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TEST: Lost Planet 3 - ein weiteres Franchise ist nun endgültig ramponiert

play3 Review: TEST: Lost Planet 3 – ein weiteres Franchise ist nun endgültig ramponiert

6.5

Willkommen zurück auf E.D.N. III. Dem Eisplaneten aus „Lost Planet 3“. Spark Unlimited (bekannt durch Spiele wie „Legendary“ oder „Turning Point“) entführt euch in dem Prequel zu Capcoms Actionserie in eine Welt voller Schnee, Kälte und Akriden.

Nach dem etwas holprigen „Lost Planet 2“ geht Spark nun zurück zu den Wurzeln der Serie. Aber bedeuten eine stimmungsvolle Geschichte und mehr Akriden-Action gleichzeitig auch mehr Spaß?

ANMERKUNG: Der Mehrspieler-Modus war zum Zeitpunkt des Test noch nicht spielbar. Wir beziehen uns hier also ausschließlich auf den Singleplayer!

Was wir cool finden

Menschlich!
„Lost Planet 3“ ist ein Prequel zum ersten Teil und erzählt eine spannende, wie gleichermaßen emotionale Geschichte aus der Sicht von Jim Peyton. Das Spiel beginnt in der Gegenwart mit einem sichtlich gealterten Peyton, der über sein Leben philosophiert. Er war kein Held oder gar ein Söldner. Er war nur ein besorgter Vater und Ehemann, der für seine Familie auf den Eisplaneten E.D.N. III ging, um dort ausreichend Geld zu verdienen. Diese emotionale Basis bildet das Grundgerüst für viele Zwischensequenzen, in denen Jim mit seiner Frau per Videobotschaft kommuniziert. Auch wenn die Sprachausgabe über weite Strecken eher durchschnittlich ist, erzeugen diese Ereignisse doch eine gewisse Verbundenheit zu der Hauptfigur Jim Peyton.

Aber auch die anderen Charaktere in „Lost Planet 3“ kommen ganz gut weg: Ingenieur Gale beispielsweise ist zwar anfangs ein nervig plapperndes Energiebündel, bekommt aber im Spielverlauf zusätzliche Konturen. Und auch Jims verhasster Kollege LaRoche passt in die für ihn vorgesehene Rolle. Die Geschichte von „Lost Planet 3“ dreht sich rund um T-Energie, die u.a. aus Akridenblut gewonnen wird und nahezu überall auf E.D.N. III verteilt ist. Auch wenn der Plot mit rund 17 Stunden Spielzeit etwas arg in die Länge gezogen wurde, ist es letztlich die Geschichte, die mich hier zum Weiterspielen bewegte.

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Solider Shooter-Spaß
In seinem Kern ist „Lost Planet 3“ nämlich ein ganz typisches Actionspiel. Ihr steuert Jim Peyton aus der Verfolgerperspektive und macht im Spielverlauf vor allem eins: Ihr kämpft mit Akriden. In allen möglichen Größen und Formen. Die Steuerung funktioniert dabei sehr gut. Auf Tastendruck hechtet ihr aus dem Weg, feuert eure Waffe ab oder werft Granaten. An der grundlegenden Spielmechanik gibt es eigentlich kaum etwas zu meckern, außer dass sich die Schlachten auf Dauer doch arg abnutzen und Quicktime-Events im Nahkampf viel zu häufig vorkommen. Doch dazu später mehr!

Während die kleineren Akriden zumeist nach einem oder zwei Schüssen ihre Gliedmaßen von sich strecken, trumpft „Lost Planet 3“ besonders bei den Bosskämpfen mit ordentlich Grafik-Power und Spannung auf. Diese Gefechte sind gut designt und wuchtig inszeniert. Da fliegen die Felsbrocken und angesichts der teils turmhohen Biester gerät man als kleines Menschlein arg ins Schwitzen. Das Spiel weist euch hier stets „dezent“ auf Schwachstellen hin, indem es diese rot markiert. Obwohl sich auch die Abläufe wiederholen, sind diese Schlachten gut gelungen, fordern sie einen doch deutlich mehr als die Hordenattacken der übrigen Akriden.

