Review

Neptunia Sisters VS Sisters im Test: Göttinnen gegen Influencer

Euch gefallen Games im Anime-Look und ihr habt nichts gegen den Visual Novel Stil bei Videospielen? Dann solltet ihr einen Blick auf “Neptunia: Sisters VS Sisters” werfen. Denn im Gegensatz zu vielen ähnlich anmutenden Games, spielt sich dieser “Neptunia”-Teil irgendwie locker flockig weg.

play3 Review: Neptunia Sisters VS Sisters im Test: Göttinnen gegen Influencer

6.5

Vielleicht habt ihr schon einmal von “Hyperdimension Neptunia” gehört, das erstmals 2010 schien und mit niedlichen Charakteren und einem klassischen JRPG-Gameplay glänzen wollte. Obwohl es eine gewisse Fanbase für diesen Titel gab, blieb “Neptunia” hierzulande eher ein Nischenspiel. Weitere Ableger folgten und schon bald erging es vielen Spielern ein bisschen wie der Autorin dieses Artikels: “Wo fange ich bloß an?”

Die Konklusion daraus: Viele von uns haben “Neptunia” nur aus der Ferne beäugt, sind aber nie so richtig eingetaucht. Das wollen wir jetzt einfach mal ändern und “Neptunia Sister vs Sister” scheint dafür ein guter Start zu sein.

Zuckersüße Göttinnen in Not

Wenn ihr völlig neu ins Franchise startet, werdet ihr überrollt mit Charakteren, die alle irgendwie gleich aussehen, kryptischen Namen und Fähigkeiten, die überhaupt keiner Linie zu folgen scheinen. Wenn ihr das akzeptieren oder zumindest einfach ignorieren könnt, wünschen wir euch ganz viel Spaß bei “Neptunia: Sisters VS Sisters”. Denn obwohl es ernste Themen anspielt, ist es in eine zuckersüße Zuckerwattewolken gepackt.

Die Charaktere sind alle super niedlich, mit noch niedlicheren Stimmen und haben gefühlt alle eine Schwester, die mindestens genauso niedlich und zum Verwechseln ähnlich aussieht. Dazu kommt, dass sich die meisten im Laufe des Spiels in Göttinnen verwandeln können – inklusive neuem Haarschnitt und Outfit. Wenn ihr da ohne Vorwissen den Überblick behalten könnt, meldet euch!

Abseits dessen ist die Grundgeschichte eigentlich relativ einfach erzählt: Die Welt erlebt eine Katastrophe mit dem Namen “Trendi Outbreak” und wird mit “Trendifluencern” ins Chaos gestürzt. Göttinnen und Göttinnenanwärterinnen versuchen gemeinsam der Ursache auf den Grund zu gehen und das Unheil abzuwenden. Dabei verunglückt die Schwester der Hauptgöttinanwärterin und so ist es nun eure Aufgabe, in ihre Fußstapfen zu treten und die Welt zu retten.

Klassisches RPG mit modernem Thema

Wenn ihr über das Wort “Trendifluencer” oder “Trendi Outbreak” gestolpert seid und das für euch irgendwie nach Influencern von Instagram, TikTok und Co. klingt, liegt ihr gar nicht so falsch. Das gesamte Spiel versucht mit dem Thema extrem nah am Puls der Zeit zu sein. Hier dreht sich alles um KI-Influencer und ihren Einfluss auf die Welt. Ihr werdet in Nebenmissionen davor gewarnt, dass ein Prinz euch vielleicht eine Mail schreibt und um Geld bittet – und ihr auf solche Trickbetrüger bitte nicht reinfallen sollt.

Auch sonst ist “Neptunia Sisters VS Sisters” sehr aktuell: Ziri, eine Art Assistenz eines Bösewichts, erinnert stark an die tägliche Begleiterin aller Apple-Nutzer. Nicht zu vergessen, dass im Spiel alle Menschen süchtig nach ihren rPhones sind, da sie so mit Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren können, obwohl sie einsam Zuhause sitzen und zocken. Sollte uns das zu denken geben? Vielleicht.

Ihr merkt es vermutlich schon: Das Ganze ist eine Mischung aus kunterbunten Göttinnen-Kitsch und ganz vielen aktuellen Themen. Und genau aus diesem Grund legen wir euch das Spiel ans Herz – auch, wenn ihr gar keine Ahnung vom Franchise habt.

