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PS4-TEST: Bloodborne

play3 Review: PS4-TEST: Bloodborne

9.0

Im Volksmund heißt es: „Leben und leben lassen.“ Doch in From Softwares neustem Streich „Bloodborne“ wird daraus: „Sterben und sterben lassen.“ Die geistigen Väter von Spielen wie „Dark Souls“ oder „Demon Souls“ – angeführt von Vize-Präsident und Chef-Entwickler Hidetaka Miyazaki – liefern erneut eine blutige und gleichermaßen finstere Schlachtplatte ab, die unzählige Gamepads das Leben kosten wird.

Denn wer „Bloodborne“ für casual oder gar so etwas wie eine Light-Variante von „Dark Souls“ hält, der irrt gewaltig. Es spielt sich anders, behält aber die Grundmaxime seiner spirituellen Vorgänger bei. Diese lautet: Lernen durch Schmerz. Der virtuelle Tod wird hier zum Spaßfaktor. Der Triumph über einen Boss zum Karneval der Sinne. Mit „Bloodborne“ beweist From Software einmal mehr sein feines Gespür für den schmalen Grat zwischen Frust und Freude.

ANMERKUNG: PLAY3.DE testet an dieser Stelle lediglich den Einzelspielermodus. Da die Server erst am 24. März zum Release des Spiels online gehen, konnten wir die Mehrspielerkomponenten noch nicht ausprobieren oder gar bewerten.

Was wir cool finden

Immer in Bewegung
Das Wichtigste bei einem Actionspiel wie „Bloodborne“ ist sicherlich das Kampfsystem und die Steuerung. Im Vergleich zu „Dark Souls 2“ spielt sich der neuste Ableger deutlich schneller. Schwere Schilde gibt es nicht mehr. Mit ihnen fallen auch Blocks und Paraden weg. Stattdessen trimmt From Software den Jäger – so der Spitzname des bedauernswerten Hauptcharakters – auf Geschwindigkeit und Tempo. Kurzen Attacken entkommt er mit flinken Sidesteps. Flächenangriffen weicht er behände mit einer Rolle aus. Und notfalls nimmt er die Beine in die Hand und rennt einfach weg.

Das Ausweichsystem von „Bloodborne“ sieht auf dem Papier simpel aus, ist aber erneut an die Ausdauer der Spielfigur gekoppelt. Bedeutet: Nach Sprints, Angriffen oder allzu vielen Meidbewegungen wird der Recke langsamer oder verweigert im schlimmsten Fall gar komplett den Dienst. Wer die grüne Ausdauerleiste nicht im Auge behält, segnet häufiger das Zeitliche als ihm lieb sein dürfte.

Gleichzeitig aber belohnt „Bloodborne“ auch offensives Vorgehen. Trifft euch ein Monster im Angriff, verliert ihr nicht automatisch Energie. Mit einem Konterschlag holt ihr euch einen Teil der verlorenen Kraft wieder zurück. Das fördert auf der einen Seite zwar aktives Kampfverhalten, erzeugt aber auch schnell Leichtsinn und Gier, die insbesondere die Bosse nur allzu gerne bestrafen.

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Sägeschwert, Lanze und Pistole
Gleichzeitig erweitert „Bloodborne“ das bisherige Arsenal der Serie. Feuerwaffen wie etwa die Jägerpistole zu Beginn dienen allerdings weniger dazu, um Schaden anzurichten. Vielmehr stoppen sie die Bewegungen der Feinde und lassen sie – sofern ihr im richtigen Moment abgedrückt habt – hilflos zurück. Schlagt ihr in diesen kurzen Zeitfenstern zu, richtet ihr beträchtlichen Schaden an. Durch diese Mechanik verhindert From Software, dass ihr ganze Kämpfe nur aus der Distanz bestreitet. Das funktioniert nicht und obendrein sind Quecksilberkugeln ein rares Gut und ausgesprochen wertvoll.

