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MediEvil im Test: Knackige Neuauflage des Klassikers oder klappriges Nostalgie-Gerippe?

„MediEvil“ war einer der Hits der ersten PlayStation. Kann die Neuauflage die Kult-Marke wiederbeleben? Erfahrt im ausführlichen Test, wieso „MediEvil“ zwar ein Nostalgie-Fest ist, aber auch einige Probleme mit sich bringt.

play3 Review: MediEvil im Test: Knackige Neuauflage des Klassikers oder klappriges Nostalgie-Gerippe?

7.0

„MediEvil“ gehört zu den Kultspielen der ersten PlayStation-Generation und erschien bereits im Jahr 1998. SCE Cambridge Studio nahm sich seiner Zeit Tim Burtons „Nightmare Before Christmas“ und Capcoms Arcade-Hit „Ghosts ’n Goblins“ zum Vorbild. Die am 28. Oktober 2019 für PlayStation 4 erscheinende Neuauflage stellt nicht das erste Remake in der „MediEvil“-Geschichte dar. Bereits 2005 kam eine Neuinterpretation auf den Markt – allerdings damals für die PlayStation Portable. Wir haben uns das PS4-Neuauflage vorgeknöpft und verraten, ob „MediEvil“ auch abseits des Nostalgie-Faktors überzeugt.

Was wir gut finden

Schrulliger Held und kruder Humor

„MediEvil“ besticht zunächst durch seine herrlich abgedrehte Geschichte und die Art, wie das Spiel diese erzählt. SCE Cambridge Studio zeigte nämlich seiner Zeit viel Mut zum gespielten Witz und lässt entsprechend viel, teils schwarzen Humor einfließen. Ihr kontrolliert den wackeren Ritter Sir Daniel Fortesque. In der Sage kämpfte und starb er heldenhaft gegen die Armee des bösen Zauberers Zarok. Doch wie so oft weichen Realität und Fiktion von einander ab. In Wirklichkeit fiel Sir Dan bereits in den ersten Schlachtminuten.

Schräge, aber spaßige Neuauflage!

100 Jahre später wagt Zarok einen zweiten Anlauf. Zu diesem Zweck erweckt er mit einem Zauber Tote wieder und verwandelt die armen Dorfbewohner in Zombies. Dabei allerdings kommt auch Sir Dan wieder zu sich und erhält somit eine zweiten Chance, doch noch ein Held zu werden.

„MediEvil“ erzählt seine Geschichte mit tollen und ausgesprochen humorvollen Zwischensequenzen, die obendrein auch noch mit gelungener deutscher Sprachausgabe und einem sehr schönen Soundtrack untermalt werden. „MediEvil“ besticht von Beginn an mit seinem ungewöhnlichen Grafik-Design und den vielen versteckten Gags. Sir Dan etwa hampelt eher tollpatschig unbeholfen über das Schlachtfeld und auf dem Friedhof etwa begegnen uns immer wieder abgetrennte Zombie-Hände. Der Spaß-Faktor stimmt hier auf jeden Fall!

Altes Spiel in neuem Gewand

Other Ocean Emeryville zeichnet sich für die PS4-Neuauflage von „MediEvil“ verantwortlich und geht dabei ausgesprochen behutsam vor. Wie bereits angedeutet, bewahrt das Team den schrägen Charme des Originals und legt auch beim Gameplay nur dezent Hand an. „MediEvil“ ist also weiterhin ein vergleichsweise linearer Mix aus Action, Rätseln und Geschicklichkeitsaufgaben. Wer sich beeilt, der sollte in zehn bis fünfzehn Stunden den Abspann über den Bildschirm flimmern sehen.

In den Kämpfen selbst erfordert es gelegentlich auch einen Hauch von Strategie und besonders Distanzwaffen wie Armbrüste oder Wurfmesser erwiesen sich im Test als ausgezeichnete Werkzeuge gegen die Kreaturen der Unterwelt. Das Spiel erscheint bei der Auswahl seiner Schauplätze durchaus atmosphärisch. Gebiete wie etwa die verwunschenen Kornfelder würden uns glatt einen kleinen Schauer über den Rücken jagen, gäbe es den witzigen Cartoon-Grafikstil nicht.

Besonderes Highlight sind natürlich die eingestreuten Boss-Gegner, die wir stets mit ein wenig Taktik und Geschick ausschalten müssen. Den ersten Glas-Dämon etwa fällen wir, indem wir zunächst seinen Attacken ausweichen und dann sein offengelegtes Herz zerstören. Wie in anderen Spielen auch merken wir uns Angriffsmuster und versuchen, Schwachstellen auszunutzen. Neu ist das sicher nicht, funktioniert aber in „MediEvil“ ordentlich.

