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Skull & Bones im Test: Schiffbruch oder verspätete Kaperfahrt?

Nach zehn Jahren Entwicklungszeit läuft "Skull & Bones" endlich vom Stapel: Wir haben das Ubisoftspiel ausführlich getestet und erklären, wieso das Piratenabenteuer zwar das Zeug zum Piratenkönig hat, aber auch viele Chancen liegen lässt.

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6.0

Ubisoft-Chef Yves Guillemot kündigte „Skull & Bones“ kurz vor Release als „AAAA“-Spiel an. Er rechtfertigte damit den Vollpreis für ein über Jahre stark in der Kritik gestandenes Produkt. „Skull & Bones“ blickt auf eine zehnjährige Odyssee zurück und wurde nicht nur mehrfach verschoben, sondern auch von einem internen Ubisoft-Team zum nächsten geschubst, um es auf Kurs zu bringen.

Dieser Prozess kostete geschätzt 200 Millionen US-Dollar. Damit ist „Skull & Bones“ zwar nicht bei „Cyberpunk 2077“ und „Red Dead Redemption 2“ angelangt, rangiert jedoch problemlos in der Oberklasse der teuersten Produktionen. Aber spiegelt sich dieser Aufwand in „Skull & Bones“ wider oder erleidet die Millionenproduktion zum Launch Schiffbruch?

Das ist Skull & Bones

Bevor wir uns den Stärken und Schwächen von “Skull & Bones” widmen, möchten wir mit einigen Irrtümern aufräumen: Zunächst einmal sei gesagt, dass Ubisofts Piratenabenteuer kein Story-Spiel ist. Es gibt also im Gegensatz zu “Assassin’s Creed: Black Flag” oder auch dem zuletzt veröffentlichten “Suicide Squad: Kill the Justice League” keine wirkliche Geschichte.

In den ersten Stunden führt euch das Spiel dezent in seine Welt ein, ehe es euch in das umfangreiche Sandbox-Gameplay und in die Mehrspieleroptionen entlässt. Klar tauchen dabei auch Figuren wie Captain Scurloch auf. Aber einen roten Faden, der sich durch das Spiel zieht, gibt es nicht. Zudem fungieren NPCs in erster Linie als Quest-Geber und haben kaum Bewandtnis für das spätere Spiel.

Landmissionen wiederum spielen in “Skull & Bones” die zweite Geige. Zwar erforscht ihr zu Beginn etwa ein Schiffswrack und treibt euch später in Städten wie St. Anne herum. Jedoch werdet ihr – im Gegensatz zu “Black Flag” – keine umfangreichen Areale erforschen oder dort gar Kämpfe ausfechten.

Stattdessen verbringt ihr (fast) das gesamte Spiel an Bord eures Schiffs und geht damit auf Kaperfahrt in der an den Indischen Ozean angelehnten Spielwelt. Diese teilt ihr euch mit anderen Online-Piraten und könnt so immer wieder miteinander interagieren, um einander beispielsweise in Kämpfen zu unterstützen. Dadurch entstehen immer wieder wilde Schlachten, die dank der Wettereffekte und krachenden Explosionen wirklich einiges hermachen.

Eine Seefahrt, die ist lustig …

Dass “Skull & Bones” bei vielen nicht sofort über die Planke geht, liegt sicherlich am Piraten-Setting und den knackigen Seeschlachten. Das Spiel stellt dabei keinen Anspruch an die Realität, vielmehr erinnert die Steuerung der Schiffe stark an “Black Flag”. Auf Tastendruck hisst ihr also die Segel, blickt durch das Fernrohr oder nehmt mit Analog-Sticks und Aktionstasten eure Feinde aufs Korn.

Und tatsächlich machen diese Kämpfe eine Menge Freude. Wenn wir geschickt andere Schiffe ausmanövrieren, rechtzeitig vor Beschuss in Deckung gehen und rot markierte Schwachstellen pulverisieren, fühlt sich das einfach herrlich befriedigend an.

Die imposante Präsentation spielt in diese Faszination mit hinein. Gerade im Koop mit Freunden ist „Skull & Bones“ durchaus unterhaltsam. Denn auch wenn es keine Piratensimulation ist, so ist es doch ein launiges Actionspiel, bei dem durchaus Geschick und Koordination gefragt sind. Welche Waffen setze ich wann euch? Wie entkomme ich dem feindlichen Beschuss am besten? Gerade das Manövrieren erfordert einiges an Erfahrung.

Im Koop-Modus spielen auch die unterschiedlichen Schiffsklassen eine Rolle. Denn letztlich gibt es hier auch MMO-typische Schwerpunkte wie Tank oder Support. Der schnelle Kutter mag zwar nicht besonders viel einstecken können, eignet sich aber ausgezeichnet zur Unterstützung der eigenen Flotte. 

Wirklich Konsequenzen haben eure Kaperfahrten allerdings nicht. Versenkt ihr allzu viele Schiffe einer bestimmten Fraktion, steigt vorübergehend euer Fahndungs-Level und Piratenjäger machen euch die Hölle heiß. Sobald ihr aber zurück in sicheren Gebieten seid oder weit genug flüchtet, sind eure Taten auch schon vergessen. Kein Wunder also, dass es nicht möglich ist, sich langfristig Fraktionen anzuschließen oder es euch zu verscherzen.

