Review

Assassin's Creed Origins im Test: Wie gut ist Ubisofts neuer Open-World-Schleicher wirklich?

Wiedergeburt oder das endgültige Aus? Ubisoft wagt mit „Assassin's Creed Origins“ den Neustart. Überzeugt das etwas andere „Assassin's Creed“ im Test?

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8.5

Auch Assassinen geht mal die Luft aus. Nachdem Ubisofts Schleichexperten über viele Jahre das Open-World-Genre dominierten, sorgte „Assassin’s Creed: Unity“ aufgrund seiner Fehlerdichte für einen handfesten Skandal.

Der solide Nachfolger „Assassin’s Creed: Syndicate“ konnte diese Scharte nicht auswetzen. 2016 legte die Serie daher eine Pause ein. Nun kehrt die Stealth-Saga mit neuer Energie, frischem Helden und vor allem handfesten Innovationen zurück. „Assassin’s Creed Origins“ bedeutet für die Serie einen Schritt in die Zukunft und das obwohl euch das Spiel zurück ins alte Ägypten entführt.

Was wir gut finden

Die Reise lohnt sich!

Ägypten erweist sich als wahrer Glücksgriff für die „Assassin’s Creed“-Reihe. Im Gegensatz zum London oder Paris der Vorgänger variiert „Origins“ seine Schauplätze deutlich besser und fühlt sich dadurch größer und freier an als zuvor. Ihr startet in kleinen Dörfern – niedrig gebaut und mit belebten Marktplätzen. Später geht’s in Metropolen wie Alexandria oder Memphis mit gewaltigen Tempelanlagen, weiten Straßenzügen und vielen Bewohnern.

„Assassin’s Creed“ lebt!

Das städtische Leben ist aber nicht das einzige, was begeistert. „Origins“ ermutigt zum Erforschen seiner Spielwelt und obwohl es weiterhin Aussichtspunkte gibt, schüttet euch das Spiel nicht mit Symbolen und Aufgaben zu. Es gönnt euch mehr Freiheiten und so geht ihr beispielsweise an Seen auf die Jagd nach Krokodilen oder anderen Tiere. Oder ihr macht einen auf „Tomb Raider“ und erforscht alte Gräber und sogar die Pyramiden.

Die Spielwelt wirkt angenehm lebendig und speziell die Tiere spielen zu diesem Zweck eine wichtige Rolle. Wenn wir mit dem Boot unterwegs sind, tauchen nicht nur Krokodile auf, immer wieder fliegen plötzlich Vogelschwärme in die Luft. An Land drehen plötzlich Nilpferde oder andere Fleischfresser durch und kämpfen miteinander oder greifen Dorfbewohner an.

„Assassin’s Creed Origins“ kreiert ein glaubwürdiges und gleichermaßen schönes Szenario, das bis auf gelegentliche Clipping-Fehler einfach erstklassig aussieht und angenehm unverbraucht wirkt. Übrigens vereinfacht Ubisoft die Navigation innerhalb der Welt, da Bayek nahezu überall herum klettern kann. Zwar kommt es immer wieder zu kleineren Grafik-Patzern – gerade beim Erkunden zu Pferd – trotzdem steuert sich „Origins“ runder als seine Vorgänger.

Assassins-Creed-Origins-PS4-Pro-Bild-6

Endlich mehr Story

Ihr verfolgt die Geschichte von Assassine Bayek und seinem Kampf für Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung. Ihm zur Seite steht seine Frau Aya, die im Verlauf der Geschichte auch noch eine wichtige Rolle spielen wird. Mehr möchten wir an dieser Stelle nicht verraten, denn „Assassin’s Creed Origins“ setzt stärker auf intensive Momente als seine Vorgänger. Bereits im Prolog geizt das Spiel nicht mit Schockeffekten und teils wirklich brutalen Szenen.

Die Geschichte von „Origins“ ist zwar nicht immer neu, dafür aber durchaus spannend und abwechslungsreich. Seine ganze Stärke spielt das Abenteuer aber in seinen Nebenmissionen aus. Ähnlich wie in „The Witcher 3: Wild Hunt“ und dessen Add-Ons bauen die Sidequests diesmal kleine, eigene Geschichten in die Welt ein und machen sie dadurch interessanter.

„Assassin’s Creed Origins“ besitzt viele Nebenschauplätze – mal lustig, mal traurig oder ernst. Man kommt also weg von den stereotypen Aufgaben der Vorgänger und setzt mehr auf die Seele seiner Spielwelt.

Assassins-Creed-Origins-PS4-Pro-Bild-2

Viele kleine und große Verbesserungen

Spielerisch macht das neue „Assassin’s Creed“ ebenfalls einen Schritt nach Vorne und wirft etliche altbekannte Funktionen aus dem Fenster. Allen voran überarbeitet Ubisoft das Kampfsystem. Vorbei die Zeiten der Konterketten, diesmal messt ihr euch mit einzelnen Gegnern und blockt und pariert ihre Angriffe. Während kleinere Gegner selbst in der Anfangsphase keine große Herausforderung darstellen, so sind es besonders wuchtige Elite-Wachen und Boss-Gegner, die einen Hauch von „The Witcher 3“ oder „Dark Souls“ aufkommen lassen. Diese Burschen zerstören Bayek teils mit einer Kombo.

