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The Sinking City im Test: Mystery-Thriller für Lovecraft-Fans!?

In „The Sinking City“ trifft Frogwares „Sherlock Holmes“ auf die Werke von Mystery-Autor H.P. Lovecraft: Doch ist der mutige Action-Rollenspiel-Mix auch ein Spiel für jedermann oder patzt Frogwares gar bei der technischen Umsetzung?

play3 Review: The Sinking City im Test: Mystery-Thriller für Lovecraft-Fans!?

7.0

In der Vergangenheit machte sich das in Kiew, Ukraine ansässige Studio Frogwares vor allem durch die „Sherlock Holmes“-Spiele einen guten Namen. Die Detektivabenteuer münzten die bekannte Buchvorlage geschickt auf die wichtigsten Aspekte der Ermittlerarbeit um und erzählten ruhige, aber dennoch spannende Geschichten. Das ab dem 28. Juni 2019 für PC, Xbox One und Playstation 4 erhältliche „The Sinking City“ bezieht seine Inspiration aus den Werken von H.P. Lovecraft und setzt auf die Technik der Unreal Engine 4. Was sich wie eine perfekte Mischung anhört, zeigt im Test zwar atmosphärische Stärken, aber leider auch allerlei Schwächen.

Was wir gut finden

Spannend, anders, gut!

In „The Sinking City“ schlüpft ihr in den schmuddeligen Trenchcoat von Privatdetektiv Charles Reed. Den Ex-Soldaten plagen beängstigende Visionen, die ihn in die Hafenstadt Oakmont führen. Er erhofft dort Antworten und endlich seinen Frieden zu finden. Allerdings hat die Ortschaft mit eigenen Problemen zu kämpfen: Vor Kurzem brach eine Flut über Oakmont herein und ließ es teils zerstört, teils isoliert zurück. Die Bewohner leiden zudem unter einer merkwürdigen Krankheiten und vegetieren oftmals nur vor sich hin.

Düsteres Detektivspiel mit Schwächen!

Frogwares erschafft zweifellos eine faszinierende Welt, die vor Anspielungen und Verweisen auf die Lovecraft-Romane nur so strotzt. Doch selbst Neulinge nimmt das Setting sofort gefangen. Denn schnell merken wir, dass es unter der Oberfläche von Oakmont brodelt: Hier herrschen Rassismus und Gewalt und obwohl Charles Reed Oakmont nicht retten will, so wird er doch schneller in den Strudel der dortigen Probleme gezogen, als ihm lieb ist. „The Sinking City“ jedenfalls sieht erstklassig aus und besitzt eine ganz spezielle Stimmung, die es von ganz vielen Abenteuern absetzt.

Rätseln wie Sherlock Holmes

Frogwares zeichnete sich zuletzt für „Sherlock Holmes: Crimes and Punishments“ und „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ verantwortlich. „The Sinking City“ greift auf einige der dort eingeführten Spielelemente zurück. Natürlich muss unser Privatdetektiv Fälle lösen, um so den Geheimnissen der Stadt und der mysteriösen Visionen auf die Schliche zu kommen.

Der Spielablauf bleibt dabei immer sehr ähnlich: Tatort betreten und absuchen, Hinweise und Beweise sammeln und zum Abschluss alle Informationen zu Schlussfolgerungen miteinander kombinieren. Letzteres gelingt leider durch Ausprobieren, jedoch erhalten wir stets zwei Lösungsansätze, sodass wir immer wieder moralische Entscheidungen fällen müssen. Die Detektivarbeit überzeugt uns im Test und passt ausgezeichnet zum Szenario.

Visionen und Übersinnliches

Das gelungene Setting spielt stark in die Vielfalt der Missionen mit hinein. Die eingestreuten Nebenmissionen punkten ebenfalls und beleuchten vor allem die Hintergründe treffend. Zugleich aber gefällt uns besonders gut, dass „The Sinking City“ den Gesundheitszustand des Hauptcharakters mit dem Gameplay verbindet. Reed verfügt nämlich über das Innere Auge. Mit ihm erkennen wir sofort verwertbare Objekte, versteckte Vorräte wie Patronen oder Erste-Hilfe-Packs und andere nützliche Gegenstände.

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Allerdings driftet unser Detektiv auch immer wieder in den Wahnsinn ab, je tiefer wir in Blut, Leichen und anderen Abscheulichkeiten waten. Dann kommt es zu Kämpfen mit Schattenwesen. Schon beim Aufklären der Fälle verschwimmen Wirklichkeit, Hinweise und Visionen miteinander. Beim Rekonstruieren eines Tathergangs etwa müssen wir durch schemenhafte Gestalten dargestellte Aktionen in die richtige Reihenfolge bringen oder verfolgen deren Schatten durch Oakmont.

