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Mafia Definitive Edition im Test: Der Don unter den Remasters?

Gehört diese Neuauflage mit Zementstiefeln auf den Grund eines See oder ist sie der neue Gangster-Pate? 2K Games und Hangar 13 legen den 18 Jahre alten Klassiker „Mafia“ in der „Definitive Edition“ neu auf. Erfahrt im Test, ob sich der Ausflug nach Lost Heaven heute mehr denn je lohnt!

play3 Review: Mafia Definitive Edition im Test: Der Don unter den Remasters?

8.5

Nach „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“ und „Crysis Remastered“ erwartet uns mit „Mafia – Definitive Edition“ die dritte große Neuauflage innerhalb weniger Wochen. Das ursprünglich 2002 veröffentlichte Gangster-Abenteuer wurde damals noch vom tschechischen Studio Illusion Softworks entwickelt. Für die „Definitive Edition“ zeichnete allerdings Hangar 13 verantwortlich und bringt den Klassiker auf Basis der „Mafia 3“-Technik ins Jahr 2020.

„Mafia“ avancierte über die Jahre zum echten Kult-Spiel und das vor allem aufgrund der in der Kampagne erzählten Geschichte. Und genau dadurch überzeugt auch die Neuauflage und bietet Spielern, die das Original noch nicht kennen, ein Gangster-Drama wie man es zuletzt in „Der Pate“ erlebt hat.

Vom Taxifahrer zum Gangster-Boss?

„Mafia“ erzählt seine Geschichte aus der Retrospektive. In der ersten Szene seht ihr einen gebrochenen Thomas „Tommy“ Angelo, der sich nicht mal mehr einen Kaffee leisten kann und über seine Vergangenheit auspackt. Tommy war einst ein kleiner Taxifahrer in Lost Heaven, der durch einige Wirren in die Welt der organisierten Kriminalität hinein gezogen wurde. Schon bald fand er sich im Krieg zwischen den Ganoven von Don Salieri und Don Morello wieder.

Eine Neuauflage, die ihr nicht ablehnen könnt

„Mafia“ lässt sich in seiner Erzählung Zeit. Zu Beginn ist Tommy nicht viel mehr als ein Laufbursche, der gemeinsam mit seinen Gangster-Kollegen Paulie und Sam Schutzgeld abholt oder kleinere Botengänge erledigt. Allerdings steigert sich mit jeder Mission die Gewalt und auch die Bedeutung eurer Taten: Wettbetrug, Kopfgeld und später jagt ihr sogar ein Bordell in die Luft.

Die Gewalt eskaliert immer mehr und dank der aufwendig inszenierten Zwischensequenzen und der gut geschriebenen Charaktere entsteht schnell eine emotionale Bindung zu den Figuren. Gerade Tommys Wandlung erweist sich als extrem interessant und macht einen großen Teil er Langzeitmotivation aus.

Kleine, aber feine Open-World

Hangar 13 erweckt Lost Heaven mit der Neuauflage zu neuem Leben. In den Straßen flanieren die Fußgänger, zeitgenössische Autos kutschieren über den Asphalt und ein Blick nach Chinatown zeigt die volle Pracht dieser Metropole. „Mafia – Definitive Edition“ fängt gekonnt das Flair der 30er-Jahre ein und dazu passend lauscht bei euren Fahrten durch die Stadt natürlich auch zu Jazz, Swing und anderen Musikrichtung dieser Zeit.

Ein neues „Grand Theft Auto“ aber möchte „Mafia“ trotzdem nicht sein. Und das wollte auch das Original nicht. Stattdessen dient Lost Heaven als stimmungsvolle Kulisse für eure Eskapaden. So schaltet ihr zwar nach dem ersten Kapitel den „Freie Fahrt“-Modus frei und könnt das gesamte Areal erkunden, im Gegensatz zu aktuellen Open-World-Spielen gibt es aber keine Nebenmissionen und auch nur wenige Sammelgegenstände wie Zigarettenbilder oder Romane. „Mafia – Definitive Edition“ bietet somit wenig Ablenkung von der Hauptgeschichte und das tut in der heutigen Zeit ausgesprochen gut.

