ANGESPIELT: inFamous 2

Sony und Sucker Punch luden vor ein paar Tagen ins Umspannwerk Kreuzberg nach Berlin, wo wir für euch stilecht das elektrifizierte Superhelden-Abenteuer „inFamous 2“ anspielten und uns mit dem Game Director Nate Fox (siehe Bild etwas weiter unten) über die Entwicklung des Spiels unterhielten (hier lesen). Knapp zwei Jahre nach dem Erstling wollen die Kalifornier ein sehr viel runderes, abwechslungsreicheres und persönlicheres Spielerlebnis liefern.

infamousgrande

Unter Strom
Das soll durch verschiedene, zentrale Änderungen am Spiel gelingen. Zum einen wurde etwa der Schauplatz ausgetauscht. Nachdem ihr im ersten Teil durch das an New York angelehnte Empire City geklettert und geblitzt seid, geht es im Nachfolger nach New Marais. Das orientiert sich an der „Wiege des Jazz“, New Orleans, und präsentiert sich daher als weit erdigere und weniger modern aussehende Stadt. Cole ist hier, um weiter an seinen Superkräften zu feilen. Und die Zeit drängt, denn ihm im Nacken sitzt eine Bedrohung, der weder er noch sonst jemand gewachsen ist.

Zu allem Überfluss befindet sich New Marais auch noch im Ausnahmezustand, denn die Truppen der „Miliz“ terrorisieren im Namen der menschlichen Reinheit und im Auftrag eines gewissen Bertrand die Bevölkerung und haben nur wenig Sympathie für Ex-Fahrradkuriere mit Superkräften übrig. Zu allem Überfluss fallen aus den umliegenden Sümpfen auch noch klingenbewehrte Mutanten in die Stadt ein, mit denen man sich früher oder später befassen muss. Bevor das geschehen kann, stellt ihr aber erst einmal fest, dass Cole mit einem anderen Aussehen startet, je nachdem, ob ihr „inFamous“ 1 mit dem guten oder dem bösen Ende absolviert habt. Das hat natürlich nicht nur optische Auswirkungen, sondern beeinflusst auch, wie die Nicht-Spieler-Charaktere auf ihn reagieren.

https://www.youtube.com/watch?v=Jdo15OoZJOU

Die zwei Seiten der Medaille
Und wer könnte es ihnen verübeln? Als Held habt ihr es mit einem Cole im Saubermann-Look zu tun, der nur eine kleine Narbe auf seiner rechten Wange spazieren trägt, während „Bösewicht-Cole“ als Aushilfs-Sith-Lord mit roten Blitzen und all den schicken, dunklen Äderchen im Gesicht in das Abenteuer startet. Außerdem soll es verschiedene Boni geben, wenn das Spiel auf eurer Festplatte ein beendetes Savegame des Vorgängers findet. Game Director Nate Fox bezeichnete die nicht näher spezifizierten Goodies als „kleines Dankeschön“ an die Fans.

Zudem verriet der Amerikaner im Gespräch während meiner Anspielsitzung, dass man das Karma-System persönlicher gestalten wollte. Nun spielt sich das Ringen zwischen Gut und Böse nicht mehr allein in Coles Kopf ab, sondern wird durch zwei verschiedene Charaktere symbolisiert, die euch im Laufe des Spieles Aufträge erteilen. Kuo ist zum Beispiel eine NSA-Agentin. Mit ihren Eis-Kräften steht sie für das Gute, während die skrupellosere Feuerdame Nix in erster Linie von Rache getrieben ist – und Star-Wars-Fans wissen ja, wohin das führt.

Zwischen diesen beiden Polen pendelt ihr je nachdem, welche Seite ihr unterstützen wollt. Doch schon jetzt ließ sich aus den Kommentaren der anwesenden Spieleschaffenden erahnen, dass ab einem gewissen Zeitpunkt in „inFamous 2“ eine definitive Entscheidung getroffen werden muss. Es ist wohl kein Zufall, dass sowohl Nix als auch Kuo mit ihren Eis- bzw. Feuer-Mächten zwei Kräfte in Petto haben, die sich auch in Coles Repertoire ganz gut machen würden. Ebenfalls spannend dürfte sein, ob die Nicht-Spieler-Charaktere in den überarbeiteten Zwischensequenzen – Sucker Punch bekam unter anderem Hilfe von Naughty Dog – auch glaubwürdig auf die Entwicklung und Entscheidungen des Spielers reagieren. Macht Sucker Punch alles richtig, könnte uns in Sachen Handlung ein packendes Erlebnis ins Haus stehen.

