Review

Final Fantasy XVI im Test: Ein düsteres Epos exklusiv auf PlayStation 5

Wir haben dutzende Stunden mit "Final Fantasy XVI" verbracht und verraten euch im Rahmen unseres großen Tests, was der neueste PlayStation 5-exklusive Ableger der legendären RPG-Franchise alles zu bieten hat.

play3 Review: Final Fantasy XVI im Test: Ein düsteres Epos exklusiv auf PlayStation 5

9.0

"Final Fantasy XVI" erscheint am 22. Juni 2023 exklusiv für die PlayStation 5.

Eine der traditionsreichsten Spielereihen überhaupt geht in Form von „Final Fantasy XVI“ in eine neue Runde. Dabei verspricht das Spiel, das von Square Enix‘ hauseigenem Team von Creative Business Unit III („Final Fantasy XIV“) entwickelt wurde, die altehrwürdige Franchise ordentlich auf den Kopf zu stellen. Alles wird düsterer, blutiger und actionreicher. Ob dieses Experiment gelingt, das erfahrt ihr in unserem großen Test zum Action-RPG.

Kann die alte Weltordnung zerschmettert werden?

Im Mittelpunkt des Games steht Clive Rosfield, ein zu Beginn noch junger und unerfahrener Prinz des Großherzogtums Rosaria. Als Schild ist es seine Aufgabe, den Dominus des Phönix, einer mächtigen Feuer-Esper, zu beschützen. Hierbei handelt es sich um niemand anderes als Joshua, den jüngeren Bruder unseres Protagonisten. In einer schicksalhaften Nacht soll sich ihr Leben jedoch für immer verändern und Clive zieht anschließend auf der Suche nach Antworten und Rache umher.

Fortan begleiten wir den versierten Kämpfer in „Final Fantasy XVI“ über mehrere Jahre hinweg und somit an verschiedenen Punkten seines Lebens. Auf seinem Weg trifft er auf alte Bekannte, neue Verbündete und natürlich auch allerlei Gefahren. Darüber hinaus wird er in einen Konflikt hineingezogen, der wahrlich gewaltige Ausmaße annehmen soll und in dessen Verlauf er und seine Freunde sich fragen, ob sie wirklich den Lauf der Welt verändern können.

Ob unseren Helden dieses gewaltige Vorhaben gelingen wird, könnt ihr im Rahmen der gut 30 bis 40 Stunden langen Story selbst herausfinden. Diese besticht, wie es Fans von Ablegern der Hauptreihe gewohnt sind, einmal mehr mit wirklich beeindruckend inszenierten Zwischensequenzen, mit sympathischen wie verachtenswerten Charakteren und allerlei emotional packenden Momenten. Die Geschichte ist definitiv eine der größten Stärken des Spiels!

Des Weiteren erwarten euch darin natürlich allerlei Twists und Turns sowie Verrat, Rache und Intrigen. Ein Vergleich mit dem Dark Fantasy-Epos „Game of Thrones“ drängt sich hier geradezu auf, das den neuesten „Final Fantasy“-Teil merklich inspiriert hat. Passend hierzu geht es sowohl in den Kämpfen als auch in den Cutscenes ziemlich hart und blutig zur Sache. Hier beschreitet das Spiel definitiv neue Wege und bietet uns ein „FF“ wie kaum eines zuvor und dabei gelingt es den Verantwortlichen stets, dieses besondere Flair der Reihe beizubehalten: Es fühlt sich frisch an und ist dabei noch immer klar „Final Fantasy“.

Das mag für einige alteingesessene Fans der Reihe im ersten Moment womöglich etwas ungewohnt sein, doch uns gefiel dieser düstere Anstrich während unserer Zeit mit dem Spiel wirklich gut und wir empfanden ihn im Rahmen der Story stets als passend. Alles wirkt wie aus einem Guss. Lediglich das Pacing (Erzähltempo) war für unser Empfinden nicht immer optimal. Die Handlung braucht beispielsweise ziemlich lange, um in Fahrt zu kommen und zwischendurch gibt es ein paar Längen. Einige Story-relevante Dungeons brauchen etwas zu lange, um auf den Punkt zu kommen, was bei einem Spiel mit großem Story-Fokus natürlich schade ist.

