Review

The Dark Pictures The Devil in Me im Test: Entkommt ihr dem Mord-Haus?

Ein unheimliches altes Gebäude, eine ahnungslose Filmcrew und ein blutrünstiger Serienmörder: All dies und mehr erwartet euch in "The Dark Pictures: The Devil in Me"! Könnt ihr aus dem Mord-Haus lebend entkommen?

play3 Review: The Dark Pictures The Devil in Me im Test: Entkommt ihr dem Mord-Haus?

7.5

"The Dark Pictures: The Devil in Me" erscheint unter anderem für PS4 und PS5.

Mit ihrem nunmehr vierten Teil gipfelt die „The Dark Pictures“-Anthologie in ihrem ersten großen Staffelfinale. In „The Devil in Me“ geht es, andern als in den Vorgängern, jedoch deutlich bodenständiger zur Sache. Diesmal warten keine übernatürlichen Gefahren auf unsere Spielfiguren, sondern eine sehr reale Bedrohung: Ein mordlustiger Serienkiller. Ob es sich für euch lohnen kann, euch auf diesen Horrortrip einzulassen, das verraten wir euch in unserem Test.

„Ich wurde mit dem Teufel in mir geboren“

Wie in den vorherigen Teilen der Reihe übernehmen wir erneut die Kontrolle über mehrere Charaktere, die diesmal alle Teil eines Filmteams sind. Sie machen für eine kleine Firma Dokumentationen über Serienkiller und bekommen das Angebot, in einem Nachbau eines berüchtigten Mord-Hotels die letzte Episode ihrer Serie zu drehen. Obwohl sie nach einiger Zeit bereits ein ungutes Gefühl beschleicht, wollen sie es durchziehen und die Dreharbeiten beginnen.

Doch es kommt natürlich, wie es kommen muss: Schon bald bemerken sie, dass im Gebäude einiges nicht mit rechten Dingen zugeht und sie nicht alleine an diesem gruseligen Ort sind. Ein Mörder, der dem legendären Serienkiller Henry Howard Holmes (1861-1896) nacheifert, treibt im Gemäuer sein Unwesen. Als wäre das noch nicht schlimm genug ist das Haus gespickt mit allerlei Geheimnissen und Todesfallen. Die Schlinge um die Hälse unserer Helden zieht sich immer enger!

Nach den zuletzt eher abgedrehten Ansätzen der Reihe ist „The Devil in Me“ eine willkommene Abwechslung und konnte uns mit seinem düsteren, geerdeten Ansatz schnell überzeugen. Es mag kein origineller Ausgangspunkt sein, den das Entwicklerteam von Supermassive Games gewählt hat, doch das Gefühl, mit einem blutrünstigen Killer gefangen zu sein und ständig von diesem beobachtet zu werden, wurde gut umgesetzt. In bester „The Dark Pictures“-Tradition verläuft die Story zwar etwas vorhersehbar und bedient sich vieler Genre-Klischees, doch Horror-Fans werden mit der Handlung des Games sicherlich ihren Spaß haben.

Wen holt sich der Killer zuerst?

Keinen Spaß haben indes unsere fünf Spielfiguren Charlie, Erin, Jamie, Kate und Mark, die sich schnell in einem erbitterten Überlebenskampf wiederfinden. Erschwert wird dieser durch die Tatsache, dass sie nicht alle immer gut miteinander können, weshalb es bereits öfter Streit gab. Deshalb müssen sie sich nun zusammenreißen, ihre eigenen Stärken ausspielen und ihre Schwächen überwinden, um dem Mörder entkommen zu können, doch werden sie das wirklich schaffen? Einen Vorteil gegenüber ihren „Vorgängern“ der Horror-Games-Reihe haben sie jedoch: Jeder von ihnen besitzt einen besonderen Gegenstand im Inventar.

Charlie, der Boss des Teams, kann mit seiner Visitenkarte zum Beispiel verschlossene Schubladen knacken während Erin als Tontechnikerin ihr Equipment nutzen kann, um merkwürdigen Geräuschen auf den Grund zu gehen. Um der Ursache ihres Dilemmas erforschen zu können, müsst ihr all ihre Fähigkeiten geschickt ausspielen. Das gründliche Absuchen der Levels lohnt sich, denn so erhaltet ihr nicht nur Einblicke in das, was wirklich vor sich geht, sondern könnt auch Visionen eines möglichen Todes erhaschen, was eurem jeweiligen Charakter so womöglich im Ernstfall das virtuelle Leben zu retten könnte.

