Shawn Layden: Opferlämmer und Profite - Ex-Sony-Manager beschreibt "schreckliche Situation"

Nach Studioschließungen und Entlassungen hat sich Shawn Layden, einst hochrangiger Manager bei Sony Interactive Entertainment, zu den Auslösern und Folgen geäußert.

Shawn Layden: Opferlämmer und Profite – Ex-Sony-Manager beschreibt „schreckliche Situation“

In der Videospielbranche kam es in den vergangenen Jahren zu Massenentlassungen und Studioschließungen. Es ist ein Thema, dem sich Shawn Layden, einst CEO von Sony Interactive Entertainment America und Vorsitzender von SIE Worldwide Studios, in einem Gespräch mit Gamesindustry annahm.

Die derzeitige Situation in der Branche, so glaubt Layden, sei auf ein langsames Wachstum und schnell steigende Kosten zurückzuführen. Und das führe gleichzeitig zu einer Ungeduld bei Publishern, wenn es um neue Ideen und Konzepte geht.

Großartige Spiele, aber zu wenig Profit

Ein frisches und gleichermaßen überzeugendes Konzept war “Hi-Fi Rush”, das Anfang 2023 auf den Markt kam und zunächst Xbox- und PC-Spieler zu begeistern wusste. Ein Jahr später folgte der Launch für PS5. Auch auf der Sony-Konsole kam es zu Höchstwertungen und anfänglichen Platzierungen in den Verkaufs-Charts.

Dennoch wurde der Entwickler Tango Gameworks, ein Studio der Zenimax/Bethesda-Sparte von Microsoft Gaming, nach der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft geschlossen.

“Das ist das wirklich Frustrierende, wenn man sieht, wie die Leute sagen: Seht her, hier ist ein kleines Studio, das ein großartiges Spiel gemacht hat, das wirklich vielversprechend ist, das ein völlig neues Spielerlebnis geschaffen hat. Aber wir haben nicht die Geduld, dieses Ding in einem zweiten oder dritten Teil auszuspielen”, so Layden, der das Tango-Spiel nicht explizit erwähnte.

Auch wenn sich ein solches Spiel nicht negativ auf die Bilanz ausgewirkt habe, blieb der erhoffte Gewinn aus. “Also haben sie es einfach eingestellt und sich auf etablierte AAA-IPs, Fortsetzungen, Sequels und Dinge konzentriert, bei denen man aus finanzieller Sicht einen Strich ziehen und sagen kann: Wenn wir dieses Spiel produzieren, wird es auf dem Markt wahrscheinlich so funktionieren“, führte der einstige Sony-Manager aus.



Laut Layden, der mittlerweile für Tencent arbeitet, hat dieser Ansatz einen Einfluss auf die gesamte Branche. So hätten die Publisher nicht mehr die Geduld für “völlig neue Dinge, die die Leute noch nie gesehen haben”. Denn sie hätten das Gefühl, dass sie jetzt den großen Gewinn benötigen. Und das sei “eine schreckliche Situation in einer Unterhaltungs- und Kreativbranche”.

Laut Layden könne die Videospielbranche nur durch die Schaffung neuer Arten von Spielen wachsen. Leute, die keine Ego-Shooter oder Rollenspiele mögen, werden mit anderen Arten angesprochen. Als Beispiel nannte Layden ein “Rhythmus-Actionspiel, bei dem es um Musik, leuchtende Farben und Spaß” geht, womit sich der Kreis zu den anfänglichen Aussagen schließt.

Kleine Studios sind nach Milliarden-Investitionen plötzlich das Opferlamm

Letztlich sollten Publisher in zweierlei Hinsicht mehr Geduld zeigen. Sei es bei der Entwicklung neuer Ideen oder bei dem, was auf dem Markt passiert. Vor allem während der COVID-19-Pandemie seien viele Videospielunternehmen in einer Art Goldgräberstimmung gewesen, die zu einem Glücksspiel wurde. Denn mit dem Ende der Pandemie endeten auch die zweistelligen Wachstumsraten.

