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PES 2019 im Test: Legt Konami vier Wochen vor dem FIFA 19-Launch passend vor?

„PES 2019“ gegen „FIFA 19“ - So lautet das diesjährige Duell der Fußballsimulationen in diesem Jahr. Konami legt mit „PES 2019“ vor und überzeugt, offenbart aber auch einige kleine Schwachstellen.

play3 Review: PES 2019 im Test: Legt Konami vier Wochen vor dem FIFA 19-Launch passend vor?

8.0

Wenn „PES 2019“ am 30. August 2018 für PC, Playstation 4 und Xbox One erscheint, dann bleiben noch genau vier Wochen. Vier Wochen bis der ärgste Konkurrent „FIFA 19“ auf den Markt kommt. Publisher Konami möchte die Gunst des frühen Erscheinen nutzen und so womöglich einige Unentschlossene kurz nach dem Start der neuen Saison zu überzeugen.

Zumindest auf dem Papier stehen die Chancen gar nicht schlecht: Das größte Lizenzpaket aller Zeiten sowie eine aufgewertete Grafik und verbesserte Spielbarkeit. Ob das aber für den Sieg über „FIFA 19“ reicht, wagen wir aktuell noch zu bezweifeln.

Was wir gut finden

Die Stärken auf dem Platz

Wie schon in den vergangenen Jahren spielt auch „PES 2019“ seine Qualitäten vor allem auf dem Platz aus. Zunächst einmal macht das auf der Fox Engine basierende Spiel optisch einen Schritt nach Vorne. Speziell Matches von Partner-Clubs wie beispielsweise den FC Schalke 04 oder den AC Mailand zelebriert das Programm mit hübschen Kameraschwenks und zeitgemäßer Inszenierung.

Auch beim laufenden Spiel überzeugt „PES 2019“ mit seiner gelungenen Ausleuchtung und den wechselnden Wettereffekten. Letztere wirken sich diesmal stärker auf die Ballphysik aus – gut so.

Starke Fußballsimulation, jedoch mit wenig echten Innovationen

Insgesamt gibt sich die Fußballsimulation variantenreich und tiefgängig. Wie ihr also Tore schießt, ob durch Kurzpassstafetten, Dribblings, Flügelläufe oder Fernschüsse, bleibt ganz euch überlassen. Im Angriffsspiel genießt ihr die volle Flexibilität und tobt euch dank der agilen Mitspieler-KI aus.

Gerade das berüchtigte Tikki-Takka macht mit technisch versierten Teams wie dem FC Barcelona oder Arsenal richtig Freude. Zugleich entschärft „PES 2019“ etwa die Sprints besonders schneller Akteure. Ein Aubameyang etwa benötigt länger, ehe er volles Tempo aufnimmt und will entsprechend präzise und im richtigen Moment angespielt werden.

Die Ballphysik mag manchem – speziell bei Fernschüssen und Abprallern – einen Hauch zu flummi-artig sein. Uns gefiel sie allerdings ausgesprochen gut, da das Leder dadurch nicht zu schwer und träge wirkte. Neu und beachtenswert: Spieler werden mit der Zeit müde. Wechselt ihr sie, vielleicht sogar mit der aus „FIFA 18“ abgeschauten Quick-Substitution, laufen sie weniger mit und verletzen sich im schlimmsten Fall sogar.

Taktische Vielfalt

So richtig viel Freude bereitet „PES 2019“ letztlich aufgrund der erwähnten Flexibilität. Der Spielfluss bleibt auch in diesem Jahr ungebrochen und gerade die verschiedenen taktischen Möglichkeiten machen immer wieder den Unterschied. In den Team-Optionen legt ihr Positionen und Laufwege fest. Das wiederum beeinflusst maßgeblich das Verhalten der Spieler auf dem Platz.

Dadurch benötigt ihr für jedes Team eure eigene Taktik und könnt zugleich in den Langzeitoptionen selbst einen Stil entwickeln. „PES 2019“ macht in diesem Bereich lediglich leichte Fortschritte und baut stark auf der Gameplay-Basis seines Vorgängers auf. Bemerkenswert: Es gibt kein Patentrezept für Torerfolge. Letztlich müsst ihr euch jedes Tor hart erarbeiten.

In der Offensive macht „PES 2019“ einen besseren Eindruck, in der Defensive gibt es ein paar Lücken. Sehr schön: Ähnlich wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft pfeifen die Schiedsrichter nicht jedes Foul ab. Stattdessen setzt man vermehrt auf die Vorteilsregel und verteilt erst danach Karten.

