Review

Alone in the Dark im Test: Spannende Rückkehr einer Grusel-Legende

Neue-alte Konkurrenz für "Resident Evil"? THQ Nordic und Pieces Interactive entführen euch ins düstere Derceto-Anwesen und verwischen auf dieser Reise die Grenzen zwischen Realität und Schattenwelt. Gelingt "Alone in the Dark" nach vielen finsteren Jahren endlich der Sprung an die Survival-Horror-Spitze?

play3 Review: Alone in the Dark im Test: Spannende Rückkehr einer Grusel-Legende

8.0

„Alone in the Dark“ blickt zurück auf eine lange, jedoch nicht immer ruhmreiche Vergangenheit. Die Grusel-Serie gilt als Mitbegründer des Survival-Horrors, stand aber seit jeher im Schatten von „Resident Evil“ und „Silent Hill“.

Die ersten Teile Anfang der Neunziger setzten allerdings vor allem durch ihre vollumfängliche 3D-Präsentation neue Standards. Später geriet die Saga in gleich mehreren Relaunch-Versuchen auf die schiefe Bahn: Das 2001 veröffentlichte „Alone in the Dark: The New Nightmare“ war ein solides Spiel, aber hatte keine Chance gegen die übermächtige Konkurrenz.

Das sieben Jahre später erschienene „Alone in the Dark“ war leider ein Grafikblender – sah toll aus, aber blieb spielerisch weit hinter den Erwartungen zurück. Später fiel die Serie mit „Alone in the Dark: Illumination“ von der Klippe und landete im Niemandsland.

Das am 20. März 2024 erscheinende „Alone in the Dark“ könnte somit die letzte Chance für eine (beinahe) verbrannte Marke werden. Entwickler Pieces Interactive und THQ Nordic sehen das Spiel als Neustart, aber auch als Liebeserklärung an die Reihe, die die erfolgreichen Tugenden in den Mittelpunkt rücken soll.

Im Test präsentiert sich „Alone in the Dark“ als atmosphärische Action-Adventure, das mit seinem langsamen Erzähltempo und dem psychologischen Grusel fast ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt.

Zwei Charaktere, eine Geschichte

„Alone in the Dark“ führt euch ins tiefste Louisiana. In der Nervenheilanstalt des Derceto-Anwesens gehen merkwürdige Dinge vor: Jeremy Hartwood ist verschwunden. Dieser war einst ein bekannter Maler, wurde jedoch eingewiesen, nachdem er erklärte, dass er vom Schattenmann verfolgt würde. Seine Nichte Emily Hartwood und Privatermittler Edward Carnby gehen gemeinsam auf die Suche.

Zu Beginn von „Alone in the Dark“ entscheiden wir, welche der beiden Hauptcharaktere wir steuern möchten: Das verändert das grundsätzliche Gameplay-Erlebnis nicht, nimmt allerdings Einfluss auf die Geschichte. Während Edward und Emily zwar das Abenteuer gemeinsam beginnen, hängen sie doch nicht pausenlos aufeinander.

Abhängig von der ausgewählten Spielfigur erwarten uns also einige exklusive Bereiche sowie abgeänderte Dialogzeilen. Ein zweites Durchspielen lohnt sich somit auf jeden Fall. Für unseren ersten Durchmarsch benötigten wir übrigen rund 14 Stunden. Die Spielzeit hängt allerdings auch stark davon ab, wie viel Zeit wir uns etwa beim Absuchen der Gebiete nach Sammelgegenständen oder auch dem Lesen bzw. Abhören der versteckten Notizen nehmen.

Entspannter Psycho-Grusel

Eins sei an dieser Stelle gleich gesagt: „Alone in the Dark“ ist kein Horror-Rausch wie „Dead Space“ oder „The Callisto Protocol“. Das Spiel jagt euch nicht von einem Jumpscare zum nächsten. Stattdessen nimmt sich „Alone in the Dark“ viel Zeit: Die Spielwelt und ihre Atmosphäre sind die wahren Helden hier und stehen über lange Zeit im Mittelpunkt.

Unsere Aufgabe besteht vorrangig darin, herauszufinden, was in der Nervenheilanstalt vorging und wieso diese so viele Menschen derart veränderte.

Zu diesem Zwecken durchforsten wir die Räumlichkeiten nach Hinweisen und gehen jeden Zentimeter von Derceto Stück für Stück ab. Dabei nimmt einen das Spiel mit seiner hübschen Umgebungsgrafik, vor allem aber mit seiner sehr gelungenen Akustik gefangen. Die Dark-Jazz-Töne passen perfekt zum Setting und sorgten bei uns immer wieder für eine wohlige Gänsehaut.

„Alone in the Dark“ schenkt uns viele Optionen zum Individualisieren des Schwierigkeitsgrads. Beispielsweise bestimmen wir selbst, ob aktive Objekte mit einem weißen Kreis angezeigt oder eben versteckt werden sollen. Das Spiel erinnert daher stark an die frühen „Resident Evil“-Teile. Die Puzzles selbst gestalten sich fair und dennoch fordernd.

