Review

EA Sports FC 24 im Test: Auch ohne FIFA-Lizenz top?

Schluss mit "FIFA"! Stattdessen heißt euch in diesem Jahre "EA Sports FC" auf dem virtuellen Fußballplatz willkommen. Wie gut aber ist der neue Kick und wie stark unterscheidet er sich von "FIFA 23"?

play3 Review: EA Sports FC 24 im Test: Auch ohne FIFA-Lizenz top?

8.0

“FIFA” ist tot, lang lebe “EA Sports FC”: Gaming-Branchenriese EA Sports und der Fußballverband FIFA gehen getrennte Wege und das Ergebnis geht für Vorbesteller am 22. September 2023 unter anderem auf PS4 und PS5 an den Start. Wer mit “EA Sports FC 24” allerdings eine bahnbrechende Weiterentwicklung erwartet, sollte die eigenen Ansprüche ein wenig zurückschrauben.

Denn gerade in Sachen Umfang wartet der neuste Ableger der Fußball-Saga mit bekannten, dezent veränderten Spielarten wie Ultimate Team oder der Profi- und Manager-Karriere auf. Handelt es sich bei “EA Sports FC 24” letztlich doch nur um ein weiteres “FIFA”-Update – nur mit anderem Namen?

Neue Bewegungen

Aber bevor wir in die Spielmodi einsteigen, beginnen wir doch zunächst mit dem Geschehen auf dem Platz: „EA Sports FC“ ist dynamischer und natürlicher. Die Spieleranimationen wurden – ähnlich wie beim Basketball-Konkurrenten „NBA 2K24“ – aus Original-Videoaufnahmen übernommen. Und so fallen die vielen kleinen und großen Bewegungen auf: Da retten Stars den Ball kurzerhand mit einem Hackentrick bevor das Leder ins Aus fliegt oder sie geraten einfach beim Dribbling ins Stolpern.

Das Spiel ist dadurch insgesamt kleingliedriger als zuvor. Die Zweikämpfe, egal ob in der Luft oder am Boden, sind körperlicher. Tacklings erfordern besseres Timing, zugleich könnt ihr mit robusten Spielern wie Virgil van Dijk auch einfach schmächtige Angreifer aus dem Weg schieben. Wenn wir also hier den Begriff “natürlicher” verwenden, dann meinen wir vor allem, dass der Spielablauf nicht mehr so künstlich wie in den Vorjahren wirkt.

So schön sich diese Erweiterungen anhören, so bringen sie neben der zweifellos erhöhten Authentizität auch einige Probleme mit sich: In den vielfältigen Testrunden hatten wir einige mehr als zweifelhafte Elfmeterentscheidungen, bei denen der Schiedsrichter arg schnell auf den Punkt zeigte. Zudem entstehen immer wieder kuriose Eigentore oder auch arg übertrieben wirkende Stolper- und Rempeleinlagen. Letzteres stört den Fluss in knappen Partien spürbar – aber so kann Fußball dann eben auch sein.

So spielt sich „EA Sports FC“

Der Spielaufbau und die Wege zum Torerfolg gestalten sich daher auch ausgesprochen vielseitig: Tiki-Taka und Weitschüsse erwiesen sich allesamt als probate Möglichkeiten. Dribblings bleiben weiterhin sehr präsent, allerdings wurden Sprints und Läufe dezent entschärft. “EA Sports FC” erweitert die in “FIFA 23” vorgestellten Sprintertypen: Erling Haaland ist zwar weiterhin aufgrund seines Tempos und der körperlichen Überlegenheit ein Top-Stürmer, jedoch kann man ihn bei normalen Dribblings besser ausbremsen als zuvor. Sehr schön auch: In der Verteidigung agieren die Spieler noch einen Tick aktiver als zuvor. Sie werfen sich in Schüsse hinein oder fangen Zuspiele ab, indem sie automatisch die Beine ausstrecken.

An dieser Stelle kommen jedoch die Spielstile hinzu. Top-Stars wie Haaland verfügen über gleich mehrere dieser Bonus-Attribute. Sein Talent „Akrobatisch“ sorgt dafür, dass er Bälle aus selbst unmöglichsten Situationen noch aufs Tor bekommt. Dank „Schneller Schritt“ hat er dagegen auf den ersten Metern einen Vorteil. Die Spielstile beeinflussen die Möglichkeiten deutlich und wirken sich bemerkbar auf die Kicker aus. Richtig eingesetzt werden diese dadurch zu echten Waffen, müssen aber auch entsprechend eingesetzt werden. In den bisherigen Online-Matches hatten wir nicht den Eindruck, dass die Spielstile „ausgenutzt“ werden. Ob hier die Spielbalance passt, wird erst der Langzeittest zeigen.