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Absolut Vogelfrei
Was den Spielablauf angeht, ist im Herzen alles beim alten geblieben. Cole ist weiterhin ein Parkour-kletternder Superheld, der sich in einer vollkommen offen angelegten Stadt diverser Story-bezogener Aufträge und Nebenmissionen annimmt. Die Fortbewegung mit dem Funken stiebenden Recken ist unglaublich schnell und elegant, während er seine immer weiter wachsenden Kräfte fließend miteinander kombiniert. Das Klettern erschien uns dabei etwas flinker und eingängiger als noch im ersten Teil, wenngleich wir zugeben müssen, dass unser Held noch ein bisschen zu „magnetisch“ zu Kanten und greifbaren Gegenständen hingezogen wird. Oft verhaspelt er sich daher, wenn um ihn herum viele erklimmbare Elemente angelegt sind. Hier ist vielleicht noch eine Idee Feintuning vonnöten.

Insgesamt profitiert das Spiel aber eher davon, dass es ein solches Hilfe-Feature gibt. Der Spielfluss ist selbst mit einigen vermeintlichen Fehlsprüngen noch sehr ansehnlich und fühlt sich vor allem gut an. Die Stromleitungen, auf denen Cole bisher von einem Haus zum anderen surfte, sind nun noch zahlreicher vorhanden und verlaufen stellenweise auch an Hauswänden entlang. Dadurch bieten sich mehr und interessantere Möglichkeiten, sich mit der Leichtigkeit eines echten Superheld fortzubewegen.

In eine ähnliche Richtung schlägt auch der überarbeitete Nahkampf. Angaben von Sucker Punch zufolge wünschten sich die Fans ein Kampfsystem mit mehr Wucht und Kraft. Nach dem zu urteilen, was wir bisher spielen konnten, hat der Entwickler in diesem Bereich voll und ganz die Bestellung der Fans erfüllt. Unter Zuhilfenahme des neuen Amps, einer Art gewaltiger Stimmgabel, die Cole im Nahkampf schwingt, gelingen mit wenigen Tastendrücken verheerende Angriffskombinationen. Diese Schlagfolgen finden auf einen Druck der Dreiecks-Taste mit einem Finisher ihr krachendes Ende. Allzu viel Spieltiefe sollte man dabei nicht erwarten, allerdings lässt die dynamische Kameraführung das Hand- Klauen- und MG-Gemenge zwischen Cole und teilweise über einem halben Dutzend Gegnern wirklich exzellent aussehen.
Technik-Gewitter

Zerstörungsorgie & Augenschmaus
Auch die neue Physik erzeugt ein stimmiges, glaubwürdiges Gesamtbild einer Stadt, in deren Herzen Superhelden, Söldner und Riesenmonster ein gewaltiges Schlachtfest veranstalten. Wie Balkone, Gerüste und Balustraden unter Einwirkung eurer bis zu 50 Superkräfte – vom Blitzprojektil über diverse Energiegranaten sind verschiedene bekannte und neue Mächte im Einsatz – zusammenstürzen und grauschwarze Staubwolken in die Straßenzüge husten, das sieht schon klasse aus. In diesem Zusammenhang hat es uns besonders die Ionensturm-Fähigkeit angetan. Cole dreht sich einmal um die eigene Achse und schleudert einen elektrisch geladenen Tornado von der Größe einer Doppelhaushälfte die Straße vor sich hinunter, die auf ihrem Weg Autos, Gegner und weniger solide Bauten einreißt und wie ein Mixer zerkleinert.

Auch bei dem gewaltigen Endgegner, der sich wie „Cloverfield Junior“ hinter uns durch die Gassen quetschte und Autos und Umgebung pulverisierte, während er von der Miliz aufs Korn genommen wurde, ließ die überarbeitete Grafikengine ihre Muskeln spielen. Mit ihren dichteren Partikel-Effekten und dem höheren Polygonaufkommen erzeugt Sucker Punchs zweites „inFamous“ den Eindruck eines Spieles auf der Höhe der Zeit.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Sony
Entwickler: Sucker Punch
Release: 10. Juni 2011
USK: Ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.infamousthegame.com/country-selector.html

Einschätzung: gut

Bleibt nur eine Sache zu hoffen: Insgesamt litt der Vorgänger doch ein wenig unter dem Eindruck, dass man hier eher "Spieldesign nach Zahlen" betrieben hat, anstatt ein neues Universum mit großer Vision verwirklichen zu wollen. Die neuen Missionen, die wir spielen konnten, hatten neben den obligatorischen Zwischenbossen bisher hauptsächlich das Suchen und Finden verschiedener Items, Straßenkämpfe und das Klettern von A nach B zum Gegenstand. Standardware eben. Laut Sucker Punch will man aber gerade mit Abwechslung punkten, die über das neue Szenario ins Spiel kommen soll. Im Juni werden wir dann sehen, wie gut ihnen das gelingt.Abgesehen davon scheint "inFamous 2" mit dem neuen Missionseditor und dem gestrafften Ablauf tatsächlich eine rundherum gelungenere Variante des Erstlings zu sein. Technik und die zentralen Spielelemente stehen auf gesunden Beinen und fühlen sich außerordentlich gut an. Coles Rückkehr ist ein Superhelden-Auftritt, den man zu Recht mit "Spannung" erwarten darf.

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