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Forspoken im Test: Zauberhafte Open-World-Action oder vorprogrammierter Reinfall?

Magie, Monster und jede Menge Action: „Forspoken“ hat eine holprige Entwicklung hinter sich. Endet die Odyssee versöhnlich oder entpuppt sich Square Enix‘ Open-World-Abenteuer als technisch aufwendiger Reinfall?

play3 Review: Forspoken im Test: Zauberhafte Open-World-Action oder vorprogrammierter Reinfall?

7.0

„Forspoken“ hat einen langen Weg hinter sich. Das Open-World-Actionspiel hätte eigentlich bereits im Frühjahr 2022 erscheinen sollen. Doch Publisher Square Enix und Entwickler Luminous Productions mussten das Projekt gleich zwei Mal verschieben. Die zuletzt veröffentlichte Demo stieß auf geteiltes Feedback und im Vorfeld der Veröffentlichung machten Meldungen die Runde, dass nur ein Teil der internationalen Medienvertreter mit Vorab-Zugängen ausgestattet wurde.

All dies schürte die Zweifel in das ambitionierte „Forspoken“, welches am 24. Januar 2023 für PlayStation 5 und PC erscheint. Im Test stellt sich heraus, dass das Open-World-Abenteuer zwar viele hübsche Seiten zu bieten hat, aber in puncto Gameplay und Welten-Design leider nicht ganz auf der Höhe ist. Wie „verhext“ „Forspoken“ nun wirklich ist, erfahrt ihr im umfangreichen Test.

Erst Absturz, dann Kampf gegen den Bruch

Seine Geschichte erzählt „Forspoken“ in überaus ansehnlichen Zwischensequenzen: Frey Holland kämpft sich in New York durch das Leben, droht zunehmend von der rechten Bahn abzukommen. Ihre Vergangenheit liest sich traurig: Ihre leiblichen Eltern kennt sie nicht. Sie wuchs bei ständig wechselnden Pflegeeltern auf. Immer wieder geriet sie mit dem Gesetz in Konflikt und liegt obendrein im Clinch mit einer örtlichen Jugendgang.

Gerade als die Situation zu eskalieren droht, schlägt das Schicksal zu: Frey findet einen magischen Armreif, mit dem sie in die Fantasy-Welt Athia gelangt. Das Schmuckstück kann sogar sprechen und dient in den folgenden 30 bis 40 Stunden als Wegbegleiter und Berater.

Frey selbst beschert er Zauberkräfte und so wird sie für die Bewohner von Athia zur einzigen Überlebenshoffnung. Über das Reich ist der so genannte Bruch hereingebrochen: Mensch und Natur mutierten daraufhin und drohen die wenigen Städte zu vernichten. Verantwortlich dafür sind die einstmals guten Hexen – die so genannten Tantas.

Die Geschichte gestaltet sich dank Haupt- und Nebenquests üppig. Allerdings zünden weder die Charaktere noch ihre Probleme: Frey Holland selbst wird als ungestüme Rebellin mit losem Mundwerk positioniert, Reif dagegen als zynischer Sidekick. Allerdings stimmt die Chemie zwischen ihnen nicht und gerade in den ersten zehn Stunden wirkt der zynische Unterton geradezu störend.

Andere Nebenfiguren bleiben dagegen blass und eindimensional. Ganz kalt ließ uns das Spiel aber zweifellos nicht, da es auch immer wieder mit Wendungen aufwartet, die durchaus ans Herz gehen. Jedoch sind diese Augenblicke längst nicht so häufig vorhanden wie in vergleichbaren Titeln.

Magie, Parkour und andere Hürden

„Forspoken“ ist – ähnlich wie beispielsweise „Assassin’s Creed: Valhalla“ oder auch „Marvel’s Spider-Man“ – ein Open-World-Actionspiel. Sein Alleinstellungsmerkmal erhält das Spiel allerdings durch das so genannte Magie-Parkour: Bei gehaltener Kreistaste turnt, springt und fliegt Frey mit einem Affenzahn über Stock und Stein – zumindest in der Theorie.