In puncto Präsentation bleibt EA Sports‘ Hochglanzkick überaus ansehnlich. Das Spiel setzt – ebenso wie zuletzt „FIFA 23“ – auf die bewährte Frostbite-Engine. Dank des gewohnt üppigen Lizenzpakets und den damit verbundenen Einspielern, Wappen und Charaktermodellen ist der Wiedererkennungswert enorm.

Neben den deutlich verbesserten Animationen fallen in „EA Sports FC“ vor allem die überarbeiteten Charaktermodelle auf. Dank angepasster Proportionen sehen diese sehr viel natürlicher und näher am Original aus. Weiterhin sticht die Zuschauerkulisse mit tausenden jubelnden Computer-Figürchen heraus. Einen kleinen Dämpfer gibt es beim deutschen Kommentar: Die Plattitüden von Wolf Fuß und Frank Buschmann stören gerade in den Einspielern vor den Matches deutlich.

Neuerungen in den Spielmodi …

Die Managementkarriere gewinnt mit „EA Sports FC 24“ an Tiefe hinzu. Über Taktikkonzepte wie Tiki-Taka legt ihr nun für eure Truppe die grundsätzliche Ausrichtung fest und bestimmt dazu noch Offensiv- und Defensiveinrichtung. Für die einzelnen Mannschaftsbereiche stellt ihr zudem Coaches ein, die idealerweise euer Konzept unterstützen und damit die Mannschaft entsprechend auf Kurs bringen. Darüber hinaus müsst ihr in puncto Training den Mittelweg zwischen Fitness und Bissigkeit finden.

Bissigkeit definiert dabei die Wettkampfbereitschaft. Ein niedriger Wert wirkt sich daher negativ auf die Leistungsmöglichkeiten aus. Ein niedriger Fitnesswert erhöht dagegen das Risiko auf Verletzungen und kostet auch einiges an Dynamik. Ihr müsst also immer wieder per Schieberegler Veränderungen vornehmen.

Als dritte Komponente kommt hier auch die Moral ins Spiel. Ein unzufriedenes Team hat natürlich keine Lust, sich für euch die Hacken abzulaufen. Als kleinen Bonus gibt es in „EA Sports FC“ noch die Trainer-Kamera, mit deren Hilfe ihr das Geschehen bei simulierten Matches von der Seitenlinie aus anschauen könnt. Eine nette Idee, mehr aber auch nicht.

Gleiches gilt auch für die Vorbereitung auf die Matches. Hier könnt ihr euch etwa die Aufstellungen eures Teams ansehen oder bestimmte Spieler über Trainings-Mini-Spiele warm machen und mit Bonus-Spielstilen verstärken. Als Ergänzung sind diese Funktionen gelungen, stellen aber die Karriere kaum auf den Kopf.

Überhaupt fehlen uns bei den Spielmodi von „EA Sports FC“ die ganz großen Veränderungen. In der Profikarriere geht es weiterhin darum, unseren eigenen Kicker mit Hilfe von Stufenaufstiegen und Talentbäumen in den Kategorien Tempo, Schießen, Passen, Dribbling, Defensive, Körper und Torwartspiel aufzuleveln. Zeitgleich prägen wir die Persönlichkeit durch Freizeitaktivitäten oder Investitionen und können so bis zu sieben Spielstile freischalten.

In den Matches selbst müsst ihr erneut Aufgaben bewältigen, um so Punkte bei eurem Trainer zu sammeln. Bei uns dauerte es etwa sechs Partien, bis wir uns in die Startelf vorgearbeitet hatten. Wirklich neu oder gar anders fühlt sich die Profikarriere leider nicht an. Das liegt auch daran, weil narrative Elemente wie etwa Teambesprechungen viel zu selten zum Einsatz kommen.

