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Besser als PES 2017?: FIFA 17 für PS4 im Test

Der Abpfiff naht: Nachdem Konami mit „PES 2017“ bereits gut vorgelegt hat, wittert EA Sports nun die Chance auf den Ausgleich und den Führungstreffer. Biegt „FIFA 17“ dank Frostbite-Engine und „The Journey“-Story-Modus auf die Siegerstraße ein?

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8.5

Innovationen bleiben in der heutigen Videospielgeneration eine Seltenheit – auch im Sportsektor. Konami optimierte in „PES 2017“ seine Fußballsimulation und lieferte damit einen der besten Ableger der jüngeren Vergangenheit ab. Trotzdem: Handfeste Überraschungen suchte man vergebens. Anders dagegen „FIFA 17“: Dort sorgte allein die Ankündigung von „The Journey“ für große Auge.

Einen Story-Modus gab es bislang nur bei der „NBA 2K“-Reihe.Dazu erfolgt der Umstieg auf die aus „Battlefield 4“ bekannte Frostbite-Engine. Doch ändern diese Neuerungen wirklich etwas am Spielgefühl oder ist „FIFA 17“ lediglich ein Übergangstitel auf dem Weg in eine bessere Zukunft?

Was wir gut finden

Talentierter Jungspund

„The Journey“ ist die offensichtlichste Neuerung von „FIFA 17“. In dem Story-Modus übernehmt ihr Talent Alex Hunter und führt ihn an die Spitze der Premier League. Dank der Qualitäten der Frostbite-Engine machen gerade die Zwischensequenzen eine Menge her. Die Gesichtsanimationen sind fein und detailliert, die ausschließlich englische Sprachausgabe wirkt ebenso stimmig. Dadurch kreiert „The Journey“ gerade in der Anfangsphase eine starke Atmosphäre und somit auch eine Bindung zu Alex Hunter.

Nicht das bessere, aber das modernere Fußballspiel.

Die Geschichte spielt gekonnt mit emotionalen Motiven eines jungen Fußballerlebens und dreht sich um Siege, Niederlagen und Rivalitäten. Dazwischen wird aber in erster Linie trainiert. Dazu absolviert ihr Skill-Games und wertet so die Stats von Alex Hunter auf. Mit guten Leistungen empfehlt ihr euch bei eurem Coach. Simuliert ihr die Übungen ständig, kann es durchaus passieren, dass ihr auf der Bank oder gar der Tribüne landet. Die Matches selbst dienen schließlich zum Steigern der Gesamtbewertung. Ihr entscheidet selbst, ob ihr das gesamte Team oder lediglich Alex Hunter kontrolliert.

Für Aufstiege erhaltet ihr wiederum Skill-Punkte, mit deren Hilfe ihr Fähigkeiten freischaltet. Mit diesen aktiviert ihr Buffs für Sprints oder andere Fertigkeiten. Damit enden die RPG-Anleihen aber noch nicht: Durch die Antworten in Interviews legt ihr Alex‘ Weg fest und entscheidet, ob er „hitzig“ oder „cool“ reagieren soll. Die Filme variieren dann leicht. Das System aber ist vergleichsweise simpel. „The Journey“ erweist sich als schöne, wenn auch etwas langatmige Ergänzung zu den übrigen Spielarten.

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Alte Bekannte mit neuen Funktionen

Zumindest aber verbindet EA Sports die Spielmodi ausgezeichnet miteinander. Spielt ihr „The Journey“, erhaltet ihr an Schlüsselstellen Bonus-Packs für Ultimate Team. Habt ihr bereits im Vorjahr „FIFA 16“ ausprobiert, gibt es im Karrieremodus entweder einen zusätzlichen Scout oder mehr Startkapital.

