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PS4-TEST: Metal Gear Solid 5

play3 Review: PS4-TEST: Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain

9.5

Produktionskosten von geschätzt 80 Millionen US-Dollar, fünf Jahre Entwicklungszeit und ein beide Parteien entzweiender Streit zwischen Serienschöpfer Hideo Kojima und Publisher Konami – schon im Vorfeld hat „Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain“ für jede Menge Schlagzeilen gesorgt. Doch was kann das seit dem 1. September erhältliche Action-Abenteuer wirklich? Play3.de hat sich über 50 Stunden in zwei riesige offene Spielwelten gestürzt, um genau das herauszufinden. Nur so viel vorweg: „The Phantom Pain“ wird euch schlaflose Nächte bereiten!

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 01

Was wir cool finden

„The Phantom Pain“ knüpft in etwa dort an, wo das Prolog-Abenteuer „Ground Zeroes“ aufhört. Mother Base – die in der Karibik stationierte Operationsbasis der Söldnervereinigung MSF – liegt in Trümmern und Snake erwacht nach 9-jährigem Koma in einem Krankenhaus auf Zypern. Am Kopf immer noch schwer gezeichnet von den Folgen des Mother-Base-Attentats muss er zu allem Übel feststellen, dass sein linker Unterarm fehlt und gegen eine Prothese mit rudimentärer Greifmechanik ausgetauscht wurde. Doch es kommt noch schlimmer: Keine 15 Minuten bei klarem Bewusstsein, stürmen Killerkommandos die Anlage und machen Jagd auf Snake. Menschliches Leben scheint ihnen dabei keinen Pfifferling wert zu sein…

Wie zu erwarten zieht Snake seinen Kopf jedoch in letzter Minute aus der Schlinge und sinnt seither auf Rache. Der Plan: Zusammen mit seinen langjährigen Gefährten Revolver Ocelot und Kazuhira Miller – den es in einer der ersten Storymissionen zu befreien gilt – eine neue Söldnertruppe namens „Diamond Dogs“ auf die Beine stellen und mit vereinten Kräften die verhasste Untergrundorganisation Cipher zu Fall bringen. Bis dieses tollkühne Unterfangen Früchte trägt, ist jedoch einiges zu tun. Vorrangig der Aufbau einer neuen Offshore-Operationsbasis in den Seychellen, die erneut den Namen Mother Base trägt und im weiteren Storyverlauf als vielschichtiges Bindeglied zwischen zahlreiche Spielelementen dient.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 02

Keine Angst vor Tabuthemen
Titel der „Metal Gear“-Reihe lebten schon immer von ihrer wendungsreichen Story, weshalb wir einen Teufel tun werden, zu viel vorweg zu greifen. Guten Gewissens lässt sich allerdings behaupten, dass Kojima sein Handwerk nicht verlernt hat und sich auch nicht scheut, emotional aufwühlende Themen wie Folter, Kinderarbeit, Massenvernichtungswaffen, unethische Experimente, aufgezwungene Sterilisation und dergleichen aufzugreifen.

Was bleibt ist ein turbulentes Action-Abenteuer mit viel inhaltlichem Tiefgang, dessen Hauptstory allein 30 und mehr Stunden bei der Stange hält und euch sowohl ins afghanische Hochland nördlich von Kabul als auch in ein Grenzgebiet zwischen Angola und Zaire entführt – zwei Open-World-Spielwiesen mit riesigen Ausmaßen. Wohlgemerkt: Den Großteil der über 150 Nebenmissionen haben wir bei dieser Zeitangabe noch gar nicht mitgezählt! Wer den Titel in seiner Gänze erfassen will, sollte mindestens 90 und mehr Stunden einplanen.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 03

Spielt doch wie ihr wollt!
Das Herausragende an „Phantom Pain“ sind aber nicht nur die Story und der gigantische Umfang, sondern vor allem die offene Welt und die Art und Weise wie sie das typische „Metal Gear“-Gameplay zum Teil grundlegend verändert. Will heißen: Wie ihr eine Mission in Angriff nehmt, könnt ihr in der Regel völlig frei entscheiden.

