Bei Indie-Produktionen sind Kickstarter-Kampagnen an der Tagesordnung. Dass sich eine große Entwicklerschmiede wie Slightly Mad Studios für die Produktion eines Multiplattformtitels wie „Project Cars“ allerdings der Crowdfunding-Plattform bedient, ist ungewöhnlich. Vielleicht betont auch gerade deshalb Lead Producer Pete Morrish in der einführenden Präsentation immer wieder, wie sehr man auf Feedback der Community vertraut und wie sehr man sich darum bemüht, den Ansprüchen gerecht zu werden.
Der Winter-Racer
Geradezu diebisch freut sich Morrish darüber, dass in diesem Jahr keine echte Rennsimulation mehr erscheint und damit „Project Cars“ ein Alleinstellungsmerkmal besitzt: „Kein Forza Horizon. Kein Drive Club. Kein Gran Turismo. Project Cars ist die einzig echte Simulation in diesem Winter.“ Tatsächlich hat Slightly Mad Studios mit „GTR“ und „Need for Speed: Shift“ viel Erfahrung mit gut getunten Simulation-Arcade-Hybriden. Und auch „Project Cars“ soll in die gleiche Kerbe schlagen! Wer Unterstützung benötigt, kann Bremshilfen, Leitlinien und andere Spielereien dazu schalten. Alle anderen können die Herausforderung in dem möglichst realistischen Fahrverhalten suchen.
Noch ein Tröpfchen
„Project Cars“ sieht in Bewegung klasse auf. Auf der Playstation 4 wirkte zwar die Texturqualität nicht ganz so beeindruckend wie in dem auf einem aufgebohrten PC aufgenommenen Trailer. Trotzdem kann sich das Rennspiel absolut sehen lassen. In der Gamescom-Demo hatte ich die Gelegenheit, einige Runden über den Hockenheimring zu drehen. Mit 10 Autos auf der Strecke lief die Rennsimulation flüssig auf 1080p bei 60 Bildern die Sekunde.
Abseits der hübsch modellierten Autos beeindruckte das dynamische Wettersystem am meisten. So schlägt plötzlich das Wetter von Sonnenschein zu Regen um und schon wird ein ganz anderes Spiel aus „Project Cars“. In den Pfützen spiegeln sich die Lichter der Scheinwerfer, Gischt fliegt auf die Windschutzscheibe und erschwert mir die Sicht. Bei Nacht dagegen fällt es schwer, Abstände einzuschätzen und ich geraten fast in Panik, wenn plötzlich rote Bremslichter vor mit aufleuchten. Technisch ist „Project Cars“ eine blitzsaubere Nummer, auch wenn der ganze große Aha-Effekt auf der Playstation 4 – im Gegensatz zur PC-Version – ausbleibt.
Handliche Rutschpartie
Auf der Strecke macht „Project Cars“ ebenfalls eine sehr gute Figur. Der Wetterwechsel wirkt sich spürbar auf meinen Tourenwagen aus. Bremswege werden länger, der Bolide übersteuert und ich fliege ins Kiesbett. Das Rennspiel erzeugt ein gutes Gefühl für Geschwindigkeit und steuert sich sehr direkt. Trotzdem muss ich stets rechtzeitig bremsen und einlenken, damit es mich nicht aus den Kurven haut. Trete ich zu derbe auf die Bremsen, blockieren die Reifen und mein Fahrzeug gerät träge ins Schlittern. Leider war in der Demo das Schadensmodell deaktiviert, sodass es zu deutlich mehr Karambolagen als erhofft kam. „Project Cars“ wird zudem umfangreiche Boxenstopp- und Teamfunk-Funktionen, sowie Langzeitrennen wie die 24 Stunden von Le Mans beinhalten. Eine klasse Idee!
Erst Oculus, dann Morpheus
Die gute Nachricht kommt ganz zum Schluss: Slighty Mad Studios werden mit „Project Cars“ auch Sonys VR-Brille Project Morpheus unterstützen. Lead Producer Pete Morrish dazu im Gespräch: „Wir arbeiten hart an der Implementierung von VR-Brillen in Project Cars. Tests mit Oculus Rift haben gezeigt, dass nach einer Eingewöhnungsphase Abstände und Bremspunkte viel besser eingeschätzt werden können. Es ist nicht so, dass man automatisch fünf Sekunden pro Runde schneller fahren würde. Aber es kann einen Unterschied ausmachen und das Head-Tracking erleichtert die Orientierung im Gelände ungemein.“ So plant Slightly Mad Studios langfristig auch mit einer Unterstützung von Project Morpheus und wird nach Erscheinen der VR-Brille einen Patch für „Project Cars“ liefern.
System: PlayStation 4
Vertrieb: Bandai Namco
Entwickler: Slightly Mad Studios
Releasedatum: 28. November 2014
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: http://www.projectcarsgame.com/