Review

Homefront The Revolution: Der Shooter im Test - große Chance vergeben!

Seit beinahe fünf Jahren geistert der Guerilla-Shooter „Homefront: The Revolution“ durch die Gaming-Landschaft. Kann das eigens für dieses Spiel gegründete Dambuster Studios das Projekt doch noch zu einem versöhnlichen Ende bringen?

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6.5

Die „Homefront“-Serie hat einen steinigen Weg hinter sich. 2011 von Kaos Studios im Auftrag von THQ mit viel Tam-Tam auf den Markt geworfen, wanderte die Shooter-Lizenz von einem Entwickler zum nächsten. Erst als Deep Silver eigens für „Homefront: The Revolution“ die Dambuster Studios gründete, schien die lange Geschichte endlich ein gutes Ende zu nehmen. Doch auch am Horizont von Deep Silver Dambuster Studios zogen schnell dunkle Wolken auf. Erst wurde das Spiel Anfang 2015 um über ein Jahr verschoben, dann waren die Reaktionen auf die Multiplayer-Beta arg gemischt. Auch frühe Anspieltermine ließen vermuten, dass es an der Front ganz schön kriselt. Kann „Homefront: The Revolution“ die Skeptiker noch lügen strafen?

Was wir gut finden

Eine faszinierende Dystopie: Mit „Homefront: The Revolution“ karikiert Dambuster Studios die Allmacht multinationaler Konzerne wie Apple oder Microsoft. Die nordkoreanische Tech-Firma APEX liefert erst nur Hardware für Gadgets, steigt aber alsbald in den Waffenmarkt ein. Ihre Erfindungen sind so gut, dass auch die Vereinigten Staaten zuschlagen. Das Ergebnis: APEX zieht den Stecker und die USA stehen schutzlos da. Nordkorea marschiert in das Land ein und unterjocht die Bevölkerung.

Wie schon im Original ist die Idee einer solche Dystopie faszinierend und wird in „Homefront: The Revolution“ mit tollen Bildern umgesetzt. Die Bezirke von Philadelphia sind teils Trümmerwüsten, teils annektierte Zonen und Regierungssitze. Überall schwirren Drohnen umher, Kameras kontrollieren jede Bewegung. Die Stimmung ist bedrückend: Gerade die roten Zonen – frühere Kampfbereiche – könnten glatt aus „Fallout 4“ stammen und machen die Notwendigkeit einer Intervention deutlich.

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Besser schleichen als ballern: Ihr kontrolliert den jungen Rekruten Ethan Brady, der schnell vom Neuling zur einzigen Hoffnung der Rebellion aufsteigt. Mit ihm durchlebt ihr die knapp 30-stündige Solo-Kampagne – inklusive aller Nebenmissionen – und durchstreift acht Bezirke Philadelphias. Denn „Homefront: The Revolution“ ist kein traditionelles Open-World-Spiel. Es zerstückelt seine Welt in verschiedene Bereiche, zwischen denen ihr per Schnellreise oder Tunnel wechseln könnt.

Überhaupt macht „Homefront“ einiges anders als aktuelle Shooter. Wer hier mit dem „Call of Duty“-Kopf durch die Wand will, wird schnell scheitern. Klüger ist überlegtes Vorgehen. So erinnert der Guerilla Shooter an „Far Cry 4“. Ihr sucht nach alternativen Eingängen, schaltet Wachleute lautlos aus und versteckt euch notfalls in Müllcontainern oder Dixie-Klos. In seinen guten Momenten erzeugt „Homefront“ echte Spannung. Da jubelt man darüber, wenn KVA-Soldaten in Fallen laufen oder man Konvois aus der Distanz mit einer ferngesteuerten Autobombe sprengt. Das Stealth-System ist okay, besitzt aber aufgrund einiger Gameplay-Unzulänglichkeiten auch viel Frustpotenzial.

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Solide Waffen-Upgrades: Als echter Rebell benötigt ihr natürlich auch einige Spielzeuge. In „Homefront: The Revolution“ rüstet ihr Standard-Waffen wie Pistolen, Schrotflinten und Maschinengewehre direkt im Feld um. Jede Kanone verfügt über drei Feuermodi und kann zudem mit Aufsätzen, Griffen oder Visieren ausgestattet werden. Während ihr diese Extras an Waffenschränken oder bei Knarren-Fetischist Sidney Cook kauft, könnt ihr die Hilfsmittel – ähnlich wie in „DOOM“ – jederzeit per Tastendruck wechseln.

Homefront: The Revolution mangelt es an Feintuning, Esprit und Drive!

Dazu gibt es vier Sekundärwaffen (Hacking-Geräte, Molotow-Cocktails, Sprengsätze und Ablenkungsbomben), die ihr ebenfalls in drei Variationen ausrüsten könnt. Also beispielsweise mit Fernzündung oder als ferngesteuerte Attrappe. Das Arsenal ist also durchaus vielschichtig, auch wenn gerade die Maschinengewehre aufgrund der schwammigen Steuerung kaum zu gebrauchen sind.

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Vier gewinnt: Neben der Kampagne bietet „Homefront: The Revolution“ einen durchaus netten 4-Spieler-Koop-Modus. Gemeinsam mit Freunden oder zugelosten Spielern müsst ihr einem halben Dutzend Missionen beispielsweise Lager der KVA überfallen und anschließend verschwinden.