Nehmen wir als Beispiel einen Auftrag aus dem Afrika-Setting. Um einen hochrangigen Militär auszuknipsen, könntet ihr euch bei Nacht im Missionsgebiet absetzen lassen und euch dann auf leisen Sohlen in ein Camp schleichen, was wiederum genauere Informationen zum Standort des Gesuchten zutage fördert. Mit den neuen Koordinaten in der Tasche geht’s nun in Richtung Zielperson, die ihr allerdings nicht tötet, sondern am besten mit Betäubungspistole, Hartgummigeschossen oder Schlafgranaten außer Gefecht setzt. Anschließend – „MGS Peace Walker“ lässt grüßen – erfolgt die Extraktion mittels Fulton-Ballonsystem. Auf der Mother Base angekommen, wäscht eure Truppe dem Gefangenen letztlich fachgerechnet das Hirn und weist ihm eine nützliche Aufgabe auf einer der zahlreichen Plattformen zu. Keine Toten, kein Aufsehen, aber eben auch ziemlich zeitaufwändig.

Die schnellere Variante: Ihr drückt Snake ein Snipergewehr in die Hand und verteilt munter Kopfschüsse in besagtem Camp. Daraufhin wird die Zielperson nervös und ergreift die Flucht mit einem Kampfhubschrauber, den ihr dann nur noch mit gezieltem Raketenwerferbeschuss vom Himmel pflücken müsst. Nicht ganz einfach, aber möglich!

Alternativ könntet ihr euch bis an die Zähne bewaffnen, Camp A wie oben beschrieben leise infiltrieren und dann beim eigentlichen Zielort der Person den Rambo raushängen lassen. Doch Obacht: Wer nicht umgehend Radar- und Kommunikationseinrichtungen des Feinds in die Luft jagt, muss sich nicht wundern, wenn Minuten später schwer bewaffnete Verstärkung anrückt.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 04

Sprengkommando Angola
Besonders pfiffige Strategen schlagen aber auch diesen Ansatz in den Wind und versuchen etwas völlig Neues. Wie wär’s zum Beispiel mit einem C4-Attentat? Das gelingt am besten wenn man die Fahrt- bzw. Laufrouten des Opfers gut kennt und dann einem Umgebungsobjekt bzw. einer sich nähernden Patrouille Sprengstoff anheftet. Nun noch aus sicherer Distanz warten bis Zielperson und Sprengstoff den Weg kreuzen und das Knöpfchen drücken – Boom!

Oder… Nun ja, ihr seht schon, die Liste an Möglichkeiten ließe sich an dieser Stelle noch eine ganze Weile fortsetzen und zeigt wohin die Reise mit „Phantom Pain“ geht. Weg von eher linear angelegten, sehr storybetonten Aufträgen und hin zu kreativem Open-World-Gameplay, bei dem unzählige Faktoren wie Tageszeit, Wetterbedingungen, Terrain, Gadget-Auswahl und mitgeführter Begleiter eine entscheidende Rolle spielen.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 05

Die fantastischen Vier: Snakes Begleiter
Womit wir beim nächsten Highlight von „Phantom Pain“ wären: den cleveren KI-Buddies. Den Anfang macht der Offroad-Gaul D-Horse. Das anmutige Reittier bringt Snake zügig von A nach B, hilft beim Abtransport von Zielpersonen und ist umgehend zur Stelle sobald ihr es herbei pfeift. Seitlich am Sattel hängend könnt ihr außerdem ohne großes Aufsehen an Patrouillen vorbeireiten.

Weiter geht’s mit Wolfshund D-Dog. Wie alle anderen Begleiter setzt er auf Knopfdruck erteilte Kommandos pärzise in die Tat um und ist hervorragend animiert. Nähere Umgebung auskundschaften, markierte Feinde beißen, herzhaft Bellen um Wachposten auf falsche Fährten zu locken – die Möglichkeiten sind ähnlich vielfältig wie bei D-Walker, dem dritten Kompagnon im Bunde.

Den Mini-Mech findet ihr im Rahmen einer adrenalingeladenen Storymission und von da dient er Snake als erstaunlich geländegängiges, solide gepanzertes Kampfgefährt, das sowohl Schleich- als auch Actionspieler für ihre Belange individuell anpassen können.

