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Assassin's Creed Mirage im Test: Zurück zu den Meuchelmörderwurzeln

Die Verborgenen schleichen im Action-Adventure "Assassin's Creed Mirage" wieder durch die Schatten, um ihre Zielpersonen auszuschalten. Wir haben in unserem Test Protagonist Basim auf der PS5 während seiner Mission in Bagdad begleitet.

play3 Review: Assassin’s Creed Mirage im Test: Zurück zu den Meuchelmörderwurzeln

8.5

"Assassin's Creed Mirage" ist ab dem 5. Oktober 2023 unter anderem für PlayStation 4 und PlayStation 5 verfügbar.

Seit der Veröffentlichung von „Assassin’s Creed Valhalla“ sind schon beinahe drei Jahre vergangen und seither wurde das Spiel mit kleineren wie größeren Updates immer weiter ausgebaut. Mit „Assassin’s Creed Mirage“ erwartet uns nun der nächste Ableger der beliebten Games-Franchise, welcher mit der Formel der drei Vorgänger bricht. Statt riesiger Spielwelt und RPG-Fokus geht es zurück zu den Action-Adventure-Wurzeln der älteren Serienteile.

Wie gut diese Rückbesinnung auf jene Tugenden, die die Reihe einst groß machten, gelungen ist, verraten wir euch in unserem Test der PlayStation 5-Version.

Nichts ist wahr, alles ist erlaubt

Die Geschichte von „Mirage“ spielt rund elf Jahre vor den Ereignissen in „Valhalla“, in dem Hauptcharakter Basim bereits ein Meisterassassine war. Nun erleben wir, wie er es von einem einfachen Straßendieb zu einem angesehenen Mitglied der Verborgenen gebracht hat. Mit der geheimnisvollen Bruderschaft kreuzt er als junger Mann den Weg und nach einem schicksalhaften Ereignis schließt er sich letztendlich der Organisation an.

Unter seiner Lehrmeisterin Roshan lernt unser Protagonist das Kredo seiner neuen Wahlfamilie kennen und zu verinnerlichen. Die Grundsätze der Organisation geben ihm Halt in einer Zeit, in der er von Albträumen geplagt wird. Außerdem helfen sie ihm dabei, seine Energie auf ein konkretes Ziel zu richten, denn er möchte seine Heimat zu einem besseren Ort machen. Er möchte nicht nur seinen Freunden, sondern allen Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Basim ist ein Idealist, der seinem „Klan“ alles gibt, was er hat. Er glaubt an die Lehren und Ziele der Bruderschaft, doch im Laufe seiner Reise in „Mirage“ werden sein Glauben und sein Vertrauen auf eine harte Probe gestellt. Es ist eine spannende Geschichte und Basim ein interessanter Hauptcharakter, der eine glaubhafte Entwicklung durchläuft. Da es sich hierbei um ein Prequel handelt, müsst ihr „Valhalla“ auch nicht zwingend gespielt haben, um der Story folgen zu können.

Wir arbeiten im Dunkel

Während seiner Ausbildung kehrt Basim schließlich nach Bagdad zurück, denn dort weitet der Orden der Ältesten, ein uralter Geheimbund, seine Macht aus. In der Rolle des Junior-Verborgenen müssen wir den Anführern der Gruppe auf die Spur kommen, ihre Identitäten enthüllen und sie letztendlich ausschalten. Im Gegensatz zu Eivor muss unser „Mirage“-Protagonist dabei, gerade in den ersten Spielstunden, möglichst unauffällig vorgehen.

Stealth rückt somit wieder stärker in den Fokus, also das leise und ungesehene Vorgehen während der Attentatsmissionen. Schleichen ist nicht nur wieder eine nützliche Option, sondern ein essentieller Bestandteil des Gameplays. Wenn ihr einen Ort auskundschaften müsst, gibt es in der Regel genug Möglichkeiten, um dies unauffällig zu tun. Ihr könnt euer Adlerauge einsetzen, um Gegner zu erspähen, und die Umgebung nutzen, um ihren Blicken zu entgehen.

Ihr könnt euch zum Beispiel im hohen Gras verstecken oder vorsichtig eine erhöhte Position erklimmen, um von dort aus euer Ziel zu erreichen. Ebenfalls nützlich sind die Werkzeuge, mit denen ihr Gegner ablenken, kurzzeitig ausknocken oder direkt erledigen könnt. Zu Basims Arsenal gehören bewährte Klassiker wie das Blasrohr und die Rauchbombe ebenso wie ein Neuzugang, genauer eine Falle, die nahestehende Gegner zuverlässig außer Gefecht setzt.

Apropos Gegner: Deren KI ist, wie schon in den letzten Ablegern der Spielereihe, nicht sonderlich helle. Probleme bekommt ihr eher wegen ihrer Anzahl, nicht ihrer Skills.

