Review

Avatar Frontiers of Pandora im Test: Mehr als nur ein "Far Cry"-Klon?

Vom Blockbuster-Film zum Weihnachts-Hit für Gamer? "Avatar: Frontiers of Pandora" verwandelt ferne Alien-Welten in ein Open-World-Paradies. Aber steckt unter der bunten Urwald-Fassade auch ein wirklich gutes Spiel?

play3 Review: Avatar Frontiers of Pandora im Test: Mehr als nur ein „Far Cry“-Klon?

8.0

In den Kommentarspalten wurde „Avatar: Frontiers of Pandora“ häufig als „Far Cry mit Filmlizenz“ belächelt. Und bemessen am Erfolg der Hollywood-Vorlage war es im Vorfeld der Veröffentlichung des Open-World-Abenteuers vergleichsweise still: Überschattet durch die Ankündigung von „GTA 6“, dem Review-Flop von „Call of Duty: Modern Warfare 3“ und den vielen Hits des Jahres 2023 schleicht sich „Avatar: Frontiers of Pandora“ auf die PlayStation 5.

Dabei sei an dieser Stelle eins gesagt: Natürlich bringt „Avatar“ einige Gemeinsamkeiten zu „Far Cry“ und anderen Open-World-Spielen mit, münzt jedoch James Camersons Filmserie geschickt auf das Gameplay um. Das Ergebnis ist ein sehr gutes, wenn auch nicht herausragendes Action-Erlebnis, das einen geradezu mühelos in seine bunte, schillernde Welt hineinzieht.

Willkommen auf Pandora

Ihr kontrolliert dabei einen jungen Na’vi. Geschlecht, Aussehen und Stimme legt ihr gleich zu Beginn fest. Das Besondere an eurer Spielfigur: Der einstige Sarentu wurde von Klein auf von den Invasoren der RDA großgezogen – und nicht von seinen leiblichen Eltern. Mit dem menschlichen Gedankengut im Hinterkopf bricht er später dennoch aus den Fängen der RDA aus und begibt sich auf die Suche zurück zu seinen Wurzeln.

Kämpfe sind ein zentrales Thema in „Avatar: Frontiers of Pandora“, trotz der malerischen Umgebung.

„Avatar: Frontiers of Pandora“ dreht sich daher ein gutes Stück um die Selbstfindung, aber natürlich auch um den Kampf gegen die RDA. Angeführt von John Mercer und Colonel Harding will die Organisation Pandora nämlich ausbeuten und wertvolle Ressourcen ergattern. Der Plot und seine Motive sind also altbekannt, auch wenn „Avatar: Frontiers of Pandora“ wenige Jahre vor dem zweiten Film „Avatar: Way of Water“ spielt.

Ganz ehrlich: Die Geschichte und ihre Charaktere sind mehr als gewöhnlich und gerade die Dialoge mit den Na’vi strotzen vor Pathos. Kurz gesagt: Das Storytelling ist kein Grund, weshalb ihr das Spiel kaufen solltet. Man ist hier auf einem ganz ähnlichen Niveau wie die Kinofilme. Die Story breitet auch letztlich nur die Bühne für das Spielerlebnis aus. Denn der eigentliche Star von „Avatar: Frontiers of Pandora“ sind nicht seine Figuren, sondern die Spielwelt selbst.

Schön, bunt, wild!

Mit der Erschaffung Pandoras ist dem Team von Ubisoft Montreal wirklich ein kleines Meisterstück gelungen. Das in mehrere Biome (wie etwa Sümpfe oder Regenwälder) unterteilte westliche Grenzland ist ein neues Areal innerhalb des „Avatar“-Universums und strotzt vor Details.

Am Boden laufen wir durch dichtes Blattwerk, erfreuen uns an verschlungenen, teils leuchtenden Pflanzen und müssen uns gelegentlich sogar vor giftigem Grünzeug in Acht nehmen. Allerdings ist die Spielwelt auch extrem dreidimensional. Als Na’vi könnt ihr enorm hoch und weit springen und dank Pilztreppen, riesigen Blättern und Schlingpflanzenaufzügen zieht es uns immer wieder nach oben.

Zugegeben, auch wenn „Avatar Frontiers of Pandora“ so etwas wie Dschungel-Parkour auf die Beine stellen möchte, sind die Steuerung und die Navigation nicht perfekt. Inmitten der unzähligen Objekte verlieren wir oft die Übersicht. Der Instinkt-Modus, den wir etwa zum Finden des nächsten Zielpunkts verwenden, deckt nicht den gesamten Bildschirm ab. Wir müssen also immer wieder mit der Kamera die korrekte Richtung suchen. Auch bleiben wir häufiger an Objekten hängen.


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Doch davon abgesehen ist Pandora eine Spielwelt, in die man sich toll hineinfallen lassen kann. Wir empfehlen hier auch unbedingt den Einsatz von Kopfhörern, damit ihr die Urwald-Akustik noch einmal besser genießen könnt.

Ubisoft kreiert ein einmaliges Setting und schafft so einen Anreiz, diese Welt zu erkunden. Speziell bei Nacht strotzt das Spiel vor Effekten und kreiert so eine Stimmung, die sehr nah an denen der Filme liegt. Fans der Vorlage werden sich hier also sofort wiederfinden. In Arealen, wo die RDA herrscht, wechselt das Farbenspiel. Hier ist es düster und dreckig. Der Kontrast zwischen den Völkern wird also stimmig dargestellt.

Pandora kann auch im neuen Spiel auf dem Rücken von Flugechsen erkundet werden. Doch nicht immer geht es dabei friedlich zur Sache.

