Review

TEST: Call of Duty

Der Dreikampf beginnt: „Call of Duty: Infinite Warfare“ nimmt es mit „Battlefield 1“ und „Titanfall 2“ aus. Behauptet „COD“ seine Führungsposition?

play3 Review: TEST: Call of Duty: Infinite Warfare im Test

8.0

Shooter-Fans leiden an einem Luxusproblem: In diesem Jahr überzeugten bislang Titel wie „Battlefield 1“ und „Titanfall 2“ und überraschten mit gewaltigen Schlachten, aber auch mit ungewohnt subtilen und teils sogar intelligenten Untertönen. Der alt eingesessene Platzhirsch „Call of Duty“ hatte es dagegen bereits zur Ankündigung schwer. Der erste Trailer von „Infinite Warfare“ erntete Hohn und Spott anstatt Euphorie und Freude. Nach den Erfolgen von „Titanfall 2“ und insbesondere „Battlefield 1“ tritt „Call of Duty: Infinite Warfare“ nun ein schweres Erbe an. Trotz des großen Namens muss es sich mit zwei neu erstarkten Konkurrenten herum ärgern und sieht dabei nicht immer ganz taufrisch aus.

Was wir gut finden

Call of Star Wars!

„Call of Duty: Infinite Warfare“ wirft euch mitten hinein in einen interstellaren Kolonialkrieg. Die United Nations Space Alliance (kurz UNSA) nimmt es mit der garstigen Settlement Defense Force (kurz SDF) auf. Deren Söldnertruppen trachten nach der Kontrolle über die Erde und stehen auch sonst für alles, was man böse und abscheulich finden sollte.

Und so startet die etwa acht-stündige Kampagne „Call of Duty“-typisch mit dem ersten großen Schlag der SDF und einem Auftritt von Kit Harington („Game of Thrones“) als Admiral Salen Kotch. Nach diesem traditionellen Katastropheneinsatz schlüpft ihr dagegen in die Uniform des UNSA-Captains Nick Reyes. In den folgenden Stunden seid ihr fast nie alleine unterwegs, sondern werdet – ähnlich wie in den Vorgängern – fast immer von Kameraden wie Salt oder den Androiden Eth.3n begleitet.

Souveräne Fortsetzung – aber ohne bahnbrechende Akzente.

Die gute Nachricht: Bis auf das schnöde Ende präsentiert sich die Story runder als noch in den früheren Zeiten. Zwischendurch ist sogar ein wenig Nachdenken erforderlich und man merkt „Call of Duty: Infinite Warfare“ an, dass sich die Entwickler bemüht haben, etwas Substanz in das Action-Feuerwerk einzubauen.

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Mehr Möglichkeiten, aber …

Seid ihr zu Fuß unterwegs, erinnert „Infinite Warfare“ stark an seine Vorgänger. Ihr ballert euch mit einem üppigen Arsenal durch feindliche Armeen bestehend aus Soldaten, Androiden und Mechs. Dazu greift ihr zu neuen Spielereien wie dem Hack-Tool, mit dessen Hilfe ihr Roboter übernehmen und gegen ihre eigenen Leute einsetzen könnt. Ebenfalls praktisch: Die Anti-Gravitations-Granaten verwandeln Widersacher in schwebende Zielscheiben.

Dazu lockern Waffenerweiterungen und das grundsätzliche Entdecken der verschiedenen Ballermänner den Spielverlauf auf. Energieprügel richten bei Robotern mehr Schaden an, Projektilwaffen sind dagegen effizienter bei normalen Soldaten. Innerhalb der Areale gibt es zudem Waffenkammern, in denen ihr Erweiterungen entdeckt, die bestimmte Systeme stärken. Das Waffen-Feedback ist gewohnt wuchtig, die Navigation innerhalb der Areale bleibt sehr geradlinig. Mit Jetpack-Boosts und Wall-Runs spielt sich „Infinite Warfare“ zwar längst nicht so clever wie „Titanfall 2“, stagniert aber auf solidem Niveau.

Sehr schön: Zu den Hauptmissionen gesellen sich nun Nebeneinsätze, die für ein wenig Abwechslung und neue Erweiterungen sorgen. Sie bleiben zwar optional, sollten aber unbedingt gespielt werden. Ohne sie geht nämlich ein Stück Atmosphäre und Sinnhaftigkeit hinter dem Kampf mit dem SDF verloren. Insgesamt bietet die Kampagne mehr Abwechslung und so darf zwischendurch auch mal mit dem Jackal-Jäger geflogen oder geschlichen werden.

Nur durch steten Fortschritt baut ihr nämlich die begehbare Basis Redemption aus. Ähnlich wie auf der Normandy in „Mass Effect“ könnt ihr hier Befehle geben, das Quartier besuchen und Missionsdaten nachlesen. Die Kampagne macht einen kleinen Schritt nach Vorne, wirkt aber zuweilen fast schon überambitioniert. Doch allein die vielen Radau-Effekte, die stimmige Präsentation und die schmissige Inszenierung dürften „Call of Duty“-Fans zufrieden stellen.

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Multiplayer und Zombies

Das eigentliche Fleisch von „Call of Duty: Infinite Warfare“ bleiben aber der Multiplayer und natürlich der Zombie-Modus. Letzterer bietet erneut das muntere Vorkämpfen durch einen knalligen 80er-Jahre-Themen-Park inklusive fieser Kommentare von Pee Wee Herman und einem Gastauftritt von David Hasselhoff. Spielerisch wird hier wenig neues geboten: Ihr arbeitet euch von einer Zone zur nächsten vor, sammelt Punkte und kauft davon neue Ausrüstungsgegenstände. Das Modell ist bekannt, macht aber mächtig Laune – gerade im Couch-Koop.

