Review

Die Testwertung: Wird "No Man's Sky" dem Hype gerecht?

Intergalaktisches Abenteuer oder überambitionierter Reinfall: Um „No Man's Sky“ entwickelte sich ein ungeahnter Hype. Doch kann das Weltraumabenteuer den immensen Erwartungen überhaupt gerecht werden.

play3 Review: Die Testwertung: Wird „No Man’s Sky“ dem Hype gerecht?

7.5

Wir haben "No Man's Sky" ausführlich gespielt und unser Urteil gefällt.

„No Man’s Sky“ startete am 10. August 2016 pünktlich in die PS4-Hemisphäre. Seitdem gibt es im Gaming-Kosmos kein anderes Thema mehr. Das Erkunden eines schier endlos großen Universums ist für viele der Spiele gewordene Kindheitstraum. Auch wir berichteten in den vergangenen Tagen in einem dreiteiligen Testtagebuch über das XXXL-Sandbox-Game. Inzwischen haben wir uns unzählige Stunden in „No Man’s Sky“ herumgetrieben, haben Planeten benannt, Alien-Kreaturen katalogisiert und fremde Sprache erforscht. Die PLAY3-Redaktion ist sich einig: „No Man’s Sky“ ist ein fantastisches Spiel, aber wird garantiert nicht jedem gefallen.

Was wir gut finden

Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter

„No Man’s Sky“ wirft euch kurz nach dem Spielstart in seine unendlich große Welt hinein. Über 18 Trillionen Planeten erwarten euch. Diese Ausmaße machen den Reiz aus. Schließlich betretet ihr sprichwörtlich Neuland und erkundet Sterne, auf denen zuvor noch nie ein Spieler gewesen ist. Und selbst wenn ihr bereits einen erforschten Planeten entdeckt, ist das umso ungewöhnlicher. Schließlich wisst ihr, dass die Chancen darauf denkbar klein waren.

Das Spiel bezieht seine Faszination und seine Motivation aus dem Erforschen unbekannter Welten. Jede Landung auf einem neuen Planeten ist wie das Öffnen einer Wundertüte: Wie wird es auf dem Boden aussehen? Welche Kreaturen werden dort leben? Und wie gefährlich wird es dort sein? Denn jedes Areale besitzt seine individuellen Umwelteinflüsse. Mal erforscht ihr saftig grüne Wälder, mal nur karge Monde.

Kein Quantensprung, aber ein tolles XXXL-Sandbox-Game!

Nur euer Anzug schützt euch vor tödlicher radioaktiver Strahlung oder vor giftiger Atemluft. Im schlimmsten Fall toben auf den Planeten sogar Stürme, die die Energie eurer Ausrüstung binnen Minuten gen Null schmelzen lassen. Vielleicht greifen euch aber auch die mechanischen Wächterdrohnen oder die Lebewesen selbst an. „No Man’s Sky“ ermutigt euch durch das Benennen fremder Planeten und Spezies zum Erforschen, zugleich aber schubst es auch geschickt die Grinding-Spirale an.

Höher, schneller, weiter!

Ähnlich wie „Minecraft“ vermengt auch „No Man’s Sky“ geschickt das Erforschen einer fremden Spielwelt mit Survival- und Crafting-Ideen. Damit euer Anzug, euer Schiff und euer Multiwerkzeug funktionieren, müsst ihr Plutonium, Karbonit und andere Rohstoffe abbauen. Das funktioniert vergleichsweise leicht und motiviert enorm.

Auf den Planeten entdeckt ihr nämlich auch Zeichen intelligenten Lebens wie etwa Außenposten, kleine Raumhäfen, Funkstationen oder Handelsposten. Dort wiederum findet ihr immer wieder Baupläne für Erweiterungen. Mit ihnen könnt ihr die Eigenschaften von Anzug, Schiff und Multiwerkzeug aufwerten.
Letzteres bekommt ihr auch immer wieder in vollständig aufgewerteten Modellen geschenkt. Das anfangs noch allzu kleine Inventar vergrößert ihr bei Upgrade-Buchten und schafft so ein wenig Platz. Neue Raumschiffe müsst sie in Raumstationen oder Raumhäfen für bare Units einkaufen.

