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NBA 2K23 im Test: Brillanter Basketball und Mikrotransaktionen

Michael Jordan wird’s schon richten: „NBA 2K23“ verbindet Basketball-Nostalgie mit erstklassigem Gameplay. Wieso weiterhin die omnipräsenten Ingame-Kaufoptionen das größte Problem von „NBA 2K“ sind, erfahrt ihr im ausführlichen Test!

play3 Review: NBA 2K23 im Test: Brillanter Basketball und Mikrotransaktionen

7.5

Die Sportsaison ist eröffnet: Bereits im vergangenen Monat schickte EA Sports Football-Fans in „Madden NFL 23“ auf den Platz, ehe in den kommenden Wochen „FIFA 23“ und „NHL 23“ folgen. Auch 2K Games legt dieser Tage mächtig nach und liefert mit „NBA 2K23“ den nächsten Teil der gerade in den Vereinigten Staaten überaus erfolgreichen Basketball-Serie aus.

„NBA 2K23“ protzt mit seiner bekannten Basketball-Lizenz und gewaltigem Umfang. Doch so unangefochten gut das Gameplay über die Jahre immer wieder war, so machten 2K Games und Visual Concepts zuletzt vor allem durch den Einsatz von Mikrotransaktionen von sich reden. Die schlechte Nachricht: Auch in diesem Jahr treffen Basketball-Liebe und Ingame-Käufe krachend aufeinander.

Die geballte Ladung Basketball-Nostalgie

Ganz egal, ob ihr Fans der aktuellen NBA oder der Vergangenheit seid: „NBA 2K23“ bietet für jeden Geschmack etwas und fährt die Nostalgiewelle hart. In der Jordan Challenge beispielsweise arbeitet ihr euch durch 15 Karrierehöhepunkte von „His Airness“ und taucht noch einmal tief in die Basketball-Vergangenheit ein. Die Präsentation ist atemberaubend mit Experteninterviews vor den Matches, Retro-Bildfiltern und angepassten Kommentatoren. Die Detailtiefe dieser Option ist schlicht absolut vorbildlich.

Überhaupt ist „NBA 2K23“ in Puncto Präsentation Spitzenklasse. Der Begriff „TV-Atmosphäre“ ist hier keine schlappe PR-Floskel, sondern entspricht dem Fakt. Entwickler Visual Concepts untermauert seine Vormachtstellung im Genre mit purer Detailversessenheit. Diese reicht von wechselnden Kommentatoren-Teams über Halbzeit-Shows bis hin zu Cheerleadern, tanzenden Maskottchen und den Einzügen in die mit Computer-Statisten gefüllte Arena. Die Spielermodelle selbst sehen erstklassig aus und bewegen sich flüssig über den Court. „NBA 2K23“ macht ausgezeichnete Verwendung von der großen Lizenz und zeigt, was damit möglich ist.

Genau in diese Kerbe schlägt der „Meine NBA Ären“-Modus – eine Art Franchise-Modus mit klassischen Inhalten. Hier könnt ihr Basketball-Geschichte neu schreiben und zugleich Vergangenheit und Gegenwart zusammenbringen. Ihr bestimmt das Regelwerk, die Drafts und andere Funktionen. Die Spieltiefe hier ist immens und überfordert zunächst, aber mit der Zeit entfalten sich hier die Möglichkeiten und liefern ein tolles Gesamterlebnis ab.

Zu schön, um wahr zu sein …

Seine schmutzige Seite zeigt „NBA 2K23“ aber erst mit der fortlaufenden Spielzeit in der Karriere und in MyTeam. Starten wir aber mit der Karriere: Sie ist das Herzstück des Spiels. Hier bastelt ihr euch zunächst einen eigenen Profi und stellt schnell fest, dass das Basketballgeschäft nicht nur Ruhm und Reichtum bedeutet.

Das Spiel präsentiert seine Geschichte in stimmigen Ingame-Zwischensequenzen, von denen sich andere Titel eine Scheibe abschneiden können. Zudem entführt euch „NBA 2K23“ in die Stadt getaufte, offene Spielwelt. Hier erledigt ihr Nebenmissionen, cruiset auf dem Skateboard durch die Straßen oder interagiert mit anderen Spielern.

In die Karriere versenkt ihr dutzende Stunden, könnt ihr doch euren Profi nicht nur aufleveln und seine Fanbase vergrößern, sondern ihn auch individualisieren. Das Erkunden der Möglichkeiten macht hier zweifellos Spaß und die Progression motiviert dank der Matches samt Aufgaben und anschließenden Presseterminen.

Doch auch hier kommen bereits die ersten Ingame-Kaufoptionen zum Einsatz. Wollt ihr euren Profis schneller aufleveln, könnt ihr dies auch mit VC-Münzen erledigen. Diese könnt ihr kostenpflichtig erstehen und somit eurem Charakter schneller an die Spitze führen und euch das Spiel merklich erleichtern.

Die Werbeeinblendungen ziehen sich durch das gesamte Spiel, fallen aber in diesem Zusammenhang negativ auf – egal, ob eine Wiederholung von Mobil 1 präsentiert wird oder die Kondition eures Spielers mit Gatorade auffrischt.

So richtig happig wird es dann im MyTeam-Modus – das Gegenstück zum FIFA Ultimate Team. Hier erspielt (bzw. kauft) ihr Kartenpacks, stellt euer Team zusammen und weist Trainer und Taktiken zu. Erneut zieht einen das Spiel schnell in die Motivationsspirale hinein. Es hagelt Belohnungen – wie beispielsweise für das tägliche Einloggen.

