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Overwatch im Test: Schafft Blizzard die Shooter-Revolution?

Blizzard erfindet Online-Shooter neu: „Overwatch“ verweist die Konkurrenz mit perfekter Spielbalance und launigen Feuergefechten auf die Ränge.

play3 Review: Overwatch im Test: Schafft Blizzard die Shooter-Revolution?

9.0

„Overwatch“ ist eine kleine Sensation. Denn es ist der erste Shooter von Blizzard Entertainment. Bislang machte sich das Unternehmen mit Spielen wie „World of Warcraft“, „Diablo“ oder „Hearthstone“ einen Namen. Blizzard revolutionierte Online-Rollenspiele, stahl uns die Zeit durch Looten und Leveln. Doch mit „Overwatch“ wagt man sich auf unbekanntes Terrain. Daher war die Ankündigung des Arena-Shooters im Rahmen der Blizzcon 2014 auch eine umso größere Überraschung. Nach etlichen Beta-Phasen steht „Overwatch“ seit dem 24. Mai 2016 in den Regalen und begeistert Fans und Fachpresse. Doch wie gut spielt sich die knallbunte Arena-Ballerei wirklich? Das verraten wir im ausführlichen Test.

Was wir gut finden

Abgefahrene Helden mit Persönlichkeit

Die insgesamt 21 Helden stellen das Herzstück des Online-Shooters dar. Sie sind unterteilt in die Klassen Angriff, Defensive, Unterstützer und Tanks. Ähnlich wie in „Battleborn“ rennt ihr aber nicht mit seelenlosen Archetypen durch die Levels, sondern mit fein dargestellten Charakteren mit individuellen Fertigkeiten.

Angelegt auf einer futuristischen Version der Erde schwingt der offensive Revolverheld McCree seinen Knarre. Sensenmann Reaper huscht als Schatten über das Schlachtfeld und die aus unzähligen Trailern bekannte Tracer springt durch die Zeit oder spult diese gar für einen Moment zurück. Dicke Brocken wie etwa der intelligente Gorilla Winston teilen im Nahkampf aus und Unterstützer wie das indische Androidenwesen Zenyatta heilen ihre Mitstreiter.

Die Unterschiede zwischen den Figuren machen den Reiz aus. Jede besitzt bis zu sechs Fertigkeiten – darunter zwei Specials und eine ultimative Fähigkeit, die sich erst mit Erfolgen auf dem Schlachtfeld auflädt. Sternenkrieger Pharah etwa feiert mit ihrem Mech-Anzug eine ganze Salve an Raketen auf ihre Feinde ab. „Overwatch“ gewinnt durch die Verschiedenartigkeit seiner Charaktere massiv an Langzeitmotivation hinzu. Anders als bei der Konkurrenz werdet ihr selbst innerhalb der Matches häufiger die Figuren wechseln oder Experimente probieren.

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Das spielt sich so gut

In seinem Kern ist „Overwatch“ ein Arena-Shooter. Auf den insgesamt 12 Maps tretet ihr in klassischen Domination- und Eskortmodi mit zwei Sechser-Teams an. Wirkliche Experimente wagt Blizzard zumindest in puncto Optionsvielfalt nicht. Die Freude kommt hier tatsächlich aus dem Spiel selbst heraus.

Ähnlich wie schon „DOOM“ läuft auch „Overwatch“ bei stabilen 60 Bildern die Sekunde und erzeugt damit einen herrlich flotten Spielfluss.Gleichzeitig aber erweist sich die Grafik als bunt und liebevoll, aber längst nicht überladen. Besonders die Charaktere strotzen vor Details und bewegen sich ungemein flüssig. Die Karten wiederum sind kreativ designt und bieten dank verschiedener Ebenen reichlich Spielraum für Erkundungstouren.

Overwatch macht Online-Shootern Beine!

Am besten gefällt uns aber die schwungvolle Steuerung und die gelungene Spielbalance. „Overwatch“ spielt sich – ähnlich wie „DOOM“ – enorm intuitiv, sodass man bereits von der ersten Minute an sofort kleinere Erfolge feiert. Denn auch der Blizzard-Shooter wirft einige Anhängsel über Bord: Friendly Fire gibt es beispielsweise nicht. Auch eine Sprintfunktion erhalten nur bestimmte Figuren. Und so Winkelzüge wie sich auf den Boden legen oder gar ein Deckungssystem spielen hier keine Rolle. Stattdessen setzt „Overwatch“ den Fokus auf knallbunte, schnelle Feuergefechte.

