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Disciples Liberation im Test: Mehr als nur ein düsteres Fantasy-RPG

play3 Review: Disciples Liberation im Test: Mehr als nur ein düsteres Fantasy-RPG

8.0

Heute erscheint in Form von „Disciples: Liberation“ der neueste Ableger der altehrwürdigen Dark-Fantasy-RPG-Reihe hierzulande im Handel. Ihren Anfang nahm die Serie bereits 1999, damals noch unter Federführung von Strategy First, die mittlerweile von Kalypso Media und Frima Studio abgelöst wurden. Wir verraten euch, warum uns der erste Ableger des Franchise seit elf Jahren trotz der einen oder anderen Schwäche überzeugen konnte.

Eine reichhaltige Dark Fantasy-Welt

Im Zentrum der Geschichte steht Avyanna, eine Söldnerin, die zunächst hinter einem Geistlichen her ist. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Kameraden Orion, der hinsichtlich des Plans seiner Freundin eher gemischte Gefühle zu haben scheint. Seine dunklen Vorahnungen sollen auch nicht ganz unbegründet sein, denn das dynamische Duo muss ziemlich schnell erfahren, dass sie mitten in einen gewaltigen Konflikt hineingestolpert sind.

Sie lassen sich wenig später in einer sicheren Zuflucht nieder und beschließen, von dort aus durch die verschiedenen Reiche Nevendaars zu reisen, um Verbündete für ihre Sache zu gewinnen. Diese Dark Fantasy-Welt ist vom Krieg bereits zerstört und wird von den Herrschern zweier Fraktionen, einer wahnsinnigen Königin der Untoten und religiösen Fanatikern aus dem Reich der Menschen, immer weiter auseinandergerissen.

Um die Länder befreien zu können, müsst ihr entsprechend mit vielen verschiedenen Charakteren sprechen sowie mit unterschiedlichen Fraktionen verhandeln, die alle gleichzeitig ihre ganz eigenen Ziele verfolgen. Von Anfang an zeichnet „Disciples: Liberation“ hier das Bild einer vielschichtigen und vor allem glaubhaften Welt, in der es viel zu entdecken gibt. Die Geschichte gibt entsprechend viel her und lebt vor allem von ihren teils illustren Figuren.

Unterteilt ist die Handlung in drei Kapitel, die euch mit weit über 200 Quests locker mehr als 80 Stunden an den Controller fesseln dürften. Dabei ist auch Wiederspielwert garantiert, denn immer wieder könnt ihr entscheiden, wie sich Avyanna anderen Fraktionen gegenüber verhält und dabei wird sie unweigerlich dem einen oder anderen Reich auf die Füße treten. Auch wenn sich die Konsequenzen in den zumeist gut geschriebenen Dialogen anfangs noch eher in Grenzen halten, werden diese im späteren Verlauf teils deutlich spürbar.

Entscheidend ist auf dem Schlachtfeld

Manchmal kommt ihr jedoch selbst mit den bestgemeinten Worten nicht ans Ziel und es bleibt nur noch der Griff zum kalten Stahl übrig. Die Kämpfe sind einer der zentralen Bestandteile des Dark Fantasy-RPGs und geben euch zahlreiche Mechaniken und Kniffe an die Hand, um die rundenbasierten Scharmützel für euch zu entscheiden. Tatsächlich sind es sogar so viele Möglichkeiten, dass deren Fülle in Kombination mit der durchaus steilen Lernkurve, die das Spiel bietet, Genre-Neulinge irgendwann womöglich überfordern könnten.

Zunächst beginnt es jedoch noch recht simpel: Avyanna ist anfangs eine Söldnerin und somit gewissermaßen eine Allrounderin. Sie kann sowohl mit ihrem Schwert an vorderster Front kämpfen als auch ihre Kameraden heilen oder andere Zauber wirken. Später könnt ihr sie dann ganz nach euren Wünschen ausbauen, um sie an euren persönlichen Spielstil anzupassen. Allerdings steuert ihr nicht nur eure Heldin alleine über das Schlachtfeld, denn ihr befehligt ebenfalls Orion sowie weitere Einheiten, die ihr anheuern könnt.