Umfang ohne Glanz

So wenig aufdringlich die Gameplay-Neuerungen sind, so konservativ geht Konami auch mit den Spieloptionen um. Wer gerne viele Stunden mit „PES 2019“ verbringen möchte, der probiert sich an der Meisterliga, an „Werde zur Legende“ oder dem „Ultimate Team“-Verschnitt MyClub. Alle Varianten bietet leichte Verbesserungen: Besonders die Meisterliga profitiert weiter von seiner Mischung aus den eigentlichen Spielen und dem Management-Part. In dem aufgelockterten MyClub baut ihr euch dagegen ein eigenes Team auf. Beide Optionen motivieren, wirken aber in sich nur wenig innovativ.

Was wir schlecht finden

Der erste Eindruck zählt

Dieser etwas schnöde Gesamteindruck manifestiert sich bereits beim ersten Starten des Spiels. Die Menüs wirken mitunter altbacken bis geradezu hässlich. Das User-Interface ist dazu oftmals unübersichtlich und alles andere als modern. Weitere Schwachstellen: Der deutsche Kommentar ist eine absolute Frechheit.

Hansi Küpper und Marco Hagemann wiederholen sich ständig und dreschen dazu auch noch Phrasen, die teils nicht zum Geschehen passen. Wenn dann im fünften Spiel zum fünften Mal ein weiter Pass mit „Langholz“ untermalt und die Taktik der Außenverteidiger erklärt wird, reicht es langsam. Unsere Empfehlung: Stellt „PES 2019“ unbedingt auf Englisch um.

Auch der Stadion-Sound wirkt nicht unbedingt authentisch. Besonders störend: Oftmals brandet Jubel an den vollkommen falschen Stellen und dazu auch noch unverhältnismäßig laut auf.

Schwächen in der Defensive

Auf dem Platz erlaubt sich „PES 2019“ nur kleinere Macken. In der Verteidigung etwa gönnt sich die Spieler-KI immer wieder kleinere Fehler. Dass man den Ball nicht vor dem Strafraum quer spielt, lernt man bereits in frühester Jugend.

In „PES 2019“ geschehen solche Patzer leider zu häufig und auch bestimmte Muster beim Zusammenspiel der Manndecker wiederholen sich zu oft. Überhaupt liegt die Stärke des Spiels eher in der Offensive. Zweikämpfe sind mitunter eine knifflige Angelegenheit und das tacklen von ballführenden Spielern erfordert extrem gutes Timing und Fingerfertigkeit. Echte Kämpfe um den Ball gibt es zu selten.

Leidige Lizenzen

Eigentlich könnten wir an dieser Stelle den Text vom letzten Jahr hinein kopieren. Denn die Lizenzproblematik bleibt. Ohne erste und zweite Bundesliga wird „Pro Evolution Soccer“ wohl nie an „FIFA“ vorbei kommen. Im aktuellen Ableger sind lediglich der FC Schalke und Bayer Leverkusen verfügbar. Darüber hinaus fehlen selbstverständlich Spielarten wie die Champions League und die Europa League. Stattdessen bastelt ihr euch Fantasie-Events – in guter alter Tradition – selbst zusammen.

Immerhin: Wer nicht unbedingt nur auf den deutschen Fußballmarkt schielt, der wird mit dem Lizenzangebot halbwegs zufrieden sein. So greift ihr etwa auf Teams aus Portugal, der Schweiz und Frankreich zu. Hinzu kommen Partner-Clubs und Legenden, die das für „Pro Evolution Soccer“-Verhältnisse durchaus gute Paket abrunden.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • starke Grafik
  • extrem gelungener Spielfluss
  • viel Authentizität
CONTRA
  • hässliche Menüs
  • mieser deutscher Kommentar
  • kleinere KI-Schwächen in der Abwehr

PES 2019 im Test: Legt Konami vier Wochen vor dem FIFA 19-Launch passend vor?

„PES 2019“ präsentiert sich gerade auf dem Platz als erstklassige Fußballsimulation mit viel Authentizität, Flexibilität und Komplexität. Die Möglichkeiten zum Torerfolg scheinen endlos und kein Treffer ist wie der andere. Diese Vielfältigkeit macht letztlich auch den Reiz des Spiels aus.

Ob ihr lieber über die Flanken spielt oder euch mit Pässen Räume verschafft – Das alles bleibt eure eigene Entscheidung. Unterstrichen durch die gelungene Ballphysik, die Ermüdung der Spieler und die individuellen Talente der Stars erzeugt „PES 2019“ eine extrem befriedigende Spielerfahrung, die den Vorjahrestitel sogar noch leicht übertrifft.

Allerdings behält „PES 2019“ auch einen leicht faden Beigeschmack: Die Lizenzabteilung enttäuscht erneut durch das Fehlen der ersten und zweiten Bundesliga. Die Präsentation ist gerade aufgrund der teils hässlichen Menüs und des mauen Sounds eher nicht auf dem Niveau von „FIFA“. Was bleibt ist eine verdammt gute Fußballsimulation, die aber beim Drumherum nicht 100% überzeugt.

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