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Mit Teamwork zum Erfolg

Allerdings wird aus dem flotten Ballerspaß auch alsbald taktische Finesse. Denn die verschiedenen Klassen und Charaktere sind fein aufeinander abgestimmt. Selbst mit fremden Spielern entstehen so einzigartige Situationen. Kampfzwerg Torbjörn etwa platziert sein Geschütz als Ablenkung, während Bogenschütze Hanzo auf einem Balkon auf die nächsten Opfer wartet. Andere Figuren besitzen Schilde und können so sich und ihre Kameraden schützen, während diese hindurch ballern können.

Die besten Ergebnisse erzielt ihr immer genau dann, wenn ihr alle Fertigkeiten einsetzt und mit anderen zusammenarbeitet. Zugleich aber helfen die Talente auch beim Erkunden der Levels: Pharah beispielsweise überwindet mit ihrem Raketenantrieb Abgründe oder katapultiert sich über Dächer hinweg. Wer sich clever anstellt, kann – fast wie ein Speedrunner – riesige Strecken zurücklegen, ohne die Hauptwege überhaupt anzuschauen.

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Euch packt die Sammelwut

Zum Abschluss jedes Matches gibt es nicht nur ein kurzes Highlight-Video der besten Aktion dieser Runde, sondern auch die typische Abrechnung samt Erfahrungsboost. „Overwatch“ besitzt kein traditionelles Levelcap, aber auch keinen Skill-Tree. Stattdessen bekommt ihr mit jedem Aufstieg eine Lootbox, in der sich Individualisierungsobjekte wie Skins, Gesten oder Graffiti befinden. Jede Figur besitzt mindestens 54 Sammelgegenstände. Ihr werdet also reichlich Arbeit vor euch haben.

Wer die Sache ankurbeln will, kann hier auch echtes Geld investieren. Doch das ist absolut nicht notwendig, da es sich „nur“ um kosmetische Veränderungen handelt. Sehr löblich: Blizzard kündigte bereits einen sehr langen Support mit neuen Maps, Spielmodi und Charakteren an. Alle kommenden Inhalte sind für Besitzer von „Overwatch“ gratis. Ihr benötigt also keinen Season-Pass oder andere DLCs. Im Vollpreis sind sämtliche Erweiterungen bereits enthalten. Deshalb ist die momentane Modusvielfalt auch durchaus zu verschmerzen. Da kommt noch mehr!

Was wir schlecht finden

Kein Story-Modus

Es ist wirklich ein Jammer, dass Blizzard keinerlei Story-Modus anbietet. Die Charaktere und ihre über Trailer erzählten Hintergrundgeschichten schreien förmlich danach. So aber besitzen zwar alle Figuren ihre eigene Geschichte, diese ist allerdings nicht in „Overwatch“ integriert. Auf lange Sicht hoffen wir, dass Blizzard da ein Einsehen hat und Extra-Inhalte nachschiebt.

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Looten ist vielleicht nicht genug

So toll sich „Overwatch“ auch spielt, einigen wird wohl eine wirklich handfeste Motivation dahinter fehlen. Die Level-Aufstiege samt Lootboxen sind sicherlich nett, doch ein Gefühl für den eigenen Spielfortschritt entsteht so eher bedingt. Noch dazu stört der Zufallscharakter bei den Inhalten der Überraschungskisten.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • geniale Spielbalance
  • starkes Shooter-Gameplay
  • Teamwork und Taktik
CONTRA
  • keine Kampagne
  • müdes Belohnungssystem

Overwatch im Test: Schafft Blizzard die Shooter-Revolution?

Blizzard hat es schon wieder geschafft: Es setzt erneut neue Maßstäbe in einem scheinbar fremden Genre. „Overwatch“ ist pure Spielfreude und dampft Online-Shooter auf ihre Grundfesten Spielbalance, Teamwork und Gameplay herunter. Das Ergebnis beeindruckt von der ersten Sekunde und macht sofort Spaß. Die 21 schillernden Charaktere könnten kaum unterschiedlicher sein und greifen dennoch mit ihren Fähigkeiten nahezu nahtlos in einander. Hier können Einzelgänger Spaß haben, doch wer zusammenarbeitet, wird noch mehr aus „Overwatch“ rausholen. Letztlich ist lediglich der Umfang aktuell ein bisschen zu gering. Mit nur vier recht innovationsscheuen Spielarten und zwölf Maps wird Blizzards Online-Shooter schnell repetitiv. Glücklicherweise ist dieser Makel nur temporär, denn Blizzard hat ja bereits Nachschub angekündigt. Zum totalen Glück fehlen uns letztlich nur einige Story-Freude und vielleicht ein etwas besseres Belohnungssystem. Doch ansonsten ist „Overwatch“ ein echter Online-Knaller, an dem Shooter-Freunde kaum vorbei kommen.

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Kommentare

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