Ein paar Werkzeuge erhaltet ihr im Laufe der circa 20 Stunden langen Story automatisch, andere müsst ihr erst über den angenehm übersichtlichen Skilltree freischalten. Hierüber könnt ihr zudem mehr Fokusbalken für euer Ketten-Attentat erhalten, den Blick eures treuen Adlers schärfen oder eure Werkzeuge verbessern. Beim Ketten-Attentat handelt es sich um Basims Spezialfähigkeit, die es ihm erlaubt, in kürzester Zeit mehrere Gegner nacheinander auszuschalten.

Doch nicht nur einige Utensilien feiern ihr Comeback in „Assassin’s Creed Mirage“, sondern auch Tätigkeiten, mit denen ihr mehr über eure Zielpersonen oder eure Umgebung erfahrt. Basim kann Leute in der Umgebung belauschen, heimlich wichtige Notizen lesen oder Menschen bestechen, damit sie ihm helfen. So kann ein Musiker etwa ein Lied schmettern, um Wachen abzulenken oder ihr mischt euch unter eine Gruppe Gelehrter, um an Gegnern vorbeizukommen.

Natürlich kann Basim auch in die Offensive gehen, allerdings hält er nur wenige Treffer aus und ihm stehen zunächst kaum Werkzeuge zur Verfügung, um sich aus brenzligen Situationen befreien zu können. Des Weiteren findet ihr nach zu vielen Kämpfen mit der Stadtwache euer Gesicht schneller auf Steckbriefen wieder, als euch lieb ist, was mehr Gegner auf euch aufmerksam macht. Gegen Ende des Spiels hat Basim zwar durchaus genug Möglichkeiten zur Hand, um mit mehreren Feinden fertig zu werden, so mächtig wie etwa ein Ezio oder Edward ist er deshalb jedoch nicht.

Um dem Licht zu dienen

Unauffälliges Vorgehen ist somit in der Regel wieder die deutlich bessere Option, was gerade während der Attentatsmissionen zum Tragen kommt. Highlights sind hierbei ganz klar die sogenannten Blackbox-Missionen, also jene Aufträge, in denen Basim ein Mitglied der Ältesten erledigen muss. Während dieser Quests stehen Waffen und andere Hilfsmittel nur stark eingeschränkt zu Verfügung, weshalb ihr eure Umgebung genau studieren müsst, um das perfekte Attentat zu verüben.

Es macht großen Spaß, einen Ort genau auszukundschaften, mehrere Möglichkeiten zu entdecken, um der Zielperson nahe zu kommen und den zuvor ausgearbeiteten Plan am Ende erfolgreich in die Tat umzusetzen. Ganz so kreativ wie etwa in einem „Hitman 3“ dürfen wir uns dabei zwar nicht austoben, denn Agent 47 stehen noch viel mehr Möglichkeiten offen, doch wenn die Planungen am Ende Früchte trugen, fühlte sich dies während des Tests stets fantastisch an.

Hier orientiert sich „Assassin’s Creed Mirage“ klar an den älteren Teilen der Franchise wie der Ezio-Trilogie oder „Unity“ und „Syndicate“. Die Rückbesinnung auf das klassische Spielgefühl der Reihe, hinsichtlich des größeren Stealth-Fokus, der geradlinigeren Geschichte und konzentrierteren Spielwelt, dürfte vor allem langjährigen Fans gefallen, die mit den jüngeren RPG-Teilen womöglich nicht richtig warum geworden sind.

Und natürlich gibt es auch abseits der Hauptmissionen wieder allerlei Dinge zu tun. Wie schon in den Vorgängerspielen könnt ihr beispielsweise kleinere Aufträge annehmen, um so wichtige Ressourcen zu sammeln. Mal soll Basim eine unliebsame Zielperson ausschalten, mal soll etwas geklaut werden. Diese Quests sind zudem eine gute Gelegenheit, um besondere Münzen zu sammeln. Mit ihnen könnt ihr Leute bestechen oder die Preise bei Händlern senken.

Darüber hinaus warten in der Spielwelt auch allerlei kleine Geschichten, über die ihr zumeist eher zufällig stolpert. Mal möchte ein alter Mann, dass ihr ihm ein paar Notizen beschafft, mal möchte ein Junge einen Lehrmeister finden und mal soll Basim einem Geheimnis in einem verlassenen Dorf auf die Spur gehen, in dem es spuken soll. An die Qualität der Story-Missionen kommen all diese kleinen Aufträge zwar nicht heran, doch sie sind durchaus nette Abwechslungen.

Mit anderen Nebenbeschäftigungen, es gibt selbstverständlich wieder mehrere Sammelobjekt, alternative Waffen und Monturen zu entdecken sowie Trophäen freizuschalten, wächst die Spielzeit von „Assassin’s Creed Mirage“ bei einem 100%-Run auf gut 40 Stunden an. Dies ist vergleichbar mit älteren Spielen der Reihe, etwa den Teilen der Ezio-Trilogie. Obwohl „Mirage“ seinen Anfang als DLC nahm, ist dies ein vollwertiger Ableger der Franchise.