Wer keine Lust auf Pistolenkampf hat, der kann die zweite Hand des Jäger auch mit anderen Waffen etwa Fackeln bestücken und somit beidhändig agieren. Diese Variante macht sicherlich für besonders aktive Spieler Sinn, verhindert aber besagte Konterangriffe. Ansonsten fährt „Bloodborne“ ein martialisches Arsenal auf. Lanzen, Spieße und Hämmer sind ebenso dabei wie das charakteristische Sägeschwert. Mit der L1-Taste verwandelt ihr viele der Gerätschaften. Aus besagtem kurzen Sägeschwert wird dann eine mächtig lange Klinge. Diese richtet zwar mehr Schaden an, benötigt aber mehr Zeit und verbraucht mehr Ausdauer.

Natürlich findet ihr auch wieder jede Menge Hilfsmittel innerhalb der verwinkelten Areale. Von Molotowcocktails, über Blutphiolen zur Heilung bis hin zu Gegengiften ist alles dabei. From Software gibt sich allerdings auch diesmal nicht sonderlich einsteigerfreundlich. Die Beschreibungen vieler Objekte erweisen sich als derart kryptisch, dass man sie erst ausprobieren muss, um ihren Sinn zu entdecken. Neben dem Kampf stellt sich gerade diese Lust am Erkunden und Erforschen der Spielwelt als treibende Kraft heraus.

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Allein in der Dunkelheit
Yharnam ist ein schrecklicher Ort. Schrecklich schön! Die viktorianisch anmutende Stadt ist gebeutelt von einer schweren Krankheit. Die Menschen verfallen dem Wahnsinn und attackieren den Jäger kurz nach dem Eintreffen. Und so durchforstet ihr die engen Gassen, weiten Plätze und finsteren Gebäude nach brauchbaren Objekten, findet aber oftmals nur neue Feinde. Die aus „Dark Souls“ bekannten Seelen ersetzen in diesem Fall so genannte Blutechos. Geht ihr im Kampf drauf, bleiben die Blutechos zurück oder werden im schlimmsten Fall sogar von einem der Monster aufgeklaubt.

Einzig sicherer Ort stellt der Jägertraum dar, in den ihr an besagten Lichtern abdriftet. Hier kauft ihr Vorräte ein, investiert eure Blutechos in Fähigkeiten, verbessert eure Waffen oder sogar euren Jäger mit Runen. Nach einiger Zeit findet ihr zudem einen heiligen Kelch, mit dessen Hilfe ihr zusätzliche Dungeons freischalten könnt. Diese warten noch einmal mit neuen Herausforderungen, fiesen Fallen und mächtigen Bossgegnern auf. „Bloodborne“ strotzt nur so vor Gruselgestalten, die euch ans Leder wollen.

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Japanische Monster AG
Das Monster-Design wiederum gehört – neben der Komplexität des Kampfsystems und der tollen Stadt – zur größten Stärke von „Bloodborne“. Ganz egal, ob scheinbar flugunfähige Raben, untote Riesen oder skelettierte Elektro-Wölfe. „Bloodborne“ macht Angst! Denn die Bedrohung ist überall spürbar und die Kreaturen lauern einem in den entlegensten Ecken auf. Einige Monster verstecken sich in Nebelschwaden, andere kauern im hohen Gras oder hinter Türecken. Glaubt uns, ihr werdet zusammenzucken, wenn euch das erste Mal eine alte Oma am Schlafittchen packt und eurem Jäger die Kehle durchschneidet.

Die Krone der Monster-Schöpfung stellen natürlich die riesigen Boss-Gegner dar. An dieser Stelle wollen wir gar nicht zu lange auf diesen Ungetümen herum reiten. Sie sind bockschwer, mächtig groß und erfordern allesamt eine bestimmte Taktik. Das alles kennt ihr vielleicht schon aus „Dark Souls“. Dann wisst ihr auch, dass ihr kaum einen Boss beim ersten Versuch knackt, sondern unzählige Anläufe benötigt und im Zweifelsfall zwingt euch das Spiel sogar, euch nochmal durch die letzten Abschnitte zu grinden, um Vorräte und Erfahrungspunkte aufzustocken. Das gehört dazu! Dafür ist der Triumph, wenn ihr den Widerling am Ende in die Flucht geschlagen habt umso größer.