… und alte Bekannte

EA Sports erweitert auch den Ultimate-Team-Modus dezent. Ganz neu dabei sind die so genannten Evolutionen. Mit diesen Spezialkarten könnt ihr Spielerwerte verbessern. Die Evolutionen sind allerdings an bestimmte Voraussetzungen und Aufgaben geknüpft. Einmal begonnen, könnt ihr die Evolutions auch nicht auf andere Kicker übertragen, sondern seid auf diesen Spieler festgelegt.

Die in der Testphase ausgeführten Evolutionen sorgten vor allem dafür, dass wir uns intensiver mit unseren Spielern beschäftigten und gezielt auf deren Weiterentwicklung hinarbeiteten. Jeder weitere Schritt war wie eine kleine Belohnung und vor allem sorgten die Upgrades auch dafür, dass wir Spieler länger behielten und nicht ständig auf dem Transfermarkt nach Ersatz suchten.

Was uns wiederum nicht gefiel, ist die Tatsache, dass bestimmte Evolutions an die Währungen UT- und FC-Coins gekopppelt sind. Da man FC-Coins auch mit Echtgeld kaufen kann, dürften „solvente“ Spielerinnen und Spieler hier einen weiteren Trumpf für ein stärkeres Team in der Tasche haben. Der ohnehin schon hohe Pay-To-Win-Charakter von Ultimate Team erhöht sich dadurch also noch einmal.

Eine weitere Neuerung betrifft das Miteinbeziehen der Spielerinnen. Ähnlich wie schon in „NHL 23“ habt ihr künftig also gemischte Teams. Im Test machte dies spielerisch GAR KEINEN Unterschied. Rein visuell wirkt es natürlich etwas seltsam, wenn es die eher schmächtig gebauten Frauen mit Hünen wie Virgil van Dijk aufnehmen.

Am Gameplay selbst ändert sich allerdings nichts. Ultimate Team bleibt somit ein Spielmodus, der dank überarbeitetem Chemiesystem und einer Vielzahl von Optionen und Versus-Wettbewerben ein Garant für unzählige Stunden „EA Sports FC“ ist. Wäre doch da nicht diese allzu offensichtlichen Mikrotransaktionen.

Hinzu kommen noch Clubs und Volta, für die es erstmals auch Crossplay gibt. Clubs ergänzt man künftig um ein neues Saison-System, während Volta sich nicht gravierend verändert hat und eher als Erweiterung des Clubs-Modus zu sehen ist. Die Modus-Auswahl runden schließlich Turnier- und Ligawettbewerbe sowie die Koop-Saisons ab. „EA Sports FC 24“ steht somit seinem Vorgänger in puncto Umfang und auch Lizenzen in nichts nach. Einen Story-Modus suchen wir im aktuellen Vorgänger aber weiter vergebens.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Hoher Wiedererkennungswert dank dickem Lizenzpaket
  • Deutlich verbesserte Animationen und dadurch frisches Spielgefühl
  • Launiger Angriffsfußball mit vielen Möglichkeiten zum Torerfolg
  • Gewaltiger Spielumfang
CONTRA
  • Karriere-Optionen stagnieren weiterhin
  • Offensive stark im Vorteil
  • Pay-To-Win-Faktor bleibt hoch
  • Etliche kleine und große Grafikfehler während des Tests

EA Sports FC 24 im Test: Auch ohne FIFA-Lizenz top?

„EA Sports FC 24“ ist ein schwieriger Fall. Denn der neue Name suggeriert einen Neuanfang. Das Spiel jedoch spiegelt diesen nur bedingt wider. Die wichtigste Neuerung ist zweifellos die erweiterte Animationstechnologie. „EA Sports FC“ sieht dadurch in Bewegung sehr viel lebendiger aus und fühlt sich vor allem auch anders an. Sowohl Spieler- als auch Ball-Kontrollen sind weitaus natürlicher.

Zugleich kommt es aber gerade dazu auch immer wieder zu kleineren Fehlern und ärgerlichen Momenten. Immerhin hat EA Sports die Sprintertypen im Vergleich zu Start von „FIFA 23“ spürbar entschärft. In puncto Spielmodi aber betreibt man eher Dienst nach Vorschrift.

Dezente Erweiterungen in den Karriere-Optionen stehen diesen zwar gut zu Gesicht, täuschen aber nicht über die Tatsache hinweg, dass der Fokus spürbar in anderen Bereichen gesetzt wurde. „EA Sports FC“ ist somit seinem Vorgänger insgesamt überlegen, aber nicht der von einigen erwartete große Schritt unter neuer Flagge.

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