Oldschool-Leveldesign als willkommene Abwechslung

Dieser Gameplay-Mix gefällt uns. Selbst wenn wir mal alle Gegner aus dem Weg geräumt haben, müssen wir weiterhin die grauen Zellen aktivieren und kleinere Rätsel lösen: in einer der ersten Missionen etwa öffnen wir eine Tür, indem wir einem Geister-Orgelspieler seine Noten bringen, später verschieben wir Kisten und andere Hilfsmittel. Zudem sammeln wir im Verlauf immer wieder Runensteine als Schlüssel und öffnen mit ihnen Schritt für Schritt neue Bereiche in den Levels. Versteckte Extras belohnen zudem einen zweiten Durchmarsch bereits besuchter Levels.

+++ MediEvil: 1998 vs. 2019 im umfangreichen Gameplay-Vergleich +++

Sobald ihr zudem alle Gegner innerhalb eines Gebiets erledigt habt, schaltet ihr den Kelch frei. Mit ihm wiederum könnt ihr in der Halle der Helden zusätzliche Waffen wie etwa die Armbrust oder den Hammer aktivieren. „MediEvil“ erfordert ein gerüttelt Maß an Inventar-Management, da sich bestimmte Hilfsmittel auch abnutzen oder an eine limitierte Munition gekoppelt sind.

Was wir schlecht finden

Technisch nicht in der ersten Liga

Zugegeben, trotz des Remakes sieht man „MediEvil“ an, dass es zum einen auf einem älteren Spiel basiert und zum anderen keine aufwendige AAA-Produktion war. Und so fallen immer wieder technische Unzulänglichkeiten auf wie beispielsweise kleinere Clipping-Fehler oder fehlende Animationen. Treppen beispielsweise holpert Sir Dan eher grobschlächtig herunter, anstatt sie wirklich hinunter zu gehen.

Holpriges Kampfsystem

Die technischen Problemchen spiegeln sich auch in dem Kampfsystem wider. Zwar ist „MediEvil“ bis zum mittleren Schwierigkeitsgrad ein vergleichsweise gutmütiges Spiel, jedoch wirkt das Kampfsystem einfach zu unpräzise. Gerade in höheren Schwierigkeitsgraden kommt daher leicht Frust auf. Bei Blocks mit dem Schild etwa fehlt uns das direkte Feedback und auch die Angriffe mit dem Schwert und anderen Werkzeugen wirken mitunter zu unpräzise.

Schade ebenfalls: Die neue, freie Kameraführung ist längst nicht in allen Gebieten aktiv und so müssen wir teils sogar auf die optionale Schulter-Kamera verzichten. Die Kämpfe wirken indes oft zu unkontrolliert, als dass wir sie im Jahr 2019 noch gutheißen könnten.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • schöner Humor und einzigartiger Grafikstil
  • solides Action-Gameplay
  • launiges und durchaus facettenreiches Leveldesign
CONTRA
  • technisch bisweilen zu altbacken
  • gelegentlich – trotz freier Kamera – zu unübersichtlich
  • Kampfsystem zu wenig kontrollierbar

MediEvil im Test: Knackige Neuauflage des Klassikers oder klappriges Nostalgie-Gerippe?

Das Original ist nicht zu Unrecht ein Kultspiel und die Neuauflage schließt daran an. Allerdings dürft ihr hier keine Spielerfahrung aus dem Jahr 2019 erwarten.

„MediEvil“ ist ein wahrer Nostalgie-Trip zurück in die Zeiten der 3D-Geschicklichkeitsspiele. Als solches funktioniert das Abenteuer auch heute noch überraschend ordentlich. Die aufgefrischte Grafik steht Sir Dan ausgezeichnet zu Gesicht und der typische „MediEvil“-Humor bleibt einfach zeitlos.

Gleiches gilt im übrigen für die Mischung aus Kämpfen, Rätseln und Jump'n'Run-Elementen. Natürlich ist das Gameplay längst nicht mehr taufrisch, macht aber dennoch Spaß. Wirklich störend fallen hier die unpräzise Steuerung sowie die weiterhin zu wüsten Kämpfe auf. Speziell von einer Neuauflage erwarten wir da mehr Mut zum Beheben bekannter Schwächen. Trotzdem: Wer nochmal ins Jahr 1998 zurück reisen möchte, ist bei „MediEvil“ richtig!

Hotlist

Kommentare

xjohndoex86

xjohndoex86

23. Oktober 2019 um 17:18 Uhr
SchatziSchmatzi

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23. Oktober 2019 um 18:23 Uhr
Zockerfreak

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23. Oktober 2019 um 18:29 Uhr
Sascha.Henning

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24. Oktober 2019 um 10:36 Uhr
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24. Oktober 2019 um 10:51 Uhr
chris-ti-an

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24. Oktober 2019 um 19:10 Uhr