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Infinity Strash Dragon Quest The Adventure of Dai im Test: Charmantes Abenteuer mit Ecken und Kanten

Dunkle Mächte erheben sich in der Welt von "Infinity Strash: Dragon Quest The Adventure of Dai" und in der Rolle des namensgebenden Hauptcharakter liegt es an euch, sie zu retten. Wie viel Spaß das macht, verraten wir euch in unserem Test.

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7.0

"Infinity Strash: Dragon Quest The Adventure of Dai" ist seit dem 28. September unter anderem für PS4 & PS5 erhältlich.

In ihrer fast 40-jährigen Geschichte hat die „Dragon Quest“-Reihe nicht nur Kultstatus erreicht, sondern neben elf Hauptteilen auch diverse Spin-offs hervorgebracht. Mit „Infinity Strash: Dragon Quest The Adventure of Dai“ erwartet uns nun die neueste Auskopplung einer der beliebtesten Unterserien der Reihe, die auf der jüngsten gleichnamigen Anime-Serie basiert. Wir haben uns mit Dai ins Abenteuer gestürzt und verraten euch, ob ihr das ebenfalls tun solltet.

Ein sympathisches Fantasy-Abenteuer

„The Adventure of Dai“ basiert auf einer von Koji Inada (Zeichnungen) Riku Sanjo (Texte) geschaffenen Manga-Reihe, die von 1989 bis 1996 veröffentlicht wurde. Im Laufe der Jahre brachte die Marke eine Anime-Serie und Anime-Filme hervor. Zudem gab es Gastauftritte in kleinen Games. 2019 drückten der Shueisha-Verlag („Dragon Ball“), Toei Animation („One Piece“) und Square Enix schließlich den Remake-Knopf: Eine Neuauflage des Anime plus ein neues Spiel wurden angekündigt.

„Infinity Strash“ basiert somit auf der von 2020 bis 2022 ausgestrahlten neuen Anime-Serie „Dragon Quest: The Adventure of Dai“, die hierzulande bei Crunchyroll verfügbar ist. Im Mittelpunkt der Story steht der junge Dai, der auf einer abgelegenen kleinen Insel mit freundlichen Monstern lebt. Sein großer Wunsch ist es, ein Held zu werden und genau dieser rückt in greifbare Nähe, als der legendäre Heroe Avan erscheint und unseren Protagonisten ausbildet.

Letztendlich kommt es jedoch, wie es kommen muss: Eine finstere Macht erhebt sich und Dai ist dazu gezwungen, in die Welt hinauszuziehen, um gemeinsam mit anderen Schülern seines Meisters die Menschheit zu retten. Dank charmanter Hauptfiguren, durchtriebener Bösewichte und der einen oder anderen schönen Charakterentwicklung macht die Geschichte wirklich Spaß und ist eine der großen Stärken des Spiels. Es ist ein sympathisches Fantasy-Abenteuer.

Die gute Story wird allerdings über weite Strecken ziemlich altbacken präsentiert. Immer wieder bekommen wir eine Abfolge von Standbildern zu sehen, die aus der neuen Anime-Serie stammen und von den gewohnten Sprechern sowie Sprecherinnen vertont wurden. Ihr bekommt hier quasi einen Schnelldurchlauf spendiert, denn verschiedene Momente der Vorlage werden ausgelassen, worunter ein paar emotionale Momente leiden. Dafür entschädigen zumindest ein paar wirklich toll inszenierte animierte Zwischensequenzen, die schlichtweg super anzuschauen sind und das Feeling des Originals hervorragend einfangen.

Tolles Kampfsystem trifft lahmes Leveldesign

„Altbacken“ ist dabei ein ziemlich gutes Stichwort, denn auch das Leveldesign von „Infinity Strash“ wirken nicht mehr wirklich up to date. Über den Verlauf von insgesamt sieben Kapiteln erleben wir nicht ganz die Hälfte der Handlung der neuen „The Adventure of Dai“-Anime-Serie nach. Genauer entspricht der Fortschritt ungefähr 41 Episoden der 100 Folgen der Vorlage. Damit bliebe noch genug Material übrig für eine potentielle Fortsetzung.

