Review

Rage 2 im Test: Warum der Open-World-Shooter Ladehemmung hat

„Rage 2“ vereint das Open-World-Chaos aus „Just Cause“ mit dem Shooter-Gameplay von „Doom“: Entsteht so eine explosive Mischung oder geht „Rage 2“ vielleicht einfach nur spektakulär in Flammen auf?

play3 Review: Rage 2 im Test: Warum der Open-World-Shooter Ladehemmung hat

7.5

Avalanche Studios („Just Cause“) heraus. Diese Einflüsse sieht man dem Spiel eindeutig an, jedoch hat die Zusammenarbeit auch gute und schlechte Seite. Bereits der 2011 veröffentlichte erste Teil erhielt seiner Zeit gemischte Kritiken. Mit dem 30 Jahre später ansetzenden Nachfolger sollte das anders werden. „Rage 2“ entpuppt sich als launiger Shooter, dessen Open-World-Konzept leider der puren Spielbarkeit hinterher hinkt. Manchmal wäre weniger doch eben mehr.

Was wir gut finden

Das beste Shooter-Gameplay seit „Wolfenstein“?

In „Rage 2“ vermischt Avalanche Studios die Qualitäten eines „Doom“ mit der offenen Spielwelt von „Just Cause“. Während letzteres den wichtigsten Kritikpunkt des Spiels darstellt, ist das Shooter-Gameplay seine größte Stärke. Bereits der Einstieg, in dem ihr selbst entscheidet ob Ranger Walker Mann oder Frau sein soll, erinnert stark an „Doom“ und bringt euch die Steuerung näher.

Top Shooter, müde Open-World

Deckungssystem oder andere Marotten gibt es in „Rage 2“ nicht. Stattdessen kommt es vor allem darauf an, möglichst schnell ein Ziel nach dem anderen auszuschalten. Die Steuerung erweist sich als herrlich direkt und das Treffer-Feedback ist erstklassig. Bei perfekten Schüssen zerplatzen Köpfe und gepanzerten Einheiten fliegt zunächst eine Lage Blech nach der anderen vom Körper, ehe sie draufgehen.Der Einsatz der Nanotrites oder Explosivstoffen sorgt für umher fliegende Körper. Wer sich auf die Spielgeschwindigkeit einlässt und den Umgang mit den Waffen trainiert, der wird schnell zum Komponisten seiner eigenen Zerstörungssymphonie.

Mit insgesamt sieben Waffen mitsamt Sekundärfeuer ist das Arsenal überschaubar, aber herrlich überdreht. Selbst mit der Schrotflinte pusten wir Gegner problemlos aus den Schuhe und schleudern sie durch die Luft. Die Kanonen sind allesamt over-balanced, allerdings gehört das eindeutig zum Konzept. Gleiches gilt natürlich für die teils abgedrehten Gegner, die oftmals alles andere als clever agieren. „Rage 2“ ist eine laute, knallbunte Schießbude.

Die Kräfte eines Rangers

So richtig Feuer Budkommt aber – neben der launigen Bewaffnung – vor allem durch die Nanotrites ins Spiel. Dabei handelt es sich um elf spezielle Ranger-Fertigkeiten, die ihr in Archen findet und später ausrüstet. Anfangs weichen wir beispielsweise mit dem „Dash“ aus oder hüpfen per Doppelsprung auf Dächer. Später setzen wir zu „Slams“ an und wirbeln unsere Kontrahenten mit dem „Vortex“ durch die Luft.

Der so genannte „Overdrive“ ermutigt zudem zu rasanten Gefechten. Nur wenn ihr in schneller Folge gleich mehrere Kontrahenten umnietet, schaltet ihr Energie dafür frei. Aktiviert, richtet ihr mehr Schaden an und – sofern ihr das passende Upgrade freischaltet – regeneriert sogar Energie. In Verbindung mit der direkten Steuerung, dem gelungenen Gunplay und den vielen Möglichkeiten entsteht ein wirklich toller Spielfluss, der „Rage 2“ zu einem wirklich herausragenden Shooter macht. Das Spiel bereitet sofort große Freude und ihr fühlt euch binnen Sekunden wie ein Superheld.

Das spricht mich an!

In Sachen Story erzählt „Rage 2“ eine typische Rachegeschichte: Ranger Walker soll die Obrigkeit zerstören, die seine Ziehmutter und unzählige andere ermordet hat. „Rage 2“ ist ein Spiel für Erwachsene und präsentiert sich entsprechend auch so. Gelegentlich fast schon zu ironisch bombardiert einen „Rage 2“ mit schrillen Figuren und teils sogar skurrilen Schauplätzen.