In Puncto Umfang und Präsentation jedenfalls ist „FIFA 17“ seiner Konkurrenz in jedem Fall überlegen. Das bewährte Ultimate Team wurde um Team-Challenges erweitert. Diese Mini-Aufgaben sorgen dafür, dass ihr überflüssige Karten los werden und gegen Belohnungen eintauschen könnt. Das sorgt dafür, dass ihr nicht gleich alle überflüssigen Karten verkauft, sondern länger aufbewahrt. Wirklich anders spielt sich aber Ultimate Team im Vergleich zum Vorjahr nicht.

Gleiches gilt für den Karrieremodus, den ihr wahlweise als Trainer oder als Einzelspieler angeht. Neu dabei ist in diesem Fall die bessere Kontrolle und Übersicht über die eigenen Club-Finanzen. Die Damen-Mannschaften verstecken sich dagegen ein wenig und können in Ligen oder Turnieren eingesetzt werden.

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Verbesserungen dank Frostbite

Doch entscheidend bei einer Fußballsimulation ist bekanntlich immer auf dem Platz und dort bietet der diesjährige Ableger das bekannte „FIFA“-Spielgefühl mit kleinen Verbesserungen. So arbeitete EA Sports offenkundig an der Mitspieler-KI. Gerade Stürmer laufen sich nun deutlich besser frei und suchen neue Wege. Im Mittelfeld hakt es allerdings noch gelegentlich, wodurch Tempodribblings – wie für die Serie typisch – weiterhin ein Mittel zum Sieg bleiben. Diese funktionieren aber auch dank dezent feinfühligerer Steuerung besser und selbst ohne Trick-Stick könnt ihr nun Verteidiger austanzen.

Starspieler wie Aubameyang oder Messi sind für unseren Geschmack weiterhin einen Tick zu schnell und effizient. Trotzdem macht das Toreschießen mit den großen Namen enormen Spaß, da die Ballphysik weiterhin satte Schüsse auf die Kiste erlaubt. Allerdings wurde die Spielmechanik um eine neue Körperlichkeit ergänzt. Im Zweikampf – und vor allem in der Luft – wird nun mächtig geblockt, abgeschirmt und geschoben. Das sorgt immer wieder für coole Momente und nicht zuletzt die vielen zusätzlichen Animationen garantieren manche Überraschung.

Die neuen Standards gefallen uns ebenfalls. Eckbälle sind nicht übermächtig, aber besser kontrollierbar. Elfmeter wiederum geben euch nun mehr Möglichkeiten, benötigen aber dennoch Fähigkeiten am Gamepad. Hier bringt EA Sports mehr Tiefe ins Spiel.

Was wir schlecht finden

Kleine Macken bei „The Journey“

Die vollkommene Euphorie will aber bei beim Story-Modus nicht aufkommen. Denn EA Sports verpasst die Chance, die anfangs aufgebauten Emotionen auch über die Dauer der Spielzeit aufrecht zu erhalten. Viel zu schnell findet ihr euch im Hamsterrad aus Trainingseinheiten, Charakterwerten und Matchansetzungen wieder. Da bleiben die Geschichte und ihre Charaktere auf der Strecke. An einigen Stellen wären dramaturgische Zeitsprünge vielleicht eine bessere Wahl gewesen.

Dann würden vielleicht auch nicht die gelegentlichen Logikfehler auffallen. Im Test sprachen die Figuren gleich mehrfach davon, dass Alex sich ja in der Startaufstellung befindet, obwohl er auf der Bank saß. Auch die eingeblendeten Social-Media-Kommentare passen nicht immer zum Geschehen.

Die Vergabe der Noten während der Spiele gerät mitunter zur frustrierenden Angelegenheit. Zu oft werden vorschnell schlechte Wertungen verteilt, beispielsweise wenn ein Pass abgefälscht wird. Auch falsche getimte Zweikämpfe werden automatisch bestraft. Tore und Vorlagen werden dagegen stark bevorzugt, was mitunter egoistisches Vorgehen unterstützt.