Bliebe noch Quiet, die schon im Vorfeld der Veröffentlichung aufgrund ihres freizügigen Auftretens in die Schlagzeilen geratene Scharfschützin. Wie kein anderer sondiert die agile Kämpferin im Handumdrehen das Missionsgebiet, nimmt markierte Ziele ins Visier und begeistert – sofern aufgelevelt – mit spektakulären Tricks. Beispielsweise einer Streifschusstechnik, die von euch in die Luft geworfene Granaten in eine bestimmte Richtung katapultiert – irre!

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 07

Clever, aber keineswegs unbesiegbar
Dass auf dem Schlachtfeld alle Zahnräder so wunderbar ineinander greifen, hat viele Gründe: Die präzise und vielseitig konfigurierbare Steuerung, die optisch imposanten, komplett ohne Ladezeiten dargestellten Landschaften, das übersichtliche Benutzerinterface, die herausragende Soundkulisse, das detailverliebte Leveldesign – toll, was Kojima und sein Team hier abliefern.

Besonders angetan waren wir allerdings von der sehr glaubhaft agierenden, äußerst aufmerksamen Feind-KI. Die nämlich reagiert sehr sensibel auf Geräusche, Blutspuren, Fußabdrücke, in die Luft steigende Fulton-Ballons und vieles mehr. Einmal in Alarmbereitschaft versetzt, folgen in der Regel Ausschwärmmanöver, Mörserbeschuss, das Bemannen von Suchscheinwerfern, das Einberufen von Verstärkungstruppen usw. Ergänzt man nun noch den quirligen Funkverkehr in der jeweiligen Landessprache und die im Spielverlauf immer stärker werdenden Einheitentypen, wird klar, warum bei der Mehrzahl der Missionen so unglaublich viel Spannung aufkommt.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 06

Mother Base Management: Das Spiel im Spiel
Schleicht ihr gerade mal nicht durch malerische Gebirgslandschaften oder die Weiten der Savanne, lockt „Phantom Pain“ mit unterhaltsamem Mother-Base-Mikromanagement. Genügend Geld, Sammelressourcen und „überzeugtes Personal“ vorausgesetzt, ergänzt ihr schon bald unterschiedlichste Zusatzeinrichtungen. Mehr Schlachtfeldaufklärung nötig? Dann solltet ihr eure Informationsplattform ausbauen? Bessere Waffen gefällig? Dann am besten möglichst viele qualifizierte Kräfte auf der Entwicklungsplattform beschäftigen. Ja, selbst eine Art Tierschutz-Plattform und die Entwicklung von Atomwaffen sind möglich – verrückt! Dass Snake seine neue Heimat nach Lust und Laune erkunden kann und diese sogar als Schauplatz für einige Missionen herhalten muss, macht das Mother-Base-Feature zusätzlich interessant.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 08

Was wir weniger cool finden

Wie so ziemlich jeder Blockbuster hat auch „The Phantom Pain“ mit einigen Macken zu kämpfen. Allen voran die fehlende deutsche Sprachausgabe. In Anbetracht des immensen Produktionsaufwands und der superben englischen Synchro hätte man die definitiv erwarten können – andere Open-World-Vertreter wie zum Beispiel „Batman: Arkham Knight“ oder „Mittelerde: Mordors Schatten“ kriegen’s schließlich auch auf die Reihe. Stattdessen müssen sich Fans mit weniger ausgeprägten Englischkenntnissen hier also mit soliden deutschen Untertiteln zufrieden geben.

Nicht optimal präsentiert sich zudem das Autosave-System. An wichtigen Stellen innerhalb einer Mission wird selbstverständlich gespeichert, aber hin und wieder gibt es Situationen, in denen man 20-25 Minuten lang Wachen betäubt, zur Mother Base extrahiert usw., nur um dann festzustellen, dass man einen massiv gepanzerten Soldaten mit Schutzhelm übersehen hat, der einem in einer dunklen Ecke die Lebenslichter ausbläst. Anders formuliert: Gegen eine klassische, manuell gesteuert Save-Game-Mechanik hätten viele sicherlich nichts einzuwenden gehabt.