In der Praxis ist die Steuerung nicht direkt genug und reagiert verzögert auf das Loslassen der Aktionstaste. Das führt nur allzu gerne dazu, dass Frey versehentlich in andere Objekte hinein rennt oder über sie drüber springt, obwohl sie längst hätte stehen bleiben sollen. Es dauert eine ganze Zeit, bis man sich an dieses Manko gewöhnt und die eigene Spielweise daran angepasst hat.

Auch die Navigation innerhalb der Welt funktioniert längst nicht so komfortabel wie bei der Konkurrenz. Gerade in den zerklüfteten Bergregionen Athias bleibt Frey gerne mal hängen und muss dann mühsam wieder in Position gebracht werden. Erst durch das Freischalten der Schwungfunktion ist das Überwinden von Höhenunterschieden halbwegs machbar.

Zauber und Frust liegen dicht beieinander

Diese Schwierigkeiten wirken sich leider auch auf die Kämpfe aus: Dabei setzt „Forspoken“ auf vier verschiedene Magie-Fertigkeiten, die jeweils über eigene Upgrade-Bäume sowie offensive und defensive Talente verfügen.

In den ersten Stunden greift ihr noch zur violetten (Erd-)Magie und feuert mit Sprengschüssen Gesteinsbrocken oder pflanzt Sprengfallen in den Boden. Sie ist in erste Linie auf Distanzkämpfe ausgelegt. Später freigeschaltete, andersfarbige Magie bietet neue Ansätze: Aktiviert ihr Freys rote Zauberkräfte, schwingt sie etwa ein Flammenschwert im Nahkampf. Blau ist vergleichbar mit einem Bogen und eher für die Distanz gedacht.

Aktionen lassen sich zudem aufladen und habt ihr ausreichend Schaden angerichtet, könnt ihr eine Super-Aktion ausführen. Das Spiel gibt euch also eine unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten, um den Bruch-Bestien Herr zu werden.

Und damit kommen wir zum nächsten Problem: „Forspoken“ ist überladen. Das Spiel motiviert euch dazu, zwischen den Magiesystemen zu wechseln. Schließlich besitzen eure Gegner Resistenzen und Anfälligkeiten, die es entsprechend auszunutzen gilt. Dadurch seid ihr aber ständig mit dem Scannen der Feinde und dem damit verbundenen Verlangsamen bzw. Pausieren des Spiels, sowie dem umständlichen Waffen-Wechseln beschäftigt.

Im späteren Verlauf wühlt ihr euch durch mehrere Radial-Menüs und kramt nach den passenden Fertigkeiten für den Moment. Das stört immer wieder den Spielfluss und ist obendrein mäßig komfortabel.

Unser Tipp: Aktiviert in den Einstellungen unbedingt die „Automatischen Zauberwechsel“ und stellt die Verlangsamung bei Zauberwechseln auf „Komplett anhalten“. So ist „Forspoken“ deutlich besser kontrollierbar. Zusätzlich erschweren eine unpräzise „Lock On“-Funktion und die schiere Fülle an Feinden und Effekten die Übersicht. Auch das Ausweichen ist dank der notorisch überforderten Kamera (trotz Zielhilfe) bisweilen fummelig. Wie kontrollierbar ein Kampf letztlich ist, hängt stark von eurer Herangehensweise und den vor euch stehenden Feinden ab.

Entsprechend unterschiedlich ist auch der Spaßfaktor. Nehmt ihr eine Horde mutierter Hirsche mit einer gefälligen Mischung von Aktionen auseinander, ist „Forspoken“ ungemein befriedigend. Geratet ihr allerdings ins Hintertreffen und kommt mit den Fertigkeiten nicht mehr nach, kann das Spiel auch enorm frustrieren.

