Review

Red Dead Redemption 2 im Test: Das beste Spiel dieser Konsolengeneration?

Ein Spiel für die ganz langen Winterabende: Reicht Urlaub ein und sagt Freunden ab, „Red Dead Redemption 2“ wird eure Freizeit auffressen wie Bud Spencer und Terence Hill einen Teller Bohnen mit Speck. Wieso Rockstar Games erneut abliefern, erfahrt ihr im ausführlichen Test!

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9.5

Offene Spielwelten bringen stets Chancen und Gefahren mit sich. Allzu viele Möglichkeiten führen oft dazu, dass sich Spieler überfordert fühlen oder gar im Item-Grinding untergehen.

Die bisherigen Spiele von Rockstar Games – also beispielsweise zuletzt „GTA V“ – umschifften gekonnt diese Baustellen und setzten vor allem auf verrückte Charaktere und eine gewaltige, virtuelle Spielwiese.

Mit „Red Dead Redemption 2“ setzt Rockstar Games nun neue Maßstäbe. Das im Jahr 1899 angesiedelte Wild-West-Szenario wirkt nicht nur herrlich authentisch, sondern strotzt auch vor Möglichkeiten, ohne einen damit zu überfordern. Als Arthur Morgan, ein Ganove von Dutch Van Der Lindes Bande, müsst ihr euch um das Wohlergehen eurer Kameraden kümmern und euch zugleich mit dem Wirren der damaligen Zeit herumschlagen.

Was wir gut finden

Der Wilde Westen und seine unendlichen Weiten

„Red Dead Redemption 2“ gehört zu den schönsten Spielen seiner Generation und spielt seine optische Brillianz vor allem auf der Playstation 4 Pro aus. Zwar läuft es nicht auf nativen 4K, geizt jedoch auch bei der halbierten Auflösung von hochskalierten 1.920 x 2.160 Pixeln. Das ändert aber letztlich kaum was am Spielvergnügen. „Red Dead Redemption 2“ sieht einfach fantastisch aus und zwingt einen immer wieder dazu, sich Momente der Ruhe zum Bestaunen der Umgebung zu gönnen.

Der Favorit auf das Spiel des Jahres 2018

Im Verlauf der weit über 60 bis 80 Spielstunden währenden Kampagne bereist ihr verschiedene Areale: Von verschneiten Bergen, bis hin zu saftig grünen Tälern und sogar einigen Sumpfgebieten. Rockstar Games haucht sämtlichen Schauplätzen eine besondere Stimmung ein und setzt dabei auf Stilmittel wie Nebel oder auch Licht- und Schatteneffekte. Gerade die langsam wechselnden Tageszeiten sehen an den richtigen Orten herausragend aus.

Ebenfalls schön: Die Spielwelt ist lebendig. Nicht nur, dass wir im Verlauf legendäre Tiere jagen, „Red Dead Redemption 2“ vermittelt das Gefühl eines natürlichen Ökosystems. Ganz egal, ob es beispielsweise das Treiben in den Städten betrifft oder auch auf den Straßen und in den Wäldern – irgendetwas passiert immer. Und genau das macht das Programm letztlich auch so reizvoll.

Die Figuren machen die Musik

Als roter Faden dient Arthur Morgan und die Dutch-Van-Der-Linde-Bande. Nach einigen Rückschlägen muss sich die Gruppe wieder neu finden, das geschieht aber in Zeiten, in denen Revolverhelden fast schon zum alten Eisen gehören. Inmitten dieser rasend schnellen Veränderung müsst ihr euch um das Wohlergehen der Gemeinschaft kümmern und trotzdem darüber entscheiden, welche Mittel ihr dazu einsetzt. Denn trotz seiner harten Schale besitzt auch Arthur Morgan einen weichen Kern und ist kein verrückter Pistolero.

Die Hauptgeschichte erstreckt sich über 60 und mehr Spielstunden und rückt vor allem die Beziehungen der einzelnen Bandenmitglieder untereinander in den Mittelpunkt. Dieser Zusammenhalt und das Kennenlernen der Figuren motiviert enorm. Denn im Gegensatz zu John Marston aus dem ersten „Red Dead Redemption“ ist Arthur Morgan kein einsamer, auf Rache sinnender Wolf, sondern jemand, der sich um seine Familie kümmert.

Rockstar Games erzählt über die gesamte Spielzeit viele kleine und große Geschichten, erzeugt Emotionen und bindet euch somit an nahezu alle Charaktere. Eine ähnliche Charaktertiefe erreichte zuletzt nur ein „The Witcher 3: Wild Hunt“. Da scheint es nur logisch, dass das eigene Camp so etwas wie die Heimat von Arthur Morgan ist. Es ist sein Zuhause und mit seinen Taten unterstützt er seine Leute und spendet Geld oder auch Nahrungsmittel an die Gemeinschaft. Dieses System motiviert ungemein und erzeugt zugleich eine Nähe zu den Figuren.

Die Wild-West-Atmosphäre

Natürlich geizt auch „Red Dead Redemption 2“ nicht mit reichlich Action, geht dabei aber kreativer vor als sein Vorgänger. Besonders wichtig: Dank des kontextsensitiven Auswahl-Menüs entscheidet ihr oftmals selbst, wie ihr vorgehen möchtet. Gerade in Nebenmissionen genügt oftmals ein böser Blick von Arthur, um das Problem zu lösen. In anderen Momenten braucht es natürlich Pistole, Flinte oder Messer. Die Dead-Eye-Funktion erweist sich hier als besonders nützlich. Mit ihr versetzt ihr das Spiel in Zeitlupe und könnt euch so eure Kontrahenten vornehmen.

