Ex-Xbox-Manager: Spiele wie Hi-Fi Rush können das 70-Milliarden-Dollar-Loch nicht füllen

Seit der Bestätigung, dass Studios wie Tango Gameworks von Microsoft geschlossen wurden, rätseln Spieler und Fachleute über die Gründe. Ein ehemaliger Xbox-Manager bringt mehr Licht ins Dunkel und beschreibt zwei Probleme.

Ex-Xbox-Manager: Spiele wie Hi-Fi Rush können das 70-Milliarden-Dollar-Loch nicht füllen

Seit mehr als einem Jahr überschatten Entlassungen und Studioschließungen die gesamte Videospielbranche. Weitere Maßnahmen dieser Art werden folgen. Die jüngsten Studioschließungen von Microsoft stechen jedoch besonders hervor. Denn sie untermauern die Annahme, dass eine richtungsweisende Wette nicht aufging.

Während unklar ist, welche Gewinne die Gaming-Sparte von Microsoft wirklich einfährt und welchen Anteil der Xbox Game Pass daran hat, lassen die Aussagen eines ehemaligen Xbox-Managers aufhorchen.

Brad Hilderbrand, der bis zu diesem Monat Senior Public Relations Manager für 343 Industries, The Coalition, Compulsion Games und weitere Studios war, beschreibt in einem Linkedin-Post zwei Probleme.

Game-Pass-Spiele verfehlen Verkaufsziele

Eines der von Hilderbrand genannten Probleme ist der Xbox Game Pass selbst. Alle Spiele, die in das Abo aufgenommen werden, verfehlen ihre Verkaufsziele “deutlich”. Das ist bis zu einem gewissen Grad ein kalkuliertes Ergebnis. Denn Spieler, die monatlich für das Abo bezahlen, greifen in den wenigsten Fällen zur Kaufversion.

“Diesem Umstand wird dadurch Rechnung getragen, dass jeden Monat ein Teil der Einnahmen den Spielen mit den besten Ergebnissen im Game Pass zugewiesen wird”, so Hilderbrand.

Allerdings gebe es Faktoren, die dem Erfolg entgegenwirken. So würden sich die meisten Spiele “nicht länger als ein oder zwei Monate an der Spitze der Hitliste halten”, während “das Wachstum des Game Pass stagniert“.



Was bedeutet das für kleinere, wenn auch erfolgreiche Spiele, die nicht in die Kategorie eines “Call of Duty” fallen? Sie erhalten laut Hilderbrand zunächst einen kleinen Umsatzschub, da es “einen Monat lang das angesagte Game-Pass-Spiel ist”. Danach fallen sie von der Klippe, wenn “alle zum nächsten Spiel übergehen”

“Das arme Redfall hatte es sogar noch schlimmer, da es so schlecht gestartet ist, dass es nie eine Chance hatte”, so der Ex-Manager weiter.

Bis zur milliardenschweren Expansion nur ein Rundungsfehler

Hilderbrand berichtet weiter, dass der Xbox Game Pass eine Zeit lang ein funktionierendes System war. Es gab ein Wachstum, das sich später stark verlangsamt hat. Dem gegenüber stehen gewisse Kosten, die bei der Entwicklung von Spielen anfallen. Und die Höhe der Einnahmen, die den Spielen zugeordnet werden, halte nicht mehr mit den notwendigen Budgets mit.

“Aber all das hätte vor 3 oder 4 Jahren noch keine Rolle gespielt. Denn damals war Xbox im Grunde ein Rundungsfehler in den Büchern von Microsoft. Die Abteilung verdiente etwas Geld, aber was noch wichtiger war, sie kostete nicht viel. Und andere Teile des Unternehmens konnten die Lücke problemlos schließen. Dann ging Xbox auf Einkaufstour und gab eine Menge Geld für Bethesda aus, aber noch viel mehr für Activision”, so Hilderbrand.