Was wir schlecht finden

Träge Steuerung, müde Kämpfe

Schon bei den ersten Schritten in „The Sinking City“ stellen wir fest: Die Navigation in der Stadt fällt mitunter schwer. Die Steuerung erweist sich als vergleichsweise träge. Unsere Spielfigur bleibt ständig irgendwo hängen. Klettern ist eine Qual. Und so gefielen uns die Reisen mit dem Boot drei Mal besser als die zu Fuß. Die unschöne Steuerung zeigt ihre Schwächen aber vor allem im Kampf.

Unser Privatdetektiv sollte als einstiger Soldat eigentlich ein versierter Kämpfer sein, spielt sich aber wie ein alter Mann. Gerade die Nahkämpfe mit den Wylderbiestern wirken aufgrund der fehlenden Zielfunktionen extrem unkoordiniert und machen daher keinen Spaß. Die Baller-Einlagen mit Pistole, Schrotflinte und Tommy Gun spielen sich zwar einen Hauch besser, insgesamt aber ist „The Sinking City“ für ein Spiel mit starkem Action-Anteil arg unkomfortabel und unpräzise.

Hübsch, aber tot!

Einher mit dem dem kantigen Handling gehen auch technische Probleme. Die häufigen Dialoge sind zwar ordentlich synchronisiert, die Dialogsequenzen selbst erscheinen aber zu steif. Charles Reed und seine Gesprächspartner stehen sich nahezu leblos gegenüber und plaudern arg emotionslos miteinander. Die Mimik aller Figuren lässt zu wünschen übrig und so faszinierend das Setting doch sein mag, so klickten wir uns sehr häufig durch die langatmigen und allzu geradlinigen Dialoge.

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Diese Schwäche zeigt sich auch in der hübschen, aber ebenso tot dargestellten, offenen Spielwelt. Viel zu oft bricht das Spiel mit der Illusion einer echten Welt und so treffen wir immer wieder auf Widersprüche, wenn etwa die Bewohner kaum auf uns reagieren. Lange Ladezeiten und kleinere Ruckler „runden“ die problematische technische Umsetzung ab.

Rollenspiel oder doch nicht?

Frogwares probiert „The Sinking City“ mit Hilfe eines Rollenspielsystems aufzuwerten. Mit der Zeit schaltet ihr als neue Fähigkeiten in den Bereichen Kampf, Körper und Geist verbessern. Allerdings verändert sich dadurch das Gameplay kaum und letztlich erweitert ihr dadurch nur Komfortfunktionen wie beispielsweise Inventarslots für Erste-Hilfe-Packs oder Patronen.

Das Ganze passt nicht wirklich zu dem sehr dialoglastigen Spielverlauf und erst recht nicht zu den Rollenspielansprüchen. So sind die neuen Talente zwar ein kleiner Motivationsboost, bringen aber zu wenig frischen Wind oder gar Möglichkeiten ins Spiel.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • faszinierendes Szenario
  • atmosphärisches Aufklären von Kriminalfällen
  • moralische Entscheidungen
CONTRA
  • gelegentliche technische Patzer
  • hakelige Steuerung
  • Kämpfe machen keinen Spaß

The Sinking City im Test: Mystery-Thriller für Lovecraft-Fans!?

Manchmal ist weniger einfach mehr! Frogwares erschafft eine faszinierende, auf den Werken von H.P. Lovecraft aufgebaute Spielwelt. Der Privatdetektiv Charles Reed als von Visionen geplagter Hauptcharakter funktioniert als Aufhänger ausgezeichnet und die Hafenstadt Oakmont macht neugierig, die Hintergründe der Flut und der dortigen Bewohner zu untersuchen.

Und so sind gerade die Dialoge (trotz kleinerer Längen) und die Detektivarbeit der Hauptgrund, weshalb wir „The Sinking City“ zunächst nicht so schnell wieder weglegen wollten. Allerdings stolpert Frogwares auch über die eigenen Ansprüche: Das Spiel patzt bei der Technik und auch bei der Inszenierung der Spielwelt.

In Verbindung mit dem zähen Kampfsystem und den unnötigen Rollenspielelementen entsteht so schnell Frust. Und obwohl die Nebenaufgaben durchaus überzeugen wäre „The Sinking City“ wohl als klassisches Adventure ohne Open-World und Kampf-Schnickschnack das bessere Spiel gewesen. So ist es ein Liebhaberspiel für Freunde des wohligen Grusels und der Lovecraft-Vorlage.

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