Review

Man of Medan im Test: Gelungene Grusel-Premiere mit kleineren Schwächen

Gruseln wie in „Until Dawn“ oder doch nur gepflegte Langeweile: Wie spannend ist der interaktive Horrorfilm „Man of Medan“ und wie gut funktionieren die Multiplayer-Optionen?

play3 Review: Man of Medan im Test: Gelungene Grusel-Premiere mit kleineren Schwächen

7.5

Seit dem Jahr 2015 warten Horror-Freunde auf eine Fortsetzung von „Until Dawn“. „Man of Medan“ stellt den Auftakt der Dark Pictures Anthology dar, in der Entwickler Supermassive Games bekannte Mythen und Lagerfeuergeschichten aufgreift und in Form interaktiver Filme präsentiert. Auch in „Man of Medan“ verändert ihr die Geschichte mit euren Entscheidungen und seid schließlich selbst dafür verantwortlich, welcher der Charaktere überlebt oder ins Gras beißt. Wie stimmig der Auftakt in die Serie umgesetzt wurde, verrät der umfangreiche Test.

Was wir gut finden

Atmosphärischer Geisterschiff-Grusel

Ein verschollenes Geisterschiff, eine Gruppe junger Urlauber und finstere Atmosphäre: Das sind die Zutaten für „Man of Medan“. Das Spiel startet mit einem Rückblick und erklärt die Geschichte der Oureng Medan. Im Anschluss landet ihr nach einem Zeitsprung in der Gegenwart und lernt die Freunde rund um Kapitänin Fliss kennen. Wie schon in „Until Dawn“ ist keine der Figuren absolut fehlerfrei. Daher entsteht auch eher eine lose, emotionale Verbindung zu den Charakteren. Das ist genau richtig, da schließlich der Fokus auf der Story und vor allem auf den Schreckmomenten und Toden liegt.

Kein perfekter, aber ein guter Start der Dark Pictures Anthology

Der Plot selbst entfaltet sich nur langsam: Anfangs dreht sich alles um die Beziehungen der Urlauber untereinander. Im zweiten Teil brandet schließlich Gefahr auf, als die Duke of Medan plötzlich von Piraten gekapert wird. Im finalen Part verschlägt es euch schließlich auf das Geisterschiff und auch wenn sich „Man of Medan“ Zeit lässt, so überzeugt es doch mit solider Atmosphäre und vor allem ordentlich Spannung. Spielt das Grusel-Abenteuer aber unbedingt im Dunkeln, ansonsten geht einiges an Stimmung flöten.

Wer überlebt und wer geht drauf?

In Sachen Gameplay erinnert „Man of Medan“ stark an seinen Quasi-Vorgänger „Until Dawn“. Das Spiel verzichtet auf anspruchsvolle Rätselkost oder andere Videospiel-Elemente. Stattdessen wechselt ihr im Verlauf mehrfach die Spielfigur und interagiert mit der Umgebung und den Kameraden. Im Klartext heißt das: Ihr untersucht beispielsweise Objekte, indem ihr sie dreht und wendet. Ihr schaltet gelegentlich Gerätschaften an und aus. Und ihr schaut euch vor allem in den Gebieten nach zusätzlichen Informationen um. Hinzu kommen eingestreute Reaktionstests.

Bestimmte Bilder koppelt „Man of Medan“ an Vorahnungen, die euch speziell beim ersten Durchlauf einen kleinen Vorgeschmack auf eine mögliche Zukunft geben. Eure Entscheidungen prägen nämlich letztlich die Charaktere, ihre Beziehungen und vor allem auch deren Geschichte. Ihr legt (unbewusst) fest, wer das Abenteuer überlebt und wer vielleicht auf dem Weg dorthin drauf geht. Insgesamt bietet das Spiel weit über 50 Todesarten, sodass sich ein zweiter Durchmarsch mit einer gezielt andersartigen Spielweise durchaus lohnt.

„Man of Medan“ betont schließlich sogar seine Genre-Position als spielbares Gruselmärchen durch die immer wieder eingestreuten Auftritte des Kurators. Dieser fungiert als Erzähler und hilft euch mit mehr oder weniger aufschlussreichen Zwischensequenzen auf die Sprünge. Vor allem aber trägt er ordentlich zur Stimmung bei und ist somit eine absolut sinnvolle Ergänzung.

