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Modern Warfare 3 im Test: Call of Duty vor dem Abgrund?

Wirklich das schlechteste "Call of Duty" aller Zeiten? "Modern Warfare 3" bekommt derzeit heftig Gegenwind. Der Test klärt auf, welche Probleme das Spiel hat und ob es auch noch einen Lichtblick für die Serie gibt.

play3 Review: Modern Warfare 3 im Test: Call of Duty vor dem Abgrund?

6.5

Seit seinem Launch musste „Call of Duty: Modern Warfare 3“ mächtig Kritik einstecken: Nicht nur die (nett ausgedruckt) „durchwachsene“ Produktqualität dient hier als Zielscheibe. Auch die Entwicklung selbst gibt Anlass zur Besorgnis. In einer Reportage von Autor Jason Schreier für das Wirtschaftsmagazin Bloomberg erklärten Mitarbeiter, dass „Modern Warfare 3“ zunächst als DLC-Erweiterung für „Modern Warfare 2“ geplant war.

Diese Konzeptänderung sorgte für eine verkürzte Entwicklungszeit von lediglich 16 Monaten und führte obendrein zu Crunchphasen und Wochenendarbeit. Die Verantwortlichen wiederum dementieren diese Aussagen. Fest steht: „Call of Duty: Modern Warfare 3“ ist der vorläufige Tiefpunkt der Serie, auch wenn der Multiplayer weiterhin Grund zur Hoffnung gibt.

Die Kampagne: Kurz und belanglos!

Die meisten von euch starten ein neues „Call of Duty“ mit dem Durchstarten der Kampagne. In diesem Jahr umfasst der Story-Modus 14 Kapitel und besitzt eine Spielzeit von fünf bis sieben Stunden. Im Zentrum des Interesses steht dabei der zurückkehrende „Modern Warfare“-Schurke Vladimir Makarov. Kaum aus dem Knast befreit, richtet der Bösewicht gemeinsam mit seinen Gefolgsleuten ein weltweites Chaos an. Die Truppe um die Task Force 141 muss ihn stoppen!

So simpel sich der Plot anhört, so platt sind er und die darin befindlichen Charaktere auch. Beispielsweise wird Makarovs Motivation kaum erklärt und auch die Protagonisten rund um Price, Ghost, Gaz und Co. werden kaum vorgestellt. Serienveteranen kennen ihre Pappenheimer natürlich, jedoch mangelt es den Figuren allesamt an Tiefe und Persönlichkeit. Die gerade für „Modern Warfare“ typischen Schockmomente wirken innerhalb der Geschichte völlig beliebig platziert und dadurch fast schon unpassend.

Immerhin: Die Präsentation bleibt gewohnt wuchtig und beeindruckend. Wenn wir bei dichtem Regen in ein Gefängnis einsteigen oder durch die arktische Tundra stapfen, dann sieht das ebenso erstklassig aus wie die aufwendig inszenierten Zwischensequenzen. Gerade seine großen Momente inszeniert „Modern Warfare 3“ mit mächtig Bombast und während der Missionen liefert der Sound einen intensiven Eindruck des Geschehens.

Spielerisch bleibt allerdings einiges auf der Strecke: Innerhalb der 14 Missionen wechselt das Spiel von linearen Passagen hin zu den offen gehaltenen Kampfgebieten. Diese wirken, als hätte man sie direkt aus „Warzone“ adaptiert. So finden wir etwa Nachschublieferungen, neue Waffen und aus Feldausrüstungen wie Drohnen, Herzschlagsensoren und Mörserschläge.

Allerdings ist diese Freiheit nur Fassade, denn am Ende ballern wir uns doch ohnehin nur von einem Zielort zum nächsten und erfüllen kleinere Aufgaben. Ob wir schleichen oder kämpfen, macht keinen Unterschied. Die Gegner-KI wirkt indes zunehmend kopflos und kommt selbst mit den größeren Gebieten nicht klar. Sie verliefen sich förmlich auf dem eigenen Areal und wurde so leichte Beute.

Die linearen Missionen funktionieren teils besser – etwa wenn ihr euch mit Gaz durch ein Hochhaus ballert. Allerdings sind diese rasanten Abschnitte teils sehr kurz. Die einzige Stealth-Mission im Spiel geht keine fünf Minuten. Gameplay-Ideen sind hier Fehlanzeige. Kurzum: Mit gerade einmal fünf bis sieben Stunden Spielzeit ist die Kampagne nicht nur arg kurz, sondern insgesamt auch zu belanglos.

Zombies – jetzt aber anders!

Durchsetzt bereits das offenere „Warzone“-Gameplay die Kampagne, wird dieser Einfluss im Zombies-Modus noch deutlicher. Vorbei die Zeiten, in denen wir uns von Raum zu Raum kämpften und immer größere Zombiehorden auf uns einprasselten. Diesmal ist es allerdings ein DMZ-Modus und entlässt euch in eine offene Spielwelt. Eure Aufgabe: Überlebt, sammelt Beute, erfüllt Aufträge und bringt das Gesammelte sicher nach Haus. Das beste Loot findet ihr natürlich im Inneren der Karte, jedoch lauern dort auch entsprechend zähe und fiese Untote auf euch.

