Review

One Piece: World Seeker im Test

Strohhut-Pirat Monkey D. Ruffy auf Erkundungstour in der offenen Spielwelt der Gefängnisinsel. Wieso Bandai Namco der beliebten Anime-Vorlage nicht gerecht wird, erfahrt ihr im Test.

play3 Review: One Piece: World Seeker im Test: Enttäuschender Open-World-Versuch!

6.0

Einfache Story-Spiele mit einer geradlinigen Geschichte sterben immer mehr aus. Titel mit einer offenen Welt und gewaltigem Umfang rücken immer mehr in den Fokus. Mit „One Piece: World Seeker“ betritt Bandai Namco Entertainment Neuland und wagt sich an ein Anime-Abenteuer mit einer Open-World. Die seit 1997 bekannte und beliebte Mangaserie aus der Feder von Eiichiro Oda „One Piece“ eignet sich auf dem Papier perfekt für ein solches Setting. Schließlich bereisen Ruffy und seine Kumpanen von der Strohhut-Piratenbande die Welt. In „World Seeker“ verschlägt es euch aber nach Jail Island, wo ihr auf die Suche nach einem mysteriösen Schatz geht.

Was wir gut finden

Vom Schöpfer höchstpersönlich

Anime- und Manga-Freunde frohlocken: „One Piece: World Seeker“ greift zwar Charaktere und Motive der Vorlage auf, erzählt aber eine eigenständige Geschichte. Die beiden neuen Figuren Isaac und Jeanne stammen direkt von Mangaka Eiichiro Oda. Die Dialoge hält Bandai Namco Entertainment in Japanisch und spielt damit der eingeschworenen Community in die Karten. Für alle anderen gibt es deutsche Untertitel.

Spannende Story, aber schlimmes Open-World-Spiel

Gerade die Präsentation stimmt: Begonnen beim wirklich gut geschnittenen Intro, bis hin zu den ulkigen Animationen und dem netten Cel-Shading-Look. „One Piece: World Seeker“ mag zwar nicht die optische Brillianz eines „Red Dead Redemption 2“ mitbringen, passt sein Szenario aber gut der Vorlage an und erzeugt ordentlich Stimmung. Die Gefängnisinsel punktet zudem mit einigen durchaus stimmungsvoll dargestellten Orten wie etwa der Stahlstadt oder dem Bernsteinhafen. Schade: Viele der Orte fühlen sich trotz der netten Optik allzu leer und leblos an.

Solider Umfang – mit einigen Lücken

In Sachen Gameplay gibt es bei dem Open-World-Abenteuer sicherlich noch Nachholbedarf. Die erste Überraschung gibt es gleich zu Beginn: Ihr kontrolliert lediglich den Anführer Monkey D. Ruffy, alle anderen Crew-Mitglieder verwandelt das Spiel in Statisten oder Laufburschen. Wieso Bandai Namco nicht stärker auf die Interaktion und das Motiv der Freundschaft zwischen den Figuren setzt, ist uns ein Rätsel. Das ändert aber nichts daran, dass euch „One Piece: World Seeker“ für 20 bis 30 Stunden beschäftigen wird – abhängig davon wie viel wert ihr auf die Erkundung der Spielwelt legt.

Abseits von Kämpfen und Missionen baut Bandai Namco ein gefälliges Rollenspielsystem ein. Im Verlauf rüstet ihr Ruffy also auf und kauft euch Talente aus fünf Skill-Trees ein. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich der Kampf und dabei im Speziellen die Kampffertigkeiten Beobachter- und Panzer-Haki. Letztere macht Ruffy etwa stärker, aber dafür langsamer. Wer sich also nicht von den offensichtlichen Problemen des Spiels abschrecken lässt, der erhält wirklich viel zu tun und die Gelegenheit, seinen eigenen Ruffy zu gestalten.

Was wir schlecht finden

Dich klick ich weg!

Leider nutzt „One Piece: World Seeker“ das Potenzial seiner Vorlage viel zu selten aus. Eigentlich bietet das Szenario mehr als genügend Möglichkeiten, spannende, lustige oder emotionale Geschichten zu erzählen. Doch sowohl das Missions- als auch das Charakterdesign bleiben vor allem abseits der Kampagne hinter den Erwartungen zurück. Das beginnt bereits bei der Präsentation: Während die wenigen Zwischensequenzen viel Lust auf mehr machen, verpackt „One Piece: World Seeker“ seine Dialoge in Spielgrafik. Noch schlimmer: Die Figuren sprechen kaum, sondern geben nur Grunzlaute von sich, während ihr euch durch die Texte klickt. Den Dialogen mangelt es an Witz und Esprit, oft sind die Zeilen gähnend langweilig.