Tatsächlich macht die einfache Mischung aus wunderschönen Welten, dem geradlinigen Ressourcen-Abbau und dem Aufbau einer besseren Ausrüstung einen Großteil des Spielspaßes aus. Beim Landen entsteht immer wieder ein Wow-Moment, ehe ihr das Gebiet erkundet und Bauten, Geheimnisse und Rohstoffe aufdeckt.

In Kontakt mit den Aliens

Die vielleicht spannendsten Momente erschafft Hello Games aber durch die Interaktion mit Aliens. Trotzdem es keine lineare Geschichte gibt, bietet „No Man’s Sky“ dennoch zwei Leitfäden – die rote und die blaue Route – durch das Universum. Bei der einen folgt ihr den Anweisungen des mysteriösen Atlas, bei der anderen dagegen arbeitet ihr euch gezielt zum Mittelpunkt des Universums vor.

Durch steten Spielfortschritt entdeckt ihr nicht nur immer neue Planeten, sondern lernt auch etwas über den Konflikt zwischen den Gek und den Vy’Kee. Durch die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen sammelt ihr immer mehr Worte und verbessert eure Beziehung zu den Völkern. Darüber hinaus bringen mystische Tafeln, Tempel und Monolithen einen gewissen Sinn ins Spiel, der gerade Freunde von Science-Fiction gefallen dürfte.

Obwohl sich die Abläufe aus Ressourcenmanagement, gelegentlichen Kämpfen und dem Erkunden und Wechseln der Planeten mit der Zeit wiederholen, so schafft es „No Man’s Sky“ immer wieder kleine Überraschungsmomente zu kreieren. Erst im Verlauf untersucht ihr beispielsweise Anomalien und schwarze Löcher oder erhaltet Zugang zu seltenen Ressourcen oder den Atlas-Pässen zum Öffnen versperrter Bereiche oder Kisten.

Was wir schlecht finden

Immer das Gleiche

Alle Planeten, Kreaturen und Galaxien können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es „No Man’s Sky“ langfristig an Abwechslung mangelt. Und genau deshalb setzten bei uns auch nach 20 Stunden Ermüdungserscheinungen ein. Hat man sich erst mal ein ausreichend großes Schiff gekauft und die eigene Ausrüstung bis zu einem akzeptablen Maß aufgelevelt, fehlt es an weiteren Möglichkeiten.

Das größte Problem liegt dabei zweifellos in den zu entdeckenden Gebäuden und Planeten selbst. Die Sterne ähneln sich in ihrer Stilistik zuweilen sehr stark und sie beherbergen zumeist immer die gleiche Mischung an Gebäuden. Wenn man zum hundertsten Mal eine Radarstation erforscht, fühlt sich das kaum mehr befriedigend an.

Erste Klasse ist anders

Das Item-Grinding verliert ebenfalls mit der Zeit seinen Reiz. In der Anfangsphase ärgert ihr euch zudem mit dem viel zu kleinen Inventar herum. Viel zu oft zwingt euch „No Man’s Sky“ dazu, Ressourcen oder gar wertvolle Relikte auszusortieren, weil kein Platz mehr im Anzug oder an Bord des Schiffs ist.
So richtig nervig fällt das bei der Interaktion mit Aliens auf. Denn ist euer Inventar voll, könnt ihr nicht mit ihnen plaudern. Die Inventar-Größe limitiert letztlich sogar eure Upgrade-Bemühungen. Erweiterungen kosten nämlichen einen Slot und so müsst ihr euch stets überlegen, ob euch Platz oder eine Zusatzfunktion wichtiger sind.