Ubisoft koppelt das Kampfsystem nun stärker an eure Erfahrungsstufe. Dicke Brocken fertigen euch sofort ab, schwächere Gegner erledigt ihr in einer Kombo. Deshalb sind auch typische Assassinenattacken – also etwa aus der Deckung oder aus der Luft – nicht immer das Todesurteil für eure Widersacher. Stattdessen müsst ihr eure Angriffe überdenken und setzt beispielsweise auf verschiedene Bögen oder Gimmicks wie Brandbomben.

Das eigentliche Rollenspielsystem ist ein Schritt in die richtige Richtung, hätte aber für unseren Geschmack noch weiter gehen dürfen. Die Auswahl unterschiedlicher Waffen wie etwa Speeren, Doppelschwertern oder Keulen sowie die massig vorhandenen Talente motivieren gerade zu Beginn und bringen Schwung ins Spiel.

Was wir schlecht finden

Nicht genug Rollenspiel?

Allerdings vergibt Ubisoft die Chance, „Assassin’s Creed Origins“ in ein echtes Rollenspiel zu verwandeln. So verfügen beispielsweise Rüstungen über keinerlei Eigenschaften. Ob ihr nun im schweren Harnisch oder im Saunatuch durch die Areale schleicht, macht letztlich keinen Unterschied. Auch das an „Far Cry“ erinnernde Crafting fällt vergleichsweise simpel aus. Durch ergatterte Beute wie Felle oder Holz kaufen wir uns nützliche Extras dazu, aber letztlich innerhalb der begrenzten Möglichkeiten, die einem das Spiel vorgibt. Experimente gibt es hier nicht. Dadurch fühlt sich auch die Jagd auf wilde Tiere nicht ganz so befriedigend an, wie sie eigentlich sollte.

Assassins Creed Origins Screenshot (10)

Neuerungen sind alt bekannt

Überhaupt holt sich Ubisoft viel Inspiration von anderen Spielen, was letztlich den ganz großen Aha-Effekt verhindert: Besagte Crafting-Optionen stammen direkt aus „Far Cry“, die erneut herrlichen Seeschlachten kommen aus „Black Flag“ und das Kampfsystem wurde durch „The Witcher“ angestoßen. Zudem trägt Bayek seinen Adler Senu mit sich.

Der Flattermann fungiert als Drohne und spürt im Verlauf Missionsziele, aber auch Ressourcen auf. Was anfangs noch durchaus spannend ist, wird im Spielverlauf zur lästigen Routine. Natürlich müsst ihr Senu nicht aussenden, doch sie erleichtert euch merklich das Leben. Überhaupt ist auch das Ausräumen von Lager keine sonderlich frische Idee. Vor allem dann nicht, wenn die Computer-Wachen zu oft in die falsche Richtung starren und sich auf ihrer Patrouille nur allzu gerne ablenken lassen.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • gewaltige Spielwelt
  • deutlich spannendere und abwechslungsreichere Missionen
  • Rollenspielelemente und neues Kampfsystem
CONTRA
  • Neuerungen wirken teils zu bekannt
  • kleinere Grafik-Fehler
  • gelegentliche KI-Aussetzer

Assassin’s Creed Origins im Test: Wie gut ist Ubisofts neuer Open-World-Schleicher wirklich?

„Assassin's Creed“ lebt! Nach den vergangenen, eher souverän anmutenden Ablegern gibt sich „Origins“ betont anders und fährt damit goldrichtig. Bayeks Abenteuer überzeugen über weite Strecken und das liegt nicht allein an dem frischen Szenario. Ubisoft setzt an nahezu allen Schwachstellen an und verbessert sie. Waren die Kämpfe über Jahre zu eintönig und eindimensional, gibt es nun durch Elite-Soldaten und Bosse ordentlich Backenfutter. Wer sich kopflos einer Übermacht gegenüber stellt, wird untergehen. Dazu überzeugen vor allem die besser geschriebenen Quests und die durchdachteren Charaktere. Insgesamt wirkt die Spielwelt lebendiger, schöner und stimmiger als noch in den Vorgängern. Die neuen Rollenspielansätze passen ebenfalls gut dazu. Diese hätten zwar für unseren Geschmack noch einen Tick weitergehen dürfen, bringen aber sowohl in die Kämpfe als auch in den Spielablauf frischen Wind. „Assassin's Creed Origins“ jedenfalls haucht der angestaubt wirkenden Serie nochmal neues Leben ein. Wer in diesem Jahr nach „Mittelerde: Schatten des Krieges“ noch ein Open-World-Abenteuer sucht, der wird hier fündig und mit 50 und mehr Spielstunden verwöhnt.

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