spielstart: Es gibt keine klassische Karriere. Hinter dem Stichwort „Kampagne“ verbergen sich lediglich der Herausforderungsmodus und die Streckenerfahrung. Insgesamt stehen 64 Herausforderungen unterteilt in acht Klassen zur Wahl. Zwar haben es die Aufgaben – nicht zuletzt durch die Zusatzbedingungen – mächtig in sich und erfordern mitunter mehrere Neustarts. Trotzdem bleibt es eine Abfolge an Einzel-Events, die uns leider nicht wirklich abholte und eine ausgefeilte Karriere nicht wirklich ersetzt. Hinzu kommt die Streckenherausforderung, in der ihr einzelne Streckenabschnitte trainiert. Beide Solo-Varianten sind extrem trocken präsentiert und fühlen sich teils wie lästige Pflichterfüllung an. Einzig das Erfahrungssystem, das nahezu alle eure Aktionen mitzählt und honoriert, überzeugt und hält einen bei der Stange.

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Fehlende Funktionen

So schön „Gran Turismo Sport“ auch aussehen und so gut es sich auch spielen mag, einige inzwischen gängige Funktionen fehlen hier einfach. Allen voran die Wettereffekte: Wo uns „Project Cars 2“ noch mit seiner realistischen Berechnung von Pfützen und Regen beeindruckte, da geht „Gran Turismo“ in den Streik. Bis auf vor dem Rennen einstellbare Tageszeiten gibt es hier keinerlei Optionen, um die Umwelteinflüssen zu verändern. Gleiches gilt für das Schadensmodell. Bei Crashes gibt es lediglich einen metallischen Soundeffekt und das war’s dann auch. Die Kollisionsberechnung fühlt sich mitunter merkwürdig an und so ist es kein Wunder, dass Polyphony Digital immer wieder darauf besteht, dass ihr eure Gegner nicht als Rammbock missbraucht.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • starke Präsentation
  • sehr gutes Fahrgefühl
  • sehr umfangreich dank Online-Ambitionen
CONTRA
  • weder Wettereffekte, noch Schadensmodell
  • schwache Singleplayer-Kampagne
  • doofe Computer-Piloten

Gran Turismo Sport im Test: Wie gut ist die Rennsimulation?

Bereits im Vorfeld hatte „Gran Tourismo Sport“ einen schwierigen Werdegang. Und gemessen an den Verschiebungen und den Unkenrufen ist das Ergebnis beachtlich. Polyphony Digitals Rennsimulation schlägt sich sowohl technisch als auch spielerisch wacker, wirkt aber mitunter etwas altbacken und nicht konsequent genug durchdacht. Speziell der Wegfall der Karriere und der beschrieben Online-Zwang schmerzen. Die Kampagne wiederum besitzt zwar einen soliden Umfang, ist aber insgesamt zu trocken und setzt zu sehr auf Grinding. Wie gut der Fokus auf den Online-Modus der Traditionsserie wirklich tut, das werden erst die kommenden Monate zeigen. Für den Moment jedenfalls bietet „Gran Tourismo Sport“ noch nicht genug Abwechslung und Tiefe, trotz starker Ansätze und gelungenem Gameplay.
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