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Horizon Call of the Mountain im Test: Traumhafte VR-Bergtour mit Roboter-Dinos

Macht mit dem VR-Bogen Jagd auf Robo-Dinos und erkundet die schwindelerregenden Bergspitzen des Sonnenreichs: „Horizon Call of the Mountain“ ist das größte Spiel im Launch-Lineup der PlayStation VR2. Aber ist es auch ein Systemseller?

play3 Review: Horizon Call of the Mountain im Test: Traumhafte VR-Bergtour mit Roboter-Dinos

8.0

Guerilla Games „Horizon“-Serie gehört zu den großen Exklusivtiteln für Sonys PlayStation. Der zweite Serienteil „Horizon Forbidden West“ verkaufte sich 2022 über zehn Millionen Mal und ist somit einer der erfolgreichsten Titel des Jahres. Da scheint es mehr als sinnvoll, dass man diese bekannte Marke auch zum Launch der PlayStation VR2 auffährt.

„Horizon Call of the Mountain“ wurde eigens für PlayStation VR2 in Zusammenarbeit von Guerilla Games und Firesprite entwickelt. Der Ableger verabschiedet sich allerdings von der Open-World-Mechanik der „großen“ Ableger, sondern bietet eine sechs- bis achtstündige Reise durch die Bergwelt des Science-Fiction-Szenarios.

Neue Geschichte mit alten Bekannten

Das Abenteuer spielt zu Zeiten von „Horizon Zero Dawn“. Allerdings übernehmt ihr diesmal nicht Titelheldin Aloy, sondern schlüpft in die Haut von Ryas, einem ehemaligen Schatten-Carja-Rebellen, der in Gefangenschaft gerät und schließlich über das Schicksal des Sonnenreichs mitentscheiden muss. Diese Reise führt ihn u.a. auf die Suche nach seinem Bruder Urid, deckt aber auch einige neue Details über die Maschinenwesen auf und wirft somit einen interessanten Blick auf das bekannte „Horizon“-Szenario.

Wie bereits angesprochen, ist „Horizon Call of the Mountain“ kein Open-World-Spiel. Allerdings bietet es trotz des deutlich lineareren Anspruchs so etwas wie eine miteinander verzahnte Spielwelt. Im späteren Verlauf schaltet ihr beispielsweise das Dorf als Rückzugsort frei und könnt mit Hilfe von Schnellreisepunkten die Position wechseln. Innerhalb der Areale gibt es auch häufiger alternative Routen – mal zum Entdecken von Geheimnissen, mal als Abzweigung oder gar Abkürzung zum Ziel.

Für Neulinge fehlt es „Horizon Call of the Mountain“ ein wenig an einer Einführung in die faszinierende Szenario. Hintergründe werden in der Kürze der Zeit oft nebenbei abgehandelt. Ein wenig Vorwissen ist daher eindeutig von Vorteil. Erfahrene „Horizon“-Spieler wiederum freuen sich über die neue Perspektive und über ein Wiedersehen mit alten Bekannten.

Eine neue Welt erkunden

„Horizon Call of the Wild“ als Walking- bzw. Climbing-Simulator zu bezeichnen, würde sicher zu weit führen. Fakt ist allerdings, dass es sich stark bei Titeln wie „The Climb“ bedient und das Erklimmen der Berge stark in den Mittelpunkt rückt. Die Steuerung ist dabei denkbar intuitiv: Mit Hilfe der L2- bzw. R2-Taste der Sense-Controller greift ihr zu und zieht euch mit entsprechenden Hangel- oder Kletterbewegungen nach oben.

Stürze solltet ihr dabei tunlichst vermeiden, könnt euch aber dennoch Zeit für das Genießen der Umgebung lassen. Eine Ausdauerbegrenzung oder dergleichen gibt es nicht. Kurze Pausen sind ohnehin ratsam, denn obwohl das Spieltempo eher gemächlich ist, sind die Kletterpassagen mitunter durchaus anstrengend und fordern etwa das vollständige Ausstrecken beider Arme zum Überwinden von Lücken. Wo ihr klettern dürft, zeigt das Spiel derweil mit weißen Markierungen an. Im Notfall hilft der Instinkt-Modus, mit dem ihr die Route noch einmal hervorhebt.