Schwerfälliges Gameplay in repetitive Welt

Wenn ihr euch gerade keine Zwischensequenz im Visual Novel-Style durchlest, erkundet ihr vermutlich einen der vielen Dungeons oder die Oberwelt. Dabei könnt ihr jederzeit die Göttin eurer Wahl auswählen und mit ihr die kahle Welt erkunden, während sie ein Wettrennen mit ihren Schwestern absolviert. Die Bewegungen fühlt sich auf PlayStation 5 leider sehr schwerfällig an, was sich auch in den Kämpfen zeigt. Aber dazu im nächsten Abschnitt mehr.

Dass hinter “Neptunia: Sisters VS Sisters” kein AAA-Titel mit entsprechendem Budget steckt, ist klar. Hier können wir nicht den gleichen Maßstab an Grafik oder Details verlangen, wie bei einem “Final Fantasy VII Remake”. Allerdings geht man hier wirklich einen sehr einfachen Weg, indem Schauplätze immer und immer wieder recycelt werden und sich jede Ecke im Dungeon gleich anfühlt. Die Rätsel, die für Abwechslung sorgen sollen, machen das ganze leider umso zäher.

Macht die Influencer platt!

Das Gegner- und Charakterdesign ist allerdings zu großen Teilen gut gelungen! Die Göttinnen sind so süß wie Zuckerwatte und selbst die Antagonisten haben einen ansprechenden Look. Das liegt vor allem daran, dass die Entwickler ihre Figuren dem Thema angepasst haben. So gibt es beispielsweise ziemlich zu Beginn eine Person, die als Influencer für Wirbel sorgt. Anstatt ihr einen generischen Namen zu verpassen, wird sie als “Aneeta Job” bezeichnet, was wir einfach genial finden. Lest den Namen einfach mal laut und auf englisch vor – dann versteht ihr das Augenzwinkern hier.

Neben zahlreichen Standardgegnern gibt es auch ausgefallene Designs wie Bildschirme mit Influencern, gegen die ihr kämpfen müsst. So verschmilzt die Geschichte ein bisschen mit der Umgebung und fühlt sich nachvollziehbarer an – auch wenn holografische Screens im Wald irgendwie noch unnatürlicher wirken als so manches Monster.

Mehr Tutorials, bitte!

Je nachdem, an welchem Punkt ihr euch gerade in der Story befindet, habt ihr Zugriff auf verschiedene Charaktere im Kampf. Manchmal stehen euch nur die Anwärterinnen zur Verfügung, an anderer Stelle werdet ihr von ausgebildeten Göttinnen unterstützt. Letztere sind natürlich deutlich stärker und können auf Knopfdruck in die göttliche Form gebracht werden. Das sieht richtig toll aus und verursacht eine Menge Schaden beim Gegner.

Entfesselt ihr gerade keine göttliche Macht, schlagt, zaubert oder schießt ihr gegen die Feinde mit vier verschiedenen Attacken und einigen Specials. Das Ausführen der einzelnen Aktionen fühlt sich leider schwerfällig an, obwohl das Kampfsystem selbst sehr dynamisch und actionreich ist. Oft erkennt das System die eingegebene Tastenkombination (z.B. Steuerkreuz hoch + Dreieck) nicht, sodass eine Verzögerung entsteht. Das nimmt den Flow ganz schön raus.

Die meisten Aktionen und Funktionen müsst ihr übrigens selbst herausfinden, indem ihr den Bildschirm studiert. Es gibt zwar Tutorials, aber Learning by Doing funktioniert hier einfach viel besser. Manche Sachen haben wir sehr lange einfach nur nach Gefühl ausgeführt, ohne dass es dafür eine Erklärung gab. Aber hey, es funktioniert! Irgendwie.

6.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Moderne Story, humorvoll erzählt
  • Niedliche Charakter-Designs
  • Actionreiches Gameplay
  • Teilweise vertonte Sequenzen
CONTRA
  • Schwerfällige Steuerung
  • Lächerlich einfache Rätsel in Dungeons
  • Ständig recycelte Schauplätze
  • Grafisch veraltet
  • Langweiliges Missionsdesign
  • Zu wenig Erklärungen

Neptunia Sisters VS Sisters im Test: Göttinnen gegen Influencer

Die “Neptunia”-Reihe ist mit ihren Themen immer recht modern und hält uns bei “Neptunia Sisters VS Sisters” so manchen Spiegel vor die Nase. Das Grundthema passt perfekt ins Jahr 2023. Die kleinen Seitenhiebe, bei denen man sich selbst ertappt fühlt, sind hervorragend ins Spiel integriert.

Influencer, rPhones und Ziri zeigen uns manchmal humorvoll, manchmal aber auch sehr melancholisch, dass moderne Technik auch ihre Tücken haben kann. Allein deswegen empfehlen wir euch das Spiel.