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Noch nicht perfekt

Zeigte sich „PES 2017“ auf dem Rasen stark verbessert, merkt man „FIFA 17“ den Umstieg auf eine neue Grafik-Engine an. Zwar wirkt der Spielablauf insgesamt runder und stimmiger, trotzdem kommt es gerade in den Zweikämpfen zu Ungereimtheiten. Nicht selten treten Spieler einfach über den Ball, verlieren das Gleichgewicht und gelegentlich gibt es dafür sogar Elfmeter. Gerade die Luftkämpfe leiden unter der besseren Kollisionsabfrage. Körperlich überlegene Spieler haben fast immer den Vorteil, Stürmer erzielen viel zu selten Kopfballtore oder bringen das Leder wirklich druckvoll Richtung Tor.

Das Mitspielerverhalten auf der anderen Seite ist stimmiger als in „FIFA 16“, könnte aber noch mehr Feintuning vertragen. Zwar laufen Spieler diesmal besser in Gassen und bieten sich sinnvoller an, trotzdem gerät das Offensivspiel immer wieder ins Stocken. Gerade wenn ihr nur einen Kicker steuert, fallen die Schwächen im Aufbau besonders auf. Da geben sich die Stars zu ballverliebt und halten das Leder gerne zu lange. Besonders im Mittelfeld fehlt es an Bewegung, die taktische Effizienz eines „PES 2017“ erreicht „FIFA 17“ ebenfalls nicht.

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Verschlimmbesserter Kommentar

Zu guter Letzt müssen wir einmal mehr mit dem deutschen Kommentar ins Gericht gehen. Zwar gefallen uns Wolff Fuß und Frank Buschmann besser als die Konkurrenz, nichtsdestotrotz gibt es auch hier Makel. Durch Buschis emotionale Art passen manche Gesprächsschnipsel nicht zusammen. In der einen Sekunden spricht er noch ruhig, in der nächsten schreit er ins Mikro. Die Kommentare wirken dadurch nicht wie ein echtes Gespräch, sondern wie zusammengewürfelte Audio-Stückchen.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • riesiger Umfang
  • stimmige Präsentation und Atmosphäre
  • neue Grafik-Engine samt Spielverbesserungen
CONTRA
  • schwaches Flügelspiel
  • noch nicht perfekte Mitspieler-KI
  • wenige Veränderungen abseits von The Journey

Besser als PES 2017?: FIFA 17 für PS4 im Test

Der Zweikampf zwischen „FIFA“ und „PES“ beweist einmal mehr, das Fußballsimulation nicht gleich Fußballsimulation ist. „FIFA 17“ punktet in erster Linie mit seinem gewaltigen Umfang, dem riesigen Lizenzpaket und der daraus resultierenden Atmosphäre. Es macht einfach einen riesigen Unterschied, wenn wir tatsächlich mit der gesamten Bundesliga konkurrieren können. Die Aufmachung wirkt obendrein moderner und stimmiger. Darüber hinaus sind Langzeitoptionen wie „The Journey“ oder auch Ultimate Team oder der Karrieremodus ein Garant dafür, dass ihr viele Stunden mit „FIFA 17“ verbringen werdet. Die Story mag dabei zwar nicht perfekt sein, ist aber ein kurzweiliger und vor allem unterhaltsamer erster Versuch. Hoffentlich bleibt EA Sports am Ball und bessert im nächsten Jahr noch einmal nach. Gleiches gilt für die Umsetzung der Frostbite-Engine. Die Stärken zeigen sich beispielsweise in den Animationen, den atmosphärischen Arenen oder dem Kollisionssystem. Trotzdem stören verschiedene Faktoren – wie etwa die noch nicht perfekte Mitspieler-KI oder das Flügelspiel – den Gesamteindruck. Deshalb würden wir „PES 2017“ den Vorzug geben, stoßen aber „FIFA 17“ sicherlich auch nicht von der Bettkante.

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Kommentare

Momentum unfair

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22. September 2016 um 18:13 Uhr
Momentum unfair

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22. September 2016 um 18:16 Uhr
JohnyFenomic

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24. September 2016 um 10:51 Uhr
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26. September 2016 um 16:21 Uhr