Dafür konnte uns Hauptcharakter Clive schnell von sich überzeugen. Es ist definitiv von Vorteil, dass wir ihn über einen so langen Zeitraum hinweg begleiten, denn auf diese Weise können wir ihn gut kennenlernen, seine Motivationen nachvollziehen und natürlich seinen Wandel im Laufe des düsteren Abenteuers miterleben. Besonders angetan hat uns hierbei sein innerer Konflikt, der stete Kampf gegen seine eigenen Dämonen. Clive muss sich im Laufe seiner Reise unliebsamen Wahrheiten stellen und erkennen sowie vor allem akzeptieren, wer er wirklich ist.

Doch nicht nur diese düsteren Momente haben uns während des Tests von „Final Fantasy XVI“ gut gefallen, sondern auch die kleinen, ruhigen Momente zwischen ihm und seiner Kindheitsfreundin Jill, die eine durchaus wichtige Rolle im Laufe der Story spielt und ebenfalls zu unseren Lieblingscharakteren gehört. Einige Momente zwischen ihnen sind wirklich überaus süß mit anzuschauen und helfen uns, beide Figuren noch besser zu verstehen.

Eine Prise Devil May Cry

Natürlich können die Probleme der Welt leider nicht nur mit netten Worten gelöst werden. Glücklicherweise kann Clive überaus gut mit seinem Schwert umgehen und hat außerdem noch ein paar andere Asse im Ärmel, um in Duellen gegen allerlei Monster, Diebe und andere Gefahren bestehen zu können. Neben der düsteren Grundausrichtung der Story und Atmosphäre ist das flotte Echtzeit-Kampfsystem zweifelsohne der Teil des Spiels, der sich am deutlichsten von seinen Vorgängern abhebt. Zu verdanken ist dies insbesondere Ryota Suzuki, dessen Handschrift als Battle Director klar zu spüren ist.

Bei Capcom arbeitete er in den letzten Jahren vor allem an der „Devil May Cry“-Reihe mit und leistete dort mit den unterschiedlichen Kampfstilen für Dante, Nero & Co. bereits wirklich hervorragende Arbeit. Dementsprechend verwundert es nicht, dass sich die Action in „Final Fantasy XVI“ sehr direkt spielt und wir im Laufe des Abenteuers zahlreiche neue Optionen für die Scharmützel freischalten. So gewinnen die Konfrontationen immer mehr an Tiefe hinzu.

Anfangs kann Clive nur mit seinem Schwert zuschlagen, feindlichen Angriffen mit einem Ausweichschritt entgehen, Nahkampfattacken ablenken, magische Spezialattacken einsetzen und sich mit Tränken heilen/stärken. Für gewonnene Kämpfe und erfolgreich abgeschlossene Missionen erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die ihr in einem Talentbaum in neue Moves sowie Upgrades für eure bereits erlernten Aktionen investieren könnt. Auf diese Weise wird Clive nach und nach zu einer echten Kampfmaschine.

Apropos magische Spezialattacken: Clive hat den Segen des Phönix, einer Feuer-Esper erhalten, und kann deshalb mächtige Feuer-Specials ausführen. Über die Jahre hinweg erhält unser Protagonist auf unterschiedliche Wege Zugriff auf weitere Esper-Attacken, zwischen denen ihr frei wechseln könnt. Ihr könnt immer drei Kräfte gleichzeitig ausrüsten, wobei jede mit zwei Attacken versehen ist. Diese Esper-Fertigkeiten sind somit gewissermaßen Clives „Kampfstile“.

Wenn ihr stärkere Angriffe freigeschaltet habt, wirbelt der Hauptcharakter wie ein Derwisch durch die Gegnermassen, lässt diese dank eines Wirbelsturms durch die Luft fliegen, setzt sie mit mächtigen Blitzen unter Strom oder lasst zerstörerische Flammen auf sie niederregnen. Wenn ihr mehrere Stunden investiert habt, lernt ihr die Feinheiten des Kampfsystems wirklich zu schätzen und könnt sie effektiv nutzen. Die verschiedenen Angriffe miteinander zu kombinieren, den Attacken der Gegner auszuweichen und die mächtigen Spezialangriffe zu entfesseln, macht großen Spaß und sieht ungemein beeindruckend aus.

Allerdings ging während unseres Tests die Übersicht ab und an im Kampfgetümmel und speziell dem Effekt- sowie Partikelgewitter unter. Zudem war die Kamera trotz Lock-on nicht immer optimal und hat die Scharmützel zusätzlich erschwert. Und obwohl sich, wie bereits erwähnt, ein Vergleich mit „Devil May Cry“ zwar durchaus anbietet, ist das Kampfsystem von „Final Fantasy XVI“ im direkten Vergleich jedoch weniger nuanciert und komplex, auch wenn diesbezüglich, unserer Ansicht nach, definitiv noch Luft nach oben gewesen wäre. Ihr solltet also kein vollwertiges Character Action-Game erwarten.