Zu viel Open-World-Standard

Wie in jedem Open-World-Spiel unterfüttern Talentpunkte und Upgrades die Charakterentwicklung: Neue Fähigkeiten schaltet ihr über Magie-Punkte frei, die ihr entweder in der Spielwelt findet oder durch Stufenaufstiege aktiviert. Darüber hinaus wertet ihr die einzelnen Fähigkeiten eures Arsenals mit Hilfe kleiner Herausforderungen auf, die ihr in Zufluchtsorten versteckten Büchern entdeckt.

Die Aufgaben reichen hier etwa vom Besiegen bestimmter Gegnertypen bis hin zum Verwenden vorgegebener Talente. Zusätzlich wertet ihr Mantel und Kette mit Hilfe zuvor entdeckter Ressourcen auf und könnt passive Talente obendrein mit Hilfe verschiedenfarbige Nagellack-Design anpassen.

Was „Forspoken“ – gerade im Vergleich zu Open-World-Giganten wie „The Witcher 3: Wild Hunt“ – wirklich fehlt, sind ausgewogene Nebenaufgaben und eine interessante Spielwelt nebst Quests. Luminous Productions spielt hier leider nur die Standard-Klaviatur herunter. Denn ganz egal, ob an Ruinen, Höhlen oder Monumenten – Am Ende geht es doch (fast) immer darum, Gegnerhorden platt zu machen und im Anschluss einen Bonus einzuheimsen.

Kleinere Rätselpassagen sowie das Erforschen entlegener Gebiete zwecks Suche nach Boni bringen ein wenig Abwechslung ins Geschehen. Das Entdecken magischer Kätzchen bringt den „Awww“-Faktor. Die spannendste Idee sind zweifellos die aufkommenden Bruchstürme, in denen ihr besonders fiese Mutationen vorfinden und besiegen müsst. In verlassenen Dörfern uns Siedlungen entdeckt ihr zudem immer wieder Dokumente und Hinweise über den Verfall Athias und die Geschichte der Tantas.


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Die Verbindung von Story und Spielwelt funktioniert also ordentlich, aber Athias selbst hätte durchweg mehr interessante NPCs und mehr Leben abseits des Bruchs vertragen können. In puncto Optik erinnert „Forspoken“ bisweilen an eine Mischung aus „Elden Ring“ und „Death Stranding“, ohne jedoch deren Einzigartigkeit und Atmosphäre zu erreichen. Das Spiel sieht aber dennoch erstklassig aus und bietet speziell mit den Tantas einige solide Gegenspielerinnen, die Frey das Leben schwer machen.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Sehr gelungene Präsentation
  • Große Vielfalt an Magie und Zaubern
  • Solide Spielumfang
CONTRA
  • Steuerung zu schwammig und bisweilen überladen
  • Kämpfe sehr unübersichtlich
  • Spielwelt arg leer und seelenlos

Forspoken im Test: Zauberhafte Open-World-Action oder vorprogrammierter Reinfall?

Zu viel gewollt – So lässt sich „Forspoken“ zusammenfassen. Auf dem Papier mutet die Verbindung aus Open-World, mächtigen Zaubern und Magie-Parkour reizvoll an. Doch in der Praxis passt hier leider einiges nicht zusammen und das kostet Spielspaß. Gerade die schwammige Steuerung und die auch nach vielen Spielstunden noch viel zu chaotischen und unübersichtlichen Kämpfe zehren deutlich am Gesamteindruck.

Ein katastrophal schlechtes Spiel ist „Forspoken“ dennoch nicht. Aber man merkt, dass Luminous Productions noch mehr Zeit für das Finetuning und vor allem dem kreativen Befüllen seiner offenen Spielwelt benötigt hätte. So agiert „Forspoken“ zwar über weite Strecke optisch auf höchstem Niveau, kann dieses aber in puncto Gameplay und Design nicht halten.

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