Allein mit den Händen klettert ihr allerdings nicht. Im Spielverlauf schaltet ihr Werkzeuge wie die Kletterhaken oder den Seilwerfer frei und trefft auch immer wieder Punkte an, an denen ihr mit einer ruckartigen Armbewegung über Abgründe springen müsst. Diese Komponenten verleihen dem Klettern deutlich mehr Abwechslung und nicht selten mussten wir uns ganz schön konzentrieren, um nicht zwischendurch bei der Auswahl der Hilfsmittel und Bewegungen durcheinander zu kommen.

Auch wenn sich die Kletterpartien mit der Zeit etwas ziehen und trotz aller Bemühungen monoton werden, so sind das Welten-Design und die technische Umsetzung die Höhepunkte des Spiels. Das Erforschen und Erleben der Weiten des Szenarios und die Begegnungen mit Langhälsen, Plünderern und Donnerkiefern sind einmalig. Ihr werdet euch immer wieder dabei ertappen, wie ihr beim Klettern innehaltet, um den Ausblick zu genießen. Die Weite der Welt beeindruckt und zieht sofort in seinen Bann.

Mehr als nur klettern

Beim Entdecken der Spielwelt streut „Horizon Call of the Wild“ versteckte Interaktionsmöglichkeiten ein. Beispielsweise entdeckt ihr immer wieder Musikinstrumente wie Trommeln oder ein Tamburin. Mit ihnen könnt ihr spielen und musizieren. Zugleich laden die Physik-Effekte auch zu Experimenten ein: Etwa wenn ihr einen Apfel, der eigentlich zum Auffüllen der Lebensenergie dient, mit der einen Hand in die Luft werft und mit der anderen auffangt.

Dank der sehr griffigen und direkten Kontrollen funktionieren solche Momentaufnahmen ausgezeichnet. Die Vibrationseffekte der Sense-Controller kommen etwa beim Berühren bestimmter Objekte zum Einsatz. Auch wenn die Spielwelt von „Horizon Call of the Wild“ in puncto Interaktion ihre Grenzen hat, bietet sie doch ausreichend Optionen, um sich damit auch abseits der Wege zu beschäftigen.

Crafting erledigt ihr übrigens „manuell“. Mit gefundenen Ressourcen baut ihr etwa neue Pfeile oder rüstet euer Equipment auf. So setzt ihr beispielsweise die angesprochenen Kletterhaken selbst zusammen. Das Verzichten auf einen Großteil klassischer Ingame-Menüs sorgt dafür, dass „Horizon Call of the Mountain“ nur selten mit der Immersion bricht.

Zu den Waffen!

Neben dem Klettern ist der Kampf die zweite Gameplay-Säule von „Horizon Call of the Wild“. Dieser greift viele Elemente früherer Serienteile auf, spielt sich allerdings aufgrund der VR-Umgebung und der damit zusammenhängenden Einschränkungen deutlich statischer. Ihr könnt euch daher nicht frei bewegen, sondern kreist mit Ausweichbewegungen eure Gegner herum oder blickt gar wie in einer „Schießbude“ auf die Roboter-Dinos, die euch von vorne angreifen.

Was sich unspektakulär anhört, ist in der Praxis schnell und enorm actiongeladen. Als Waffe dienen Pfeil und Bogen. Beides bedient ihr in den Standardeinstellungen mit euren Bewegungen. Ihr zieht also einen Pfeil etwa mit einem „Griff“ über die rechte Schulter aus dem virtuellen Köcher und spannt ihn dann mit einer Bewegung nach hinten in den Bogen.