Ready, Set, Kaiju-Fight!

Falls ihr nicht allzu viele Erfahrungen mit Action-lastigen Spielen haben solltet, müsst ihr übrigens keine Angst haben, dass euch der Schwierigkeitsgrad überfordern könnte. Für Neulinge bietet sich der Story-Modus an, in dem mehrere Accessoires ausgerüstet werden, die bestimmte Aktionen merklich vereinfachen. Das Game nimmt euch hier bei Ausweichaktionen oder Angriffen an die Hand. Solltet ihr diese nicht benötigen, könnt ihr natürlich auch darauf verzichten. Clive ist übrigens nicht alleine unterwegs, sondern wird oft von NPCs begleitet, was eine weitere Unterstützung in den Kämpfen sein kann.

Wir haben das Spiel im Action-Modus gespielt und empfanden den Schwierigkeitsgrad hier als angenehm herausfordernd – gerade in den Bosskämpfen, von denen es in „Final Fantasy XVI“ tatsächlich eine ganze Menge gibt. Die Qualität dieser Duelle ist zwar etwas schwankend, doch in den meisten Fällen hatten wir großen Spaß dabei, uns mit kleinen wie großen Gegnern im direkten Zweikampf zu messen und an unsere Grenzen gebracht zu werden.

Große Gegner sind hierbei ein ziemlich gutes Stichwort, denn im Action-RPG dürfen wir uns auch in visuell imponierenden Schlachten gegen Esper beweisen. In diesen Esper-Kämpfen treten wir gegen verschiedene bekannte Monster an, beispielsweise Garuda oder auch Titan. Wenn diese gewaltigen Bestien aufeinanderprallen, zerberstet der Boden unter ihnen, ganze Landstriche werden verwüstet, Felsen und Feuerbälle fliegen durch die Luft – und wir sind mittendrin!

Diese Kämpfe sind echte inszenatorische Highlights, in denen die Macher alles auffahren, was sie in ihrem Repertoire haben. Die Luft brennt förmlich, wenn die wuchtigen Angriffe miteinander kollidieren und der fantastische Soundtrack feuert aus allen Rohren. Spielerisch sind diese Duelle zwar nicht ähnlich anspruchsvoll wie die Action mit Clive, doch jeder Esper-Kampf ist einzigartig, sowohl was den Verlauf und allen voran die spektakuläre Inszenierung angeht.

Ihr dürft euch hier folglich auf einige richtige Wow-Momente freuen, die selbst Godzilla alt aussehen lassen.

Falls ihr euch gerne mit mächtigen Monstern messt, könnt ihr das übrigens auch im Rahmen von Nebenmissionen machen. Hiervon bietet „Final Fantasy XVI“ eine ganze Menge. Ihr dürft auf die Jagd nach besonders mächtigen Bestien gehen, erledigt kleine Botengänge oder begebt euch auf die Suche nach vermissten Personen. Somit gibt es auch abseits der packenden Story jede Menge zu tun, was für etwas Abwechslung sorgt und euch für gut 20 bis 30 Stunden beschäftigen dürfte.

Hierbei locken selbstverständlich auch zusätzliche Erfahrungspunkte sowie verschiedene Belohnungen, etwa unterschiedliche Materialien, die ihr in Upgrades für eure Ausrüstung investieren oder gegen etwas Gil (die Währung in „FFXVI“) bei Händlern verkaufen könnt. Des Weiteren bieten diese kleinen Missionen oft schöne Gelegenheiten, um die Spielwelt genauer zu ergründen. Während die Story-relevanten Abschnitte in der Regel eher linear daherkommen, könnt ihr euch abseits davon in einigen angenehm weitläufigen Arealen ausführlich umschauen. Hier wurde immer wieder erfolgreich unser Entdeckerdrang geweckt.

Die Nebenmissionen sind somit angenehme kleine Abwechslungen, doch viele davon kommen eher generisch daher, weshalb echte Highlights oder gar Überraschungen eher selten sind. Hier wäre für das Team von Creative Business Unit III sicherlich noch mehr drin gewesen.

Ein auf Hochglanz polierter Blockbuster?