Übrigens ist „Lost Planet 3“ – trotz seiner Ähnlichkeit zu „Dead Space 3“ – kein Survival-Horror-Spiel. Es gibt einige sehr atmosphärische Passagen, in denen das Spiel geschickt mit Dunkelheit und Soundeffekten arbeitet. Echte Panik kommt hier allerdings nie auf. Nicht zuletzt, weil es stets mehr als genug Munition gibt und die Akriden keine ernste Bedrohung darstellen.

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Der Rig, dein Freund und Helfer
Damit Jim Peyton nicht die ganze Zeit zu Fuß durch den Schnee stapfen muss, nimmt er immer wieder in seinem Rig Platz. Mit diesem riesigen Roboter repariert er T-Energie-Terminals im offenen Gelände oder bewältigt andere eher langweilige Aufgaben. Denn der Mech steuert sich aus der Ego-Perspektive schwerfällig und langsam. Das mag zwar realistisch sein, ist aber beim Zurücklegen längerer Wege kontraproduktiv.

Deutlich unterhaltsamer sind da die Gefechte mit aufmüpfigen Akriden. Der Rig besitzt zwar keine Waffen, dafür aber einen Greifarm und einen Bohrer. So könnt ihr kleinere Biester packen und wahlweise zerquetschen oder mit dem Drehkopf pulverisieren. Hier vermittelt „Lost Planet 3“ ein gutes Gefühl für die Kraft und Energie des Rig. Es ist einfach ein befriedigender Anblick, wenn eine Horde Akriden Reißaus nimmt und man sich ein Vieh am Schlafittchen packt und platt macht.

Die Bosskämpfe sind ebenfalls ordentlich gelöst, aber weit weniger dynamisch als die Gefechte aus der Third-Person-Perspektive. Die Duelle erinnern hier erneut nur an Reaktionstests. Drückt ihr die Tasten schnell genug, bekommt ihr die Gelegenheit zum Gegenangriff. Insgesamt sind die Rig-Passagen eine nette Abwechslung, hätten aber durchaus etwas mehr Tempo und Abwechslung vertragen können.

Was wir weniger cool finden

Alles wiederholt sich!
„Lost Planet 3“ klingt auf dem Papier wie richtige satte Shooter-Kost. Allerdings ermüdeten mich die ständigen Akridenkloppereien auf Dauer. Die Missionen wiederholen sich einfach: Ich renne in ein neues Gebiet. Dort taucht die erste Welle auf. Ich besiege sie, drücke einen Schalter oder schwinge mich mit dem Greifarm über einen Abgrund. Und schon kommt die nächste Welle. Das ist für zwei bis drei Stunden unterhaltsam, nutzt sich aber sehr schnell ab.

Die eingestreuten „Rätsel“ verdienen diesen Namen kaum. Es sind Geschicklichkeitsaufgaben für Vorschüler. Ohne jeglichen Anspruch. Gleiches gilt für die immer wieder auftauchenden Mini-Games – etwa beim Reparieren von Terminals. Diese sind auch nur bei den ersten Malen interessant. Danach werden sie zur lästigen Routine. Langfristig krankt „Lost Planet 3“ einfach an Ideenlosigkeit, was sich nicht zuletzt in dem Szenario widerspiegelt.

Auf dem Eisplaneten rennt ihr 15 Stunden und mehr durch Schnee, Eis und Raumstationen. Knackige Farben sind Mangelware. Stattdessen ist alles irgendwie weiß, grau und hellblau. Es gibt keine Unterbrechungen in dieser Monotonie. Und genau das wirkt sich auf Dauer negativ auf die Stimmung und die Atmosphäre aus.