Leidtragende seien die kleinen Studios, die während der Wachstumsphase mit großen Versprechungen übernommen wurden. “Aber sobald das Geld im gesamten Unternehmen knapp wird, kommen die Unternehmen plötzlich zu allen Studios zurück und sagen: Wir stecken in einer schwierigen Lage, wir werden unsere Rentabilitätsziele verfehlen. Also müssen alle Abstriche machen”, so Layden weiter.

Das sei für die kleinen Entwickler besonders unverständlich, da sie für einen ebenso kleinen Betrag übernommen wurden.

“Ihr habt mich für ein bisschen Geld gekauft, um mir ein bisschen Freiheit zu geben, das zu tun, was ich tue … Ich habe euch nicht gesagt, dass ihr zweistellige Milliardenbeträge für den Kauf anderer Sachen ausgeben sollt, was bedeutet, dass wir plötzlich das Opferlamm sein werden, weil ihr dafür sorgen müsst, dass die Bilanz stimmt”, beschrieb Layden die Perspektive der Studios.



Während die Studioschließungen und Entlassungen viele Mitarbeiter der Videospielbranche in finanzielle Nöte bringt, haben zumindest die Führungsetagen ausgesorgt, wie die hier verlinkte Meldung anhand von Electronic Arts verdeutlicht.

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Ach der arbeitet für Tencent?
Glückspilz.

@Pr4y

Dein Beispiel ist sinnbildlich und ein Fingerzeig für die Entwicklung in der Branche….das was ich auch meine und oben schon angerissen habe .

The Last Guardian ist ein fantastisches,teils emotionales Abenteuer mit Ecken und Kanten, doch mit unverkennbarer Identität.

Ein Muss für jeden Gamer , der nicht wie ein Lemming den Charts und dem Metascore folgt und eine Expertise und Gespür dafür hat Spiele außerhalb des üblichen Radars wahrzunehmen.

Die Gabe besitzen nur die Wenigsten unter UNS.(-;

Hast recht @Pr4y. Aber solange sich so ein ausgelutschter Müll wie Cod oder EAs Sport spiele verkaufen bleibt alles beim alten. Solange da nicht die ersten Zeichen gesetzt werden ändert sich nichts

es gab mal ein ganz trauriges bild.
vor ein paar jahren waren meine frau und ich im media markt… last guardian ist gerade frisch raus… jemand hat es in der hand… guckt es sich an… überlegt… packt es weg und nimmt sich stattdessen battlefield (oder es war call of duty)… tja und vielen nehmen soetwas wie last guardian nicht einmal in die hand und bestellen direkt cod oder battlefield etc vor…

wie soll sich das etwas ändern?

Es ist offensichtlich, dass er sich auf Tango bezieht.

Davon abgesehen, Microsoft, dank Windows einer der reichsten Konzerne weltweit, hat damals mehr als doppelt so viele Xbox Leute wie Sony entlassen und es ging ja dann noch weiter. Also eine Entlassungswelle nach der anderen.

Bei der Firesprite Sony News ist aber lediglich von der damaligen mittlerweile abgeschlossenen Maßnahme die Rede.

Es es nicht lange her, dass Games in Deutschland als Kunstform anerkannt wurden. Eine traurige Entwicklung

Achja ob die Entlassungswellen dadurch gerechtfertigt sind, lässt sich nur schwer durchschauen..

Schließlich steckt keiner von uns drin…..

*Abschließend

Anschließend kann man den Publishern nur wenig den Vorwurf machen das man immer weniger in kreative Projekte investiert , wenn die Anerkennung von Spielern wie das Spiel mit dem Feuer ist.

Fakt.

Den Publishern kann man auch nur einen Teil der Schuld zuschreiben, vielmehr ist das Versagen neuer und kreativer Projekte der breiten Masse der Casual Gamer Schuld.

Solange solch herausragende Spiele wie HiFi Rush sich auf den Markt schwer tun und von der Mainstream ignoriert wird, wird sich nichts ändern…

Im Grunde genommen spielt sich jedes Jahr das selbe in Charts ab sobald die xten Ableger zu

COD
FIFA
AC
FAR CRY
BATTLEFIELD
GTA

…..auf den Markt geknallt werden.

Viele Gamer wollen einfach in ihrer Komfortzone bleiben und nur selten werden außergewöhnliche Spiele mit Erfolg belohnt.