Jedes Kapitel ist dabei in Missionen unterteilt, wobei einige davon kleine Recap-Videos sind, während andere die Story vorantreiben. In diesen laufen wir mal mit Dai, mal mit einem seiner Freunde, durch sehr linear gestaltete Levelschläuche und zerlegen alles zu Kleinholz, was sich uns in den Weg stellt. Alternativ stehen wir in abgesteckten Arenen gleich einem Bossgegner gegenüber und davon gibt es im Action-Rollenspiel so einige.

Ebenfalls etwas angestaubt sind die Zielvorgaben während der Kämpfe, denn meistens lauten diese „Besiege alle Gegner“ oder „Besiege Feind X“. Missionen, die von dieser Formel etwas abweichen, gibt es viel zu selten, weshalb die Abwechslung so etwas auf der Strecke bleibt.

Größere Areale frei erkunden ist in „Infinity Strash“ indes nicht möglich und auch Nebenmissionen sind in sich geschlossene Abschnitte, die wir wie die übrigen Unterkapitel anwählen. Es lässt sich somit nicht mit den Hauptspielen der JRPG-Reihe, etwa einem „Dragon Quest XI“, vergleichen. Hier lässt Dais Abenteuer einiges an Potential liegen, denn das Feeling des Anime-Originals wird über weite Strecken sehr gekonnt eingefangen.

Deutlich besser gelungen ist dafür das Kampfsystem des Spiels: Jeder der vier spielbaren Charaktere hat einen Standardangriff, einen Ausweich-Move, drei Spezialattacken sowie eine besondere Fähigkeit und einen eigenen Ultimate-Angriff. Dai ist als Schwertkämpfer natürlich auf den Nahkampf ausgelegt, kann seine Attacken jedoch nach einiger Zeit mit Magie verstärken, um so noch heftiger auszuteilen. Seine Freundin Maam ist hingegen primär eine Heilerin. Solltet ihr mit mehreren Spielfiguren während einer Quest unterwegs sein, dürft ihr auf Wunsch auch zwischen diesen wechseln.

Darüber hinaus können gegnerische Angriffe auch geblockt oder mit exaktem Timing pariert werden. Vor dem Beginn einer Mission können die Angriffe auf Wunsch ausgetauscht werden und auch Perks in Form von Spielkarten dürft ihr vorab ausrüsten, um so etwa eure Offensivkraft zu erhöhen oder die Lebenskraft zu steigern. Die verschiedenen Elemente greifen wunderbar ineinander und sorgen dafür, dass sich gerade die Bosskämpfe angenehm taktisch spielen.

Auf dem höheren der zunächst verfügbaren zwei Schwierigkeitsgrade sind vor allem die Story-Bosse ziemlich harte Brocken, denen ihr mit bloßen Draufhauen kaum beikommen könnt. Stattdessen sind hier Timing, gute Reflexe und Geduld gefragt, um die Monster in die Knie zu zwingen. Das Kampfsystem von „Infinity Strash“ ist wirklich toll gelungen und es machte uns viel Spaß, mit den gegebenen Möglichkeiten herumzuexperimentieren und immer besser zu werden.

Echte Hingucker sind hierbei übrigens immer wieder die Ultimate-Moves von Dai und seinen Freunden, die mit kleinen Cutscenes eingeleitet werden und mit ordentlich Wucht einschlagen.

Lust auf eine Prise Rogue-like?

Falls ihr im Laufe des Fantasy-Abenteuers richtig gefordert werden möchtet, geht das übrigens auch. Im Tempel der Erinnerungen könnt ihr eure Angriffe und Zauber sowie eure Perks verstärken, allerdings bekommt ihr das nicht geschenkt. Einige der benötigten Ressourcen erhaltet ihr für erfolgreich abgeschlossene Story- und Nebenmissionen, doch für andere müsst ihr den Tempel selbst bezwingen. Eure stärkeren Figuren nützen euch jedoch nichts.

Wenn ihr den Herausforderungen dieses Ortes begegnen möchtet, werden eure Figuren auf Level 1 zurückgesetzt. Jede Ebene, die ihr betretet, wartet mit anderen Monstern auf, die ihr bezwingen müsst. Die Schwierigkeitsstufe steigt dabei allmählich an. Hier kommt eine Prise Rogue-like ins Spiel, denn die Räume und Gefahren werden zufällig generiert, ebenso wie die Belohnungen, die ihr erhaltet. Ihr könnt etwa eure Chance auf kritische Treffer oder eure Abwehr erhöhen.