Im Gegensatz zur Außenwelt wirken gerade die Städte herrlich ungewöhnlich und passen perfekt zum Setting. Überhaupt ist „Rage 2“ ein technisch absolut ausgereiftes Spiel: Die Kämpfe laufen – speziell auf der Playstation 4 Pro – sehr flüssig bei 60 Bildern die Sekunde. Explosionen wirken wuchtig und werden von Rauch- und Partikeleffekten untermauert. Die immer wieder eingestreuten Bossgegner entpuppen sich ebenfalls als gewaltige Monstrositäten. Das Gegnerdesign passt somit über weite Strecken ausgezeichnet zum Setting.

Was wir schlecht finden

Kurz und hohl

Noch in der Vorschau-Fassung faszinierten uns krude Charaktere wie beispielsweise die verrückte Desdemonya und den extravaganten Klegg Clayton oder auch Figuren wie Loosum Hagar, Captain Marshal oder Doktor Kvasir. Sie alle besitzen eine Persönlichkeit und „Rage 2“ präsentiert sie mit einem überdeutlichen Augenzwinkern. Die Kampagne selbst aber kommt aufgrund der mangelhaften Kreativität und der insgesamt eher stereotypen Geschichte nicht über das Prädikat „Kurz und hohl“ hinaus. Auch wenn die rund zehn bis zwölf Stunden lange Story durchaus unterhaltsam ist, so lässt das Spiel zu viel Potenzial liegen. Da wäre schlichtweg mehr drin gewesen.

Die Open-World-Einöde

Titel wie „Red Dead Redemption 2“ zeigen, wie toll offene Spielwelten sein können. „Rage 2“ gelingt dieses Kunststück jedoch nicht. Statt dem Genre seinen eigenen Stempel aufzudrücken, fährt das Spiel lediglich eine ganze Reihe von Standard-Features und Setpieces auf: Hier Banditenlager ausräuchern, dort Ressourcen und Datenpads sammeln und dann wieder auf die Suche nach Archen gehen.

Die umher fahrenden Konvois sind die einzig nette Abwechslung, aber die Renn-Optionen etwa scheitern an der behäbigen Fahrphysik. Tatsächlich vergehen dadurch gerade die ersten Stunden wie im Flug: In „Rage 2“ macht ihr schnellen Spielfortschritt und das motiviert. Aber gerade zum Ende hin geht der Spielwelt merklich die Luft aus und viele Missionen und Abläufe wiederholen sich.

Schnell weg mit der Karre!

Wie bereits erwähnt, bereist ihr die Welt von „Rage 2“ nicht zu Fuß, sondern könnt euch in alle möglichen Fahrzeuge setzen. Doch während der später aktivierbare Mini-Hubschrauber Ikarus wirklich Spaß macht, enttäuscht gerade die Fahrphysik bei so ziemlich allen anderen Fortbewegungsmitteln. Gerade der Phoenix, unser erster fahrbarer Untersatz, steuert sich schwerfällig und behäbig. Das steht im krassen Gegensatz zu dem Shooter-Gameplay und daher erscheinen Fahrten zum nächsten Zielort beinahe wie Zeitspiel. Die eingestreuten Rennen machen dadurch weit weniger her. Wir hätten uns in diesem Fall eher etwas mehr Tempo und vor allem eine direktere Steuerung gewünscht.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • sehr gute technische Umsetzung
  • Waffen, Nanotrites und Upgrades
  • extrem unterhaltsames Shooter-Gameplay mit sehr gelungenem Gunplay
CONTRA
  • langweilige Open-World
  • Missionen und Schauplätzen mangelt es an Abwechslung und Anspruch
  • allzu behäbige Fahrphysik

Rage 2 im Test: Warum der Open-World-Shooter Ladehemmung hat

Wir haben mehr erwartet! Gerade nach den Hands-On-Sessions im Vorfeld versprach „Rage 2“ vor allem in Sachen Story und Charakterdesign einfach mehr. Doch als Gesamtwerk betrachtet, ist „Rage 2“ leider nicht mehr als ein wirklich gut spielbarer Shooter, der in einer ziemlich öden Open-World untergeht.

Die mangelnde Abwechslung fällt anfangs nicht wirklich auf, springt einem aber mit jeder Spielstunde stärker ins Gesicht. Zu schade, dass die Story-Schreiber so wenig mit den teils wirklich spannenden Figuren anfangen. Und trotzdem können wir „Rage 2“ nicht allzu lange böse sein: Speziell in den ersten Stunden saugt einen das Spiel mit seiner puren Gewalt und dem schonungslosen Gameplay in seine Welt.

Wer „Doom“ oder auch „Bullet Storm“ mag, der fühlt sich hier gleich zuhause. Nanotrites, Upgrades und das starke Arsenal sind ein Garant für spaßige Shootouts. Andere Elemente wie etwa die vielen Sammelgegenstände oder auch das rudimentäre Crafting wirken dagegen aufgesetzt. Sucht ihr ein innovatives Open-World-Spiel? Dann ist „Rage 2“ nichts für euch. Habt ihr Bock auf einen richtig launigen Shooter? Dann seid ihr hier an der richtigen Adresse.

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