Sehr gut gefielen uns auch die Reittiere. Nach einiger Zeit schalten wir unseren Ikran – also die Flugechse der Na’vi – frei. Mit dem Biest können wir die teils sehr weiten Wege mühelos zurücklegen und sogar in der Luft mit RDA-Truppen kämpfen. Das ist zwar ein wenig chaotisch, aber dennoch nett anzusehen.

Die Tücken Pandoras

Zugleich wartet Pandora aber auch mit einer ganzen Reihe von Beschäftigungsmöglichkeiten auf und so kommt ihr beim ersten Durchlauf locker auf eine Spielzeit jenseits der 30 Stunden. Die Missionen und Aufgaben sind recht abwechslungsreich gehalten. Natürlich dominieren die beiden grundlegenden Spielarten Stealth oder Action, jedoch streut Ubisoft kleinere Rätsel- und Kletterelemente mit ein, um etwaiger Monotonie entgegenzuwirken.

Die Na’vi sind zwar Krieger, aber keine Supersoldaten. Wollt ihr also etwa eine RDA-Raffinerie sabotieren, sucht ihr per Instinktmodus zunächst eure Ziele aus und beobachtet danach die patrouillierenden Wachen. Einen direkten Konflikt mit kleineren Trupps übersteht ihr, sofern ihr die gelb markierten Schwachpunkte der schweren RDA-Truppen ausnutzt. Rückt allerdings Nachschub an, wird es schwierig.

Entsprechend setzt „Avatar Frontiers of Pandora“ stärker auf Planung und Stealth als etwa „Far Cry“. Glücklicherweise lassen sich die Militärs aber auch sehr leicht ablenken. Im Test genügte etwa eine Explosion am anderen Ende der Anlage, um die gesamte Armee langfristig auf die falsche Fährte zu führen.

Das Arsenal spiegelt die Dualität eures Na’vi-Kriegers wider: Auf der einen Seite habt ihr RDA-Waffen wie Maschinengewehre, Schrotflinten oder Raketenwerfer. Andererseits findet ihr auch traditionelle Utensilien wie Pfeil und Bogen oder eine Schleuder. Die Auswahl ist ausreichend und wird durch verschiedene Munitionstypen und Hilfsmittel wie Blendgranaten abgerundet.

Avatar Frontiers of Pandora und die Natur

Zudem spielen Elemente wie etwa die Jagd und auch das Sammeln von Nahrungsmitteln und Rohstoffen eine bedeutende Rolle. Bei der Jagd sucht ihr per Instinkt nach Duftspuren, in verschiedenen Missionen lest ihr auch Fährten – ähnlich wie in „The Witcher 3: Wild Hunt“. Nur wenn euer Na’vi „satt“ ist, regeneriert er auch schnell seine Lebensenergie. Außerdem bringen euch bestimmte Zutatenkombinationen auch passive Vorteile und vorübergehende Immunitäten ein.

Euren Begleiter müsst ihr bei Laune halten, sodass er sein volles Potential ausschöpfen kann.

Bei den Waffen und Ausrüstungsgegenständen sieht es nicht anders aus: Zum Fertigen benötigt ihr zunächst Baupläne bzw. Rezepte. Diese erhaltet ihr für das Erledigen von Quests oder auch durch das Steigern der Gunst der drei Na’vi-Clans. Sie erlangt ihr natürlich durch das Meistern von Aufgaben oder das liefern von Waren.


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Auch wenn ihr anfangs noch ein wenig ins Dunkle hinein arbeitet, so entwickelt sich ein motivierender Kreislauf aus Aufgaben und Belohnungen. Untermauert wird das ganze durch eine solide Charakterprogression auf Basis von fünf Skill-Trees mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dieses Element ist altbekannt, funktioniert aber weiterhin gewohnt gut und erweitert so die eigenen Möglichkeiten Stück für Stück.

Gerade die separat freischaltbaren Ahnenfähigkeiten fügen sich gut ein. Grundsätzlich ist „Avatar“ längst nicht so durch seine Fähigkeiten und das Aufleveln getrieben wie andere Open-World-Spiele.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Starke Präsentation der Science-Fiction-Spielwelt
  • Weniger Grind, dafür mehr Entdecken und Erleben von Pandora
  • Großer Umfang und solide Abwechslung innerhalb der Missionen
CONTRA
  • Probleme bei der Navigation innerhalb der Spielwelt
  • Uninspirierte Geschichte und Charaktere
  • Teils arg doofe Gegner

Avatar Frontiers of Pandora im Test: Mehr als nur ein „Far Cry“-Klon?

Mit „Avatar: Frontiers of Pandora“ zeigt Ubisoft, dass doch noch ein wenig Brillanz in ihren Open-World-Spielen steckt. Denn auch wenn das Gameplay über weite Strecken lediglich mit kleinen Variationen der bewährten Formel aufwartet, so ist das Design von Pandora erstklassig und sticht aus der Masse der jüngeren Ubisoft-Produktionen heraus.

Gerade visuell beeindruckt das Spiel mit dem farbenfrohen und fantasievollen Pandora und der dazugehörigen Akustik. Hier macht das Erkunden der Natur wirklich Sinn und fügt dem vermeintlichen „Far Cry“-Charakter des Titels ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal hinzu.

Zu schade, dass die Geschichte und ihre Charaktere nicht auch auf diesem Niveau agieren. Die Ideen- und Mutlosigkeit beim Storytelling sowie die zähen Dialoge kosten „Avatar: Frontiers of Pandora“ wertvolle Punkte. Spielerisch ist das Open-World-Abenteuer zumeist gelungene Genre-Kost, die aber gut an die Vorlage angepasste wurde.

„Avatar: Frontiers of Pandora“ ist somit gerade für Fans der Vorlage mehr als nur eine Reise wert!

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Kommentare

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