Review

Sekiro Shadows Die Twice im Test: So schwer wie „Dark Souls“, aber auch genauso gut?

Die „Dark Souls“-Macher schlagen wieder zu: FromSoftware strapaziert eure Nerven in „Sekiro: Shadows Die Twice“ mit komplexen Kämpfen, hohem Schwierigkeitsgrad und genialem Japan-Setting. Folgt „Sekiro“ also den großen Fußstapfen von „Dark Souls“ und „Bloodborne“?

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9.0

Nehmt euch Urlaub, macht den Beruhigungstee bereit und warnt die Nachbarn vor: „Sekiro: Shadows Die Twice“ von den „Dark Souls“-Schöpfern FromSoftware ist da. Was euch erwartet? Die härteste Schwertkampfsimulation des Jahres. Und trotz seiner prominenten Vorfahren gibt sich „Sekiro: Shadows Die Twice“ dezent innovativ und findet inmitten von Endgegnern, Samurai und dem mittelalterlichen Japan eine eigene Persönlichkeit, die wir ihm nicht zugetraut hätten.

Was wir gut finden

Eine mysteriöse Welt

„Sekiro: Shadows Die Twice“ entführt euch ins Sengoku-Japan des 16. Jahrhunderts und verbindet somit ein reales Setting mit FromSoftwares klassischem Fantasy-Einschlag. Auch wenn ihr es im Verlauf der etwa 30-stündigen Geschichte zumeist mit anderen Samurai zu tun bekommt, so trefft ihr doch auch immer wieder auf Fabelwesen, Dämonen und Untoten.

Im Gegensatz zu „Dark Souls“ oder „Bloodborne“ verzichtet „Sekiro“ allerdings auf einen Charakterbaukasten und Archetypen. Stattdessen steht der „einarmige Wolf“ im Mittelpunkt: Durch den stärkeren Fokus auf einen Hauptcharakter verändert sich auch die Erzählweise im Vergleich zu früheren FromSoftware-Spielen. Ihr sprecht vermehrt mit Überlebenden und Bewohnern der insgesamt neun Regionen und versucht herauszufinden, was eigentlich passiert ist.

Brutal schwer, aber auch gnadenlos gut!

Trotz des neuen Story-Ansatzes bleibt „Sekiro“ vielen Tugenden aber treu. Die Erklärtexte sind also weiter herrlich nebulös und die Geschichte, wenn auch linear, offenbart nur sehr selten offene Einblicke in die Zusammenhänge. Vieles müsst ihr euch selbst zusammenreimen, habt aber beispielsweise mit dem Bildhauer oder Ärztin Emma einige Bezugspersonen.

Schleichen und Schnetzeln

In Sachen Gameplay präsentiert sich „Sekiro: Shadows Die Twice“ vielseitiger: Vordergründig legt es den Schwerpunkt auf den Schwertkampf. Von Anfang bis Ende ist das Katana eure Waffe der Wahl. Die Haltung – ähnlich der Balance aus früheren FromSoftware-Spielen – dominiert dabei das Geschehen. Durch gelungene Paraden oder Angriffe durchbrecht ihr die Parade eurer Gegner und könnt sie so abfertigen.

„Sekiro“ entpuppt sich als Schwertkampfsimulator mit solidem Frustpotenzial. Ständige Ausweichbewegungen wie in „Bloodborne“ führen ebenso wenig zum Ziel wie ständiges Block á la „Dark Souls“. Vielmehr kommt es auf Paraden und das passende Timing an. So müsst ihr Angriffe erkennen und in kleinsten Zeitfenstern kontern. Hilfsmittel wie Asche oder die Prothesen helfen euch, die Deckung eures Gegners zu knacken. Trotzdem: „Sekiro“ erfordert Geduld und ein ordentliches Maß an Präzision.

Allerdings gibt es euch auch mehr Möglichkeiten an die Hand: Die Stealth-Mechanik – ähnlich wie in „Assassin’s Creed“ – funktioniert ordentlich und lässt euch Kontrahenten im Ninja-Stil ausschalten. So schleicht ihr euch etwa auf Dächern entlang und attackiert von oben. Oder ihr kraucht durch hohes Gras und attackiert von dort aus. Lautloses Vorgehen funktioniert gerade gegen Gegneransammlungen ausgezeichnet und die größere Flexibilität trägt stark zur Einzigartigkeit von „Sekiro“ bei.

Lieber Arm dran als Arm ab

Wie ja bereits erwähnt, bleibt das Katana die gesamte Spielzeit über eure Hauptwaffe. Allerdings findet ihr im Verlauf zusätzliche Prothesen, die ihr beim Bildhauer aktiviert und dann verwenden könnt. Von Ninja-Sternen bis hin zur schweren Axt und Feuerkanonen ist alles dabei, was man sich wünscht. Diese Funktionen bringen zusätzliche Tiefe in die Kämpfe und erlauben gelegentliche Wechsel im eigenen Arsenal. Die Rollenspielanteile gestalten sich vergleichsweise gering. Klassische Stufenaufstiege gibt es nicht. Dadurch entfällt auch das bei „Dark Souls“ und „Bloodborne“ so beliebte Grinding für mehr Lebens- und Angriffspunkte.

