Jacob Navok, ehemaliger Director of Business bei Square Enix und heutiger CEO von Genvid, sieht die Videospielindustrie an einem Wendepunkt. Laut seiner Einschätzung stehe sie vor einer „grundlegenden Neuausrichtung“, nachdem es zu einer „Veränderung der Kräfte, die die Branche zusammengehalten“ haben, gekommen sei.
„Die Branche war einst durch den Mangel an Inhalten gekennzeichnet. Man konsumierte also ein Spiel (beendete Super Mario Bros) und ging dann zum nächsten über (fing mit Legend of Zelda an)“, erläuterte Novak zunächst. Auch als sich die Branche in Richtung komplexerer Medien und sogar MMOs bewegte, galt es als Grundprinzip, dass Spiele Inhalte seien: „Die Verbraucher würden neue Spiele kaufen, wodurch die Entwicklung guter Inhalte und deren Vermarktung zu einem profitablen Ergebnis führen würde.“
Netzwerke sind die neue Gelddruckmaschine
Es folgte ein Wechsel von einer Ära, die stark von Inhalten geprägt war, hin zu einer Netzwerk-Logik, in der Plattformen wie „Roblox“, „Fortnite“ oder „GTA Online“ das Verhalten der Spieler stärker bestimmen als einzelne Blockbuster-Titel.
Und derartige Netzwerkspiele beanspruchen einen großen Teil der verfügbaren Zeit: „Da der Zeitwettbewerb zunimmt und die größten Spiele zu Plattformen werden, bleibt uns nur das traditionelle, verpackte Geschäft, das weiterhin als Inhalt fungiert. Die Anzahl der Stunden eines Tages hat sich jedoch nicht geändert, ebenso wenig wie die Menge an frei verfügbarer Zeit zur Ablenkung.“
Navok erinnert daran, dass der frühere Square-Enix-CEO Yoichi Wada die Netzwerk-Orientierung der Branche bereits 2004 vorhergesehen habe. Viele hätten damals geglaubt, es gehe lediglich um MMOs. Erst heute werde laut Navok deutlich, dass damit „soziale Netzwerke der Spiele oder vielmehr Plattformen, über die Spieler auf Spiele zugreifen“ gemeint gewesen seien.
Allerdings: „Das bedeutet nicht, dass Spiele verschwinden, genauso wie Filme oder Fernsehen mit dem Aufkommen von YouTube nicht verschwunden sind. Aber wir kämpfen um Zeit; die Zeit nimmt nicht zu. Tiktok nimmt zunehmend Zeit in Anspruch, die einst eher dem gelegentlichen Spielen vorbehalten war. Hardcore-Spieler altern“, erklärte er weiter.
Gleichzeitig werden die Publisher bemüht sein, Risiken zu vermeiden. Novak erinnerte an „Concord“, das 2024 gerade einmal zwei Wochen auf dem Markt war, bevor Sony den Stecker zog. „400 Millionen Dollar und acht Lebensjahre waren innerhalb von zwei Wochen für immer verloren. Kein Umsatz, jeder Verkauf wurde zurückerstattet. Das ist erstaunlich.“ Vor 2024 habe es laut Novak nie eine solche Situation gegeben.
Game Pass kein Auslöser für Entlassungen
Im weiteren Verlauf widmete er sich den Redmondern. Für Navok liegt der Grund für die aktuellen Entlassungen bei Microsoft nicht im Game Pass. Zwar stehe der Dienst seit Jahren unter Beobachtung, jedoch sei dessen Einfluss auf die finanzielle Schieflage überschätzt.
„Lasst euch nicht täuschen […] oder denkt daran, die Probleme der Branche seien auf Game Pass zurückzuführen, einen Dienst, der in den letzten Jahren kaum gewachsen ist“, stellt er klar.
Vielmehr gehe es um ein grundsätzlicheres Problem: den Wandel der Branche hin zu Plattformen, die dauerhaft Spieler binden und damit höhere Netzwerkeffekte erzielen. Plattformen wie „Fortnite“ oder „Roblox“ ziehen die Aufmerksamkeit der jüngeren Spielergeneration stark auf sich, wodurch traditionelle Titel an Relevanz verlieren.
