PS5 und Xbox Series X/S: Teure Exklusivspiele sind laut Ex-Sony-Manager eine Achillesferse

Die Videospielbranche steht vor einem Wandel. Während die Kosten explodieren, bleibt die ansprechbare Konsolenbasis seit Jahrzehnten nahezu unverändert. Der ehemalige Präsident und CEO von Sony Interactive Entertainment America hat die Situation analysiert und richtungsweisende Ansätze beschrieben. Sie stammen zum Teil aus der Vergangenheit.

PS5 und Xbox Series X/S: Teure Exklusivspiele sind laut Ex-Sony-Manager eine Achillesferse
Shawn Layden war bis 2019 in verschiedenen führenden Positionen bei PlayStation tätig.

Der neue PlayStation-Chef Hiroki Totoki beklagte sich kürzlich über die Kostenstruktur und geringe Margen. Und auch ein späterer Vergleich mit Nintendo machte deutlich, dass Sony ein Problem hat. Jeder Dollar, den das japanische Unternehmen investiert, wirft immer weniger Gewinn ab.

Das hat verschiedene Gründe, darunter die ausufernden Budgets für die Produktion und das Marketing der großen Videospiel-Blockbuster.

“Marvel’s Spider-Man 2” verschlang etwa 300 Millionen US-Dollar, was ungefähr das Dreifache des Budgets des ersten Spiels der bei Insomniac Games entwickelten Reihe entspricht. Leaks machten im vergangenen Jahr deutlich, dass künftig sogar mit 350 Millionen US-Dollar kalkuliert wird.

Die Kostensteigerungen sind zwar auch ein Ergebnis der Inflation. Allerdings machen die Summen unter Berücksichtigung des kaum wachsenden Konsolenmarktes deutlich, dass es mit dieser Dynamik nicht dauerhaft weitergeht.

Es ist ein Thema, dem sich Shawn Layden, der ehemalige Präsident und CEO von Sony Interactive Entertainment America sowie CEO der SIE Worldwide Studios, in einem Interview mit Venturebeat annahm.

Publisher müssen den Trichter breiter machen

Hinterfragt wurde zunächst seine Sichtweise auf die neue Strategie von Microsoft. Das Unternehmen gab im Februar die Veröffentlichung von mehreren Xbox-Spielen auf konkurrierenden Plattformen bekannt. Laut Layden sorgen vor allem steigende Kosten für diese Notwendigkeit.

“Wenn die Kosten für ein Spiel 200 Millionen US-Dollar übersteigen, ist die Exklusivität die Achillesferse. Sie schränkt ihren adressierbaren Markt ein. Vor allem, wenn man sich in der Welt des Live-Service-Gamings oder Free-to-Play bewegt”, so der ehemalige PlayStation-Manager, der die ausufernden Kosten schon im Januar ansprach.



Eine weitere Plattform sei daher eine Möglichkeit, mehr Leute zu erreichen und die Einnahmen zu erhöhen. “Helldivers 2 hat das für die PlayStation bewiesen und ist gleichzeitig für den PC erschienen. Auch hier muss man den Trichter breiter machen. Man bekommt mehr Leute rein”, so Layden.

Neben der Ausweitung auf weitere Plattformen sollte laut Layden ebenfalls eine Kostenreduzierung in Betracht gezogen werden, indem sich die Publisher in einigen Fällen von den Triple-A-Produktionen entfernen und kostengünstigere Spielerfahrungen erschaffen.

“Ich fürchte, wir haben uns in das Triple-A-System eingekauft, 80 Stunden Spielzeit, 50 Gigabyte Spiel, und wenn wir das nicht erreichen, können wir nichts tun. Ich hoffe auf eine Rückkehr des Double-A-Gaming. Ich bin ganz dafür”, so die Meinung des PlayStation-Veterans.

Die Kategorie Loco Roco, SingStar und Katamari Damacy

Layden warf einen Blick zurück in die Zeit, als die PS2 auf dem Markt war und in der es “so viel Abwechselung gab”. Man hatte “God of War“ und “Assassin’s Creed”, aber auch Spiele wie “Loco Roco” (PSP), “SingStar” und “Dance Dance Revolution”.

“Man hatte dieses ganze Spektrum an Unterhaltungsmöglichkeiten. Warum sollte man bei 7-12 Millionen Dollar pro Wurf nicht eine Wette eingehen und sehen, was passiert? Katamari Damacy, um Himmels willen, das könnte man heute nicht mehr bauen, weil man nicht einmal erklären kann, was es ist”, so Layden.

Heute würde es bei “jeder Wette um dreistellige Millionenbeträge“ gehen, was Publisher davon abbringen würde, Risiken einzugehen: „Am Ende hat man Nachahmer und Fortsetzungen und nicht viel mehr.“

Seinen Angaben zufolge kam die weltweit installierte Konsolenbasis seit der PS1-Ära nie über 250 Millionen hinaus, was die Verkaufszahlen selbst bei Multiplattform-Spielen dauerhaft einschränkt. Gleichzeitig seien die Produktionskosten kontinuierlich gestiegen.

“Crash Bandicoot kostete 1998 49,99 Dollar. Aber die Herstellung hat wahrscheinlich weniger als 7 Millionen Dollar gekostet. Es hat sich 10-15 Millionen Mal verkauft?”, erklärte Layden weiter. “Heutzutage kostet die Herstellung von God of War mehr als 100 Millionen Dollar, und trotzdem kann man nur 59,99 Dollar verlangen. Was passiert mit dem Break-even-Punkt?”

Die Lösung haben Sony und Microsoft längst angekündigt: Der PS5-Hersteller möchte mehr für den PC und Mobile produzieren. Und das Xbox-Unternehmen, das zudem mit einer vergleichsweise kleinen Konsolenbasis zu kämpfen hat, öffnet die Spiele der Xbox-Studios für andere Konsolen.

Bei den kürzlich angekündigten vier Games wird es sehr wahrscheinlich nicht bleiben. Der Xbox-Chef Phil Spencer deutete selbst an, dass es eine Art Testballon ist.



Kaum Verständnis für Massenentlassungen

In den COVID-19-Jahren erlebte die Videospielindustrie einen Boom, da die Leute zeitweise dazu gezwungen waren, zu Hause zu bleiben. Eine erhöhte Nutzung von Streams und Videospielen war die Folge, was zu steigenden Gewinnen führte.

Das wiederum bewegte Publisher dazu, ihre Kapazitäten auszubauen, Leute einzustellen und mehr zu produzieren. Layden verwies in diesem Zusammenhang auf “Überinvestitionen”. Alle hoben ihre massiv steigenden Zahlen hervor und wollten “dieser Rakete hinterherjagen.”

Die Ernüchterung kam nach der Pandemie. Im vergangenen Jahr wurden Statistiken zufolge mehr als 10.500 Mitarbeiter der Videospielbranche entlassen. In diesem Jahr sind es schon mehr als 8.000.



Viel Verständnis hat Layden für die Massenentlassungen, die laut seiner Einschätzung noch lange nicht beendet sind, allerdings nicht.

“Wenn man sich die Ergebnisse dieser Unternehmen ansieht, ist es bemerkenswert, dass einige von ihnen Rekordumsätze und Rekordgewinne erzielen und gleichzeitig acht Prozent ihrer Belegschaft entlassen. Abgesehen von der verrückten Jagd nach Profitabilität, verstehe ich das nicht”, so seine Worte.

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