Zugleich sind die Einzel- und Mehrspieleroptionen gefällig und bringen teils neue Regeln mit sich. Trotzdem: Auch hier sind die Mikrotransaktionen dominant. Wer schnell kauft, hat einen Vorteil und stärkt sein Team. Der Pay-To-Win-Faktor ist entsprechend groß und die gesamte Präsentation ist auf den Konsum immer neuer Inhalte ausgelegt. „NBA 2K23“ übertreibt es schlicht und trübt damit das Gesamterlebnis deutlich.

 

Tolles Spielgefühl und kleine Schwächen

Das ist gleich doppelt bitter, denn der Titel ist ein ausgezeichnetes Sportspiel, das auf dem Parkett dank der starken Präsentation und des überaus gelungenen Gameplays absolut überzeugt. Das Spiel besitzt sechs Schwierigkeitsgrade, an denen ihr euch abarbeiten könnt. Bereits ab der dritten Stufe ist „NBA 2K23“ angenehm fordernd. Brechstangen-Taktiken funktionieren hier nicht. Stattdessen müsst ihr Laufwege finden, tricksen oder auch Lücken für den direkten Zug zum Korb finden. Das Spiel jedenfalls schenkt einem nur selten Punkte.

Im Vergleich zum Vorjahr arbeitet man stattdessen an der Wurfmechanik. Dreier-Würfe bleiben zwar mit den passenden Schützen weiterhin effektiv, wurden aber mit Hilfe der neuen Wurfanzeige und dem stärkeren Fokus auf die Eigenschaften der Spieler abgeschwächt. Hier braucht es Fingerspitzengefühl und Übersicht, damit ihr wirklich trefft. Der Spielaufbau ist stattdessen abwechslungsreicher und wir hatten nicht den Eindruck, als gäbe es ein Patentrezept für den leichten Korberfolg.

Insgesamt fühlt sich der Spielrhythmus vergleichsweise natürlich an und gerade bei Eins-gegen-Eins-Spielen freuen wir uns über eine gewisse Körperlichkeit. Dribblings wirken zunächst ein wenig träge, was aber an der realistischen Gewichtsregulieren der Spiel liegt. Sprich: Bewegungen dauern Zeit und stoppt ihr nicht rechtzeitig, führt das womöglich zu Stolperern und Turnovers.

Ganz perfekt ist „NBA 2K23“ aber auch auf dem Court nicht: Zum einen ist das „Aufposten“ mit groß gewachsenen Center- und Power-Forward-Spielern arg übermächtig. Habt ihr hier den Bogen ein Mal raus, erzielt ihr aus der Zone problemlos eure Punkte und könnt auf Nummer sicher spielen. Zugleich mangelt es „NBA 2K23“ an Werkzeugen, um wendige Angreifer im Zaum zu halten. Speziell in den ersten Spielstunden bezahlt ihr bitteres Lehrgeld, ehe ihr das Stellungsspiel draufhabt.

Störender fallen allerdings kleinere Macken in der Computer-KI auf: Viel zu oft verlassen sich zurückliegende Teams auf Dreier. Und scheitern damit viel zu oft, anstatt die Taktik umzustellen. Das Ergebnis sind gelegentlich Matches, die spätestens am dem dritten Viertel bereits entschieden und dadurch nur noch eine Pflichterfüllung sind.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Geniale Präsentation
  • Tolle Verwendung der Lizenzen
  • Herrlicher Nostalgie-Faktor
  • Enormer Spielumfang
CONTRA
  • Hoher Pay-To-Win-Faktor
  • Sehr viel Ingame-Werbung
  • Kleinere Gameplay-Schwächen

NBA 2K23 im Test: Brillanter Basketball und Mikrotransaktionen

„NBA 2K23“ ist das Negativbeispiel für die Implementierung von Mikrotransaktionen und Ingame-Werbung. Auf dem Papier ist Visual Concepts Basketball-Simulation ein absoluter Blockbuster-Titel, der problemlos an der 9.0 kratzt.

Das Spiel verströmt alles, was aktuelle und ehemalige Basketball-Fans lieben: Eine geniale Präsentation, enorme Detailtiefe und eine starke Mischung aus aktuellen und klassischen Inhalten. Untermauert wird das Ganze durch das im Vergleich zum Vorjahr dezent, aber effektiv verbesserte Gameplay. „NBA 2K22“ ist auf dem Court ein absoluter Hit, der vor Liebe zum Sport nur so strotzt.

Und dann kommen Mikrotransaktionen und Ingame-Werbung. Beides schadet der Atmosphäre massiv und der hohe Pay-To-Win-Charakter sorgt in den Online-Optionen schnell für ein Ungleichgewicht – und für ein mieses Gefühl. Viel zu oft verkommt „NBA 2K23“ zur Dauer-Verkaufsshow, die den Fokus vom Sport auf den Profit lenkt. Schade, denn mit mehr Fingerspitzengefühl wäre hier eine deutlich höhere Wertung drin gewesen.

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Kommentare

BretHitmanHart

BretHitmanHart

16. September 2022 um 17:29 Uhr
SeniorRicketts

SeniorRicketts

16. September 2022 um 18:16 Uhr
Skillicious

Skillicious

17. September 2022 um 07:45 Uhr