Ich bin froh drüber das ich einen fundierten und ausgewogenen Spielegeschmack habe …Von Mainstream bis Indie Games alles dabei. Außer die oben genannten Franchises meide ich inzwischen weitestgehend.

Zudem orientieren sich viele an Metascore und an Wertungen im Bereich der 90er, was oft den Kaufgrund ausmacht . Natürlich auch die Beliebtheit einer Franchise.

Also letztendlich ist die Gamerschaft sehr leicht mit Wiederholungen zu beeinflussen und zu beeindrucken.(-;

lustig, dass er sich jetzt so äußert, als wäre es unter ihm immer nur pro mitarbeiter und kreativität für die spieler gewesen. er hat natürlich recht mit dem, was er sagt… trotzdem kann er sich nur so äußern, weil er sony nicht explizit erwähnt, auf die das alles genauso zutrifft. egal ob mc, sony oder sonstwer außer vl nintendo… die sind alle schlimm und nutzen die mitarbeiter + spieler aus. die ´´gamer´´ müssten beim kaufen halt mal mehr nachdenken und nicht alles aus prinzip kaufen und vorbestellen wo name xyz draufsteht…. die firmen lernen es nur, wenn es um kohle geht. also nicht kaufen = zeichen setzen. leider sind viele zu gierig und die masse zu stumpf um mal über das eigene konsumverhalten zu reflektieren.

@ Arantheal
Das ist seit der Entlassungswelle im Februar bekannt, dass man einige Mitarbeite bei Firesprite entlassen hat. Man hat heute nur bekannt gegeben, dass man die Konsultationsphase abgeschlossen hat.
Daher netter Ablenkungsversuch.

Ja er hat auch absolute Probleme das Microsoft immer im schlechten Licht steht bei solchen News.
Dann kommen er und RegM und versuchen das mit Sony zu relativieren.
Gestern die Diskussion gehabt weil Sony 900
Mitarbeiter entlassen hat aber das Microsoft innerhalb kürzester Zeit weit über 4000 Mitarbeiter gekündigt (könnt mich gerne korrigieren wenn ich falsch liege) hat ist natürlich was anderes.
Bloß den schwarzen Peter woanders hinschieben.
Kannst du dir nicht ausdenken.

Das die Big Tech Firmen keine Geduld haben ist ja nichts Neues.
Nur das sie aufkaufen ohne Ende und erwarten das es gleich direkt knallt ist definitiv neu gewesen.

@Alistair73

Das ist seit der Entlassungswelle im Februar bekannt, dass man einige Mitarbeite bei Firesprite entlassen hat. Man hat heute nur bekannt gegeben, dass man die Konsultationsphase abgeschlossen hat.
Daher netter Ablenkungsversuch. 😉

Hmm… ich weiß nicht wann das Interview da gemacht wurde und ja er ist ja nicht mehr bei Sony. Aber schon eine Ironie oder Schicksal, das Sony gerade heute bei Firespirit ausgemistet hat und eine Anzahl X Mitarbeiter vor die Tür setzt.

“Also haben sie es einfach eingestellt und sich auf etablierte AAA-IPs, Fortsetzungen, Sequels und Dinge konzentriert, bei denen man aus finanzieller Sicht einen Strich ziehen und sagen kann: Wenn wir dieses Spiel produzieren, wird es auf dem Markt wahrscheinlich so funktionieren“

wenn man hier noch die news zu den wöchentlichen Vorbesteller-Charts verlinkt würde man sehen wieso die Publisher das tun.
Wen wunderts?

Im Grunde baut man sich in der Industrie gerade seine Blase die irgendwann platzen muss. Es kann nicht immer ein Wachstum geben. Irgendwann verschwinden Blockbuster einfach so im Umsatz, weil Sie der Minimum des nötigen sind und man bräuchte endlose davon, um noch ein Wachstum zu produzieren.

Da steckt viel Wahrheit in den Ausführungen von Layden.

Ja gut, wenn man die Spiele Day one in den Gamepass verramscht dann ist es auch kein Wunder wenn man am Ende nicht genug Umsatz mit dem Spielen gemacht hat.

Ob er sich auf Tango bezieht, er hat ja auch noch ein paar studios geschlossen die auch das ein oder andere gute spiel rausbrachten.