Navok nennt konkrete Beispiele: Während Publisher früher auf starke Inhalte gesetzt hätten, die möglichst im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft veröffentlicht wurden, sei dieser Plan zunehmend unsicher geworden. Große Investments wie die in „MindsEye“, „Splitgate 2“, „FBC: Firebreak“ oder auch das kürzlich verschobene „Marathon“ hätten sich zuletzt nicht wie erhofft ausgezahlt.
In die vier Spiele seien fast eine Milliarde US-Dollar geflossen, doch weder Releases noch Betas verliefen plangemäß. „Alle planen Fehlerbehebungen, aber wer glaubt wirklich, dass der Markt für diese vier Titel bestehen oder sogar wachsen kann?“, ergänzte der ehemalige Square-Enix-Manger.
KI als treibende Kraft
Der tiefere Grund für Microsofts Strategiewandel liegt für Navok in der Entwicklung künstlicher Intelligenz. „Hier kommt KI ins Spiel. Was bei Microsoft passiert ist, war klar: KI ist ein Wandel, der die gesamte digitale Ordnung wie nur einmal pro Generation verändert.“
Er erwartet eine Zeit, in der PCs und Plattformen mit KI-Eingabeaufforderungen ausgestattet seien, die es Nutzern erlauben, „einfach die gewünschte Unterhaltungsart einzugeben“. In dieser Perspektive verschmilzt das Konzept von Spielen, Technologie und sozialen Netzwerken immer stärker.
Navok verweist darauf, dass die größten Werte künftig dort entstehen, wo die meisten Nutzer und Entwickler aufeinandertreffen. Diese Entwicklung stellt Unternehmen wie Microsoft vor die Entscheidung, entweder konsequent in KI-gestützte Plattformen zu investieren oder im klassischen Content-Geschäft zurückzufallen. Die zuerst genannte Option verspreche deutlich höhere Gewinne.
Auch andere Branchengrößen wie Sony geraten laut Navok zunehmend unter Druck. Unternehmen müssten Plattformen aufbauen, die ähnlich wie „Fortnite“ dauerhaft Spieler an sich binden. Andernfalls blieben sie reine Content-Anbieter, was in der Netzwerkökonomie zunehmend ein Nachteil sei.
Zwar glaubt Navok nicht, dass traditionelle Spiele verschwinden, doch der Wettbewerb um die Zeit der Spieler sei härter geworden. Titel wie „Death Stranding 2: On the Beach“ hätten gezeigt, dass auch aufwändig produzierte Spiele nicht automatisch ein großes Publikum finden.
Was haltet ihr von Navoks Sicht auf die Dinge? Teilt ihr seine Einschätzung?
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Kommentare
darkbeater
13. Juli 2025 um 07:48 UhrGleich kommen wieder unsere Experten und kommen zu einem anderen Schluss.
nicht ernst nehmen wollte. Das auch bloß mal schreiben.
Huhnz
13. Juli 2025 um 07:52 UhrGut, dann kann ich mich ja als Laie zurücklehnen und die Shitshow zwischen euch genießen, hahaha
ResiEvil90
13. Juli 2025 um 08:17 UhrBezüglich Gamepass sagt er eigentlich auch nichts anderes als das er viel zu klein und unbedeutend ist um die Branche zu verändern. Ich glaube auch das die Gründe für den Wandel nicht am Gamepass liegen.
Letztendlich geht es darum die Spieler an einem Ökosystem zu binden und das funktioniert am besten mit Life Service usw. Sony und Microsoft haben das ja längst erkannt. Auch wenn beide etwas unterschiedliche Schwerpunkte bei der Herangehensweise haben. Ob einem das jetzt alles gefällt oder nicht lasse ich mal unbewertet im Raum stehen ^^
Ich frage mich nur wer da in Zukunft die besseren Karten hat.
Das alte Modell das Sony ja die letzten Generationen gepflegt hat scheint wenn man danach geht aber veraltet zu sein.
Christian1_9_7_8
13. Juli 2025 um 08:30 Uhr@ResiEvil90
Ich frage mich nur wer da in Zukunft die besseren Karten hat.
Das alte Modell das Sony ja die letzten Generationen gepflegt hat scheint wenn man danach geht aber veraltet zu sein.
Allerdings mit sehr gut steigenden monatlichen Abos und monatlichen Nutzer‘n…zumindest was die letzten Zahlen von Sony sagten..
