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Code Vein im Test: Wenn japanische Vampire zu viel Dark Souls spielen

Darf es noch eine Portion „Dark Souls“ mehr sein? Nach „The Surge 2“ lockt auch das Anime-Actionspiel „Code Vein“ mit knackigem Schwierigkeitsgrad und klirrenden klirrenden Schwertern.

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8.5

Eigentlich ist der Vergleich zwischen „Dark Souls“ und „Code Vein“ unfair. Denn so schwer wie sein Vorbild ist das von Shift entwickelte und von Bandai Namco vertriebene Actionspiel längst nicht. Das soll aber nicht heißen, dass „Code Vein“ ein nächtlicher Spaziergang im Park ist. Der Action-Slasher fordert auf einem guten Level, ohne dabei geübte Spieler gnadenlos vor den Kopf zu stoßen.

Was wir gut finden

Blutsauger und Teamplayer

„Code Vein“ entführt euch in eine mysteriöse Endzeitwelt, in der ihr als Wiedergänger die Menschheit vor dem Untergang bewahren sollt. Was sind Wiedergänger eigentlich? Sie sind so etwas wie Mutanten, die durch einen Parasiten Superkräfte erlangt haben. Das einzige Problem: Dieser sorgt auch dafür, dass sie Blut trinken müssen. Tun sie das nicht, verwandeln sie sich in grässliche Kreaturen – die so genannten Verlorenen.

Nicht immer hübsche, dafür toll spielbare „Dark Souls“-Action

Im Gegensatz zu „Dark Souls“ oder Bloodborne“ durchstreift ihr die Anime-Apokalypse aber nicht allein. Immer wieder gesellen sich Kameraden zu euch und unterstützen euch im Kampf. Befehligen dürft ihr sie zwar nicht, aber immerhin entscheidet ihr, ob sie überhaupt mit gehen. Die Kameraden dienen im Kampf vor allem als Ablenkungsmanöver. In Boss-Matches etwa dreschen sie den dicken Brocken in den Rücken, bis dieser sich umdreht. Das wiederum gibt uns die Chance, unszu heilen oder eine kurze Verschnaufpause einzulegen.

Unterstützung von anderen Spielern

Das Kampfsystem ähnelt dem aus „Dark Souls“ stark. Jedoch spielt sich „Code Vein“ einen Tick schneller und aufgrund des Computer-Mitstreiters etwas flexibler. Gerade das Blocken und Ausweichen ist hier extrem wichtig. Parieren wir im richtigen Moment, bringt das womöglich unseren Gegenüber aus dem Gleichgewicht. Die Verlorenen auf der anderen Seite warten mit einer breiten Vielzahl an Gegnern mit unterschiedlichster Bewaffnung auf. Vom Standard-Grunt mit Schwert bis hin zu gewaltigen Tanks ist alles dabei, was ihr euch vorstellen könnt.

In Sachen Spiel- und Leveldesign bezieht „Code Vein“ seine eindeutigste Inspiration von „Dark Souls“. Levelaufstiege mit Hilfe von Dunst – also Erfahrungspunkten – führt ihr beispielsweise an so genannten Misteln aus. Dort füllt ihr auch eure Regenerationstränke auf und passt Talente an – also wie an den Lagerfeuern der Konkurrenz. Auch Shift integriert einen indirekten Multiplayer-Modus.

So könnt ihr andere Wiedergänger um Hilfe rufen und in eure Welt holen. Natürlich gibt es auch hier Einschränkungen: Der Spielfortschritt wird beim Gast gespeichert und ihr könnt natürlich nicht in nicht bereits besuchte Areale eindringen. Trotzdem: Der Mini-Koop-Modus macht – trotz fehlendem Lobby-System – durchaus Spaß.

Die Wahl des Blutcodes

Entwickler Shift implementiert zudem ein geschickten Rollenspiel- und Klassensystem. Die Fähigkeiten eures Charakters legt ihr mit Hilfe des so genannten Blutcodes fest. Diese Klassen bestimmen schließlich die Nutzung bestimmter Talente und auch die Fähigkeiten im Kampf. Der Zauberer beispielsweise agiert bevorzugt aus der Distanz, der Berserker schwingt hingegen lieber schwere Äxte und Hämmer.

Das Schöne an „Code Vein“ sind jedoch die Freiheiten, die einem dieses System lässt. Ihr könnt den Blutcode theoretisch jederzeit wechseln und passt dadurch eure Strategien und Möglichkeiten an. Manchmal sind gerade die Wechsel im Angriffstempo oder in der grundlegenden Ausrichtung ein Mittel zum Sieg über die immer wieder auftauchenden Boss-Gegner.