Letztere sind davon abhängig, mit welchen Fraktionen ihr euch im Laufe eures Abenteuer gutgestellt habt. Einige von ihnen könnt ihr im Rahmen von Dialogen oder Quests auf eure Seite ziehen, andere müsst ihr anderweitig anwerben, dazu gleich ein paar Worte mehr. Ihr solltet dabei stets auf eine gute Mischung eurer Einheiten achten, die sich untereinander gut ergänzen. Etwa Fernkämpfer und Magier, die aus sicherer Entfernung unterstützen, Fußsoldaten, die in der ersten Reihe kämpfen, während ihr noch einen Joker in der Hinterhand habt.

Das Kampfsystem gibt euch sehr viele verschiedene Möglichkeiten an die Hand, um eure Gegner kleinzukriegen. Es kommt nicht nur auf den geschickten Einsatz eurer Zauber und Angriffe an, sondern ebenfalls auf eure Positionierung auf dem Schlachtfeld und natürlich eine schnellen Auffassungsgabe, um auf die Züge der KI fix reagieren zu können. Diese stellte sich während unseres Tests die meiste Zeit über ziemlich geschickt an, hatte allerdings auch ab und an kleine Aussetzer, in denen Einheiten wenig oder gar nicht aktiv eingesetzt wurden.

Gute Managementfähigkeiten sind wichtig

Apropos Einheiten: Wie gerade bereits kurz angerissen, ist es möglich, einige Krieger auch anzuheuern. Dies macht ihr von eurer Basis aus, in der ihr verschiedene Gebäude errichten, eure Ressourcen managen und eure Fähigkeiten sowie die eurer Einheiten weiterentwickeln könnt. Es ist vergleichbar mit dem Basismanagement eines „XCOM“, auch wenn es nicht ganz dessen Komplexität erreicht. Doch es ist eine willkommene Abwechslung zu den fordernden Kämpfen, den zahlreichen vertonten Dialogen und der Erkundung der düsteren Spielwelt.

Abhängig von den Gebäuden, die ihr erbaut habt, könnt ihr unterschiedliche Einheiten anheuern, was euch wiederum bestimmte Ressourcen kostet. Anschließend ist es möglich, diese Krieger weiterzuentwickeln, um ihr Level zu steigern, wofür ihr abermals in eure Taschen greifen müsst. Ihr merkt also schon: Ihr bekommt in „Disciples: Liberation“ nichts geschenkt und eure Investitionen wollen wohl überlegt sein. Gerade im weiteren Spielverlauf werdet ihr jedoch kaum darum herumkommen, in eure Fußsoldaten zu investieren.

Um an die dafür benötigten Rohstoffe zu gelangen, müsst ihr euch wiederum in den wundervoll detaillierten Levels umschauen. Diese sind verglichen mit anderen Genre-Vertretern zwar nicht ähnlich weitläufig, ziehen euch jedoch mit allerlei Feinheiten tiefer ins Geschehen hinein. Unterwegs könnt ihr teils verstreute Ressourcen, etwa Gold oder auch Holz, finden, andere müssen hergestellt oder abgebaut werden. Hierfür könnt ihr Gebäude mittels eines Kampfes erobern. Seid ihr dabei erfolgreich, könnt ihr in regelmäßigen Abständen den Ertrag einsacken.

Das neueste Werk von Frima Studio hat somit spielerisch allerlei zu bieten und dabei haben wir bisher noch gar nicht die wirklich schön gestalteten Dungeons mit einigen fies platzierten Fallen und Gegnern erwähnt. Die Erkundung der Levels macht dank der vielen Details ebenfalls Spaß und motiviert in Kombination mit der Story und den Charakteren dazu, weiterzuspielen. In diesen Abschnitten wird auch erst klar, wie viele verschiedene Figuren diese Welt eigentlich bevölkern, neben Menschen nämlich auch Elfen, Teufel sowie Werwölfe und Zombies.