Doch wo wir gerade schon bei der Spielwelt waren, noch ein paar Worte hierzu: Der Kontinent Valisthea ist in verschiedene Reiche unterteilt, die immer wieder aneinandergeraten, wobei Clive oftmals mittendrin steckt. Jedes dieser Länder hat dabei seine eigene, einzigartige visuelle Identität. Dominieren in einigen Regionen majestätische Wälder und saftige grüne Wiesen, führen euch andere in die brennende Hitze der Wüste oder in schroffe Gebirgslandschaften. Hier wird Abwechslung groß geschrieben und somit werden die Ausflüge in die entlegensten Ecken des Kontinents niemals langweilig.

Wie ihr anhand unserer Screenshots im Test-Artikel sehen könnt, ist „Final Fantasy XVI“ generell überaus schick anzuschauen. Gerade die Lichtstimmungen in der unberührten Natur sowie in verträumten Dörfern oder kleinen Städten haben es uns immer wieder angetan. Zudem sehen auch die Charaktermodelle, abgesehen von einigen etwas steifen Gesichtsanimationen während der Dialoge, wirklich toll aus, insbesondere natürlich die der Hauptfiguren. An den grafischen Bombast eines „Horizon Forbidden West: Burning Shores“ kommt das Spiel zwar nicht heran, doch „FFXVI“ muss sich keinesfalls vor der Konkurrenz verstecken.

Ebenfalls schön: Wir haben schon lange kein Game mehr testen dürfen, das in einem dermaßen runden Zustand zu uns kam. Gravierende Bugs, Abstürze oder andere grobe technische Fehler sind uns während des Tests nicht aufgefallen. Lediglich die Framerate ging sehr selten in die Knie, etwa wenn in einem Kampf besonders viel Action auf dem Bildschirm abging und zahlreiche Gegner, Objekte und Partikel vor unserer Spielfigur umherwirbelten.

Abgerundet wird all dies von einem wirklich prächtigen Soundtrack, der jeden Moment absolut passend untermalt. Insbesondere während der Esper-Kämpfe gibt es einige fantastische Melodien zu hören, die das ohnehin bereits bildgewaltige Geschehen noch opulenter machte. Ebenfalls absolut gelungen ist die deutsche Synchronisation, bei der sich die Sprecher und Sprecherinnen mit viel Herzblut reinhängen.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Eine packende düstere Story
  • Clive ist ein interessanter Hauptcharakter
  • Tolles, facettenreiches Echtzeit-Kampfsystem
  • Epische Esper-Action
  • Großer Umfang mit vielen optionalen Aufgaben
  • Weitläufige Areale wecken den Entdeckerdrang
  • Audiovisuell in einem sehr guten Zustand
CONTRA
  • Geschichte hat ein paar Längen
  • Kämpfe sind mitunter unübersichtlich
  • Qualität der Bosskämpfe schwankend
  • Zumeist generische Nebenmissionen

Final Fantasy XVI im Test: Ein düsteres Epos exklusiv auf PlayStation 5

Im Laufe ihrer mehr als dreißigjährigen Historie schreckte die Kultreihe selten vor einigen ernsten oder harten Momenten zurück, doch noch nie war die Geschichte eines Hauptablegers der Serie dermaßen konsequent dabei. Mit „Final Fantasy XVI“ liefert Square Enix ein waschechtes Dark Fantasy-Epos ab! Die wendungsreiche und packende Geschichte rund um Clive sowie seine Suche nach sich selbst ist diesbezüglich ein richtiges Highlight.

Selbiges gilt für das direkte Kampfsystem, das mit einer leichten „Devil May Cry“-Prise daherkommt, sich dabei jedoch stets einzigartig anfühlt. Die Kämpfe gegen kleine Gegnergruppen sowie mächtige Bosse machen aufgrund vieler Optionen, die uns an die Hand gegeben werden, wirklich großen Spaß, auch wenn es ab und an etwas unübersichtlich wird. Audiovisuelle Höhepunkte sind hierbei regelmäßig die donnernden Esper-Fights.

Ganz perfekt ist der neueste Teil der legendären Franchise zwar nicht geworden, denn die Story hat ein paar Längen und die Qualität der Bosskämpfe sowie Nebenmissionen schwankt. Doch das ist ehrlich gesagt Kritik auf einem wirklich sehr hohen Niveau, denn angesichts der hier gebotenen Qualitäten erwartet euch mit „Final Fantasy XVI“ ein PlayStation 5-exklusiver Kracher, den ihr euch keinesfalls entgehen lassen solltet.

Hotlist

Kommentare

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