MS gesteckten Ziele bis 2030, 100 Millionen Nutzer werden sie wohl nicht erreichen..Trotz steigenden Einnahmen, werden selbst 50 Millionen schwierig…
ResiEvil90
13. Juli 2025 um 08:42 Uhr@Christian1_9_7_8
Ich hoffe das auch weiterhin die meisten zur Playstation greifen werden.
Sony setzt immerhin noch auf Konsolen und die steht da aktuell auch noch im Mittelpunkt.
martgore
13. Juli 2025 um 08:50 UhrHier gehen die Diskussionen doch meist immer in die gleiche Richtung und am Inhalt der eigentlichen News vorbei. Die Überschrift, oft nur ein Wort verleitet die User wieder in ihre Muster zu rutschen.
Egal sei’s drum.
OzeanSunny
13. Juli 2025 um 09:03 UhrDer tiefere Grund für Microsofts Strategiewandel liegt für Navok in der Entwicklung künstlicher Intelligenz. „Hier kommt KI ins Spiel. Was bei Microsoft passiert ist, war klar: KI ist ein Wandel, der die gesamte digitale Ordnung wie nur einmal pro Generation verändert.“
Ich habe letztens einen Bericht gesehen da wurde gesagt dass Microsoft 80 Milliarden in KI gesteckt hat dieses Jahr und im nächsten Jahr wohl auch wieder massiv investieren muss.
Die frage die sich der Erzähler gestellt hat ist wie man das wieder reinholen möchte?
Und diese Unsicherheit hat auch dazu geführt das Microsoft die Leute entlassen hat.
Man investiert gewaltig in einem Geschäftsfeld und darunter muss ein anderes dafür bluten.
Irgendwann möchten die Shareholder auch da Gewinne erzielen.
Und wie man weis so schnell wie möglich.
Jetzt stellt sich einem nur noch die Frage ob KI wirklich das nächste große Ding ist das massiv wieder Geld einspielt oder ob es wieder eine Bubble ist die vielleicht irgendwann mal platzt.
Bis jetzt kann noch niemand sagen wohin die Reise geht.
Der Gamepass ist viel zu irrelevant in der Branche um so ein Beben auszulösen.
Wallow
13. Juli 2025 um 09:23 UhrKapitalismus ist der Grund immer mehr Geld mehr Marge mehr Profit. Das hat es Zersört. Es sind nicht mehr Nerds die geile Storys erzählen wollen sondern Milliarden Schwere Unternehmen die ihre Aktionäre Reicher machen wollen. Wir brauchen mal wieder so nen richtigen crash.
4everGaming
13. Juli 2025 um 09:42 UhrDer GamePass hat das Verhalten vieler Gamer doch schon längst verändert, vom Kauf von Videospielen, hin zum leihen. Als nächstes verändert jetzt die KI die Branche, das ist richtig.
StoneyWoney
13. Juli 2025 um 09:48 Uhr@Wallow Jawoll, unendlicher Wachstum muss es sein! Jedes Jahr mindestens 10% mehr Gewinn! Langfristige Strategien, unter denen auf keinen Fall die kurzfristigen Gewinne leiden dürfen! Wie, das geht irgendwann nach hinten los? Komisch.
Will man nach Spieleunternehmen suchen, die nicht an der Börse sind, findet man gar nicht mal so viele…Und dann sind es gerade jene, denen noch viel an einer guten Nutzererfahrung gelegen ist…Valve, Devolver, Annapurna, die Richtung eben.
Und die ausbeuterischen, Fließbandware erschaffenden, seelenlosen Unternehmen haben ebenfalls mit der Börse denselben Nenner.
Squallus Leonardus
13. Juli 2025 um 10:29 UhrKI wird den größten Impact haben, viele Entlassungen stehen da im direkten Zusammenhang.
PS: Er ist wieder da.