Stattdessen schaltet ihr mit gesammelten Erfahrungspunkten neue Angriffs- und Konteraktionen frei, die meist eher mäßig hilfreich sind, da sie in Sachen Timing sehr riskant ausfallen. So bezieht „Sekiro: Shadows Die Twice“ seine Faszination hauptsächlich aus dem Verfeinern und Verbessern der eigenen Fertigkeiten und weniger die des „einarmigen Wolfes“.

Upgrades wie etwa mehr Gesundheit schaltet ihr vor allem durch versteckte Items wie etwa Gebetsperlen frei und diese finden sich zumeist bei Bossen oder kleineren Endgegnern. Bei ihnen handelt sich zumeist um überdimensionale Samurais, teils auch riesige Tiere – sie sind längst nicht so imposant wie in „Dark Souls“. Dafür sind aber selbst kleinere Zwischengegner wie Generäle mit Piken extrem fordernd und fühlen sich wie echte Bosse an.

Was wir schlecht finden

Hoher Schwierigkeitsgrad und kleinere Ungereimtheiten

Bei schweren Spielen wie „Sekiro: Shadows Die Twice“ sorgt der kleinste Fehler für den Bildschirmtod. Sobald ihr eure Konzentration für einen Sekundenbruchteil verliert, spießen euch selbst schwächere Kontrahenten gnadenlos auf und nehmen euch auseinander. Dieser hohe Schwierigkeitsgrad bleibt Geschmackssache: „Sekiro“ ist nichts für zwischendurch und benötigt eine gewisse Leidensfähigkeit, belohnt aber zugleich mit seinem genialen Kampfsystem und dem einzigartigen Artstyle.

Doch gerade aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrads müssen Steuerung und Kameraführung absolut präzise sein. Leider gibt es gerade beim Betreten von Innenräumen immer wieder kleinere Perspektivproblem. Für Momente kommt die Kamera nicht hinterher und verwirrt mit seltsamen Winkeln. Im schlimmsten Fall bedeutet das schon den ersten Treffer. Wir umgingen diese die Problematik, indem wir Innenräume in Kämpfen mieden und lieber die Dächer als Deckung nutzten.

Crowd-Control bleibt problematisch

„Sekiro: Shadows Die Twice“ simuliert Schwertkampf – also Angriffe, Paraden und Konter – ausgezeichnet. Allerdings gibt es immer wieder Probleme bei Kämpfen mit mehreren Gegnern. Nicht nur, dass diese Auseinandersetzungen sehr unübersichtlich sind, sie wirken auch deutlich unpräziser und „videospiel-iger“ als Eins-gegen-Eins-Gefechte.

Stecht ihr beispielsweise einen Wachmann ab, wartet sein Kollege geduldig ab, bis ihr mit eurer Arbeit fertig seid. Gegner-Modelle ragen gelegentlich leicht ineinander und manchmal trefft ihr gleich beide Widersacher, manchmal aber auch nicht.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • faszinierendes Szenario
  • tolle Schwertkampftechnik
  • vielseitigeres Gameplay
CONTRA
  • Schwierigkeitsgrad bleibt Geschmackssache
  • Kämpfe mit mehreren Gegnern problematisch
  • Kameraführung oftmals zu hektisch

Sekiro Shadows Die Twice im Test: So schwer wie „Dark Souls“, aber auch genauso gut?

Eine Frage erreichte uns immer wieder: Ist „Sekiro: Shadows Die Twice“ eher wie „Dark Souls“ oder wie „Bloodborne“? Tatsächlich ist es etwas ganz anderes. Und genau deshalb ist es so gut. Mit „Sekiro“ geht FromSoftware einen anderen Weg.

Uns hat es im Test besonders die Vielseitigkeit des „einarmigen Wolfes“ angetan: Mal meucheln wir schwache Gegner mit einer schnellen Abfolge von Schwerthieben, mal schleichen wir uns im „Tenchu“-Stil über Dächer und schalten einen Wachmann nach dem anderen aus. Die vielen Mini-Bosse und Endgegner dagegen fordern uns mit klassischen Mustern, die wir erst kennenlernen und dann ausnutzen. „

Sekiro“ erklärt längst nicht alles: Wie neue Prothesen wirken, müssen wir ebenso austesten wie den Nutzen unzähliger Gegenstände. Aber genau dieser Reiz des Unbekannten machte Spiele von FromSoftware schon immer aus. „Sekiro: Shadows Die Twice“ spielt deshalb in einer Liga mit „Dark Souls“ und „Bloodborne“ und ist zugleich die knackigste Schwertkampfsimulation seit Ewigkeiten.

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Kommentare

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