Das Zielen über die Pfeilspitze erfordert Übung. Mit einem Druck auf die Dreieck-Taste scannt ihr eure Gegner und legt so potenzielle Schwachstellen offen. „Horizon“-Kenner wissen um diese Funktion – sie bringt taktische Tiefe in die Kämpfe hinein und sorgt dafür, dass ihr nicht blind drauflos ballert, sondern präzise anlegt und schießt.

Tatsächlich fühlt es sich in „Horizon Call of the Mountain“ sehr befriedigend an, die Maschinenwesen ins Jenseits zu schicken. Zerstört ihr Schwachstellen führt das zu Explosionen und anderen Effekten. Das sorgt für Stimmung. Wie in den übrigen „Horizon“-Ablegern auch, greift ihr auch hier auf verschiedene Pfeiltypen wie etwa Feuer- oder Elektro-Geschosse zurück und teilt so Elementarschaden aus.

Darüber hinaus entdeckt ihr auch in den „Arenen“ immer wieder Hilfsmittel, mit denen ihr euch einen Vorteil verschaffen könnten. Das können etwa explosive Fässer oder auch Deckungsmöglichkeiten sein, hinter denen ihr euch kurzzeitig in Sicherheit bringen könnt.


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So actionreich und spaßig die Kämpfe in der Offensive sind, so gibt es in der Defensive kleinere Probleme. In den Standardeinstellungen weicht ihr mit Controller-Bewegungen aus, müsst dazu aber auch noch Aktionstasten gedrückt halten. Das überfordert gerade VR-Anfänger schnell. Besser gefiel uns die Option, mit Hilfe der Analog-Sticks auszuweichen, allerdings vergrößerte das den Effekt der Motion-Sickness, da man so automatisch deutlich aktiver spielt.

Glücklicherweise kalkuliert „Horizon Call of the Mountain“ derartige Schwierigkeiten ein und verpasst seinem Hauptcharakter immens viel Lebensenergie. So ist es zwar möglich draufzugehen, jedoch bedarf es dafür schon einer ganzen Menge an Treffern, was den Spielspaß selbst bei gelegentlichen Frustmomenten auf einem guten bis sehr guten Niveau hält.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Großartige Präsentation und eine faszinierende Spielwelt
  • Actiongeladene Kämpfe mit klassischen „Horizon“-Spielelementen
  • Interessante neue Perspektive auf das bekannte „Horizon“-Setting
CONTRA
  • Trotz verschiedener Kletterwerkzeuge auf Dauer monoton
  • Bewegungssteuerung in Kämpfen suboptimal
  • Kleinere Ungenauigkeiten bei Klettern auf kleinem Raum

Horizon Call of the Mountain im Test: Traumhafte VR-Bergtour mit Roboter-Dinos

So schön und eindrucksvoll „Horizon Call of the Mountain“ auch sein mag, es ist keine VR-Revolution und auch kein Systemseller wie beispielsweise seiner Zeit „Half-Life: Alyx“. Das ändert aber nichts daran, dass es ein verdammt gutes VR-Spiel ist, welches die Stärken und Eigenheiten der neuen Hardware gelungen präsentiert.

Die virtuelle Bergtour strotzt vor tollen Ausblicken und intensiven Gameplay-Momenten. Die Umgebungsrätsel auf Basis der Kraxelei und die knackigen Kämpfe überzeugen. Aber wie bereits erwähnt, sind es vor allem die Spielwelt und ihre Bewohner, die „Horizon Call of the Mountain“ so besonders machen.

Waren bereits die „großen“ Vorgänger aufgrund ihres Szenarios einmalig, zieht euch die VR-Adaption noch tiefer in das faszinierende Science-Fiction-Setting hinein und geizt dabei nicht mit denkwürdigen Augenblicken.

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Kommentare

SeniorRicketts

SeniorRicketts

16. Februar 2023 um 18:04 Uhr
DerKonsolenkenner

DerKonsolenkenner

16. Februar 2023 um 18:13 Uhr
callmesnake

callmesnake

17. Februar 2023 um 20:23 Uhr
SeniorRicketts

SeniorRicketts

17. Februar 2023 um 22:16 Uhr