Metal Gear Solid 5 The Phantom Pain - PS4 Screenshot 09

Weitere Ungereimtheiten
Darüber hinaus möchten wir an dieser Stelle auf einige kleinere Ungereimtheiten innerhalb der Inszenierung hinweisen. Nehmen wir als Beispiel die Spezialeinheit in der Introsequenz. Systematisch durchkämmt diese das Krankenhaus, tötet jeden Überlebenden und schaut sogar mal unter einem Bett nach. Doch warum nicht unter allen? Schließlich darf die Zielperson das Gebäude auf keinen Fall lebendig verlassen.

Oder nehmen wir eine spätere Szene auf der Mother Base: Aus Gründen, die wir hier nicht weiter vorweg greifen möchten, werden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für Quiet angeordnet. Trotzdem darf sie eine Minute später ihr Quartier verlassen und mit Snake auf eine neue Mission fliegen. Zugegeben, das ist Meckern auf sehr hohem Niveau, lässt genannte Szenen aber teilweise unglaubwürdig erscheinen.

Und weil wir gerade schon auf kleinen Details herumhacken. Wieso treffen wir innerhalb der beiden Spielwelten eigentlich fast ausschließlich auf Militärs und Söldner? Sicherlich, es herrscht Krieg, aber hin und wieder hätte man sich schon mehr Interaktion mit Einheimnischen gewünscht. Der Glaubwürdigkeit des Szenarios hätte es jedenfalls nicht geschadet.

Anmerkung der Redaktion: Da der Mehrspieler-Modus namens „Metal Gear Solid Online“ erst am 6.  Oktober erscheint, werden wir unsere Eindrücke zu diesem in einem separaten Testbericht schildern sobald es soweit ist. Die hier abgegebene Wertung bezieht sich ausschließlich auf das Solo-Erlebnis.

System: PlayStation 4, PlayStation 3 (nicht getestet)
Vertrieb: Konami
Entwickler: Kojima Productions
Releasedatum: 1. September 2015
USK: ab 18 Jahren

9.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain

Was haben sich Fans und Fachwelt doch den Mund fusselig geredet: über die Größe der offenen Welt(en), das Figurendesign von Quiet, den Bruch zwischen Kojima und Konami usw. Jetzt allerdings hat all das endlich ein Ende, denn das fertige Spiel kann sich mehr als sehen lassen. Für mich ist „Phantom Pain“ nicht weniger als ein echtes Meisterwerk! Zugegeben, die Story braucht eine Weile um an Fahrt aufzunehmen, dann aber wird’s richtig dramatisch – und erstaunlich philosophisch. Besser noch: Kaum glaubt man, die offensichtlichsten Probleme gelöst zu haben, finden die Macher Mittel und Wege, den Spieler viele weitere Stunden ans Gamepad zu fesseln. Einfach herrlich! Schön zudem, dass mit „Phantom Pain“ endlich mal wieder eine japanische Produktion technisch so richtig aufdreht. Die „Fox Engine“ leistet sich abgesehen von einigen groben Texturen kaum Schnitzer, begeistert mit einer enorm plastischen Landschaftsdarstellung und sorgt obendrein für 1A Weitsicht, schicke Wettereffekte, hervorragende Animationen und eine stets flüssige Bildrate. Dazu die zahlreichen 80er-Jahre-Hits, die ich sogar beim Anflug meines Helikopters abspielen darf. Klasse gemacht, Herr Kojima!

Hotlist

Kommentare

Trollj�ger

Trollj�ger

02. September 2015 um 00:15 Uhr
ManHunter31

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02. September 2015 um 00:34 Uhr
KillTheClock

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02. September 2015 um 01:24 Uhr
KillTheClock

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02. September 2015 um 01:31 Uhr
_Hellrider_

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ChuckNorriss

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ChuckNorriss

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KoelschBloot

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02. September 2015 um 08:24 Uhr
Old_Stallone

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02. September 2015 um 10:04 Uhr
topherchris85

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02. September 2015 um 11:38 Uhr
ManHunter31

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02. September 2015 um 12:17 Uhr
matschbirne007

matschbirne007

02. September 2015 um 14:28 Uhr
matschbirne007

matschbirne007

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Plastik Gitarre

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Knoblauch1985

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OnePieceNaruto

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03. September 2015 um 19:30 Uhr