Fahren, kämpfen, schleichen

Im Vergleich zum Original entschlackt Hangar 13 das Gangster-Abenteuer aber spürbar. Wer das Spielerlebnis von damals wiederholen möchte, aktiviert den „Klassisch“-Schwierigkeitsgrad. Ansonsten könnt ihr bestimmte Parameter wie etwa das Verhalten der Polizei auch per „Simulations“-Option beeinflussen. So könnt ihr etwa auch lange Fahrt zum nächsten Missionspunkt abkürzen.

Besonders wichtig: Gerade die Fahrsequenzen wurden mit den aktivierten Hilfen merklich entschärft. Das Fahrzeug-Handling ist nun deutlich leichter. Ein bestimmtes Rennen Im Speziellen ist nun absolut spielbar und kostet weit weniger Nerven als noch zuvor. Auf den höheren Schwierigkeitsstufen allerdings haben es gerade die Verfolgungsjagden und Rennpassagen weiterhin in sich.

„Mafia – Definitive Edition“ variiert nicht nur in der Kampagne, sondern auch im Gameplay sehr geschickt das Tempo. Mal müsst ihr in Story-Einsätze aufdringliche Verehrer von Tommys Freundin ausschalten, dann gibt es wieder witzige Shootouts mit Morellos Schergen. In seinem Kern ist „Mafia“ ein klassischer Cover-Shooter aus der Verfolgerperspektive. Tommy verträgt nur wenige Treffer und selbst auf niedrigem Schwierigkeitsgrad sind Munition und Medi-Kits rar gesät.

Ein wenig Taktik ist hier also durchaus gefragt. Viele Missionen bieten mehrere Zugänge, sodass ihr beispielsweise auch lautlos agieren dürft. Alternativ werft ihr auch mit Granaten oder Molotowcocktails um euch. Sehr schön: Getroffene Gegner reagieren filmreif auf Verletzungen und selbst Holzbarrikaden gehen unter Beschuss kaputt.

Das Deckungssystem funktioniert ordentlich, jedoch wirkt Tommy gelegentlich ein wenig hüftsteif. Zudem kam es im Test zu einigen KI-Aussetzern, in denen sich Computer-Figuren merkwürdig verhielten oder sogar in Wänden verschwanden. Das schmälerte aber den Gesamteindruck kaum. „Mafia“ hält für die gesamte Spielzeit über bei Laune und begeistert mit seiner tollen Inszenierung und dem rundum gelungenen Gameplay.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • weiterhin geniale Gangster-Story voller Dramatik
  • starker Mix aus Action, Stealth und Verfolgungsjagden
  • viele Einstellungsmöglichkeiten bei der Wahl des Schwierigkeitsgrades
CONTRA
  • Deckungssystem mit Schwächen
  • gelegentliche Bugs
  • Open-World eher „Fassade“

Mafia Definitive Edition im Test: Der Don unter den Remasters?

Hangar 13 hat bei „Mafia – Definitive Edition“ an genau den richtigen Stellen die Hebel angesetzt. Die Neuauflage des inzwischen 18 Jahre alten Klassikers erweist sich als sehr gelungen und überzeugt – wie schon das Original – mit der konsequenten Inszenierung und der spannenden Geschichte. Tommys Weg vom kleinen Taxifahrer zum gescheiterten Gangster vollführt etliche Höhen und Tiefen und ist genau deshalb so emotional und aufreibend.

Jede Figur besitzt ihre eigene Geschichte, jede Cutscene hat eine Bedeutung. Spielerisch ist „Mafia – Definitive Edition“ sicherlich nicht fehlerfrei, punktet aber mit variierenden Settings, ausreichend Abwechslung und einem nahezu perfekten Pacing durch die rund 15-stündige Kampagne. Kurzum: Wer „Mafia“ noch nicht kennt, sollte dies nun unbedingt nachholen. Spieler des Originals sollten noch einmal nach Lost Heaven zurückkehren und den Zauber von damals im neuen Gewand genießen.

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Kommentare

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