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World War Z im Test: Macht der Koop-Shooter „Left 4 Dead“ vergessen?

Mehr Koop-Spaß durch hunderte von Zombies: Saber Interactive entfesselt in „World War Z“ die Armee der Untoten. Im Test zeigt sich, ob der Third-Person-Shooter mehr ist als nur ein weiterer „Left 4 Dead“-Klon.

play3 Review: World War Z im Test: Macht der Koop-Shooter „Left 4 Dead“ vergessen?

6.0

Die Zombie-Apokalypse erfreut sich ungebrochener Beliebtheit: Das Biker-Drama „Days Gone“ steht in den Startlöchern und Saber Interactive liefert mit „World War Z“ einen Zombie-Shooter auf Basis der weiterhin populären Filmlizenz.

Allerdings wuchs bereits vor Erscheinen des Spiels das Misstrauen: Release-Verschiebungen und denkbar spät ausgelieferte Presse-Testmuster ließen Böses erahnen. Am 16. April 2019 erschien der Zombie-Shooter pünktlich für Playstation 4 und Xbox One. Eifert der Titel dem großen Vorbild „Left 4 Dead“ erfolgreich nach oder scheitert der Third-Person-Shooter bereits im Ansatz?

Was wir gut finden

Bekannte Lizenz und unkaputtbares Szenario

Auch wenn „World War Z“ sicherlich eine eher mäßige Verfilmung des populären Beststellers war, so erzeugte der Streifen nicht zuletzt dank Brad Pitt in der Hauptrolle reichlich Aufmerksamkeit. Das Videospiel baut lose auf dem Szenario auf und zeigt diese Zusammenhänge in den vier Schauplätzen der Kampagne: New York, Jerusalem, Tokio und Moskau.

„Left 4 Dead“ lässt grüßen“

Eine durchgängige Geschichte wird – ähnlich wie im Buch – allerdings nicht erzählt. Überhaupt gibt es nur wenige Hinweise auf einen Plot. Meist halten Funksprüche und ein paar geskriptete Ereignisse die Story innerhalb der Einsätze zusammen. Trotzdem stimmt die Atmosphäre. Das liegt aber vor allem an den Zombies: Die Modersäcke tauchen nämlich in riesigen Scharen auf und bilden im Verlauf der Missionen das Alleinstellungsmerkmal für „World War Z“.

An Schlüsselpunkten – wie etwa dem Innenhof eines Moskauer Museums – türmen sich die Untoten auf, klettern übereinander und versuchen so, höher gelegene Punkte zu erreichen. „World War Z“ inszeniert diese Augenblicke meisterlich und erzeugt durch die pure Masse an untoten Körper eine tolle Bildästhetik. Wenn hunderte von wandelnden Leichen wütend versuchen, einen Zaun zu erklimmen, dann entsteht schnell ein Gefühl der Panik.

Gemeinsam überleben

Saber Interactive legt den Fokus eindeutig auf den Koop-Modus für bis zu vier Spieler. Ihr könnt die Kampagneneinsätze zwar auch alleine spielen, doch mit Bots geht viel Atmosphäre verloren. Gemeinsam mit Freunden oder auch anderen Spielern jedoch entfaltet „World War Z“ sein eigenes Flair.

Die Missionen besitzen trotz wechselnder Szenarien und gewaltiger Endschlachten insgesamt wenige kreative Momente. Mal haltet ihr eine Stellung bis zum Ablaufen eines Zeitlimits, mal begleitet ihr einen Bus, mal beschützt ihr eine Kontaktperson – In Sachen Missionsdesign setzt „World War Z“ keine Standards.

Trotzdem macht das Spiel im Koop-Modus Freude: Die fünf Schwierigkeitsgrade vermitteln ein wechselndes Spielgefühl. Je schwieriger es wird, desto stärker beispielsweise wirkt sich auch das „Friendly Fire“ aus. Immer wieder kommt es zudem zu dramatischen Augenblicken, in denen man sich entscheiden muss, ob man einen verletzten Kameraden zurücklässt oder sich selbst bei der Rettung in Gefahr bringt.

Für Tiefe sorgt ein aus sechs Archetypen bestehendes Klassensystem. Mit jeder abgeschlossenen Partie sammelt ihr Erfahrungspunkte und rüstet so euren Charakter immer weiter auf. Dadurch schaltet ihr zusätzliche Fertigkeiten frei und verbessert dadurch euren Soldaten im Kampf gegen die Untoten. Das System ist überschaubar, motiviert aber zumindest zum nochmaligen Spielen.

