Review

Under the Waves im Test: Packendes Drama in den Tiefen der Nordsee

Das Indie-Entwicklerteam Parallel Studio hat gemeinsam mit Quantic Dream sein Unterwasser-Adventure "Under the Waves" veröffentlicht. Wir haben uns in die kalten Fluten gestürzt und verraten euch in unserem Test, ob ihr das auch tun solltet.

play3 Review: Under the Waves im Test: Packendes Drama in den Tiefen der Nordsee

8.0

"Under the Waves" ist seit dem 29. August 2023 unter anderem für PS4 & PS5 erhältlich.

Nachdem wir im Juni diesen Jahres unsere zweite Runde mit dem kleinen U-Boot Moon in „Under the Waves“ drehen konnten, ist das Spiel mittlerweile offiziell im Handel erhältlich. Wir konnten uns die Chance natürlich nicht nehmen lassen, einen genauen Blick auf die Vollversion des atmosphärischen Unterwasser-Adventures zu werfen und ob uns das fertige Game im Test so überzeugen konnte wie in unseren Preview-Sessions, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.

Flucht vor den eigenen Dämonen

Die Story des Spiels, das vom kleinen Indie-Team Parallel Studio entwickelt wurde, entführt uns in eine alternative Version der 1970er-Jahre. Wir schlüpfen darin in die virtuelle Haut des Berufstauchers Stan, der für den Konzern Unitrench zuständig ist. Im Auftrag der Firma soll er sich um eine Unterwasserstation in der Nordsee kümmern und dafür sorgen, dass dort alles immer mit rechten Dingen zugeht.

Wirklich viele Verbindungen zur Außenwelt gibt es dabei nicht. Der regelmäßigste Kontakt ist noch Tim, der den Vater unseres Protagonisten kannte und nun die Aufgaben unseres Protagonisten koordiniert. Ansonsten sind wir und Stan weitestgehend auf uns gestellt. Eine bewusste Entscheidung unserer Hauptfigur, denn schnell wird klar, dass er mit einem schweren Trauma zu kämpfen hat und versucht, am Meeresboden seinen eigenen Dämonen zu entfliehen.

Geschichte und Themen sind in ihren eindringlichsten Momenten die größte Stärke von „Under the Waves“, denn hier greifen die beklemmende Atmosphäre, Stans Isolation, seine innere Zerrissenheit und seine seelischen Narben, die nach und nach aufgedeckt werden, hervorragend ineinander. Wenn wir seine Trauer ergründeten, untermalt zu den melancholischen Klängen des stimmungsvollen Soundtracks, dann hat uns das emotional wirklich berührt.

Insbesondere im dritten Akt der Handlung, wenn diese richtig an Fahrt aufnimmt und zusehends immer düsterer wird, läuft das Spiel zur Höchstform auf. Einige Momente verströmten beinahe die Stimmung eines Horrorfilms und wir hätten uns gewünscht, dass diese Szenen noch länger angehalten hätten.

Der Schutz der Ozeane

Allerdings bewegt sich das Writing nicht durchgehend auf einem so hohen Niveau. Das ist besonders deshalb schade, da Parallel Studio in ihrem Werk nicht nur den Umgang mit Traumata und Ängsten behandeln, sondern auch auf die Verschmutzung der Ozeane aufmerksam machen wollen. Um diese Thematik auf angemessene Weise behandeln zu können, arbeitete das Entwicklerteam mit der gemeinnützigen Organisation Surfrider Foundation zusammen.

Diese Gruppe hat sich dem Schutz der Ozeane verschrieben und stand dem Studio mit Rat und Tat zur Seite und fand sogar seinen Weg ins Spiel selbst. Es ist zweifelsohne ein wichtiges Thema, immerhin geht die Verschmutzung der Weltmeere uns alle etwas an. Bei der Vermittlung dieses Sachverhalts, etwa in Form von Unitrenchs Taten, bei denen es durchaus Parallelen zu realen Ölbohrkonzernen gibt, und auch der Einbindung von Surfrider gehen die Verantwortlichen allerdings nicht immer allzu subtil vor, was etwas an der ansonsten dichten Stimmung nagt.

Doch natürlich ist der Schutz der Ozeane nicht nur auf narrativer Ebene ein bedeutender Teil des Spiels, denn dieser spiegelt sich ebenfalls im Gameplay wider. Wir können zum Beispiel verschiedene Materialien sammeln, etwa Plastikmüll, Kohle oder bestimmte Algen. Dadurch halten wir nicht nur die Spielwelt sauber, sondern können unsere gesammelten Güter auch dazu nutzen, um verschiedene Dinge an Bord unserer Station herzustellen.

Zumindest, wenn nicht gerade mit anderen Aufgaben beschäftigt sind, immerhin müssen wir den Laden für Unitrench immer am laufen halten. In der Regel müssen wir uns um kleine Dinge kümmern, etwa Fehler untersuchen oder die Ursache für Lecks finden. Es sind schöne kleine Rätsel, die wir lösen müssen und erhalten hierbei auch relativ große Freiheiten, den Antworten auf die Spur zu kommen. Wenn wir am Ziel angekommen sind, gibt es meist keine weiteren Hinweise.