Mehrere Kerne – also etwa für Ausdauer, Stärke und Dead Eye – repräsentieren Arthur Morgans Zustand. Darüber hinaus integriert Rockstar Survival-Elemente wie Hunger, Durst, Hitze und Kälte. Das alles sorgt dafür, dass Beutezüge mit der Zeit immer wichtiger werden und ihr zwischen eigenem Besitz und Spenden an die Community abwägen müsst. Kleidung erhält eine zusätzliche Tiefe und ist weit mehr als nur ein kosmetischer Effekt.

„Red Dead Redemption 2“ schenkt euch unglaublich viele Freiheiten, zwingt euch aber zugleich nie zu irgendwas. Ihr könnt das Spiel ganz konservativ durchzocken und niemals einen Black-Jack-Tisch besuchen. Oder aber ihr vergnügt euch stundenlang in Saloons und zockt. Gleiches gilt natürlich auch für die Jagd, fürs Angeln oder für die Suche nach Schätzen und Dinosaurierknochen oder anderen Easter-Eggs. Ihr werdet euren eigenen Weg durch das Abenteuer finden und dabei oft im Zickzack gehen, über witzige Nebenfiguren stolpern und wichtige Entscheidungen treffen.

Was wir schlecht finden

Die Steuerung

Rockstar Games setzt weiterhin auf das aus „GTA V“ bekannte Steuerungsmuster. Arthur Morgan bewegt sich vergleichsweise langsam und reagiert auch auf Tastenkommandos nur mit einer kleinen Verzögerung. Gerade das Deckungssystem erweist sich in Innenräumen als vergleichsweise problematisch und das Navigieren zwischen den Hindernissen wirkt ungewohnt träge. Das sorgt gerade in den Anfangsstunden für Frust, wenn Arthur ungewollt häufig getroffen wird oder immer mal wieder irgendwo hängen bleibt. Auch die Inventarsteuerung ist nicht perfekt und die Menüs sind mitunter arg verschachtelt.

Keine Schnellreisefunktion

An diesem Punkt scheiden sich die Geister: „Red Dead Redemption 2“ besitzt keine klassische Schnellreisefunktion, sondern gibt euch stattdessen Fortbewegungsmittel wie euer Pferd, die Kutsche oder die Eisenbahn an die Hand. Das alles erleichtert zwar das Strecke machen, trotzdem sind die Wege zwischen den Missionen vergleichsweise lang.

Die einen werden diese langen Ausritte mögen, da sie so das Gebiet erkunden und viele Aufgaben nebenbei lösen werden. Doch manchmal nerven eben diese Entfernungen auch, da man unbedingt und möglichst schnell wissen möchte, wie es weiter geht. So gesehen trägt zwar die abgespeckte Schnellreise der Authentizität gut, schadet aber gelegentlich auch dem Spielfluss.

Kleine Logiklücken

Ganz perfekt ist die Spielwelt des neuen „Red Dead“ dann aber doch nicht. Gerade bei längeren Sessions fallen gelegentlich Ungereimtheiten auf. Gerade das „Fahndungssystem“ bringt immer wieder kleine Frustmomente mit sich. Wenn ihr euch allzu gesetzeswidrig verhaltet, wird ein Kopfgeld ausgesetzt und das führt wiederu mdazu, dass alsbald Kopfgeldjäger an euren Fersen kleben. Diese tauchen aber teils aus dem Nichts auf und gehen euch zwischendurch auch nach, wenn die Summe noch verschwindend gering ist. Diese Logiklücken machen zwar den Spielfluss nicht kaputt, stören aber dennoch das Gesamtbild.

9.5

Wertung und Fazit

PRO
  • geniale Atmosphäre
  • unglaubliche viele Optionen, sich die Zeit zu vertreiben
  • gewaltige und vor allem wunderschöne offene Spielwelt
CONTRA
  • Steuerung oft arg träge und umständlich
  • keine Schnellreisefunktion
  • Logiklücken in der Spielwelt

Red Dead Redemption 2 im Test: Das beste Spiel dieser Konsolengeneration?

Rockstar Games hat es schon wieder geschafft! Nach „GTA V“ setzt auch „Red Dead Redemption 2“ neue Maßstäbe. Damit sind in diesem Fall weniger die Quests oder die Actionqualitäten gemeint. Vielmehr wird „Red Dead Redemption 2“ zukünftig der Vorzeigetitel sein, an dem sich alle Open-World-Spiele messen lassen müssen.

Selten wirkte ein derart gewaltiges Areal so authentisch und lebendig, verzichtete dabei aber zugleich auf nerviges Item-Grinding oder vorberechnetes Getue. „Red Dead Redemption 2“ ist nicht nur eine Augenweide, sondern ein in sich geschlossenes Meisterwerk, welches neue Standards setzt.

Überblicken wir die Gesamtkonzeption, so gibt es natürlich kleine Schwachstellen: Das Missionsdesign könnte sicherlich einen Hauch abwechslungsreicher sein und auch die Steuerung ist überladen und allzu träge. Schmälert das jedoch den Gesamteindruck? Natürlich nicht! Denn am Ende vom Tag erweist sich „Red Dead Redemption 2“ als riesiges Abenteuer mit spannenden Geschichten, einer sensationellen Technik und derart viel Liebe zum Detail, dass sie einen fast erschlägt.

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