Kämpfe mit Wiedererkennungswert, aber ohne Stil

Wie im Anime spielen natürlich auch in „World Seeker“ gerade die Kämpfe eine besondere Rolle. Merkwürdig: Bandai Namco drückt Ruffy unpassende Schleichaktionen auf, mit deren Hilfe er seine Kontrahenten hinterrücks abfertigt. Abgesehen davon, dass das überhaupt nicht zu dem Haudrauf-Charakter des Monkey D. Ruffy passt, spielt sich diese Mechanik auch nicht wirklich gut. Viel zu leicht ertappen einen nämlich Wachen und so läuft im Endeffekt doch alles auf eine offene Konfrontation raus.

Aufgrund der Ein-Button-Technik verkommt „One Piece: World Seeker“ schnell zum Button-Masher, bei dem zwar gelegentliche Konter möglich sind, aber insgesamt zu wenig Taktik notwendig ist. Auch die bereits beschriebenen Kampf-Haki verlieren dadurch an Bedeutung und machen trotz hübscher Spezialattacken kaum noch Sinn. Insgesamt mangelt es dem Kampfsystem an Tiefe.

Altbackene Open-World

Gleiches gilt leider auch für die offene Spielwelt. Diese gestaltet sich dank teils hübscher Schauplätze und Schnellreisepunkten als durchaus ansehnlich, jedoch macht das Missionsdesign dem Spielspaß viel zu oft einen Strich durch die Rechnung. „One Piece: World Seeker“ mangelt es stark an Abwechslung. Die meisten Einsätze drehen sich entweder darum, einen bestimmten Gegenstände zu finden oder Gegner auszuschalten. Dabei spart das Spiel aber nicht mit langen Wegen und sich stark wiederholenden Abläufen.

In Sachen Navigation lässt sich das Abenteuer durch „Spider-Man“ inspirieren. Allerdings sind die Level-Architektur und die Steuerung schlecht auf Ruffys Gummi-Arme ausgerichtet. Viel zu selten macht das „Katapultieren“ durch die Gebiete wirklich Freude. Ein echter Fluss entsteht fast nie. Und auch die insgesamt zu wenig belohnenden Extras steigern nicht gerade die Motivation, „One Piece: World Seeker“ weiter zu spielen.

6.0

Wertung und Fazit

PRO
  • solide Story für Freunde der Vorlage
  • ordentliche Technik
  • Wiedererkennungswert dank Anime-Lizenz
CONTRA
  • schwache Open-World-Mechanik
  • monotones Kampfsystem
  • mieses Missionsdesign

One Piece: World Seeker im Test: Enttäuschender Open-World-Versuch!

„One Piece: World Seeker“ fühlt sich wie ein Open-World-Spiel an, das vor sieben oder mehr Jahren entwickelt wurde. Damals wären das durchwachsene Missionsdesign und die leere Spielwelt vielleicht noch als „okay“ durchgegangen. In Zeiten eines „The Witcher 3: Wild Hunt“, „Spider-Man“ oder auch „The Division 2“ klappt das natürlich nicht mehr.

Das Anime-Abenteuer nutzt sich extrem schnell ab und bietet abseits der durchaus stimmungsvoll umgesetzten Geschichte und dem hohen Wiedererkennungswert nichts, was den Kauf rechtfertigt. Die durch „Spider-Man“ inspirierte Navigation durch die leere, offene Spielwelt macht längst nicht so viel Freude wie beim Superhelden-Original.

Das Missionsdesign krankt unter akuter Ideenarmut und kommt nicht über einfachste Muster ohne emotionalen Hintergrund hinaus. Hinzu kommen Störfaktoren wie das dröge Kampfsystem und die schwach präsentierten NPCs. Wieso Bandai Namco speziell aus der Freundschaft zwischen Ruffy und seiner Crew mehr gemacht hat, bleibt uns allerdings das größte Rätsel. So verschenkte man Potenzial an allen Fronten. „One Piece: World Seeker“ ist deshalb selbst für beinharte Anime-Fans nur sehr bedingt geeignet.

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Kommentare

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