Kein akkustischer Hochgenuss

Ähnlich wie die Levels, die unter anderem mit schönen Bauwerken und ansprechenden Lichtstimmungen zu gefallen wissen, sind auch die Charaktermodelle durchaus schick anzusehen. Grafisch spielt „Disciples: Liberation“ nun zwar nicht unbedingt in der 1. Liga mit, doch der Stil ist, trotz dem einen dezent angestaubten Effekt hier und der anderen eher undynamischen Animation dort, in sich stimmig und trägt maßgeblich zur dichten Atmosphäre bei. Zudem sind uns die häufigen Ladezeiten störend aufgefallen. Diese fallen auf der PlayStation 5 zwar ziemlich kurz aus, nagten in ihrer Fülle jedoch letztendlich aufgrund ihrer Häufung etwas an unseren Nerven. Ähnlich ist es mit dem Sound des RPGs.

Eigentlich sollten sämtliche Dialoge des Titels komplett vertont sein. Eigentlich deshalb, da dies während unseres Tests in der Praxis nicht immer zutraf. Es gab regelmäßig Aussetzer während der Dialoge, in denen die deutschen Sprecher insgesamt gute Arbeit leisten. Darüber hinaus kam es während der Kämpfe auch gerne vor, dass die Charaktere plötzlich Englisch sprachen oder im Laufe eines Scharmützels munter zwischen Deutsch und Englisch wechselten. Da uns dies immer und immer wieder passierte, schadete es somit deutlich der Atmosphäre.

Letztendlich ist dies jedoch kein Problem, welches das Game zu Fall bringen oder unspielbar machen würde. Es ist schlichtweg ärgerlich, da das Spiel davon abgesehen definitiv seine Qualitäten hat, sei es die spannende Geschichte rund um Avyanna, die komplexe Welt sowie das vielschichtige Kampfsystem und die durchaus spaßige Verwaltung der Basis. Es ist mehr als nur ein weiteres düsteres Fantasy-RPG, das von kleinen Schwächen zurückgehalten wird.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Lebendige düstere Fantasy-Spielwelt voller Details
  • Sehr großer Umfang (80+ Stunden)
  • Hoher Wiederspielwert durch Dialogoptionen und verschiedene Charakterklassen
  • Komplexes und forderndes Kampfsystem
  • Basismanagement eine nette Abwechslung
CONTRA
  • Lernkurve des Kampfsystems könnte Genre-Neulinge überfordern
  • Ab und an kleine KI-Aussetzer
  • Häufige kleine Ladezeiten
  • Regelmäßige Soundaussetzer und -fehler schmälern die Atmosphäre

Disciples Liberation im Test: Mehr als nur ein düsteres Fantasy-RPG

Den Verantwortlichen ist es gelungen, mit "Disciples: Liberation" die inzwischen etwas angestaubte Serie erfolgreich in die Gegenwart zu holen. Dabei lebt der Titel insbesondere von den teilweise herrlich abgedrehten Charakteren, die sich in einer glaubhaften und detaillierten Dark Fantasy-Welt bewegen. Die verschiedenen Reiche und Fraktionen sowie ihre Historie erzeugen eine Sogwirkung, derer man sich nur schwer entziehen kann.

Dadurch, dass wir im Rahmen der Dialoge den Verlauf der Geschichte mitbestimmen können und Wege finden müssen, um unser großes Ziel zu erreichen, gibt es zudem einen hohen Wiederspielwert. Selbiges gilt für das Basismanagement sowie das tiefgründige Kampfsystem, welches auch nach zahlreichen Stunden nicht langweilig wird, auch wenn Genre-Einsteiger eventuell ihre Probleme damit haben könnten.

Darüber hinaus fielen uns lediglich einige kleine Dinge negativ auf, die aufgrund ihrer Häufigkeit jedoch durchaus nervig sind und die ansonsten stimmungsvolle Atmosphäre teils merklich schmälern. Dies ist jedoch Meckern auf hohem Niveau, denn trotz dieser Schnitzer ist dies ein Dark Fantasy-RPG, das aufgrund seines Gameplays und gerade wegen seines enormen Story-Umfangs definitiv einen genaueren Blick wert ist.

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