Darüber hinaus erweist sich das Ausrüstungs- und Talentsystem ebenfalls als angenehm frei und flexibel. Blutcode-Wechsel bedeuten nicht zwangsläufig den Verlust aller zuvor ausgewählter Fähigkeiten, bestimmte Klassen teilen sich auch Talente bei verschiedener Stärke. Dadurch müssen wir immer wieder abwägen und haben reichlich Spielraum für Experimente.

Was wir schlecht finden

Die Monotonie der Apokalypse

Technisch hinterlässt „Code Vein“ einen zwiespältigen Eindruck. Anime-Fans fühlen sich spätestens im gut gefüllten Charaktereditor zuhause und erfreuen sich an den vielfältigen Individualisierungsoptionen. Auch die Spielwelt wirkt in den ersten Stunden noch interessant und stylisch. Allerdings ändert sich dieser Eindruck schnell: irgendwann werden die ständigen Grau- und Brauntöne langweilig. Es mangelt dem Spiel an optischer Abwechslung und auch an dem Stil, der beispielsweise Titel wie „Dark Souls“ oder „Bloodborne“ so unverwechselbar machte.

Dazu mag der Anime-Look auch den einen oder anderen abschrecken. Wenn uns die opulente Oberweite weiblicher Protagonistinnen aus deren zerfetzten Hemdchen förmlich entgegen springt, dann fragen wir uns doch, ob die „Vampir-Apokalypse“ wirklich so hart und mörderisch ist, wie gedacht. Diese sexualisierte Darstellung der Figuren jedenfalls bleibt auf jeden Fall Geschmackssache.

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Geh‘ mir aus dem Weg!

Die Computer-Kameraden sind ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für „Code Vein“. Allerdings unterstützen sie einen nicht nur, gelegentlich gehen uns die Kollegen sogar richtig auf den Keks. Gerade in den teils sehr engen Katakomben berauben sie uns oft der für Blocks und Ausweichmanöver notwendigen Übersicht. Wenn plötzlich ein gewaltiger Hammer ins Bild ragt, die Kamera verdeckt und unser Wiedergänger einen Treffer kassiert, dann ist das ein echtes Ärgernis. Abschalten wollten wir die Helfer allerdings auch nicht, da sie gerade in Bosskämpfen treue Dienste leisteten.

Keine Einser-Schüler

Grundsätzlich sind wir mit dem Gegner- und Mitstreiter-Verhalten nicht zufrieden. Unsere Kämpen agieren oftmals wenig taktisch und stürmen zu oft blind drauflos. Das wiederum torpedierte nicht selten unsere Angriffsbemühungen und sorgte für Chaos auf dem Schlachtfeld.

Wir hätten uns in diesem Fall eine stärker an die Blutcodes angelehnte Verhaltensweise gewünscht. Während also die Mitstreiter fast schon zu aggressiv zur Sache gehen, reagieren die Monster und Verlorenen eher als das sie agieren. Zwar fahren sie immer wieder schwere Geschütze auf, übernehmen aber selten wirklich die Initiative im Kampf.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • gelungenes Kampfsystem
  • flexible Klassen bringen viele Freiheiten ins Spiel
  • durchaus interessante Spielwelt und Charaktere
CONTRA
  • teils merkwürdiges Verhalten der Mitstreiter
  • grafisch zu oft zu eintönig
  • der Anime-Look bleibt Geschmackssache

Code Vein im Test: Wenn japanische Vampire zu viel Dark Souls spielen

Wie schon „The Surge 2“ entpuppt sich auch „Code Vein“ als gut spielbarer und durchaus launiger „Dark Souls“-Klon. Das Anime-Abenteuer setzt mit dem flexiblen Klassensystem und den Computer-Mitstreitern eigene Akzente und punktet nebenbei mit einem souverän umgesetzten Kampfsystem.

Zwar erreicht das Spiel dabei nicht die Perfektion der eigenen Vorbilder, macht aber über weite Strecken derart viel Freude, dass wir auch über kleinere Schwächen wie gelegentliche Clipping-Fehler hinweg blicken und die insgesamt etwas abwechslungsarme Umgebung hinweg.

„Code Vein“ ist ein wirklich gelungenes Actionspiel mit knackigem Schwierigkeitsgrad und ausreichend Tiefe um 20 und mehr Stunden zu motivieren. Wer also ein etwas anderes „Dark Souls“ sucht, für den dürfte „Code Vein“ genau das Richtige sein.

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Kommentare

Ridgewalker

Ridgewalker

01. Oktober 2019 um 15:50 Uhr
Ridgewalker

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01. Oktober 2019 um 16:29 Uhr
xjohndoex86

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ResidentDiebels

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