Ein wiederkehrendes Element ist Jeremys Talisman, den wir mit Hilfe von Zahlenkombinationen bedienen, die wir vorher in Rätseln. So müssen wir etwa zunächst Bilder korrekt anordnen und danach die dortigen Namen mit Sternzeichen abgleichen. Mit Hilfe unserer Unterlagen erhalten wir dann die notwendigen Zahlen.

Ähnlich wie die frühen „Resident Evil“-Spiele ist auch „Alone in the Dark“ angenehm rätsellastig, Action-Passagen dienen eher als Störer zum kurzfristigen Steigern von Spannung und Spieltempo.

Bis auf zwei Puzzles an denen wir länger hängen blieben, wurden alle Rätsel-Mechaniken gut erklärt und umgesetzt. „Alone in the Dark“ schafft den Mittelweg zwischen gutem Spielfluss und klassischem Puzzle-Anspruch.

Kämpfen wie damals …

Das Handling der Hauptcharaktere erweist sich indes als träge und wenig dynamisch. Zwar wechseln wir zwischen Schritttempo und entspannten Laufen und können sogar schleichen, jedoch gibt es keine Ausweichbewegungen im Nahkampf. Auch können wir nicht springen oder gar frei über Objekte hinweg klettern oder mit diesen anderweitig dynamisch interagieren.

Im Spielverlauf driften wir immer stärker in die Gedankenwelt von Jeremy Hartwood ab und machen dort auch Bekanntschaft mit den Dämonen, die ihn und Derceto umtreiben. An dieser Stelle kommt das Kampfsystem mit ins Spiel. In „Alone in the Dark“ greifen wir zu handelsüblichen Waffen wie Pistolen, Schrotflinten oder einem Maschinengewehr.

Aufrüstoptionen oder gar so etwas wie eine Loot-Spirale gibt es hier nicht – und das ist auch gut so. Wie bereits erwähnt, dienen die Kämpfe mit den finsteren Schauergestalten in erster Linie als Abwechslung innerhalb der durch Rätsel und Erkundung geprägten Gebiete.

News zu Alone in the Dark:



Nichtsdestotrotz sind es gerade die Wechsel der Welten, die hier für Spannung und Nervenkitzel sorgen. Sobald wir plötzlich nicht mehr in den Fluren des Anwesens, sondern in nebeligen Wäldern und anderen Gebieten unterwegs sind, verändert sich die Stimmung und auch die Intensität des Spiels stark. Munition ist knapp, daher will jeder Schuss gut platziert sein.

Die Gefechte sind aber recht unspektakulär: Wir ballern aus der Distanz, werfen und entzünden herum stehende Molotow-Cocktails oder dreschen mit Schaufeln, Äxten oder Spitzhacken auf anrückende Monster ein.

Die Navigation ist im Nahkampf unpräzise und unübersichtlich. Gerade gegen flottere Feinde wie die lästigen Riesenzecken haben es Emily und Edward extrem schwer. Auf der einen Seite steigern diese Hürden natürlich die Intensität, auf der anderen Seite sorgen die Ungenauigkeiten und vor allem das wilde Herumgefuchtel in den Nahkämpfen immer wieder für Frust.

Trotz offensichtlicher Schwächen haben wir „Alone in the Dark“ motiviert durchgespielt. Das lag auch an der gelungenen Geschichte und den vielen Twists und Entwicklungen.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Ausgezeichnete Psycho-Grusel-Atmosphäre
  • Spannende Geschichte
  • Stimmig umgesetzter Mix aus Erkundung, Puzzles und Kämpfen
CONTRA
  • Unübersichtliche Nahkämpfe
  • Navigation innerhalb der Spielwelt träge und hakelig
  • Steife Animationen und Mimik der Charaktere

Alone in the Dark im Test: Spannende Rückkehr einer Grusel-Legende

„Alone in the Dark“ fühlt sich wie eine Reise zurück in die Vergangenheit an. Der psychologische Grusel in Verbindung mit dem gemächlichen Erzähl- und Spieltempo erzeugen ihre ganz eigene Atmosphäre und Motivation. Anfangs benötigt das Mystery-Abenteuer eine gewisse Anlaufphase, doch je weiter wir in die Spielwelt und ihre Geschichten eintauchen, desto spannender wird „Alone in the Dark“ auch.

Die Wechsel zwischen Erkunden, Kämpfen und Rätseln funktionieren gut. Die meisten Puzzles sind nach kurzem Überlegen problemlos machbar, nur an wenigen blieben wir im Test hängen. Ärgerlich bleiben die Schwächen im Kampfsystem. Gerade auf kurze Distanz ist das Spiel schwer zu kontrollieren und sorgt für Frust.

Auch hätten wir uns mehr Interaktionsmöglichkeiten und eine dynamischere Spielwelt gewünscht. „Alone in the Dark“ zeigt jedoch eindringlich, dass in der Marke durchaus Potenzial steckt, sofern man sich auf deren Ursprünge besinnt. Wer also auf diese klassische erzählte Formel des Survival-Horrors steht, wird in dieser Neuauflage definitiv fündig.

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