Es ist somit nicht immer ersichtlich, wo wir mit Stan hinschwimmen oder mit unserem kleinen U-Boot Moon hinfahren müssen. Letzteres ist davon abgesehen ab und an etwas fummelig zu steuern, gerade in engeren Passagen, in denen wir auch nicht auf die Kamera bauen können. Die Rätsel und Tauchfahrten können somit für den einen oder anderen sicherlich etwas frustrierend sein, obwohl die Lösung meist nicht allzu weit entfernt ist. Allerdings fanden wird diesen Missionsaufbau nicht schlimm, denn es unterstreicht das Gefühl von Stans Isolation und Einsamkeit. Er fühlt sich verloren und wir uns in diesen Momenten ebenfalls.

Im Gegensatz zur emotional anspruchsvollen Geschichte, empfanden wir das Gameplay sehr entspannend. Es ist kein einfacher Walking-Simulator, in dem wir ab und an nur ein oder zwei Tasten drücken müssen, sondern fordert uns schon etwas mehr ab, obgleich es ehrlicherweise auch nicht zu anspruchsvoll ist. Vielmehr findet es eine angenehme Balance und wir hatten definitiv unseren Spaß dabei, die Rätsel zu lösen – wenn wir nicht gerade etwas abgelenkt waren.

Wunderschöne Unterwasserwelt

Während wir in den Tiefen der Nordsee unterwegs waren, egal ob auf uns gestellt oder an Bord von Moon, erwischten wir uns dabei, wie wir regelmäßig inne gehalten haben. Die von Parallel Studio geschaffene Unterwasserwelt ist schlichtweg wunderschön anzuschauen und zog uns direkt in ihren Bann. Insbesondere die Bewohner dieser Welt haben es uns angetan, seien es Schildkröten, Haie oder Fischschwärme, die unbeeindruckt von uns ihre Kreise zogen.

Ein weiterer Grund, warum wir uns so gerne in den Weiten der bildhübschen Unterwasserwelt verloren haben, ist die Klangkulisse. In der Ferne konnten wir beispielsweise immer wieder Walgesang hören und ab und zu konnten wir sogar einen Blick auf diese Giganten erhaschen.

So schön die Welt von „Under the Waves“ auch immer wieder anzuschauen ist, technisch wirklich sauber war die von uns getestete PlayStation 5-Version leider nicht. Gerade auf der Unterwasserstation kam es regelmäßig zu Tearing, also einem Zerreißen des Bildes. Auch kleinere Grafikfehler sind noch enthalten sowie falsche Fehlermeldungen, die anzeigen, dass etwas mit den Speicherdaten nicht in Ordnung sei. Hier muss das Entwicklerteam noch nachbessern.

Des Weiteren wirkten die Gesichtsanimationen von Stan auf uns im Laufe der Story etwas zu steif. Er durchlebt einige wirklich traumatische Dinge im Laufe der Story, doch von seinem Gesicht konnten wir das leider nicht immer ablesen. Dafür ist die deutsche Sprachausgabe gut gelungen, auch wenn die englische für unseren Geschmack noch leicht die Nase vorne hat.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Emotional packende Geschichte rund um Ängste und Einsamkeit
  • Macht auf wichtige Themen aufmerksam (Schutz der Ozeane)
  • Entspannte Gameplay-Erfahrung mit schönen Rätseln
  • Wunderschöne Unterwasserwelt
  • Stimmungsvoller Soundtrack & gelungene deutsche Synchro
CONTRA
  • U-Boot-Steuerung mitunter etwas fummelig
  • Kleinere Kameraprobleme in engen Bereichen
  • Einige Themen werden nicht allzu subtil behandelt
  • Verschiedene technische Fehler

Under the Waves im Test: Packendes Drama in den Tiefen der Nordsee

Seit ich „Under the Waves“ auf der gamescom 2022 erstmals anspielen durfte, habe ich das Unterwasser-Adventure des kleinen französischen Indie-Entwicklerstudios genau im Blick behalten und das fertige Spiel hat mich nicht enttäuscht. Besonders die Atmosphäre der bildschönen Spielwelt sowie  Stans Geschichte haben mich schnell in ihren Bann gezogen und mich bis zum emotional aufreibenden Finale nicht mehr losgelassen.

Die Story rund um das Trauma der Hauptfigur, ihre Ängste und die ihr selbst auferlegte Flucht in die Isolation packten mich und spornten mich dazu an, den Controller nicht mehr aus der Hand zu legen. In Kombination mit den angenehm unaufgeregten Tauchausflügen, mit oder ohne U-Boot Moon, entstand so eine wunderschöne Spielerfahrung, die es in dieser Form und gerade mit diesem Setting nicht allzu oft gibt.

Es ist deshalb schade, dass das hohe narrative Niveau nicht in allen Bereichen des Games gehalten werden kann, denn wie das Team einige Botschaften vermitteln möchte, ist wenig elegant. Auch die technischen Fehler, kleinere Ärgernisse mit der Steuerung und der Kamera zehren an der ansonsten dichten Atmosphäre. Dennoch solltet ihr dem Spiel eine Chance geben, denn dieses Abenteuer am Meeresgrund werdet ihr sicherlich nicht allzu schnell vergessen.

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Kommentare

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