Zusammen und gegeneinander

Darüber hinaus wartet „World War Z“ mit einem aus den fünf Spielmodi Schwarm-Vorherrschaft, King of the Hill, Schwarm-Todeskampf, Scavenge Raid und Impfstoffjagd bestehenden PvP-Modus auf. Hier treten Vierer-Teams gegeneinander an. Allerdings treiben auch hier die Untoten ihr Unwesen. In Impfstoffjagd etwa streitet ihr euch um besagtes Paket, müsst dabei aber nicht nur eure Kontrahenten, sondern auch die Untoten im Auge behalten. Das bedeutet: Noch mehr Teamwork und noch mehr Koordination. Der PvP erweist sich somit insgesamt als gute Ergänzung zum Konzept von „World War Z“ und greift an vielen Stellen dessen Stärken auf.

Was wir schlecht finden

Das kenne ich doch aus „Left 4 Dead“

„World War Z“ baut eindeutig auf „Left 4 Dead“ auf. Das zeigt sich beispielsweise bei der Auswahl der Spezial-Zombie: Der Bull etwa entspricht dem Tank. Er stürmt auf euch zu, reißt euch zu Boden und rammt euch danach so lange in den Asphalt, bis eure Kameraden ihn endlich ausschalten. Der Lurker – ähnlich dem Hunter aus „Left 4 Dead“ – lauert euch in dunklen Ecken auf und springt euch an.

Schießt ihr dagegen den Gasbag über den Haufen, entströmt ein grünes Gas, das die Sicht vernebelt. All diese Zombie kennen wir aus „Left 4 Dead“ und sehen wir mal von den sich auftürmenden Zombie-Pyramiden ab, so mangelt es „World War Z“ stark an Kreativität und einer eigenen Identität. Natürlich erweist sich gerade der Koop-Modus als extrem spaßig, das ändert aber nichts daran, dass viele Ideen altbekannt sind. Dadurch fehlen gerade beim längeren Spielen die Überraschungen.

Zu wenig Mut zur Innovation

Dieser Trend setzt sich auch in Sachen Gameplay und Missionsdesign fort. Die Koop-Missionen beschränken sich zu stark auf die Genre-Standards: Knöpfchen drücken, Horden stoppen, Ziele schützen. Letztlich arbeitet man sich nur von einem Punkt zum nächsten. Anspruch oder gar Innovationen fehlen völlig. Auch in Sachen Teamplay wäre sicherlich mehr drin gewesen.

„World War Z“ besitzt viele gute und ordentliche Ansätze, drückt aber dem eigenen Genre nicht seinen Stempel auf. Es fühlt sich zu oft wie ein gut gemeintes Best-Of an und weniger wie ein Original. Anfangs motiviert die muntere Zombie-Hatz noch, nutzt sich aber – trotz der tollen Dynamik und der soliden Upgrade-Systeme und Waffen – vergleichsweise schnell ab. Wer auf ein Solo-Vergnügen hofft, schaut ohnehin in die Röhre: Alleine bzw. mit Bots verliert das Spiel sehr schnell sein Flair und wird langweilig.

Sehr schnell vorbei

In Sachen Content muss Saber Interactive in den kommenden Wochen und Monaten nachliefern. Derzeit bietet das Spiel im Koop-Modus lediglich vier Szenarien mit insgesamt elf Missionen. Ein erster Durchmarsch dauert zwischen vier bis sechs Stunden. Danach kennt ihr alle, ohnehin nicht sonderlich aufregenden Schauplätze und spielt für Erfahrungspunkte und für das Wir-Gefühl weiter. Einzig der Preis spricht für „World War Z“: Das Spiel kostet lediglich 40 Euro und ist somit durchaus erschwinglich.

6.0

Wertung und Fazit

PRO
  • bekannte Filmlizenz
  • unterhaltsamer Koop-Modus
  • verschiedene Schwierigkeitsgrade mit starkem Einfluss auf das Gameplay
CONTRA
  • arg wenig Content zum Start
  • orientiert sich zu stark an „Left 4 Dead“
  • keine echte Story, zu wenige echte Höhepunkte und für Solisten langweilig

World War Z im Test: Macht der Koop-Shooter „Left 4 Dead“ vergessen?

„World War Z“ überrascht zunächst positiv: Zwar mangelt es dem Spiel offensichtlich an Innovationen und Kreativität, dennoch machen die ersten Runden mit Online-Freunden richtig Spaß. Horden von Zombies umnieten, Stellungen halten und gemeinsam um das virtuelle Leben zu kämpfen, bleiben einfach ein Garant für einige unterhaltsame Stunden.

Erst mit der Zeit kristallisieren sich kleinere Schwächen wie etwa das vergleichsweise durchwachsene Leveldesign heraus. „World War Z“ erreicht längst nicht die Qualität eines „Left 4 Dead“, auch wenn es sich ganz offenkundig an dem Valve-Shooter orientiert.

Immerhin: Klassensysteme und PvPvE-Modi strecken das Spielvergnügen des in Sachen Content arg dünn besetzten Koop-Shooters. Wer unkomplizierte Unterhaltung sucht, wird hier jedenfalls zu einem vergleichsweise geringen Preis fündig. Mehr als ein paar launige Koop-Stunden solltet ihr aber von „World War Z“ nicht erwarten.

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