Gerade auf dem zweiten Schwierigkeitsgrad oder dem nach Story-Abschluss freigeschalteten Herausforderungsmodus, der die Story-Missionen anspruchsvoller gestaltet, werdet ihr um Besuche im Tempel nicht herumkommen Es lohnt sich, hier etwas Zeit zu verbringen. Wenn ihr nicht nur die Story durchspielen, sondern wirklich all eure Charaktere maximal verstärken und alles freispielen möchtet, dürftet ihr gut um die 40 Stunden beschäftigt sein.

Verglichen mit einem „Dragon Quest XI“ fallen die RPG-Elemente in „Infinity Strash“ übrigens deutlich übersichtlicher aus. Eure Charaktere werden zwar im Laufe der Zeit stärker, doch Skillpunkte verteilen, um besondere Talente zu verstärken, dürft ihr nicht. Die Perks springen hier in die Bresche, doch sie sind kein 1:1-Ersatz. Zudem könnt ihr keine neuen Ausrüstungsgegenstände wie Waffen oder Rüstungen kaufen. Ihr solltet hier also kein vollwertiges JRPG erwarten.

Grafisch sieht „Dragon Quest The Adventure of Dai“ übrigens ziemlich schick aus, denn der Look der Anime-Vorlage wird insbesondere in den animierten Zwischensequenzen großartig eingefangen. Die Levels an sich sind dafür etwas karg und es traten während unseres Tests der PlayStation 5-Version auch immer wieder kleinere Fehler wie Pop-ups sowie Slowdowns auf. Letztere vor allem dann, wenn besonders viel auf dem Bildschirm los war.

Der Soundtrack gefiel uns dafür ausnahmslos gut und untermalt die spaßigen wie dramatischen Momente des sympathischen Fantasy-Abenteuers stets passend. Auch die japanischen Originalsprecher machen ihren Job tadellos, ebenso wie ihre englischen Kollegen. Auf eine deutsche Sprachausgabe müsst ihr indes verzichten, doch abseits der Sprachausgabe wurde das Action-RPG komplett auf Deutsch lokalisiert.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Aufregende Abenteuer-Geschichte mit sympathischen Hauptfiguren
  • Forderndes und komplexes Kampfsystem
  • Look der Anime-Vorlage wird gerade in den Cutscenes wunderbar eingefangen
  • Sehr gute japanische Sprecher & schöner Soundtrack
  • Viel Umfang dank Story- & Herausforderungsmodus sowie Tempel der Erinnerungen
CONTRA
  • Story-Präsentation über weite Strecken sehr undynamisch
  • Level- und Missionsdesign altbacken; wenig Abwechslung in Story-Missionen
  • Kleine technische Ungereimtheiten (Pop-ups, Slowdowns)

Infinity Strash Dragon Quest The Adventure of Dai im Test: Charmantes Abenteuer mit Ecken und Kanten

„Infinity Strash: Dragon Quest The Adventure of Dai“ lebt insbesondere von seiner aufregenden Abenteuergeschichte, den sympathischen Hauptcharakteren und ihren Entwicklungen im Laufe der Reise sowie dem wirklich gut gelungenen Kampfsystem. Diese Stärken waren es, die mich als Fan der Anime-Serie immer wieder haben weiterspielen lassen, um einige der besten Momente der Vorlage noch einmal erleben zu können.

Das durchdachte Kampfsystem hat mich dabei so manches Mal über die ziemlich altbackene Struktur des Action-RPGs hinwegsehen lassen, doch immer wieder ertappte ich mich bei dem Wunsch, nach etwas mehr Abwechslung und Freiheit im Heldenalltag. Das etwas antiquiert anmutende Game- und Leveldesign halten das Spiel letztendlich davon ab, sein ganzes Potential zu entfalten, denn hier wäre dank des starken Originals noch mehr drin gewesen.

Nichtsdestotrotz ist dieses Spiel ein guter Einstiegspunkt für Neulinge der Spielereihe und natürlich ebenso für Fans einen Blick wert. Das Spiel bietet neben seinem ordentlichen Umfang genug Dinge, die für es sprechen. Obwohl es nicht die hohe Qualität des letzten „Dragon Quest“-Hauptspiels erreichen mag, könnt ihr hier durchaus einen Blick wagen, sollte euch der Sinn nach einem charmanten kleinen Fantasy-Abenteuer mit ein paar Ecken und Kanten stehen.

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Kommentare

Strohhut Yago

Strohhut Yago

02. Oktober 2023 um 11:32 Uhr