Und ewig lockt die Beute

„Skull & Bones“ entlässt euch also früh in seine offene Spielwelt. Aufgrund der genannten Limitierungen aber schöpft das Spiel längst nicht alle Möglichkeiten des Szenarios aus. Und so findet ihr euch entweder in Sammel- und Schmuggel-Quests wieder oder müsst wahlweise bestimmte Forts bzw. Städte oder gar Schiffe zerstören.

Der Grind beginnt früh und wie für ein Service-Spiel üblich, startet „Skull & Bones“ flott, ehe die Progression spürbar auf die Bremse tritt. Dadurch zieht sich das Piratenabenteuer nach etwa 10 bis 15 Stunden. Das liegt aber auch daran, dass an dieser Stelle das Gefühl aufkommt, eigentlich schon alles gesehen zu haben.

Das Aufstocken, die Verbesserung und das Individualisieren unseres Schiffs bieten eine ganze Reihe von Möglichkeiten und gehen weit über die von „Black Flag“ hinaus. Beispielsweise legt ihr eure Waffen fest und installiert Ausstattungsobjekte, die wiederum als Perks fungieren und passive Vorteile bringen.

Genauso könnt ihr eure Panzerung aufrüsten und euer Schiff so fitter für den nächsten Kampf machen. Die Möglichkeiten sind durchaus vielfältig, müssen allerdings erst durch das Finden von Bauplänen freigeschaltet werden.

Im Spielverlauf schaltet ihr für das Crafting notwendige zusätzliche Währungen wie „Monströse Zähne“ frei, die ihr etwa für die durchaus witzige Jagd auf Seeungeheuer erhaltet.

Auch könnt ihr euren eigenen Avatar sowie das Schiff visuell anpassen. Zwar findet ihr im Spiel auch Premium-Cosmetics, aber die Auswahl an erspielbaren Inhalten ist ebenfalls reichlich, sodass man nicht gleich zur Brieftasche greifen muss.

Zu schade allerdings, dass wir unser Schiff nicht – wie etwa in „Assassin’s Creed: Black Flag“ – begutachten und zum Beispiel in den Ausguck klettern dürfen.



Das Endgame erreicht ihr mit Erfahrungsstufe 10. Als Endgame-Twist müsst ihr Sektoren erobern und halten. Nur so könnt ihr die dortigen, seltenen Waren wie Rum herstellen. Ziel ist es hier, Handelsrouten herzustellen und so maximalen Ertrag zu kreieren.

Allerdings kommt es auch zu PvPvE-Events, bei denen andere Spieler euren Sektor übernehmen können. Was sich spannend anhört, ist aber im Endeffekt nicht viel mehr als das bisherigen Gameplay mit kleinen Zusätzen. So steigert ihr weiter eure Ruhmstufe, was letztlich nur eine weitere Zahl ist, mit der ihr euch brüsten könnt.

6.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Gewaltiger Spielumfang
  • Stimmungsvoll umgesetzte und launig spielbare Schlachten
  • Geteilte Spielwelt – gerade im Koop entfaltet "Skull & Bones" sein Potenzial
CONTRA
  • Kaum erwähnenswerte Geschichte und langweilige Charaktere
  • Kaum bedeutungsvolle Landmissionen oder andere Interaktionsmöglichkeiten zu Fuß
  • Viel Grinding und eintöniges Missionsdesign

Skull & Bones im Test: Schiffbruch oder verspätete Kaperfahrt?

„Skull & Bones“ erinnert uns irgendwie an „Suicide Squad: Kill The Justice League“. Bei beiden Spielen war das grundsätzliche Gameplay durchaus spaßig, schlussendlich aber haperte es am Drumherum. Für „Suicide Squad“ aber sprachen die witzigen Charaktere und nicht zuletzt die unterhaltsame Kampagne.

Im Fall von „Skull & Bones“ fällt diese Motivation weg und dadurch fühlt sich das Piratenabenteuer schnell an, wie ein einziger Grind nach Schiffsverbesserungen auf dem Weg ins Endgame. Dass die wenigen Landegänge uninspiriert und langweilig sind, schadet dem Spiel ebenso wie fehlenden Features – etwa das Kapern anderer Schiffe. So viel Freude es macht, andere Kähne zu versenken, so sehr fehlt uns das befriedigende Gefühl, diese auch selbst zu plündern.

Technisch ist „Skull & Bones“ überaus solide und auch die Kämpfe sind ausgezeichnet umgesetzt. Gerade in Verbindung mit der stimmungsvollen Präsentation kreiert Ubisoft immer wieder Momente und eine ganz besondere Atmosphäre.

Aber letztlich fehlt es „Skull & Bones“ einfach am Drumherum. Als MMO-„Schiff versenken“ ist es sicherlich gut geeignet. Wer hingegen eine umfangreiche MMO-Freibeutersimulation erwartet, wird bitter enttäuscht.

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