Jeder von ihnen spielt sich durch die besonderen Ausrüstungsobjekte ein kleines bisschen anders und sie alle haben kleine Macken, die sie nahbar machen. Erin fängt etwa an leise zu singen, wenn sie durch die engen Korridore des Hotels geht, um sich so Mut zu machen, während Charlie eher zu fluchen beginnt, wenn etwas nicht so läuft, wie er es gerne hätte. Durch solche Angewohnheiten wirken die Figuren glaubhaft. Des Weiteren könnt ihr in den zahlreichen Dialogen regelmäßig entscheiden, wie sich die Figuren unter einander verhalten sollen, was Einfluss auf ihre Beziehungen hat.

Ihr solltet von „The Devil in Me“ zwar keine tiefschürfende Charakterstudie erwarten, allerdings wuchsen uns Kate & Co. über den Verlauf des Spiels, trotz des einen oder anderen nervigen Moments, mehr ans Herz als es noch bei den Protagonisten der vorherigen Games der Fall war. Leider schwankt die Qualität der Dialoge etwas, wodurch einige Figuren, etwa Kate und Jamie, die sich oft und viel beleidigen, zunächst ziemlich unsympathisch wirken. Wirklich zum Fremdschämen waren dafür diesmal dafür glücklicherweise deutlich weniger Gesprächszeilen als noch in den drei Vorgängerteilen.

Neben ihren speziellen Inventargegenständen haben die Mitglieder der Filmcrew außerdem noch einen weiteren Vorteil gegenüber den Hauptfiguren der vorangegangenen Spiele der „The Dark Pictures“-Anthologie: Sie sind merklich agiler. Alle Charaktere können nun schneller laufen und klettern, wodurch sich teils völlig neue Möglichkeiten ergeben, die finsteren Areale zu erkunden. Wir sind nun kurzgesagt freier beim Erforschen.

Zudem haben die richtigen Gameplay-Abschnitte nun etwas mehr „Fleisch“ auf den Knochen: Ihr könnt klettern, euch verstecken und Objekte in den Levels verschieben, um simple Rätsel zu lösen. Angesichts des spannenden Settings wäre hier sicherlich mehr drin gewesen und die Entwickler hätten etwas kniffligere Rätsel ersinnen und die Stärken der Charaktere stärker miteinander kombinieren können. Hier wird etwas Potential verschenkt.

Einen nicht unerheblichen Teil der gut sieben Stunden Spielzeit machen selbstverständlich weiterhin die bei Spielen dieser Art typischen Quick-Time-Events (QTEs) aus. Mal müsst ihr in letzter Sekunde einem Angriff oder einer Falle ausweichen, mal entscheiden, ob ihr fliehen oder kämpfen wollt. Abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad sind die Zeitfenster für diese Entscheidungen ziemlich knapp bemessen, was manchmal den Unterschied zwischen Leben und Tod eines Charakters ausmacht. Da die Story abhängig von euren Entschlüssen anders verläuft, ist auch für ordentlich Wiederspielwert gesorgt.

Wohlige Gruselatmosphäre und mäßige Technik

Apropos Wiederspielwert: Hierfür sorgt auch der wieder enthaltene Mehrspielermodus. Ihr habt die Wahl, das Game klassisch im Singleplayer zu spielen, gemeinsam mit einem Kumpel im Online-Koop oder im sogenannten Movie Night Mode mit bis zu vier Freunden. Gerade hierbei dürfte wieder für viel Spaß gesorgt sein, wenn ihr euch in einer kleinen Gruppe darüber austauscht, welche Entscheidungen getroffen und welche Figuren leben und sterben sollen. Die Sterbeszenen haben diesmal natürlich ebenfalls wieder in sich und zählen zu den Höhepunkten des Games. Hier wurde viel Zeit und Arbeit investiert.

Etwas mehr Sorgfalt wäre dafür bei der Technik nötig gewesen, denn diese machte auf uns während des Tests einen eher durchwachsenen Eindruck. Doch beginnen wir zunächst mit den positiven Aspekten: Die verschiedenen von H. H. Holmes‘ Mord-Haus inspirierten Areale sind wirklich schön gestaltet und bestechen mit vielen kleinen Details. Dank der stimmungsvollen Beleuchtung und der gerade während der Zwischensequenzen gut gewählten Kameraperspektiven kam beim Erkunden der langen und staubigen Flure des alten Gebäudes schnell eine wohlige Gruselatmosphäre auf, die uns in ihren Bann ziehen konnte.