Was wir weniger cool finden

Meine armen Nerven!
Trotzdem gehört „Bloodborne“ sicherlich zu der Sorte Spiel, die viele an ihre Grenzen bringen wird. Die häufigen Tode zehren an den Nerven. Besonders dann, wenn man scheinbar nichts dafür kann. So greift gelegentlich der Wahnsinn nach der Spielfigur und vernichtet sie ohne Vorwarnung. Genauso gut gibt es bestimmte Gegnertypen – etwa den Sensenmann – die einem mit einer Attacke problemlos die komplette Energie aussaugen.

„Bloodborne“ ist eine besondere Herausforderung an die eigenen Fähigkeiten, aber auch an die Psyche. Es kann frustrieren und es verlockt förmlich zu wüsten Schimpftiraden. „Bloodborne“ macht auch nicht immer Spaß. Manchmal arbeitet man sich eher durch die Abschnitte, als dass man spielt. Komfortfunktionen gibt es kaum, die Orientierung innerhalb der Level fällt schwer und die Kamera macht zwischendurch auch nicht immer das, was sie eigentlich soll.

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Technische Unzulänglichkeiten
Doch abseits der Frustproblematik leistet sich „Bloodborne“ in erster Linie technische Fehler. Allein die Ladezeiten zwischen Jägertraum und Yharnam oder nach einem Ableben sind saftig lang. Wirklich störend fallen gelegentliche Ruckler und Sound-Aussetzer auf. Hinzu kommt die Tatsache, dass Schläge zwar an Wänden hängen bleiben, aber trotzdem Schaden anrichten. Das nervt besonders im Kampf mit großen Gegnern, da man Säulen oder andere Objekte nur bedingt als Deckung einsetzen kann. Die Computer-Gegner haben zudem immer wieder Probleme mit Höhenunterschieden. Steht ihr beispielsweise mit eurem Jäger auf einem Balkon, könnt ihr davon ausgehen, dass die Kreaturen unter euch das Mauerwerk bearbeiten, weil sie denken, ihr wärt auf ihrer Ebene.

System: Playstation 4
Vertrieb: Sony Computer Entertainment
Entwickler: From Software
Releasedatum: 24. März 2015
USK: ab 18
Offizielle Homepage: https://www.playstation.com/de-de/games/bloodborne-ps4/

9.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Bloodborne

Bereits vor dem Test plagten mich Selbstzweifel. Liegt mir das schnellere Gameplay von „Bloodborne“? Ich habe mich doch in „Dark Souls 2“ so gerne hinter einem schweren Schild versteckt. Doch schnell stellte ich fest, dass mir der Grundansatz von „Bloodborne“ noch eine Spur besser gefällt. Hier gehe ich offensiv zu Werke, versuche flink auszuweichen und dann zuzustechen. Der Rückgewinn von Energie motiviert mich zu immer forscherem Vorgehen und führt gleichzeitig zum Tod. Ähnlich wie schon in „Dark Souls“ baut mich auch „Bloodborne“ zwischenzeitlich auf, holt mich dann aber mit mehreren Bildschirmtoden in Folge auf den Boden der Tatsachen zurück. Schuld daran sind nicht selten die monströsen Bossgegner, die dafür sorgen, dass ich das Gamepad mit schweißnassen Händen umklammere. „Bloodborne“ erzeugt ein konstantes Gefühl der Bedrohung. Wenn ich alleine und in völliger Stille durch Kathedralen schlendere, erwarte ich förmlich, dass mich ein Monster anspringt. Einziger Wermutstropfen dieses herausragenden Actionspiels sind die technischen Probleme, die From Software hoffentlich mit dem nächsten Patch aus der Welt schafft. Aber sei es drum: „Bloodborne“ ist Spiel gewordenes Adrenalin – und das ist ja bekanntermaßen ein Stresshormon!

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Kommentare

kripofrankfurt

kripofrankfurt

04. April 2015 um 08:43 Uhr
Ferengi_Quark

Ferengi_Quark

30. April 2015 um 15:34 Uhr