Ein Goldenes Zeitalter

Dass der Titel seinen Anfang als „Valhalla“-Erweiterung nahm, ist dem Spiel vor allem beim Parcours-System anzumerken. Während die Entwickler von Ubisoft Bordeaux erfolgreich viele beliebte wie bewährte Elemente der älteren Serienteile zurückgebracht haben, stammt das Movement klar aus den jüngsten RPG-Ablegern. Verglichen mit dem Parcours aus „Unity“ und „Syndicate“ ist das Movement in „Mirage“ deutlich simpler gehalten.

Auch wenn das Klettern gut funktioniert, etwa beim Flüchten über die Dächer oder dem Erklimmen von Aussichtspunkten, hätten wir uns hier eine Implementierung des älteren, etwas komplexeren Systems gewünscht.

Während unserer Zeit in Bagdad geriet dies jedoch immer mal wieder in den Hintergrund, denn die Stadt ist ein echtes Highlight: Sie wirkt sehr lebendig, mit zahlreichen NPCs, die durch die Straßen laufen, Soldaten, die patrouillieren und Händlern, die ihre Waren anpreisen. Mit einer großen Detailverliebtheit, die die Spielwelten der „AC“-Games seit ihren Anfangstagen auszeichnet, erweckten die Macher die mittelalterliche Metropole während ihrer Blütezeit, während ihres Goldenen Zeitalters (750 n. Chr. – 1258 n- Chr.), eindrucksvoll wieder zum Leben.

Während unseres Tests haben wir uns immer wieder ein bisschen Zeit genommen, um die Atmosphäre von Bagdad und der umliegenden Wildnis auf uns wirken zu lassen. Wenn die Sonne über der Stadt aufgeht, Sternschnuppen am Nachthimmel erspäht werden können oder in der Ferne ein Sandsturm bedrohlich über den heißen Wüstensand rollt, kommt eine ungemein dichte Stimmung auf. Bagdad und seine Umgebung sind der heimliche Star des Spiels.

Grafisch sieht „Assassin’s Creed Mirage“, wie ihr auf den Screenshots sehen könnt, ebenfalls sehr schick aus. Bagdad selbst ist toll gestaltet und auch Protagonist Basim besticht mit einem detaillierten Charaktermodell. Anhand der Gesichtsanimationen macht sich allerdings ab und an das Alter der Anvil-Engine bemerkbar, denn diese wirkten immer wieder etwas steif. Dafür lief das Spiel während des Tests, von Open-World-Krankheiten wie gelegentlichen Pop-ups und Texturnachladern zumeist sehr rund. Einzig zwei Abstürze sind uns sauer aufgestoßen.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Spannende Geschichte & Basim als interessanter Protagonist
  • Rückbesinnung auf alte Tugenden (Story, Stealth, Spielwelt)
  • Blackbox-Missionen sind richtige Highlights
  • Bagdad ist ein fantastisch gestalteter Schauplatz
  • Ordentlicher Umfang
CONTRA
  • Gegner-KI nicht sonderlich smart
  • Parcous-System zu anspruchslos
  • Kleine technische Probleme

Assassin’s Creed Mirage im Test: Zurück zu den Meuchelmörderwurzeln

Mit „Assassin’s Creed Mirage“ wollte das Team von Ubisoft Bordeaux einen Liebesbrief an die „klassischen“ Action-Adventure-Ableger der Franchise erschaffen und dieses Ziel ist ihnen geglückt. Verglichen mit „Odyssey“ oder „Valhalla“ fokussiert sich dieser Teil deutlich mehr auf die klassischen Tugenden der Reihe, etwa die stringentere Story, die übersichtlichere Spielwelt, die Anzahl der Nebenbeschäftigungen und Anpassungsoptionen. „Mirage“ weckte während des Tests bei mir immer wieder Erinnerungen an meine Abenteuer mit Ezio in Rom oder mit Arno in Paris.

Falls ihr nach den letzten sehr umfangreichen RPG-Ablegern der Serie wieder auf genau eine solche im positiven Sinne „reduziertere“ Spielerfahrung gewartet haben solltet, dürftet ihr mit „Mirage“ sehr glücklich werden. Bagdad ist ein fantastisch gestalteter, überaus atmosphärischer Schauplatz und Basim ist ein interessant geschriebener Hauptcharakter. Solltet ihr die RPG-Ausrichtung hingegen geliebt haben, könntet ihr mit „Mirage“ womöglich weniger glücklich werden, denn Rollenspielelemente sind zwar noch immer enthalten, allerdings in einer deutlich reduzierten Form.

„Mirage“ macht ehrlicherweise natürlich nichts neu oder beschreitet, wie ein „Origins“, neue Wege für die Reihe, doch das sollte dieses Spiel ohnehin nie tun. Es soll nicht das „AC“-Rad neu erfinden, sondern Mechaniken, Elemente und vor allem ein Feeling zurückbringen, das alteingesessene Fans seit Jahren an diesen Spielen lieben. Kurzum macht es also nichts Neues, doch das, was es tut, macht es dafür wirklich gut.

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Kommentare

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