Kreativer Multiplayer-Modus …

„Man of Medan“ bietet einige clevere, wenn auch nicht ganz fehlerfreie Mehrspieler-Optionen. Wer das Horror-Abenteuer gerne mit Freunden auf der Couch genießen möchte, der klickt den Filmabend an. In diesem wählt jeder eine Spielfigur und gibt auf Kommando das Gamepad weiter. Dadurch entsteht eine solide Interaktivität und vor allem regt diese Gameplay-Idee zu munteren Diskussionen an.

Mehr: Man of Medan – Update 1.09 verbessert die Performance

Im Online-Modus dagegen teilt „Man of Medan“ die Geschichte unter den beiden Teilnehmern auf. Das bedeutet: Gelegentlich trennt das Programm beide Spieler und lässt sie parallel an unterschiedlichen Orten agieren. Das funktioniert ebenfalls gut. Wer aber alles erfahren möchte, der sollte sich im Anschluss oder währenddessen mit seinem Partner unterhalten und austauschen.

Was wir schlecht finden

… allerdings auch mit ein paar Macken

Der Multiplayer funktioniert leider nur mit gut aufgelegten Freunden so richtig. Im Online-Spiel mit zufälligen Partnern geht viel Atmosphäre verloren, da ihr ja einen Teil der Handlung nicht selbst erlebt. Auch das Herumreichen des Controllers erweist sich als Geschmackssache. Bei einer gut aufgelegten Truppe kann das Konzept für Dynamik sorgen. Zugleich aber hätten wir uns eine Art Abstimmungssystem bei wichtigen Entscheidungen gewünscht, sodass die Gruppe stärker im Vordergrund steht und nicht ein Einzelner alle überstimmen kann.

Technische Probleme

Grafisch läuft bei „Man of Medan“ noch nicht alles rund. In der Testsession fielen gelegentliche Ruckler und andere Grafikprobleme auf. Glücklicherweise veröffentlichte Supermassive Games bereits einen Patch, der zumindest einen Teil dieser Porbleme behebt. Hinzu kommt eine nicht lippensynchrone, aber dennoch hörenswerte deutsche Sprachausgabe und kleinere Animationsprobleme. Die Darstellung der Gesichter schwankt zwischen wirklich gelungen und arg unnatürlich. Diese Diskrepanz fällt gerade bei den häufig vorkommenden Nahaufnahmen besonders auf.

Steuerung zum Abgewöhnen

Doch während wir die Grafikprobleme noch irgendwie ignorieren können, so erweist sich die Steuerung der Charaktere in den Erkundungspassagen als größtes Manko. Die Figuren reagieren extrem träge auf Kommandos und aufgrund der festen Kameraperspektiven wird nicht immer klar, in welche Richtung wir als nächstes drücken müssen. Das Handling lässt an dieser Stelle extrem zu wünschen übrig und sorgt dafür, dass wir oft hängen bleiben oder umständliche und vor allem unnatürliche Wege mitsamt Schlenkern und Kurven einschlagen. Das passt leider überhaupt nicht zu filmischen Inszenierung und bricht somit die Immersion.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • kurze, aber insgesamt spannend inszenierte Grusel-Geschichte
  • Entscheidungsfreiheiten beeinflussen das Spiel
  • ordentlicher Wiederspielwert dank Multiplayer und Entscheidungen
CONTRA
  • Multiplayer arg abhängig von der Wahl der Mitspieler
  • technisch nicht perfekt
  • schlimme Steuerung der Charaktere

Man of Medan im Test: Gelungene Grusel-Premiere mit kleineren Schwächen

„Man of Medan“ stellt einen guten Start der Dark Pictures Anthology dar. Zwar kommt der interaktive Horrorfilm eher langsam in Fahrt, entfaltet aber spätestens auf dem verlassenen Geisterschiff seine gesamte Atmosphäre.

Spielerisch reißt „Man of Medan“ wie erwartet keine Bäume aus: Rätsel gibt es nicht und auch die eingestreuten Reaktionstests bringen wenig Abwechslung ins Spiel. Dazu stören die allzu verkopfte Navigation der Spielfiguren und die vor allem zum Launch des Spiels aufgetretenen technischen Schwierigkeiten. Trotzdem konnten wir uns aber „Man of Medan“ nicht völlig entziehen.

Die Entscheidungsfreiheiten und der ungewöhnliche Multiplayer motivieren zu einem zweiten Durchgang. Mit fünf bis sechs Spielstunden besitzt das Abenteuer die richtige Länge für einen etwas ausgedehnteren Filmabend. „Man of Medan“ ist spielerisch einfache, aber dennoch unterhaltsame Grusel-Unterhaltung und genau deshalb einen Blick wert.

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