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Schwaches Inventarsystem
Eigentlich sollte man bei dem hohen Actionanteil von „Lost Planet 3“ mit einer wahren Fülle an abstrusen Waffen rechnen. Doch dem ist nicht so. Jim kann nämlich maximal zwei Knarren plus Granaten bei sich tragen. Alle anderen deponiert er in seinem Rig und kann diese etwas fummelig im laufenden Gefecht tauschen. Blöderweise braucht ihr einen Großteil der späteren Waffen – wie etwa eine schnittige Laserkanone – gar nicht. Schrotflinte und Sturmgewehr erfüllen aufgrund der seltsam ausbalancierten Akriden den gleichen Zweck. Die T-Energie fungiert im Spielverlauf als Währung, um sich zusätzliche Waffen und Upgrades zu kaufen. Auch hier gilt: Zielfernrohre und andere Extras haben nur wenig Einfluss auf die Spielbarkeit. Schade!

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Viele Design-Schwächen
Dazu leistet sich Spark Unlimited viele kleine Flüchtigkeitsfehler. Die Quicktime-Events bei den Nahkämpfen sind geradezu nervig. Besonders das Zustechen mit dem Messer bei einem zittrigen Fadenkreuz geht arg an die Nerven. Dazu unterbrechen unzählige Ladepausen immer wieder den Spielfluss und ihr müsst euch ihäufig in bereits bekannte Areale zurück begeben, um dort noch Kleinigkeiten zu erledigen. Bedeutet: Zu viel Back-Tracking.

Außerdem ist die Playstation-Fassung erneut ein wenig schwächer als die Version für die Xbox 360. So wirken zwar Panoramaaufnahmen immer noch hübsch, aber die Texturqualität ist eben doch nicht ganz so gut wie bei der Konkurrenz. Und natürlich dürfen auch gelegentliche Ruckler nicht fehlen.

So wirklich ärgerlich sind aber die häufig auftauchenden Ungereimtheiten: Mal stößt Jim Peyton vor unsichtbare Level-Grenzen. Mal kann er nicht über eine Mauer klettern, die kleiner ist als er selbst. Solche Dinge zerstören für mich die Illusion und lassen mich mit einem „Warum geht das denn nicht?“ vor dem Bildschirm zurück.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Capcom
Entwickler: Spark Unlimited
Releasedatum: 30. August 2013
USK: ab 16
Offizielle Homepage:http://www.capcom-europe.com/

6.5

Wertung und Fazit

TEST: Lost Planet 3 – ein weiteres Franchise ist nun endgültig ramponiert

Irgendwie habe ich mir „Lost Planet 3“ ganz anders vorgestellt. Spannender, abwechslungsreicher und mit weniger Macken. Was Capcom im Vorfeld zu seinem Actiontitel präsentierte, z.B. die Demo-Fassung im Mai 2012, sah nach einem Action geladenen Survival-Trip aus. Allerdings krankt „Lost Planet 3“ an dem unkreativen Missionsdesign. Besonders die ständigen Scharmützel mit Heerscharen kleinerer Akriden nerven auf Dauer. Dazu kommen das häufige Back-Tracking, doofe Mini-Spiele und viele Design-Macken aus der Kammer des Schreckens. „Lost Planet 3“ macht wenige Dinge grundlegend falsch. Allerdings begeht Spark Unlimited derart viele Mini-Patzer, dass es mir auf lange Sicht gesehen doch den Spielspaß ordentlich verhagelt. Immerhin: Gerade die Bosskämpfe und auch die Mech-Schlachten, sowie die ansehnliche Hintergrundgeschichte motivieren mich für einige Stunden. Für mehr als eine Durchschnittswertung langt es aber für „Lost Planet 3“ nicht. Spark Unlimited verpasst es, die durchaus vorhandenen Ideen sinnvoll umzusetzen und liefern letztlich nur einen Otto-Normal-Shooter mit hübschen Roboter-Schlachten ab. An die Glanzzeiten des ersten „Lost Planet“ knüpft der dritte Teil aber leider nicht an.

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Kommentare

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