KoA
13. Juli 2025 um 10:42 UhrNavok liegt in seinen grundlegenden Feststellungen selbstverständlich richtig., wenn er herausstellt, dass KI der wesentliche Grund für die aktuellen Massenentlassungen ist. Das Modell der Abo-Dienste und insbesondere das Dumping-Vertriebsmodel des GP, tragen allerdings zu einem erheblichen Teil zum deutlich veränderten Konsumverhalten der heutigen Spielerschaft bei. Statt der Fokussierung auf einen ganz bestimmten Titel, wird den Spielern auch hier ein bedingt unübersichtlicher Wühltisch, oft genug voller beliebiger und belangloser Inhalte vor die Füße gekarrt, ohne dabei noch wesentliches Augenmerk auf wirklich ausgewählte Qualität zu richten. Spieler neigen zunehmend bevorzugt dazu, immer günstiger zu konsumieren. Dahingehend wird dann logischerweise auch die qualitative Entwicklung und Produktion derart vertriebener Titel angepasst
Letztendlich bleibt es stets eine Frage der jeweils selbst entgegengebrachten Wertschätzung, die die Art und Weise des Umgangs mit Spielen insgesamt beeinflusst. Genau hier liegt es auch in der Verantwortung eines jeden Konsumenten selbst, mit welchen Inhalten er sich tatsächlich unterhalten lässt und welche Geschäftsmodelle er hierfür aktiv unterstützt. Davon hängt letztendlich ab, in welche Richtungen sich der künftige Spielemarkt entwickelt.
Evermore
13. Juli 2025 um 11:18 UhrIm Endeffekt ist die Kernaussage das der Markt nicht wächst weil die Zahl der aktiven Gamer in etwa gleich bleibt. Smartphone Spiele mal ausgeklammert.
Es kommen aber immer mehr Spiele auf dem Markt und alle wollen was abhaben. Zudem sind Spiele wie Fortnite oder Roblox dafür verantwortlich das weniger neue Spiele gekauft werden weil diese Spiele die Spieler binden.
Und ja. Er hat doch zu großen Teilen recht. Dennoch sehe ich den Gamepass für große Produktionen eher kritisch.
Alistair73
13. Juli 2025 um 11:24 Uhr@Evermore
Das ist auch mit einer der wichtigsten Gründe warum die Kosten von AAA Projekten im weiter steigern. Man braucht das immer größer immer besser immer weiter um sich abzuheben, von den anderen. Was natürlich auf Dauer kontraproduktiv ist.
proevoirer
13. Juli 2025 um 11:28 UhrAber wir kämpfen um Zeit; die Zeit nimmt nicht zu. Tiktok nimmt zunehmend Zeit in Anspruch, die einst eher dem gelegentlichen Spielen vorbehalten war. Hardcore-Spieler altern“,
Das stimmt, aber gerade deswegen muss die Qualität stimmen um neue Leute begeistern zu können.
Und wie soll man mindestens 10% Gewinn einfahren jedes Jahr ohne den output zu erhöhen.
Etwa mit stetig steigende Kosten für den Endkunden?
XiscoBerlin
13. Juli 2025 um 11:31 UhrMir fällt schon auf, dass ich zumindest meistens so 2-6 Wochen Zeit mit einem neuen Game verbringe, dann ist es durch.
Klar ist aber auch, in kein Game ist so viel Zeit geflossen wie MP Games, besonders so MMOs wie World of Warcraft und SWTOR. Da war man dann Monate plötzlich nur noch am Zocken. Aber auch da kam dann irgendwann der Punkt, wo der End-Game Content nicht schnell genug hinterher kam. Oder man nach 1,5 Jahren einfach die Schnauze voll hatte und man mal wieder mehr anderen Hobbies nachgehen wollte. Daher mache ich aber um so MMOs oft einen Bogen.
Für mich liegt der Focus einfach auf Story Single Player Spielen, deren Spielzeit zur Platin sich bei bis zu maximal 100 Stunden bewegen sollte, wobei die meisten eher bei 30-60 Stunden liegen.
Ich kann nur hoffen es gibt genug Spieler wie mich und nicht alle wollen bloß jeden Tag das selbe MMO spielen. Aber es ist schon zu sehen, dass alle probieren ihr MMO zu platzieren und dabei Unsummen an Geld verbraten. Mal sehen, wie das alles weiter geht in der Gaming Industrie.
KaIibri-96
13. Juli 2025 um 11:35 Uhr@4everGaming
Videospiele wurden auch schon früher geliehen, bis der Abo-Dienst Netflix es zerstörte. Sony, Microsoft, Nintendo, EA, Ubisoft bringen es nur wieder zurück.