Gleiches gilt für den Mehrspielerpart: Hier sind die Soldatenklassen Geschichte und wurden durch Kampfanzüge ersetzt. Diese besitzen Eigenschaften – etwa starke Panzerung und erhöhte Agilität – und unterstreichen somit die Spielweise. Euer Loadout stellt ihr euch nach dem bewährten Pick10-System zusammen. Ansonsten bietet „Infinite Warfare“ in erster Linie mehr von allem: Mit insgesamt 14 Spielmodi und über einem Dutzend sehr gut designter Karten habt ihr mehr als ausreichend Möglichkeiten, euch die Level-Leiter hochzugrinden.

Der Spielablauf ist auf den verschachtelten Maps gewohnt schnell, Spezialfertigkeiten wie Drohnen runden das Angebot ab. „Infinite Warfare“ ist wie seine Vorgänger auf einen starken Mehrspielermodus getrimmt, überrascht aber viel zu selten. Selbst neue Spielarten wie „Verteidiger“ oder „Front“ setzen keine neuen Akzente, sondern fügen sich lediglich nett in das Gesamtkonzept ein. Einen Paukenschlag wie die „Operationen“ in „Battlefield 1“ gibt es hier nicht.

Was wir schlecht finden

Das ist nicht Wing Commander

Wie ja bereits erwähnt, nehmt ihr innerhalb der Kampagne in den Jackals – also Raumjägern der UNSA – Platz. Allerdings spielen sich die Weltraumgefechte längst nicht so spaßig wie erhofft. Die Gefechte sind mitunter viel zu chaotisch und überladen. Die Steuerung wirkt aufgesetzt und man fühlt sich eher wie ein Soldaten mit einem Raketenrucksack als ein Bomberpilot. Leider gelingt es „Infinite Warfare“ zu keinem Zeitpunkt, wirkliches „Star Wars“-Feeling aufkommen zu lassen. Stattdessen trommelt ihr möglichst fix auf die Tasten für Leuchtfackeln, Raketen und Maschinengewehr. Ein wenig mehr Anspruch wäre schön gewesen, so aber sind die Jackal-Ausflüge leider nur bessere und vor allem buntere Reaktionstests.

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… alles schon mal gesehen

Trotzdem wagt „Call of Duty: Ininite Warfare“ längst nicht so viel wie etwa „Battlefield 1“ oder „Titanfall 2“. Gerade in den Hauptmissionen ballert ihr euch viel zu oft von einer Arena in die nächste. Natürlich gibt es mal ein paar Abzweigungen. Wirkliche Freiheiten bleiben aber aus. Das wiederum sorgt zwar für den berühmten „Call of Duty“-Spielfluss, dieser zeigt aber inzwischen auch erst Ermüdungserscheinungen. Viele der Einsätze fühlen sich trotz toller Grafik und hübscher Schauplätze zu eindimensional an und werden dadurch mitunter langweilig. Ein Gros des „Call of Duty“-Gameplays ist inzwischen Routine und das merkt man auch „Infinite Warfare“ an.

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Patzer im Multiplayer

Diese Problematik zeigt sich auch im Multiplayer-Modus. Hier fährt Infinity Ward die gewohnte Mischung auf. Neuerungen wie „Front“ funktionieren beispielsweise nur sehr begrenzt und sorgen sogar für Frustmomente. Viel zu oft führt das zur Belagerung der Basis und das kostet Spielspaß. Auch das Matchmaking ist – zumindest aktuell – noch grenzwertig. Da landen blutige Anfänger gerne mal in Runden mit hochklassigen Gegnern und werden dort entsprechend vorgeführt.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • prächtige Inszenierung
  • kurzweiliger Action-Spaß
  • gewaltiger Umfang
CONTRA
  • teils langweiliges Leveldesign
  • schwache Jackal-Sequenzen
  • durchwachsenes Balancing im Multiplayer

TEST: Call of Duty: Infinite Warfare im Test

„Call of Duty: Infinite Warfare“ hat es in diesem Jahr schwer. „Battlefield 1“ kauft ihm eindeutig den Schneid ab und bietet gerade in Puncto Atmosphäre das deutlich rundere Produkt. „Titanfall 2“ auf der anderen Seite spielt sich speziell in der Kampagne intelligenter und runder. Zwar ist der Umfang deutlich geringer, dafür wirkt Respawns Shooter insgesamt kompakter und stimmiger. „Call of Duty: Infinite Warfare“ dagegen erscheint wie ein routinierter Science-Fiction-Shooter, der seine gewohnte Knallbumm-Optik mit Nebenmissionen und einigen Gadgets ergänzt. Die Singleplayer-Kampagne ist daher solide Unterhaltung, wird aber vielen aufgrund des antiklimatischen Plots nicht im Gedächtnis bleiben. Dem Mehrspielermodus ergeht es da ganz ähnlich: Die Optionsfülle ist da, die Spielbarkeit ebenfalls. Allerdings mangelt es an echten Innovationen und der Zombie-Modus erweist sich trotz David Hasselhoff und schräger Optik als solide Massenware. Zumindest in unserem internen Ranking bleibt „Call of Duty: Infinite Warfare“ in diesem Jahr nur die Bronzemedaille. Das heißt aber noch lange nicht, dass es kein technisch ausgezeichneter und sehr spielenswerter Shooter ist – ganz im Gegenteil.

Hotlist

Kommentare

Mustang&Sally

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