Überhaupt ist das Inventar von „No Man’s Sky“ alles andere als komfortabel. Ständig müsst ihr Ressourcen zwischen Anzug und Schiff hin und her schieben. Vernünftiges Aufräumen ist ebenfalls nicht möglich, da sich Upgrades nicht mehr verschieben lassen. Für die kommenden Updates wünschen wir uns einen Plunderbeutel, in dem man nutzlose Wertsachen ablegen kann.

Auch die Navigation auf den Planeten wird durch fehlende Komfortfunktionen erschwert. So suchten wir beispielsweise eine Karte vollkommen vergeblich. Auch ist es nicht möglich einen Marker zur Orientierung zu setzen. Zwar zeigen einem die Scans alsbald neue Gebäude an, doch das ersetzt leider keine Kartenfunktion.

Es braucht noch Feintuning

Ähnlich unausgegoren wirken die Kämpfe: Die Weltraumschlachten mit anderen Gleitern fühlen sich hektisch und unbefriedigend an. Von spannenden Dogfights kann hier nicht die Rede sein. Gleiches gilt für die Bodengefechte mit Drohnen und anderen Widersachern. Das Trefferfeedback ist ungenügend und zu oft geht die Übersicht verloren.

Zugleich fallen immer wieder technische Fehler auf. Gerade in den letzten Tagen mehrten sich die Server-Probleme, die sich in kleineren Rucklern manifestierten. Die von vielen beschriebenen Abstürze gab es in unserem Test zum Glück nicht. Trotzdem könnte „No Man’s Sky“ noch Feintuning vertragen. Immer wieder fallen störende Grafikfehler auf. Die geringe Sichtweite und der langsame Aufbau der Umgebungsgrafik inklusive Texturgeriesel erschweren die Erkundung aus der Luft.

Wirklich störend fallen derartige Probleme bei Landemanövern auf. Nicht selten parkte unsere Raumschiff auf Bäumen oder an beinahe unerreichbaren Felskanten. Das sorgt zwar für lustige Screenshots, nervt aber zuweilen auch.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • gigantisches Universum
  • einzigartiger Grafikstil
  • süchtig machendes Spielprinzip
CONTRA
  • viele Fehler und fehlende Funktionen
  • spielerisch zu eintönig
  • unkomfortables Item-Management

Die Testwertung: Wird „No Man’s Sky“ dem Hype gerecht?

Der erhoffte Quantensprung ist „No Man's Sky“ leider nicht geworden. Aber vielleicht war das auch zu viel verlangt. Das Science-Fiction-Game von Hello Games entpuppt sich stattdessen als gewaltiges Sandbox-Abenteuer in wunderschöner Kulisse. Das Spiel erschafft einzigartige Augenblick und zieht durch das intuitive Gameplay in seinen Bann. Ressourcen sammeln, Upgrades craften und neue Welten erkunden – Das macht richtig Spaß und motiviert über unzählige Stunden. Diese Grundzutaten werden noch durch die Interaktion mit den Aliens und nicht zuletzt das launige Benennen von Planeten und Kreaturen unterstützt. Allerdings erreicht die Begeisterung über „No Man's Sky“ auch irgendwann ihre Grenzen. Denn mit jeder Spielstunde wiederholen sich die Abläufe mehr. Und während das Aufwerten der Ausrüstung und das Ressourcensammeln auch nach 20 und mehr Stunden noch leidlich Spaß machen, so stören wir uns gerade an den müden Kämpfen, dem schwachen Inventarmanagement, dem fehlenden Multiplayer und den kaum existenten Überraschungen im Endgame. „No Man's Sky“ fühlt sich zudem häufig so an, als hätte Hello Games noch ein paar Monate mehr Zeit gebraucht. Daher sei „No Man's Sky“ zwar aufgrund des ungewöhnlichen Ansatzes und der beeindruckenden Technik wärmstens empfohlen, aber die von vielen erhoffte intergalaktische Revolution ist es nicht geworden.

Hotlist

Kommentare

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