Darüber hinaus sind die Charaktermodelle, insbesondere jene der Hauptfiguren, gut gelungen. Das hohe Niveau anderer Horror-Games, etwa „Resident Evil Village“ oder auch des kommenden „The Callisto Protocol“ wird zwar nicht erreicht, doch insgesamt wirkt alles in „The Devil in Me“ überaus stimmig und wie aus einem Guss. Auch die teils grotesken Gesichtsanimationen der vorherigen Ableger der Anthologie sind uns nicht mehr aufgefallen. Mitunter wirken sie lediglich etwas steif.

Leider läuft das Spiel nicht wirklich rund. Während unserer Zeit mit dem Titel sind uns immer wieder nachladende Texturen, Clipping-Fehler und andere Grafikprobleme aufgefallen. Zudem machte es ab und an den Eindruck, als würde die Framerate auf der PlayStation 5 manchmal etwas ins Stottern geraten. In ihrer Gesamtheit zehren diese Fehler an der Immersion und Atmosphäre, die bei Games dieser Art immens wichtig sind.

Auch mit dem Sound hatten wir zwischenzeitlich Probleme, denn immer wieder sprang die Sprachausgabe des Spiels zwischen der deutschen Synchro und dem englischen Original hin und her. Das sorgte mitunter für unfreiwillige Lacher und war der Horroratmosphäre eher bedingt förderlich. Ansonsten ist die deutsche Tonspur gut gelungen, auch wenn das Original, unter anderem wegen toller Schauspieler wie Jessie Buckley, etwas die Nase vorn hatte. Der Soundtrack war ebenfalls solide und untermalte die verschiedenen Situationen stets passend. Wirklich im Ohr geblieben ist uns jedoch kein Musikstück.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Geerdetes Serienkiller-Szenario rund um H. H. Holmes
  • Areale des Mord-Hauses lassen wohlige Gruselatmosphäre aufkommen
  • Die fünf Hauptcharaktere haben eigene Stärken und Schwächen
  • Mehr Gameplay-Möglichkeiten als in den Vorgängern
  • Hoher Wiederspielwert durch verschiedene Story-Verläufe
CONTRA
  • Story mitunter ziemlich vorhersehbar und klischeehaft
  • Qualität der Dialoge schwankt
  • Rätsel meist sehr simpel, wodurch Potential verschenkt wird
  • Diverse technische Probleme gehen zulasten der Atmosphäre

The Dark Pictures The Devil in Me im Test: Entkommt ihr dem Mord-Haus?

Mit „The Devil in Me“ führen Supermassive Games die 1. Staffel ihrer „The Dark Pictures“-Anthologie zu einem gelungenen Abschluss. Nach den mitunter ziemlich abgedrehten Ereignissen der Vorgänger war es die richtige Entscheidung, diesmal auf ein geerdetes Szenario zu setzen. Mit H. H. Holmes, einem der berüchtigsten Serienmörder der US-Geschichte, entschied sich das Team zudem für eine faszinierende wie gleichermaßen angsteinflößende historische Person, um die sich das Mysterium des Spiels dreht.

Die Story an sich ist nun zwar nicht gerade preisverdächtig und bietet allerlei Klischees, doch sie wird gut erzählt und inszeniert. Insbesondere durch die verschiedenen Kamerawechsel und die Geräuschkulisse fühlten wir uns immer wieder beobachtet. In Zusammenspiel mit den schick gestalteten Arealen des Mord-Hauses und der stimmungsvollen Lichtstimmung stellte sich schnell ein schaurig schönes Grusel-Feeling bei uns ein. Darüber hinaus fügen sich die neuen Gameplay-Möglichkeiten gut in die etablierte Formel der Reihe ein, auch wenn das Potential hier nicht ganz genutzt wird.

Noch ärgerlicher sind lediglich die technischen Fehler, die uns regelmäßig begegneten und die mitunter die Atmosphäre störten. Wenn ihr euch hiervon nicht abschrecken lasst, erhaltet ihr hier dennoch ein gutes Horror-Adventure und den bisher vielleicht besten Teil der Anthologie. Falls ihr noch Horror-Futter für die dunklen Tage braucht, könnt ihr hier ruhigen Gewissens einen Blick riskieren.