Das klingt jetzt alles ein wenig nach „The Division 2 trifft Left 4 Dead“, ist aber eine durchaus nette Abwechslung. Elemente wie die Pack-A-Punch-Automaten oder Cola-Dosen als Buffs sind weiterhin mit von der Partie, allerdings mit teils kleinen Anpassungen. Beispielsweise könnt ihr eine Waffe pro Zone lediglich ein Mal am Automaten tunen. Wollt ihr hoch auf das zweite Level, müsst ihr in den orange markierten inneren Ring und dort einen Automaten finden.

Tatsächlich ist Zombies in den ersten Stunden ein Kulturschock. Einfach weil es sich nicht wirklich wie Zombies anfühlt. Allerdings weicht dieser Eindruck je weiter ihr euch ins Innere der Karte begebt. Hier nimmt der Koop-Charakter dieses Modus eine deutlich stärkere Position ein und das hektische Exfiltrieren zum Sichern der Beute garantiert ebenfalls spannende Momente. Im Test hatten wir viel Freude mit Zombies, allerdings ist die Spielmechanik leider auch altbekannt.

Alte Karten, bekannte Stärken

Am Multiplayer-Gameplay nahm Sledgehammer in diesem Jahr feine Veränderungen vor: Zum einen ist das grundsätzliche Tempo wieder ein wenig höher. Unsere Spielfigur bewegt sich also schneller und wechselt auch einen Tick flotter die Haltung. Dadurch wirkt das Geschehen dynamischer.

Damit das Spiel nicht in ein Schlachtfest ausartet, erhöhte man aber auch die Time-To-Kill. Die virtuellen Soldaten halten also mehr Schaden aus und dadurch auch länger durch. Sehr schön: Die Mini-Map feiert ein Comeback und schenkt uns einen Hauch mehr Übersicht. Für Frust und Ärger sorgten dagegen zuletzt noch die teils unglücklich platzierten Rücksetzpunkte auf einigen Maps. Hier muss noch dran gearbeitet werden.

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Grundsätzlich aber zeigt „Call of Duty: Modern Warfare 3“ die bekannten Stärken auf – gerade im klassischen Multiplayer 6-gegen-6 auf insgesamt 16 aus „Modern Warfare 2“ übernommenen, aber modernisierten Karten. Das Gameplay hier ist schnell, aber auch taktisch und bis auf wenige Ausnahmen funktioniert auch das Karten-Layout ausgezeichnet. Speziell Maps wie Afghan, Favela oder Terminal sind ein Garant für intensive Gefechte.

Eine Lanze möchten wir an dieser Stelle für den Modus „Unbarmherzig“ brechen. Dieser erweist sich als sehr spannend: Das Last-Man-Standing-Prinzip sorgte hier für enorme Intensität. Wer abgeschossen wird, muss nämlich abwarten und zusehen. Erst wenn zwei der drei Teams komplett ausradiert sind, gibt es einen Punkt. Dadurch entstehen nervenaufreibende Situationen: Etwa wenn ein Team massiv in Unterzahl ist und sich dennoch zurückkämpft oder die verbliebenen Gegner geschickt gegeneinander ausspielt.


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Die Progression erfolgt hier über konstante Stufenaufstiege. Hinzu kommen diesmal die Waffenkammer-Freischaltungen ab Stufe 25, die das Spiel an weitere Aufträge knüpft. Für das Freischalten der WSP-9 müssen wir beispielsweise erst drei tägliche Herausforderungen absolvieren. Für die Cluster-Mine müssen wir gar acht Herausforderungen erledigen.

Das Gute daran: Die Waffenkammer-Freischaltungen kann man entweder nebenbei erledigen oder sich direkt drauf konzentrieren. Zwingend notwendig sind sie nicht, fügen sich aber gut in die Gesamtprogression mit ein.

Einen Nachteil bringt aber dieser insgesamt hohe Grinding-Faktor mit: Wer viel spielt, hat nicht nur mehr Routine auf dem Schlachtfeld, sondern tendenziell auch die bessere Ausrüstung. Daher werden gerade Neueinsteiger in den ersten Online-Stunden ordentlich Dreck fressen und auch manchen Frustmoment verkraften müssen.

6.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Wuchtige Inszenierung
  • Multiplayer auf solidem Niveau
  • Gewohnt gutes Gunplay
  • Vielseitiges Arsenal
CONTRA
  • Kampagne arg kurz und ohne wirkliche Höhepunkte
  • Offene Kampfgebiete zünden nicht!
  • Wenige neue Multiplayer-Karten
  • Viel Grinding

Modern Warfare 3 im Test: Call of Duty vor dem Abgrund?

Der gewohnt gute Multiplayer rettet „Call of Duty: Modern Warfare 3“ vor noch niedrigeren Wertungsregionen. Eins sei an dieser Stelle klar gesagt: Wer den Shooter in der Vergangenheit hauptsächlich wegen seiner Singleplayer-Inhalte ins Auge fasste, kann „Modern Warfare 3“ getrost überspringen.

Die Kampagne ist nichtssagend, uninspiriert und spielerisch anspruchslos. Neue Features wie die offeneren Levels zünden nicht. Das Comeback von Superschurke Makarov verpufft. Auch der Zombie-Modus erreicht nicht ganz die Qualitäten früherer Tage. Einzig der bereits zum Start umfangreiche Multiplayer zeigt die alten Stärken von „Call of Duty“: Starkes Karten-Design, gutes Gunplay und eine insgesamt solide Progression.

Aber reicht das aus? Nein, in einem starken Gaming-Jahr 2023 gehört „Call of Duty: Modern Warfare 3“ zweifellos zu den größten Enttäuschungen. Die Serie benötigt dringend eine Pause!

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Kommentare

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