Während die Übernahmen von der Xbox-Community gefeiert wurden, habe sich “das Auge Saurons gedreht”. Es wird erwartet, dass Xbox die 70 Milliarden US-Dollar wieder einfährt oder zumindest die Ausgaben „bis auf die Knochen“ kürzt, während sie es versuchen.

Call of Duty stell Microsoft vor ein Dilemma

Microsoft erwartet einen Return of Investment, also gemessen am eingesetzten Kapitel eine gewisse Rendite. Der Xbox Game Pass ist dazu offenbar nicht in der Lage. Die “großen Wetten auf neue Abonnements”, die etwa mit “Redfall” und “Starfield” erwartet wurden, gingen nicht auf. Sie hätten “nicht annähernd genug Wachstum ausgelöst”. Und es gebe am Horizont nicht viel, das die Stagnation beenden könne.

“Der beste Tipp ist COD. Aber will man wirklich die garantierten Umsätze riskieren, die das Franchise mit sich bringt, indem man es an Tag 1 auf Game Pass stellt und möglicherweise massive Umsätze verliert?”, so Hilderbrand weiter. Schon im Laufe des Tages sickerte durch, dass es über die Aufnahme von “Call of Duty” in den Xbox Game Pass interne Diskussionen gebe.



Der ehemalige Xbox-Manager wisse nicht, wie die Pläne letztlich aussehen. Aber aus seiner Sicht gebe es zwei Optionen:

  • Microsoft bringt “Call of Duty” in den Game Pass und verliert Geld.
  • “Call of Duty” kommt nicht in den Game Pass und Abonnenten revoltieren, weil sie denken, dass sie dafür “unterschrieben” haben.

Hilderbrand habe keine Zweifel daran, dass es “Call of Duty” und den “anderen Megastudios mit riesigen IPs” auch in Zukunft gut gehen wird.

Für die anderen Studios hat er eine düstere Prognose: “All die kleineren Studios, die wirklich interessante Spiele machen, werden wegfallen, einfach weil sie, so gut Spiele wie Hi-Fi Rush auch sein mögen, nie genug Geld verdienen werden, um das 70-Milliarden-Dollar-Loch auszugleichen, aus dem sich Xbox jetzt selbst ausgraben muss.”

Großen Marken und Mobile-Expansion, um drei Milliarden Spieler zu erreichen

Eine vergleichbare Tendenz sieht der Gamingindustrie-Analyst Rhys Elliott. Er verweist auf drei Milliarden Spieler, die Microsoft erreichen möchte. Daher konzentriere sich das Unternehmen auf „größere, sichere Franchises, die ihnen helfen werden, dieses Ziel zu erreichen“.

Während die Betriebskosten der geschlossenen Studios für das gesamte Unternehmen keine große Rolle spielen würden, gehe es bei den Maßnahmen darum, sich neu zu orientieren und dafür zu sorgen, dass die Fragmentierung der Studios nicht überhandnimmt.

„Das Unternehmen ist dabei, eine neue Vision zu entwickeln, die von großen Marken und der Expansion in den mobilen Bereich angetrieben wird“, so der Analyst weiter.

Das deckt sich mit einer Aussage von Jill Braff, Leiterin der ZeniMax-Studios. Die Neuorganisation solle dazu beitragen, sich stärker auf weniger Projekte zu konzentrieren. „Es ist schwer, neun Studios auf der ganzen Welt mit einem schlanken zentralen Team und einem ständig wachsenden Aufgabenspektrum zu unterstützen“, zitiert Bloomberg.

Und laut Xbox-Präsident Matt Booty seien die Studios bereits so dünn wie „Erdnussbutter auf Brot“ ausgebreitet gewesen, dass sich „die Führungskräfte in der gesamten Abteilung unterbesetzt gefühlt hätten“. Anfang des Jahres hatte Microsoft 1.900 Xbox-Mitarbeiter entlassen.

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