Tatsächlich funktionierten diese Einsätze im Test vergleichsweise ordentlich. Die Freude an der Zusammenarbeit überdeckte die Schwächen in Gameplay und Technik. Als Belohnung gibt es Erfahrungspunkte zum Freischalten neuer Fertigkeiten, sowie Dollars für Ausrüstungskits. Diese enthalten Waffen, Individualisierungsobjekte und andere Extras. Der Koop-Modus ist sicherlich kein Kaufargument für „Homefront“, aber insgesamt solider Spaß.

Was wir schlecht finden

Merkliches Ruckeln: „Homefront: The Revolution“ sieht für sich genommen recht hübsch aus, auch wenn das Spiel einen ziemlich generischen Grafikstil besitzt. Viel schlimmer wiegen allerdings die technischen Probleme. Selbst wenn nur wenig auf dem Bildschirm passiert, kratzt der Shooter nur an den 30 Bildern die Sekunde.

Man hat immer das Gefühl, als würde es leicht ruckeln. In späteren Abschnitten – etwa bei der Verteidigung eines Goliath-Panzers – bricht die Bildrate komplett ein. Präzises Zielen ist kaum möglich. Das Resultat sind vergleichsweise viele Neustarts, obwohl „Homefront“ auf mittlerer Stufe durchaus machbar wäre.

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Das klappt so nicht: Die zweite Schwachstelle ist die viel zu träge Steuerung. Das Ausrüsten von Waffenmodifikationen dauert zu lang. Auf den Befehl zum Nachladen reagiert der Spielcharaktere geradezu widerwillig.

Dazu kommt es immer wieder zu Problemen bei der Interaktion mit der Umgebung. Oftmals mussten wir mehrfach probieren, über Zäune zu klettern oder an Balkons hochzuspringen. Selbst die Stealth-Kills mit R3 funktionieren längst nicht immer vollautomatisch. In einem Stealth-Spiel, das auf Timing und schnellen Entscheidungen basiert, sind solche Schwächen wirklich anstrengend.

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Durchwachsenes Missionsdesign und schwaches Open-World-Gefühl: Leider setzen sich diese Probleme auch bei der Umsetzung der Kampagne fort. Dem langsamen Zurückerobern der Stadt mangelt es an Drive, Esprit und Logik. Wieso verschwinden die Nordkoreaner aus einer Fabrik, weil die Rebellen einen Kessel gesprengt haben? Wieso geben die KVA-Truppen ein Funkstation auf, weil die Revoluzzer das Funkgerät gehackt haben? Und wieso müssen wir versteckte (!) Radiogeräte umstellen, um die Herzen der Menschen zu erreichen? „Homefront: The Revolution“ täuscht ein „realistisches“ Szenario vor, konstruiert darum aber videospielige Schlüsselmechanismen. Zugleich bietet das Missionsdesign wenig Neues und kaum denkwürdige Momente. Selbst wenn die Einsätze etwas Fahrt aufnehmen, wird dies durch die marode Technik torpediert.

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Abziehbilder und nicht genutzte Chancen: Auch die Charaktere ziehen den Karren nicht aus dem Dreck! Stattdessen serviert Dambuster Studios uns billige Klischees: Dana ist die Psychopathin, die laut schreiend alles und jeden umbringen will. Parrish ist der liberale Anführer, der immer wieder zwischen den Fronten steht. Und Brady? Der sagt während der Geschichte kein Wort und ist für einen Rekruten zu schnell in einer zu exponierten Position. Dazu ist die Geschichte der Rebellion gegen die nordkoreanischen Besetzer allzu vorhersehbar und wird dem selbst gemachten Hype leider nicht gerecht.

6.5

Wertung und Fazit

PRO
  • nettes Waffen-Management
  • spannendes Setting
  • solider Mehrspielerpart
CONTRA
  • Framerate- und Technik-Probleme
  • ideenarmes Missionsdesign
  • schwaches Story-Telling

Homefront The Revolution: Der Shooter im Test – große Chance vergeben!

„Homefront: The Revolution“ ist die bislang größte Enttäuschung des Spielejahres 2016. Wie schon der erste Teil hätte der Guerilla-Shooter alles Potenzial der Welt, um eine stimmungsvolle Geschichte zu erzählen. Doch Dambuster Studios gelingt es nicht, die durchaus soliden Ideen zu einem großen Ganzen zu formen. Stattdessen scheitert „Homefront: The Revolution“ an einer grenzwertigen Technik, stereotypen Charakteren und mittelmäßigem Missionsdesign. Selbst wenn die Stealth-Mechanik zuweilen durchaus Spaß macht, so gibt es dennoch Titel wie „Far Cry 4“, die deutlich besseres und vor allem fehlerfreies Gameplay für euer Geld bieten. „Homefront“ wäre gerne ein leiser Revolutionär, doch stolpert über seine eigenen Ambitionen. In seinem aktuellen Zustand - wir testeten Version 1.02 – erhält das Spiel keine Kaufempfehlung von uns. Dafür ist die Konkurrenz zu groß und das aktuelle Produkt zu lückenhaft.

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Kommentare

questmaster

questmaster

17. Mai 2016 um 10:42 Uhr
jackpotrk

jackpotrk

17. Mai 2016 um 10:55 Uhr
Ace-of-Bornheim

Ace-of-Bornheim

17. Mai 2016 um 12:28 Uhr
Zockerfreak

Zockerfreak

17. Mai 2016 um 13:53 Uhr