Crash Bandicoot: Das erste und fast vergessene PlayStation-Maskottchen

Als vor mehr als 20 Jahren die allererste PlayStation auf den Markt kam, entwickelte sich "Crash Bandicoot" immer mehr zum Gesicht der Konsole. Dabei war dies nicht von allen Verantwortlichen gerne gesehen.

Crash Bandicoot: Das erste und fast vergessene PlayStation-Maskottchen
Es gab eine Zeit, in der "Crash Bandicoot" das Gesicht der PlayStation war.

Heute zählt „Crash Bandicoot“ zu den bekanntesten Jump’n’Run-Reihen überhaupt. Oder besser, zählt wieder zu den bekanntesten Plattformern, denn nach einem überaus erfolgreichen Start auf der ersten PlayStation verschwand die Serie erst im Mittelmaß und später beinahe in der Bedeutungslosigkeit. Dies verwundert allein deshalb, da der freche Beuteldachs vor über 20 Jahren mal das Gesicht von Sonys erster eigener Konsole war. Crash war das erste Maskottchen der PlayStation und das, obwohl diese gar keines haben sollte.

Ein steiniger Start für Crash & Co.

Auf die Entstehungsgeschichte des ersten „Crash Bandicoot“-Spiels blickten wir bereits zuvor im Rahmen unserer Retrospektive zurück. Darin rissen wir schon kurz an, dass Naughty Dog damals einige Hürden überwinden musste, um das Game nach ihren Vorstellungen letztendlich in den Handel bringen zu können. Universal-Marketingchefin Kelly Flaherty war beispielsweise kein Fan des Namens „Crash“ für die Hauptfigur und störte sich ebenfalls an der Darstellung der Figur Tawna, die ihrer Meinung nach sexistisch gewesen sei.

Allen Widrigkeiten zum Trotz mauserte sich das allererste „Crash Bandicoot“ letztendlich jedoch sowohl zu einem Kritikerliebling als auch einem kommerziellen Erfolg. Dabei wurde das Spiel im Osten ähnlich gut aufgenommen wie hier im Westen; in Japan war es gar das erste westliche Spiel, das sich über 1 Million Mal verkaufen konnte. Mit dem durch die Levels wirbelnden, frechen Beuteldachs hatten Naughty Dog und Sony offenbar einen Nerv getroffen. Wenig verwunderlich investierte der PlayStation-Hersteller groß ins Marketing, das auch gegen Konkurrent Nintendo austeilte.

Kurz vor Crashs erstem Videospiel-Abenteuer feierte „Super Mario 64“ auf dem frisch veröffentlichten „Nintendo 64“ große Erfolge. Bis heute zählt das erste 3D-Abenteuer des Kult-Klempners zu den größten Meilensteinen der Videospielgeschichte und als wegweisendes Meisterwerk für ein ganzes Genre. Einen Stellenwert, den „Crash Bandicoot“, trotz guter Wertungen und Verkäufe, nie erreichen sollte. Die Rivalität mit Nintendo sorgte dafür, dass Sony beim Marketing ganz auf seinen neuen Publikumsliebling setzte und diesen entsprechend zu inszenieren wusste.

Crashs Aufstieg zum ersten PlayStation-Gesicht

Geradezu legendär ist ein Werbespot, in dem ein als Crash verkleideter Mann sich nur mit einem Megafon ausgestattet vor Nintendos US-Firmensitz stellt und für das PlayStation-Game wirbt. Ein riskanter Move, schließlich hätte diese Aktion auch einen positiven Aspekt für die Konkurrenz haben können. Für Sony sollte sich dieses Risiko jedoch auszahlen: Das Unternehmen inszenierte sich als David, der gegen einen haushoch überlegenen Goliath ins Feld zieht – und das Publikum liebt bekanntlich Underdog-Storys.

Ob gewollt oder nicht avancierte „Crash Bandicoot“ somit zum Gesicht der jungen PlayStation und war in den Augen vieler potentieller Käufer und Fans das Maskottchen der Konsole. Sonys US-Team hatte genau darauf spekuliert, denn die Verantwortlichen wollten ein amerikanisches Produkt als Aushängeschild der ersten PlayStation und sahen im neuesten Spiel von Naughty Dog für diesen Zweck das ideale Objekt. Im weit entfernten Japan bewerteten die zuständigen Personen dies allerdings ganz anders – insbesondere Ken Kutaragi.

Wie aus dem Buch „All Your Base Are Belong To Us“ hervorgeht, sei der „PlayStation-Vater“ damals überhaupt kein Fan des frechen Beuteldachs gewesen. Und auch der Erfolg sowie die öffentliche Wahrnehmung der Marke „Crash Bandicoot“ seien ihm im Zusammenhang mit seiner Konsole angeblich ein Dorn im Auge gewesen. Kutaragi war klar gegen die Idee, eine Konsole benötige ein Maskottchen, weshalb er nicht wollte, dass Crash als selbiges angesehen werden würde. Darüber hinaus missfiel ihm die Idee, eine Cartoon-Figur zum Aushängeschild der PlayStation zu machen, da die Hauptzielgruppe der Konsole in seinen Augen keine Kinder seien.

Crash Bandicoot war das erste und letzte PlayStation-Maskottchen

Wie wir heute wissen, konnte Kutaragi sich nach all dieser Aufregung wieder beruhigen. Crashs Ruhm war lediglich von kurzer Dauer und bereits zu PS2-Zeiten versank die einstige Vorzeige-Marke im Mittelmaß. Darüber hinaus liefen ihr andere Spiele mit „Cartoon-Charakteren“, etwa „Jak & Daxter“ oder auch „Ratchet & Clank“, den Rang ab. Ob es dem PlayStation-Schöpfer gefiel oder nicht, blieben solche Spiele weiterhin Teil der Marke und sind es bis heute. Zudem gab es immer wieder vereinzelte Charaktere oder Spiele-Reihen, wie „God of War“ oder „Uncharted“, die von den Spielern gewissermaßen als Maskottchen der Konsole gesehen wurden, obwohl sie es offiziell nie waren.

Einen letzten Versuch, der PlayStation ein Gesicht in Form eines Maskottchens zu geben, unternahm Sony schließlich im Jahre 2008 mit Sackboy, der Hauptfigur aus „Little Big Planet“. Wie Crashs Zeit im Rampenlicht war jedoch auch die seines Jump’n’Run-Kollegen begrenzt und heute dürfte vermutlich kein Gamer mehr Sackboy als Aushängeschild der PlayStation sehen. Wie er ist auch Crash, der bald mit seinem neuem Spiel „It’s About Time“ ein Comeback startet, nunmehr ein Relikt einer inzwischen vergangenen Zeit. Einer Zeit, als noch in dem festen Glauben der Versuch unternommen wurde, einer Videospielplattform ein Gesicht zu geben, weil sie ein solches benötigen würde. Für Crash gilt: Er war er das erste und mittlerweile fast vergessene PlayStation-Maskottchen.

Jetzt seid ihr dran: Habt ihr „Crash Bandicoot“ als PlayStation-Maskottchen wahrgenommen und findet ihr, eine Videospielkonsole benötigt sowas heute noch?

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